Xavier Gonet und Julie Médeville ste3cken seit 2000 hinter dem Doppelnamen aus Bisseuil in der Grande Vallée de la Marne. Insgesamt bewirtschaften die beiden 12 ha mit 5 Premier Crus und 3 Grande Crus.

1. Tradition Premier Cru (Extra Brut)

70CH 25PN 5 PM, kein BSA, mit 6 g/l dosiert.

Fesch wie ein k.u.k-Leutnant in Ausgehuniform, wenn's drauf ankommt mit dem schneidigen Auftreten eines preußischen Ulanen. Sehr viel Zitrone. Gefiel mir nach vorangehend augiebiger Verkostung und ermattetem Gaumen strahlend gut. Ein ähnliches Erfolgsrezept hat übrigens der ebenfalls aus Ambonnay stammende Champagne H. Billiot mit seiner – mittlerweile soweit ich weiß weitestgehend von ihr selbst verantworteten – Cuvée Laetitia. Am Ambonnay-Chardonnay muss also was dran sein.

2. Blanc de Noirs Premier Cru (Extra Brut)

100PN, 30% altes Holz, kein BSA, mit 6 g/l dosiert.

Weicher, süßer, reifer war der Blanc de Noirs und damit die Paradedisziplin des sympathischen Erzeugers. Für mich hätte er etwas weniger Dosage oder mehr Flaschenreife haben dürfen. Eine Woche später zeigte sich diese strukturelle Schwäche im direkten Vergleich mit dem reinsortigen Meunier von Egly-Ouriet, der ein höheres Tempo und einfach mehr Dampf vorlegte.

3. La Grande Ruelle Ambonnay Grand Cru 2004 (Extra Brut)

100PN, 100% altes Holz kein BSA, mit 3 g/l dosiert.

Ein prickliger, an Orangina erinnernder Champagner voll kindlichen Übermuts auf der einen Seite und einer an reifen Dom Pérignon erinnernden Toast- und Pilzigkeit auf der anderen Seite. Gäbe es ein Sandwich mit Foie Gras, Trüffelsauce und englischer Orangenmarmelade, wäre dies der einzig passende Champagner dazu. Hat mich sehr berührt.

4. Coteaux Champenois Rouge d'Ambonnay

Den Vogel schoss aber, und das ist mehr als ungewöhnlich, der Rotwein von Gonet-Medeville ab. Eigentlich hätte ich mich ja schon drauf einstellen können, nachdem ich die roten Weine von Nicolas Rossignol (Volnay) und Gonet-Medeville geschätzt zu gleichen Teilen in den Händen der verschiedenen Winzer sah, die sich zwischendurch immer wieder mal einen Schluck Stillwein statt des obligatorischen Champagners genehmigten. Dass aber ein dermaßen starker Rotwein ins Glas käme, habe ich nicht vermutet. Veilchen, Tellycherry-Pfeffer, Kirsche, Aronia, viel Grip, null Luftton, samtig und weich, ein Mordsvergnügen, dieser Wein. Und das will einiges heißen, denn die stillen Roten der Champagne stehen selbst bei eingefleischten Champagne-Fans nicht im Ruf besonderen oder auch nur gehobenen Gaumenkitzels.