Unter dem Namen Fine Signatures haben sich einige Familienbetriebe aus dem Marnetal zusammengetan, um ihre Exportaktivitäten zu bündeln. Bislang haben die einzelnen Betriebe schlecht und recht vor Ort vermarktet. Deshalb sind die wenigsten von ihnen dem deutschen Publikum bekannt. Champagne Déhu aus dem innerhalb der Champagne zugegeben etwas entlegenen Fossoy zum Beispiel. Bei Champagne Dehu tut sich einiges. Regelmäßige Champagnefahrer kennen den Erzeuger vielleicht aus dem Lädchen C-Comme, wo er oft auf der Karte steht und wo ich die ordentlichen Champagner von Benoit Dehu schon paarmal getrunken habe, ohne mir große Gedanken darüber zu machen. Das hat sich geändert. Ganz bewusst habe ich die gamme von Déhu geschlossen auf der ProWein probiert. Dort erfuhr ich unter anderen, dass der Betrieb sich gerade von Ecocert zertifizieren lässt und sich im ersten Jahr der Konversion befindet. Künftig will Benoit außerdem verstärkt mit Eichenfässern arbeiten. Was die betrifft, ist er in einer glücklichen Lage: zum Weingut gehört ein Wäldchen, aus dem er zehn 100 bis 150 Jahre alte Eichen schlagen lassen konnte, deren Holz die nächsten Jahre trocknet und von Denis Saint Arroman von der Tonnelerie de Champagne zu Fässern mit einem Fassungsvermögen zwischen 228 und 300 l verarbeitet wird. Ein anderer Schwerpunkt wird sich bei der Konzentration auf die Meuniertraube ergeben, ein folgerichtiger Schritt, dessen Resultat ich gern erwarte. Sehr gut: Das Dégorgierdatum wird stets angegeben, ein QR-Code auf dem Rückenetikett führt zur Website des Erzeugers.
1. Brut Tradition NV
75PM 15CH 10PN, kalte Mostvorklärung, im Stahltank temperaturkontrolliert vergoren, BSA, drei Jahre Hefelager, mit 9,5 g/l dosiert.
Leichter, einfacher Champagner mit überwiegend exotischer Frucht und einem leichten Nussanklang, ohne störenden Brotton, der manche meunierdominierten Champagner mangels Gegengewicht runterzieht.
2. Extra Brut Tradition
75PM 15CH 10PN, kalte Mostvorklärung, im Stahltank temperaturkontrolliert vergoren, BSA, drei Jahre Hefelager, mit 4,5 g/l dosiert.
Erwartungsgemäß dichter, in der Nase nicht so offen und mit einem kargeren Naturell, dafür druckvoller und präsenter am Gaumen.
3. Grande Réserve
71PM 24CH 5PN, kalte Mostvorklärung, im Stahltank temperaturkontrolliert vergoren, BSA, fünf Jahre Hefelager, mit 9,5 g/l dosiert.
Komplexer als der Brut Tradition, mit dem Gewicht und dem Druck des Extra Brut, ein gut vorbereiteter und klarer Schritt nach oben, der das Portfolio stimmig wirken lässt.
4. Rosé Prestige
82PM 18CH 17% Rotweinzugabe (PM > PN), kalte Mostvorklärung, im Stahltank temperaturkontrolliert vergoren, BSA, drei Jahre Hefelager, mit 9,5 g/l dosiert.
Der Rosé ist etwas simpel und für mich zu ausdruckslos, ich halte ihm zugute, dass er keinen Sahnebonbongeschmack am Gaumen zurücklässt, sondern eine fruchtige Säure, die sich etwas ungeeint zeigt, wie rote Johannisbeeren auf einem deutlich süßeren Erdbeersorbet.
5. Millésime 2000
68PM 17CH 15PN, kalte Mostvorklärung, im Stahltank temperaturkontrolliert vergoren, BSA, zehn Jahre Hefelager, mit 9,5 g/l dosiert.
Das ist der Grund meiner Begeisterung. Plötzlich öffnet sich das Tor in eine andere Welt, vom beschaulichen Winzerchampagner in die Welt der großen Cuvées – und das aus einem solchen Mickerjahr. Röstig und toastig, Honig, sehr viel bequeme Weite, ein großzügiger, weltmännischer Champagner, wie ich ihn bei Deutz, Henriot, Philipponnat oder Charles Heidsieck erwartet hätte. Auf die anderen Jahrgänge von Déhu werde ich fortan ein Auge haben, das ist gewiss.
6. Cuvée Léon Lhermitte
66PM 24CH 10PN, 2004er Basis; kalte Mostvorklärung, im Stahltank temperaturkontrolliert vergoren, BSA, sechs Jahre Hefelager, mit 9,5 g/l dosiert.
Straffer, jünger, griffiger als der überraschende 2000er. Wenn er in drei bis fünf Jahren sein ganzes Reifepotential genutzt hat, wird er sicher noch beeindruckender, komplexer und vielstimmiger sein, als der 2000er.
7. Blanc de Blancs
2009er Basis, kalte Mostvorklärung, im Stahltank temperaturkontrolliert vergoren, BSA, drei Jahre Hefelager, mit 9,5 g/l dosiert.
Exotisch und vegetabil, ein Spektrum von Maracuja über Waldmeister bis zum grünen Spargel. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man diesen Champagner unbedingt benötigt, oder ob die Chardonnays nicht doch besser in den bisherigen Cuvées aufgehoben gewesen wären. Immerhin schmeckt er nicht schlecht, für das Marnetal darf er sogar als gelungen gelten, im Vergleich mit den Klassikern der Côte des Blancs wird er es aber schwer haben. Andererseits: von dort gibt es genügend mittelmäßige Chardonnays, die wenig bis überhaupt keine Freude bereiten, warum dann nicht einen Exoten wie diesen hier aufziehen?