LVMH hat in den letzten Tagen eine ganze Reihe neuer Verpackungen – nicht: neuer Champagner – vorgestellt. Nachdem Veuve Clicquot sich 1877 mit dem berühmten yellow label dem auffälligen Design verschrieben hat, ist das Haus als Designturbo abonniert. Die ursprünglich taillierte Flasche für die Grande Dame gehört zu den bemerkenswertesten Champagnerflaschen-Entwürfen nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde aber bald eingestellt. Seit der Vermarktung der 90er Grande Dame haben wir wieder eine nicht endenwollende Serie von Künstlerdesigns für aufregende, mal verspielte und teilweise völlig unnötige Verpackungs- und Merchandiseartikel gesehen. Auffällige Kühler (wie das futuristische Spherebed von Karim Rashid), Geschirr (sehr funktional, da temperatursteuerbar, von Young San Eun), Blütenprints (Sakura/Kirschblüten von Atelier LZC für den Rosé), japanische Papierverpackungen (Irodori-Box von Eriko Horiki für die 98er Grande Dame), Kühlboxen (mit Jason Bruges die Riva Cruise Collection, mit Porsche Design der flotte Kühlwürfel), ja ganze Sitzgelegenheiten (Loveseat von Karim Rashid) und befüllte Kühlschränke (Vertical Limit zusammen mit Porsche Design) hat Veuve Clicquot von zeitgenössischen Künstlern und Designern herstellen lassen. Die Liste der Kooperationspartner liest sich für Kunstfreunde so eingängig, wie sich der passende Champagner dazu schlürft: Andre Putman, Arthus Bertrand, Pablo Reinoso, Pucci, Christophe Pillet und Tom Dixon gehören dazu, eine eigene Workshopreihe der Domus Academy bringt als Future Concept Lab frischen Designwind auf Abruf. Passend zum Frühling startet Veuve Clicquot mit dem Yellow Basket in die Saison. Der Mini-Picknickkorb hat alles, was man für ein Picknick braucht, nämlich eine Buddel Champagner und zwei Gläser. Häuslicher wirkt dagegen der Fridge – ein Icejacket im Retrokühlschranklook. Der Ice Cube wird ebenfalls wieder aufgelegt.
Bei Dom Pérignon nimmt sich alles etwas langsamer, weniger flippig und gediegener aus. Der Australier Marc Newson ist nun zum vierten Mal zuständig für eine belebende Neuinterpretation des klassischen Dom-Designs. Er hat sich, ganz nach Art der reiselustigen Australier, für eine globetrotterige Black Box entschieden und dem Dom ein quietschgrünes Label verpasst. Auch beim Dom Rosé tut sich was. Kam der 98er Geschenkkoffer noch mit Gläsern von Sylvie Fleury wird der 2000er im signierten Köfferchen von Zoé Cassavetes verkauft werden. Die beiden mitgelieferten Gläser teilen sich den stilisierten Wappenschild. Der normale 2000er Dom wird ausserdem in einer limitierten, von Andy Warhol inspirierten Version ausgeliefert. Für die oenothèque hat Spiegelau Gläser bereitgestellt, die in der aufwendigen schwarzen Einzelflaschen-Holzkiste mitgeliefert werden.
Nun will auch Mumm nicht zurückstehen und bietet nach der Überarbeitung des Flaschenerscheinungsbilds einen neuen Cordon-Rouge Kühler an, der von Patrick Jouin gestaltet wurde. Ist der Kühler da, fehlen noch die Gläser, sind die Gläser da, fehlt noch der ganze andere Accessoirezirkus, mit dem zum Beispiel Schwester Perrier-Jouet gutes Geld verdient – es dürfte also nicht mehr lange dauern, bis wir auch von Mumm neue Ware rund um den Champagner angeboten bekommen. Notiz am Rande: Dominique Demarville, der als junger und dynamischer Kellermeister Mumm aus dem Abgrund gezogen hat, ist als Nachfolger von Jacques Peters mittlerweile chef de caves bei Veuve Clicquot. So schliesst sich der Kreis.
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