Na gut, nicht alle Chabos werden wissen, wer der hier gemeinte BaBu ist. Noch nicht. Doch halt: Chabo? Die japanische Zwerghühnerrasse? Und BaBu? Um was geht es hier überhaupt? Nun, nicht um diese kleinen Gockel, so viel ist sicher. Aber auch nicht direkt um eine lebende Person. Eher um eine Art Keyser Söze. Die vom Manischen beeinflusste Kowelenzer Hejelsprache (Vorsicht: kaum, bzw. nur wenig Bezug zum Verfasser der Phänomenologie des Geistes, obwohl dieser zeitweilig sogar Chefredakteur der, aufgemerkt, Bamberger (!) Zeitung war) bringt uns jedenfalls vorerst nicht weiter. Manisch wiederum ist ein gutes Stichwort, wenn man sich die Auseinandersetzungen ansieht, die um Sekt und Champagner geführt werden. Nicht umsonst wird eine meiner nächsten – vor allem zu Veranschaulings- und Schulungszwecken veranstalteten, nicht-, bzw. nur teilöffentlichen – Proben unter dem Motto "Sekt trifft Champagner" stehen. Nicht: "Der beste deutsche Winzersekt steckt sowieso jeden Großhauschampagner mühelos in die Tasche". Oder: "Champagner ist nur teurer aber nicht besser als guter deutsche Winzersekt". Nein, "Sekt trifft Champagner" trifft es schon sehr gut und wir werden, das steht schon jetzt fest, mal wieder erstaunliche Erkenntnisse und Kommentierungen mitnehmen.
Einen Ex-Babo, der sich mit Auseinandersetzungen und kritischen Kommentierungen gut auskennt, juckt das alles ausnahmsweise nicht: Richter und Justizminister a.D. Heinz Georg Bamberger. Muss es auch nicht. Aber dessen Namensvetter-Weingut Karl-Kurt Bamberger und Sohn (Heiko) aus Meddersheim an der Nahe. Schließlich bildet das Wein- und Sektgut Bamberger den ersten Teil der titelgebenden, scilicet, Mundmische. Heiko und Ute Bambergers Sekt ist regelmäßigen Besuchern der Spitzengastronomie rund um Bad Kreuznach, nehmen wir z.B. mal das Bollants im Park als referenz herbei, schon seit Jahren bestens bekannt. Auch die kleine Gruppe der ernsten Bibelforscher Weinführerleser darf wissend abwinken. Alle anderen hören jetzt bitte ganz genau hin, bzw. her, resp. lesen aufmerksam, was folgt. Der trocken (!) dosierte Rosé-Sekt von Bamberger hat die schmeichelnd bezwingende und sämige Art einer perfekten Sauce Hollandaise. Butter und Cayennepfeffer, Limette, Erdbeere und Shiitake spiegeln sich im Sekt, der nicht auf völlig ausgelatschten Burgunderpfaden wandelt und in der Welt magersüchtiger Zerodosagen wie ein plus-size model wirkt, mit anderen Worten: in etwa so übergewichtig wie Myla Dalbesio oder Crystal Renn, so arrangiert wie Sophie Dahl für Boucheron und für mich bedeutet das am Ende: 750ml deutsche Sexyness, so absurd das in manchen Ohren klingen mag.
Der zweite Teil des heutigen Einakters ist gleichzeitig so etwas wie ein Sequel der mehrteiligen Sektsaga aus dem Hause Reichsrat von Buhl. Kellermeister Matthieu Kauffmann weiß, wie man Druck macht. Schließlich kommt er von Champagne Bollinger. Sein deutsches Erstlingswerk wurde ihm hier aus den Händen gerissen, dann war Sendepause bis April. Mit "frisch degoutiertem Flaschengärsekt" (so heißt es auf der Website) meldete sich Buhl jetzt zurück. In pink, ohne biologischen Säureabbau, dafür mit 9 g/l dosiert. Just am Tag nach der Deutschlandpremiere des von Kauffmann noch zu Bollingerzeiten verantworteten Grande Année Rosé 2005 habe ich mir seinen Rosé-Sekt näher angesehen. Und erlebte so etwas wie ein kleines déjà bu. Dafür verantwortlich war die gierig züngelnde Säure, die hemmungslos wirkende und doch so kontrolliert, geradezu deutsch agierende Kirsche in all ihren Ausprägungen und ein verblüffender Anflug von Torrefaction, zu deutsch: Röstaroma. Was sich wie Schlangenbeschwörung anhört, läuft technisch innerhalb von 15 Monaten ab und ist nichts anderes, als der Zerfallsprozess von Hefen. Deren Selbstzersetzung bringt eine Aromenkomplexität, die wie extrem zurückhaltender Holzeinsatz schmecken kann. Eine gelungene Katastase.
Die Eskalation ist bei Buhl noch längst nicht zu Ende, wie Torpedos eines Uboots auf Feindfahrt liegen dort noch weitere Cuvées und warten auf ihren unweigerlichen Abschuss. Wie der nächste Schritt bei Bamberger aussieht, weiß ich zufällig auch schon. Dort wird man sich im Januar 2016 an einen Nulldosagesekt machen, an dem mitzuwirken ich die Ehre und das Vergnügen habe, weshalb ich schon jetzt drauf hinweise.
Fazit: Wem an Mutti (also an seiner eigenen) gelegen ist, sollte zum Muttertag ernsthaft mal darüber nachdenken, Sekt aufzumachen. Dann weiß auch sie, wer der BaBu ist.