In den South Downs, West Sussex, macht Samantha Linter Schaumwein für das seit vierzig Jahren familiengeführte Bolney Estate. Das Gut ist recht bekannt für seine Stillweine, von denen ich zunächst Lychgate Red 2011 aus 95% Rondo und 5% Dornfelder probiert habe. Nachdem die Vorbehalte überwunden und der Wein sich als eine Art Ursprung von Schneider gepaart mit Pesquera light erwiesen hat, habe ich mir auch den Bolney Cuvée Noir 2010 zu Gemüte geführt. Das ist, obacht, ein Sparkling Red, also ein Rotsekt. Ziemlicher Pornfelder, der nur sehr kalt geht, dann aber anderen Kameraden dieses Typs wie dem Vixen Sparkling Shiraz u.ä. kaum nachsteht. Die weiteren Schäumer waren:  

1. Blanc de Blancs 2009

100CH, mit 9,5 g/l dosiert, BSA wurde durchlaufen

Der Blanc de Blancs war mir gleich schon zu süß und wenn nicht am Ende ein frecher Säureaufmucker gekommen wäre, hätte ich ihm den schlimmsten Vorwurf gemacht, den man, in Abwandlung von M. Reich-Ranicki, einem Schaumwein machen kann: langweilig, langweilig, langweilig. Aber ist er ja eben nicht, denn er kriegt gerade noch die Kurve. Nur sei auf der Hut, Samatha, nicht dass es beim nächsten Mal schiefgeht. 

2. Rosé

Früher Seyval Blanc und Merlot, heute Pinot Noir? Ganz sicher bin ich mir mit den Rebsorteninformationen nicht und in meinen handschriftlichen Notizen konnte ich keine finale Erklärung dazu finden. Lassen wir die Rebsortenfrage deshalb vorerst offen und den Gaumen richten. Der hatte nur nicht viel zu richten, denn das vor zwei Wochen erst stattgehabte Dégorgement war der Wein noch viel zu unruhig und muss sich für eine zuverlässigere Beurteilung erst setzen. Viel Rasanz vermute ich aber auch für die Zeit nachdem sich der Dosageliqueur eingegliedert hat, nicht, dafür schien mir an allen Ecken und Enden die markante Säure der Seyval Blanc zu fehlen.

3. Bubbly NV

Chardonnay, Müller-Thurgau, Reichensteiner, mit 11 g/l dosiert

Der kam mir seltsam vor. Von wegen Apfel, Brioche, Zitrus, Lindenblüte und was man sonst gern im Schäumer vernehmen will. Nichts davon wollte sich mir wirklich entgegenrecken und offenbaren, stattdessen eine für mich zu pappige Süße und eingestaubte Trockenblumen. Denn süsslichen Müller-Sekt stelltee ich mir schon theoretisch nicht sehr positiv vor und die hier vollführte Praxis überzeugte ebenfalls nicht.

Von allen probierten Engländern ist das der Produzent mit dem deutschesten oder jedenfalls konsequentesten an nördlich-problematischen Klimaverhältnissen ausgerichteten Rebsortenspiegel. Das ist nicht ausschließlich vorteilhaft, vor allem beim Geschmack.