Nach dem Sozialgerichtstermin in Mannheim geht man aus dem unscheinbaren, schmalbrüstigen Haus zwischen Fussgängerzone und Fressgass hinaus und fragt sich, wo es mittags mehr gibt, als die allgegenwärtigen Industriebäckereisnacks. In Mannheim ist der erste Gedanke natürlich Amador. Aber mittags? Eher nicht. Also auf zum nahegelegenen Sterneitaliener „da Gianni“, der in der Küche gar kein Italiener ist, denn bis vor ziemlich exakt zwei Jahren stand dort Harald Wohlfahrts Vorgänger in der Traube, Wolfgang Staudenmaier und seither ist es sein damaliger Souschef Thorsten Wittmann.

Die Weinkarte ist nicht riesig, aber die Namen darin sind es sehr wohl, die Preise wiederum sind es nicht. An glasweisem Sprudel gibt es nur eine kleine Auswahl, den Roederer für 14,50 €/Glas oder den Ferrari Perlé 2006 aus der Magnum, sboccatura 2013, für 12,00 €; also her damit, flott serviert vom charmant wie polyglott parlierenden Gastgeber und Gründersohn Paolo Julita.

Dann die Entscheidung für’s Menu, vier oder fünf Gänge für 84 oder 95 EUR. Für mich einfach, denn auf das Dessert verzichte ich im Zweifel.

Nach einem mittelmäßig beeindruckenden Amuse kommt die sehr schaumige Karottenschaumsuppe und ist mit ca. sechs vollen Löffeln weggelöffelt. Weiter also. Thunfischcarpaccio. Kühl und fad war das, das gleich in zwei Klecksen auf den Teller gesetzte Tatar fand ich antriebsschwach und lahm gewürzt, kurz gebraten auf Tomatenwürfeln war der Fisch dann so herrlich, wie ein so formidables wie bedrohtes Produkt sein soll, vor allem mit dem Spumante ergab sich ein sinnenfroher Reigen von Röstnoten. Es folgte feinster Rochen mit gerade noch bissfestem Grillgemüse, die bei Gianni schon seit Jahren verwendete Kapernmarinade und Spumanteschaum, der indes kaum nach Spumante und dafür sehr nach Butter- oder Sahneschaum schmeckte. Mir war das  ausserdem zu wenig Kaper, Zitrone und Salz hätten hier gutgetan. Die Tagliolini mit Ochsenschwanz waren frisch sehr kräuterduftig und sie brachten behagliches Italienfeeling mit, der sparsam beigegebene Ochs hätte dafür etwas weicher und würziger sein dürfen; ohne den wackeren Ferrari wäre der Gang kaum der Rede wert gewesen. Nun der Rehrücken mit kräftiger und daher von mir sehr geschätzter Sauce, leider war es zu wenig für meinen Geschmack und leider habe ich aus Zeitgründen nicht nach mehr gefragt. Die grünen Linsen zum Reh fand ich gut, bis in den Kern hinein gar, nicht mehlig, nicht verkocht, apart würzig und damit gleichbedeutend mit: für mich zu behutsam gewürzt. Das gute Rehfleisch war indifferent gegart und hat zum Schluss wohl zu viel Hitze abbekommen, was den Rand und den Kern unschön verschwimmen ließ.

Fazit:

Für einen Mittagstisch mit vier Gängen ist mir das Lokal zu teuer, das geht zB im Mainzer Favorite oder im immer wieder empfehlenswerten Grand Cerf (natürlich in der Champagne) besser und günstiger.