Die von Nicolas Joly zelebrierte Renaissance des Appellations und das Haut les Vins Biowein Tastival im Industrieclub Düsseldorf waren gute Gelegenheiten, alte Lieblinge zu verkosten und neue schäumende Liebschaften kennenzulernen. Im kurzen ersten Teil geht es um drei verschiedene Schaumweine, bevor der zweite Teil sich dem Champagner zuwendet.
I. Schaumwein
1. Ingeborg und Rainer Eymann, Sekt Blanc de Noirs Extra Brut 2008
Die Sekte der Biodynamiker aus Gönnheim in der Mittelhaardt gelten schon länger als trinkbar und günstig, bei einem Preis von ca. 12 €/Fl. für die Rebsortensekte (Riesling, Chardonnay, Weißburgunder, Muskateller) und den Rosé habe ich mich deshalb bedenkenlos zum – sit venia verbo – Natursektspass verlocken lassen. In der Nase gab es zur Belohnung einen feingliedrigen, von jeglicher Salmiaknote verschonten, von heller Frucht betonten Burgunderduft mit Haselnuss und Toast, im Mund ein sympathisches, ausgereiftes Trinkvergnügen. Gut so!
2. Domaine de la Garelière, Milliard d‘Etoiles
Chenin Blanc und Cabernet Franc nach méthode ancestrale, also nur einmaliger alkoholischer Gärung und ohne Versanddosage. Vor drei oder vier Jahren habe ich mich erstmals von diesem lächerlich günstigen (kostet vor Ort unter 8 €/Fl.) Wein gefangennehmen lassen und bin bis heute in seinem Bann. Wer alte, noch viel höher als heute dosierte Champagner ohne erhöhtes Ausfallrisiko und mit verbliebener Frische probieren will, aber Kosten und Mühen scheut, findet mit dem Sternewein von Francois Plouzeau erstklassigen Ersatz und einen denkbar einfachen Einstieg in die Geschmackswelt reifer, vor allem aber guter Schäumer.
3. Domaine André et Mireille Tissot, Crémant du Jura Extra Brut
55CH 35PN 5 Poulsard und 5 Trousseau auf 2011er Basis, 18 Monate Hefelager, dann Dosage mit 2 g/l.
So prominent der Vin Jaune von Tissot ist, so wenig spektakulär oder auch nur bedeutungsvoll ist der Crémant der Domaine, obwohl formal alles richtig zu sein scheint – oder vielleicht versauen auch nur die insgesamt 10% Poulsard und Trousseau den Wein, wie ich es sonst nur von Weißburgunderanteilen argwöhne. Sei’s drum, der Wein ist herb und wässrig zugleich, bekommt die Kurve aber noch mit einer algigen Jodigkeit und Mineralität, die ihn zum Schluss zumindest sauber, aber eben nicht hervorragend erscheinen lässt.