Wer zu den Festtagen partout keinen Champagner servieren kann, will oder sich, horribile dictu, daran sattgetrunken hat, öffnet einfach einen anderen Schäumer. Möglichkeiten gibt es viele, hier sind fünf teilweise etwas ausgefallene Vorschläge:
1. Weingut Im Zwölberich Pinot Noir Brut 2003
Spätburgunder-Rotsekt, Barriqueausbau. Sehr dunkel, optisch in der Nähe von sparkling Shiraz. In der Nase deutlich burgundische Noten und im Mund hat er was von gut gelungenem Frühburgunder, bei dem das Prickeln zunächst irritiert. Noch bevor ich mich dran gewöhnt hatte, war ich von dem Sekt schon satt. Vielesser können sich sowas gern im Sommer zur BBQ-/Cajun-Küche öffnen.
2. Mizubasho Pure Sparkling Sake
Den Hinweis auf diesen Schäumer verdanke ich Tim Raue, der den Mizubasho Pure auf seiner umfangreichen Sake-Karte gelistet hat. Nach Champagner-Alternativen gefragt, fiel dem überzeugten Krugisten zunächst sympathischer Weise nichts ein – warum auch, wenn man mit den Erzeugnissen von Krug zufrieden ist. Dann langte er aber doch noch in die Kellertheke und fischte eine Flasche von diesem Stöffchen hervor. Nicht als Alternative von Champagner im Sinne eines Festgetränks, sondern in einem Teilbereich der Speisenbegleitung sollte der Mizubasho verstanden und getrunken werden. Denn wer traditionellen warmen Sake nicht leiden kann, Pils zum Sashimi nicht schätzt, vom knochentrockenen Riesling bis zum feinherben oder süßen Gewürztraminer und leichten Burgunder schon alle Weinkombinationen durch hat, der greift künftig auf das einzig standesgemäße Begleitgetränk zum rohen Fisch zurück: sparkling Sake vom Nischenmarktführer. Üppige, sehr kräftige Birnennase, fruchtig-bonbonige Töne von kalter Gärung, die man einem auf Reis basierenden Getränk gar nicht zutraut. Im Mund außergewöhnlich fordernd, mit einer alkoholischen Präsenz von Grappalikör, dabei immer eine süßliche Soju-Note forcierend. Für den Sologenuss nicht geeignet, jedenfalls nicht am europäischen Gaumen.
3. Laetitia Brut Coquard Arroyo Valley 2005
Im Großhausstil gefertigter Kalifornier, der hauptsächlich aus Pinot besteht und dessen Saft mit der namengebenden Holzpresse gewonnen wurde. Minimal holzräucherig, kein Schwächling, auch nicht schwabbelig, aber mit merklicher Dosage. Geht als Champagner durch, ohne dass man ihn einem bestimmten Haus zuordnen könnte.
4. Family Estate Cuvée No. 1 Blanc de Blancs
Neuseeland. Marlborough, Blenheim. Daniel Lebrun aus der Champagne tummelt sich im Keller und bringt ein Getränk in die Flasche, das auf hohem Champagnerwinzerniveau mitspielt. Kostet in Deutschland locker 35 EUR, ist also nichts für Champagneralternativensparfüchse. Dürfte aber für bei denen für verblüffte Gesichter sorgen, die der Neuen Welt richtig guten Schaumwein nicht zutrauen.
5. Astoria Prosecco Valdobbiadene DOCG Cuvée Tenuta Val de Brun Extra Dry 2010
Blumig, birnig, süß, dabei nicht unsauber oder pampig, auch ist die Süße für den Dosagegrad nicht übertrieben oder pampig, selbst eine Ahnung von milder Säure ist noch vorhanden, der Prosecco ist insgesamt rund, wenn man ihn sehr kalt trinkt sicher auch erfrischend und erfüllt alles, was man von Prosecco erwarten darf. Für Prosecco-Fans eine echte Empfehlung. Ich bin leider kein Prosecco-Fan. Deshalb trinke ich den vielleicht in vierzig Jahren nochmal, wenn Süße und Birne sich weiterentwickelt haben. Möglicherweise habe ich dann nochmal ein Erlebnis, wie mit dem Mittsechziger Carpene Malvolti, der für mich aus demselben Grund in der Form seines Flaschenlebens war.