Bei kaum einem anderen Avantgardewinzer lagen bei mir Skepsis und Begeisterung so dicht nebeneinander, wie bei Lecalpart, nur bei Horiot hatte ich anfangs ähnlich gemischte Gefühle. Die letzten Jahre zeigen, dass es mehr Grund zur Begeisterung als zur Skepsis gibt, auch wenn bis heute nicht erwiesen ist, wie die Champagner von Leclapart reifen.
1. Artiste 2008
Seit drei, vier Jahren beobachte ich den Artiste intensiver und der 2008er ist für mich nicht nur der beste Artiste, sondern einer der besten Leclapart-Champagner überhaupt. Alle Stärken vergangener Jahre finden sich hier vereint und von der Uneinheitlichkeit und dem Wankelmut vergangener Versionen ist nichts mehr zu spüren. Der 2008er Artiste ist der entschiedenste, wallendste, auch der mit dem Ausdruck vollendetster Reife, ein Champagner, bei dem jeder Ton richtig getroffen wurde.
2. Apôtre 2007
Der 2007er Apotre ist wieder ganz anders als 2004, 2005, und 2006. Die Größe, die mich beim 2008er Artiste überrascht und begeistert hat, ist für den Apotre 07 so etwas wie eine Selbstverständlichkeit. Majestätisch, als würde er huldvoll grüßen, schaut er aus dem Glas raus und wirkt im Gegensatz zu den metaphsysisch angehauchten Vorgängern machtbewusst und weltlich.
3. Alchimiste 2008
Nachdem ich den 2006er Alchimiste in einer ähnlichen Gewichtsklasse wie den Terres Rouges von Jacquesson gesehen habe und statt Thai-Kickboxing plötzlich Sumoringen vorfand, ist der 2008er Alchimiste wieder ein Rosé, der dichter dran ist am Stein der Weisen. Mehr Schnittigkeit, Rasse und der für Alchimisten wohl unvermeidliche schweflige Laboratoriumsgeruch.