Das Institut Français Deutschland organisiert in diesem Herbst in enger Zusammenarbeit mit Sopexa und Ubifrance eine Reihe von Veranstaltungen rund um den Wein: http://www.institut-francais.fr/Kultur-des-Weins,8345.html?lang=de.
Eine davon habe ich mit einer kleinen Champagnerauswahl begleitet. Grund dafür ist nicht so sehr meine Verpflichtung, als Champagnerbotschafter gleichsam von Amts wegen dafür zu sorgen, dass Champagner in aller Munde ist; mich hat das Konzept der Veranstaltung begeistert. Denn das Institut Francais, in Essen durch den rührigen und mit höchst professioneller, unaufdringlicher Zuverlässigkeit arbeitenden Michel Vincent vertreten, hat mit Hilfe des Champagneinformationsbüros (CIVC, bzw. Comité Champagne) und der Französischen Botschaft für starke Exponenten gesorgt.
Zum einen gab es die Eröffnung der Fotoausstellung "Voyage dans les vignobles de France et d’Allemagne" mit Bildern von Guy Delahaye zu begießen. Guy Delahaye ist mit über 350 Ausstellungen und zahlreichen eigenen Publikationen der europäische Fotograf schlechthin für Theater und Tanz. Den Ruhrgebietlern und Wuppertalern ist er vor allem als Haus- und Hoffotograf von Pina Bausch bekannt (sein Bildband "Pina Bausch" erschien in Deutschland in der Edition Braus), aber auch Carolyn Carlson, Patrice Chéreau und viele andere hat er eindrucksvoll abgelichtet. Die Frage, wie dieser große Fotokünstler mit Weinlandschaftsaufnahmen umgehen würde, hatte mich sehr neugierig gemacht. Ob und wie er die Herausforderung gemeistert hat, lässt sich derzeit im Centre Culturel Franco-Allemand, Brigittastr. 34, 45130 Essen, ermitteln.
Darüber hinaus gab es von Prof. Gérard Liger-Belair einen amüsanten und lehrreichen Vortrag über die Önophysik des Champagners, speziell des Champagnerprickelns. Ich habe noch nie eine so gute Auseinandersetzung mit den nur prima vista trockenen, nüchternen Grundlagen dieses so spritzigen und lebhaften Weins gehört und kann auch sein auf deutsch erschienenes Buch "Entkorkt!" sehr empfehlen. Gérard Liger-Belair ist promovierter Chemiker und lehrt an der Université de Reims Champagne-Ardenne, seine Cousins betreiben die Domaine Liger-Belair in Burgund. Mit Vorurteilen zu Bläschengröße, Aufsteigeverhalten und Moussierpunkt räumte der Mann der Wissenschaft gnadenlos auf, großartig waren auch seine Hochgeschwindigkeitsaufnahmen, die Champagnerbläschen von der Geburt bis zum Zerplatzen an der Oberfläche zeigten.
Den Schließer machte dann ich mit Champagnern, die ich zusammen mit einigen regionalen Käsespezialitäten von meiner letzten Tour ins Marnetal mitgebracht hatte.
1. Alain Bailly, Brut Rosé
Mit der richtigen Temperatur serviert, weist dieser mildherbe, charmant rotfruchtige Champagner nicht nur Anfängern den richtigen Weg zum Champagnergenuss. Die Nase freut sich über brotige, leicht malzige Noten und das feine Konfitürenaroma, der Mund bewillkommnet dezente Säure, füllige, aber nicht schwere Beerenaromatik eines Champagners, der vor allem zum Brin d'Affinois gut passt.
2. R.C. Lemaire, Cuvée Trianon en Magnum
Zackiger, flotter und rassiger war der Champagner von Lemaire, den ich ausschließlich in Magnums kaufe, denn er hat bemerkenswertes Reifepotential. Seine momentan noch etwas herrschsüchtige Säure duldet ohne großes Gezänk limettige Aromen und erste sich entwickelnde Fruchtspitzen, die sich vor allem mit Ziegenkäse sehr apart verhalten.
3. Xavier Leconte, Brut Réserve en Magnum
Der Champagner mit den reifsten, rundesten, am stärksten vom Holzfassausbau kündenden Aromen. Zugleich der Champagner mit der größten Tiefe, wenngleich ihm nach der steilen Säurevorlage vom Trianon eine gewisse refraktärzeit zuzubilligen war, bevor er die Geschmacksnerven für sich einnehmen konnte. Der beste Partner zum Langres.
Dank gebührt dem Glaslieferanten Schott-Zwiesel, dessen Champagnergläser aus der Pure-Serie optimal für die von mir ausgewählten Champagner waren und selbst dem strengen Urteil des Ästhetikers Delahaye standhielten, der mich ganz entzückt nach dem Hersteller dieser schönen Gläser fragte.