Mit nur knapp 11 ha in der Montagne de Reims, im Premier Cru Rilly und Villers-Allerand, ist Vilmart flächenmäßig kein großer Erzeuger. Grand Cru steht ihm nicht zur Verfügung. Qualitativ gehört er dennoch zur Spitze. Die grundweine für Reserve und Cellier lagern zehn Monate lang in Fassreihen auf der linken Seite des ebenerdigen Fasskellers, diese Fässer haben 5000 Liter Fassungsvermögen. Die gehobenen Weine des Portfolios werden in Burgunderfässern aus Meursault ausgebaut. Laurent Champs, Enkel des letzten männlichen Namensträgers, hat die Zügel von seinem Vater René, dem Sohn von Nicole Vilmart übernommen. Er konnte leider nicht selbst ausschenken, wir haben uns folgende Champagner trotzdem schmecken lassen:

 

I. Grande Reserve

Die Grande Reserve ist die Visitenkarte des Hauses. Sie besteht zu 70% aus Pinot-Noir und zu 30% aus Chardonnay, die Reifedauer beträgt drei Jahre. Im Glas sind Kraft und zurückhaltendes Holz versammelt, die kühle Zitrusfrische schlanker, junger Chardonnays gibt dem Champagner eine schöne Elastizität und weinigen Anspruch.

 

II. Grand Cellier

Feiner, frischer, zitronen-limettiger, komplexer und länger als die Grande Reserve ist der Grand Cellier, der ein Jahr länger reifen darf, was ihm merklich guttut. Das Mischungsverhältnis aus Chardonnay und Pinot Noir bleibt dabei dasselbe. Dieser jahrgangslose Vertreter ist eines der besten Besipiele dafür, was ein Könner aus "nur" Premier Cru klassifizierten Reben machen kann.

 

II.I Coeur de Cuvée 2001

Eigentlich war ich auf den 2002er Grand Cellier d'Or scharf, denn der Jahrgang gehört zusammen mit dem 2004er zu den Jahren mit der bisher schönsten, gleichförmigsten, harmonischsten und elegantesten Entwicklung auf der Flasche. Ich war vom 2002er Grand Cellier d'Or verzückt, erwartete aber im Grunde nicht ernsthaft, davon noch etwas bekommen zu können, wo doch sogar der 2003er schon ausverkauft ist und 2004 in den Startlöchern steht. Also nahm ich etwas unmutig mit dem 2001er Coeur de Cuvée Vorlieb. Die Coeur de Cuvée ist Champs' Spitzencuvée aus 80% Chardonnay und 20% Pinot Noir, muss man wissen; aber ich war bockig, dass es den Grand Cellier d'Or nicht gab. Zu Unrecht, wie sich zeigen sollte. Zwar nicht so balanciert und schwerelos, anspruchsvoll und unterhaltsam wie der 2002er Grand Cellier d'Or, aber ein beeindruckender Wein nichtsdestoweniger. Zu Beginn mit einer backenfüllenden, wie ein Ballon aufgehenden, griffigen, tanninigen Weinigkeit, aus der sich eine pfeilgrade Säure löst, die sturzbachartige Sialorrhoe verursacht und jeden Anflug eines trocknenden Eindrucks wegspült. Ein Füllhorn der positiven Attribute liesse sich jetzt hier ausschütten, aber um es kurz zu machen: ich war versöhnt.

 

IV. Cuvée Création 1999

Die Cuvée ist so etwas wie eine zweite Spitzencuvée des Hauses. In transparenter Flasche, mit einem der Kirchenfenster von René Champas als Etikettenmotiv, sieht sie auch sehr schön aus. Nach der Vorstellung, die Laurent Champs' Coeur de Cuvée gegeben hatte, schien mir diese zu 70% aus Chardonnay und 30% Pinot-Noir bestehende Cuvée als genau das, was die Zusammensetzung schon ankündigt: einen Schritt zurück in die weinige, von rundlichem Pinot geprägte, gediegene Gemütlichkeit einer erzbischöflichen Residenz. Man merkt, die Creation ist gegenüber der Coeur de Cuvée völlig anders strukturiert und spricht den hedonistischen Genussmenschen vielleicht sogar noch eher an, als die dynamische, katzenhafte Coeur de Cuvée.