"Ressourcen schonen!" tönt es allenthalben und nicht zuletzt der Weinbau ist unmittelbar angesprochen. Natürlich kann sich der König der Weine dieser Forderung nicht entziehen. Denn Champagner – das bedeutet nicht nur Luxus, Lifestyle und nach mir die Sintflut. Das Gegenteil ist der Fall, die Champagnerwinzer, egal ob groß oder klein, haben vielfach schon vor Jahren den ökologischen Weck-, bzw. Hilferuf gehört. Eine stattliche Anzahl kleiner Erzeuger hat sich der Association Interprofessionnelle des Vins de l’Agriculture Biologique de Champagne angeschlossen (AIVABC), von der Biochampagner-Verkostung hatte ich erst jüngst berichtet.
Stellt sich die Frage, was eigentlich die großen Häuser in Sachen Nachhaltigkeit so machen. Klar ist, dass bei denen die Umstellung von Produktionsprozessen etwas länger dauert. Umso erfreulicher ist es, wenn die ersten Resultate sichtbar werden.
Ein wichtiger Ansatzpunkt, über den sich die Champenois sehr viele nutzbringende Gedanken gemacht haben, ist das Gewicht der Champagnerflasche. Champagnerflaschen sind produktionstechnisch bedingt besonders dickwandig und schwer, immerhin müssen sie einem beträchtlichen Druck von an die 6 bar standhalten. Das ist doppelt so viel, wie ein gewöhnlicher Autoreifen im Normalfall an Druck hat und schon bei dem wünscht man sich nicht, dass der einem um die Ohren fliegt. Nach mehr als zehn Jahren intensiver Forschung und Erprobung hat der Champagnerdachverband Comité Champagne am 16. März 2010 eine neue Standardflaschenform vorgestellt. Diese neue Flasche hält demselben Druck stand, wiegt aber deutlich weniger und führt bei der Herstellung zu einem drastisch verringerten CO2-Ausstoss.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich die Weinbergsarbeit. Gerade die großen Häuser und Kooperativen, die viele hundert Hektar bewirtschaften, können mit der Umstellung auf nachhaltiges Weinbergsmanagement die Umweltbelastung deutlich senken.
Schließlich kommt noch ein immer wichtiger werdender Aspekt hinzu, der Wasserverbrauch. Kaum ein landwirtschaftlicher Betrieb ist heute in der Lage, eine tragfähige Wasserbilanz aufzustellen. Das Ergebnis in Zahlen wäre wahrscheinlich bei den allerwenigsten Betrieben erfreulich. Allzu sehr gilt Frischwasser immer noch als praktisch unbegrenzt verfügbares Allgemeingut, über dessen Herkunft und über dessen Rolle im landwirtschaftlichen Produktionsprozess sich Gedanken zu machen nicht lohnt.
Über diesen und einigen anderen Aspekten umweltfreundlicher Champagnerproduktion hat man die letzten Jahre bei Vranken-Pommery-Monopole, einem der größten Champagnerhäuser gegrübelt. Das Haus hat sich im Laufe dieser Überlegungen ein betriebliches Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 zertifizieren lassen.
Der Pommery POP Earth kommt ohne die von Champagnerproduzenten gern verwendete, lackierte Papp-Geschenkschachtel in den Handel. Die Flasche, bei deren Herstellung geringere Energiekosten als früher anfallen, ist eines von den neuen, leichten Modellen. Volle 24 Paletten statt bisher nur 22 passen jetzt auf die Ladefläche eines LKW, ein nicht unerheblicher Logistikvorteil. Die Verwendung des neuen Formats dürfte für Pommery zudem eine beträchtliche CO2-Reduktion mit sich bringen. Die Trauben für den pinotdominierten Champagner stammen aus nachhaltiger Bewirtschaftung und tragen zur günstigen Wasserbilanz bei: statt 1,67 Liter werden jetzt nur noch 0,5 Liter Wasser pro Flasche benötigt. Die Etiketten stammen aus dem Papierrecycling und sind ohne wasserunlösliche Stoffe bedruckt, bzw. auf die Flaschen geklebt. Insoweit ein begrüßenswertes Projekt, dessen Ausdehnung auf andere Produktlinien des Erzeugers nicht völlig unrealistisch erscheint. Herausgekommen ist ein Champagner, den ich unlängst zu verkosten hatte.
Die Herkunft aus der jungen und flippigen POP-Linie von Pommery zeigt, dass der Champagner nicht auf die gesetzte, klassische Jahrgangs- und Grand-Cru Champagnerkundschaft abzielt. Die LOHAS sollen es offensichtlich sein, ein Ansatz, gegen den man nichts einwenden kann. Ich denke auch, dass der Champagner genau dort richtig platziert ist. Optisch steht beim Etikett das POP noch vor dem Pommery im Vordergrund, das Etikett selbst fasst sich durch seine rauhe Oberfläche gar nicht schlecht an. Flink geöffnet und eingegossen, zeigt sich der Champagner in der Nase sehr freigebig, mit einer Wagenladung (Bio-)Melonen und Ananas, munteren, kleinen roten Früchten und einladender Süße. Im Mund bestätigt sich der Eindruck sorgloser Frische, mich erinnert der Champagner an einen gut gekühlten Fruchtjoghurt, sommers im Garten gelöffelt. Was dabei untergeht, ist die vom Chardonnay beizusteuernde Säure, wobei ich vermute, dass die typische POP-Kundschaft darauf gut verzichten kann. Was ihm außerdem fehlt, ist Länge, aber die kann man ja durch häufiges nachschenken ersetzen.