Gleichsam als Neben-, nicht Abfallprodukt zu einer Probe der verschiedenen Dégorgements des vielbesprochenen Buhl-Sekts gab es eine Reihe anderer Sekte zu probieren, von denen ich einige gewürdigt wissen will.
Peter Weritz brachte mit einen
Sonneck Solitär Riesling Sekt Brut, der sehr kräftig, mit männlicher Herbe und sauber abgeduschtem Athletenkörper punkten konnte.
Ich habe den von mir hochgeschätzten
Erbeldinger Chardonnay Brut Nature,
mitgebracht, den ich bei einem Besuch auf dem Weingut für zwingend mitnehmenswert hielt und der sich in den letzten Monaten prächtig entwickelt hat. Leider gibt es diesen Sekt quasi nur für den Privatgebrach der Familie, aber wenn dieser kleine Beitrag helfen kann, die Nachfrage zu erhöhen und die Produktion eines Chardonnay Brut Nature dieser Güte zu verstetigen, dann hat sich meine Mühewaltung unbedingt gelohnt. Mit geradezu schieferiger Würze, merklichem Restzucker, der dem empfindlichen Chardonnay aber keine Narrenkappe aufsetzt und einer in der Runde mehrfach gehörten, vermuteten Beeinflussung von Holzaromen war das eine der Neubekanntschaften unter den Sekten, die mir in den letzten ein- bis eineinhalb Jahren am besten gefallen hat.
Die Rheingauer Sektwelt wäre eine andere, schwächere, ärmere, ohne die Sekte aus dem Hause Barth. Mark Barth brachte seinen
Barth Riesling Extra Brut,
mit, dessen fruchtige Nase und dezentfruchtiger Mund, vergnüglich, sauber, aber etwas kurz angebunden wirkten. Erst ein Glaswechsel holte mehr aus dem Sekt, weshalb ich dazu rate, ruhig ein paar verschiedene Schaumweingläser vorzuhalten, und zwar von beiden Sorten: bauchig und flötig. Mir gefiel der Riesling Extra Brut am besten aus dem Lehmann-Jamesse-Glas (dem kleinen, eigentlich für Champagner vorgesehenen), dessen bauchige Form erlaubte dem Riesling, sich optimal der über ihm im Glas liegenden Luftschicht mitzuteilen, was dem gelungenen Trinkvergnügen sehr förderlich ist.
Barth Ultra,
hat mit seiner bekannt komplexen Nase, deren sanfte Nussigkeit Erinnerungen an Bouzy-Pinot wachzurufen geeignet ist, schon seit Jahren meine Sympathie. Die anklingende Süße stört kaum.
Großes Staunen löste der Sekt vom
Weingut Balthasar Ress, "Von Unserm" Brut Nature,
aus. Das ist Rheingaurieslingcharakter in Sekt übersetzt – was leicht und fast selbstverständlich klingt, ist wegen der völlig anderen Methodik in Wahrheit schwer, vielfach wahrscheinlich sogar nur purer Zufall. Mit seiner gelungenen Trockenheit, Würze und konsequent langgliedrigen Ausstrahlung ist er ganz und gar unkatalektisch, aromatisch geschlossen und ein echtes Gourmetvergnügen.
Peter Weritz ließ noch einen
Rieslingsekt 2007
der 100% neues Barrique von innen gesehen und eine sehr hohe Restsüße von 8 g/l hatte, weshalb er ohne Dosage auskam (aber wohl nicht als Brut Nature firmieren darf). Aprikose, Pfirsich, sanfte Süffigkeit und eine trotz der Süße und des merklichen, aber nicht erdückenden Holzeinflusses ausgezeichnete Beweglichkeit am Gaumen zeichnen diesen Sekt aus.