"Sweet dreams are made of this/Who am I to disagree" singt Annie Lennox und wirklich, wer wäre ich, zu widersprechen? Solange es sich um Champagner und Cognac handelt, natürlich. Und weiter: wer wäre besser geeignet, diese beiden Zutaten eurythmisch zu vermischeln, als die jüngste Barkeepergeneration nebst Adepten, Adlaten und Gefolgschaft, die u.a. im Cocktaildreams-Forum den online Austausch pflegt und sich jährlich zum Ideenwettbewerb trifft; 2014 im brausenden Berlin.
Wenn sich die jungen Leute alle schonmal aufraffen, Geld in die Hand nehmen, Zeit verplempern, Kreativsynapsen befeuern, dann haben sie jegliche Unterstützung verdient. Finden alle, die sich als Sponsoren der Veranstaltung bereiterklärt haben, einen Vorschuss auf die Kreativleistung der Cocktaildreams-Forumianer zu leisten. Mein Dank gilt daher den großzügigen Gaben der Unterstützer, die sich an der guten Bildungssache ohne groß Federlesens beteiligt haben:
Champagne Bruno Paillard
Champagne Gosset
Champagne Lanson
Kölner Weinkeller
Noblewine München
Das sofort greifbare Resultat war trinkbare Dankbarkeit in Form der neuen Cocktailrezepte und das langfristige Ergebnis wird, wenn die gute Saat vollständig aufgeht, eine Generation von Barkeepern sein, die mir den Lebensnachmittag mit meinen Lieblingsgetränken versüßt, weil sie selbst davon begeistert ist und sich das Pfingstwochenende 2014 als Erweckungsdatum auf die Cocktailschirmchen geschrieben hat, Oliver Steffens und Torben Bornhöft sei Dank, Dank, Dank dafür.
Lanson, dessen Säure nicht jedem Teilnehmer zusagte, machte den Anfang und zeigte, welche hohe Geschmacks- und Aromensensibilität beim Einsatz von Champagner im Barbereich gefordert ist, wenn man den Barkeeper für sich gewinnen will. Champagner ohne biologischen Säureabbau sind deshalb in diesem Bereich mit einem besonderen Erklärungsaufwand verbunden.
Der Pureté von René Geoffroy hat eine für meinen Geschmack nicht abnorm hohe Säure anzubieten aber er schlug, weil Jean Baptiste kein kein großer BSA-Fan ist, in eine ähnliche Kerbe wie Lanson, was beim Pureté vornehmlich an der fehlenden Dosage liegt. So konnten sich zum Start zwei äpfelsäuredekorierte Champagner dem Publikum stellen und den Gaumen kalibrieren.
Als reiner Apéro-Champagner kam mit Bruno Paillard Blanc de Blancs Reserve Privée Grand Cru ein ganz ein feiner Champagner an die Reihe. Für Cocktailmischzwecke ist der wegen seiner verschwenderischen Detailarbeit ungeeignet. Den immer stärker werdenden Bartrend zum gepflegten Glas Champagner abseits vom Mainstream befriedigt man mit Bruno Paillards Blanc de Blancs dagegen umso besser und für Gourmets, die nach der granatenschweren Rotweinprobe nicht auf Nobelgrappa oder Fruchtschnaps schielen, sondern Entspannung auf höchstem Niveau suchen ist der Fall sowieso klar.
Newcomer Chapuy aus dem Grand Cru Oger (von dem immer noch viel zu wenig bekannt ist) hatte es danach mit seinem Blanc de Blancs wiederum sehr schwer, trotz seiner wohl etwas höheren Dosage, aber das sei nachgesehen und verziehen, denn die beiden spielen in völlig anderen Preisklassen. Mit Chapuy macht man Menschen eine Freude, die einen klassischen Côte des Blancs Stil mögen, aber nicht in schwer, umständlich und mühsam zu trinken. Die Verästelungen eines Bruno Paillard spielen da keine Rolle.
Deshalb konnte mit dem gradlinigen Gosset Brut Excellence einer der in Barkeisen sowieso schon gut eingeführten Lieblinge Beifall einsammeln. Komponenten von Nuss und Toast, die bei dieser wirklich ausnahmsweise mal für den frühen Trinkspass bestimmten Cuvée nicht bestimmend sind, konfligieren weder im Solo mit Knabberartikeln noch als Cocktailzutat. Lediglich die Dosagefrage kann man sich und seinen Gästen ggf. noch stellen, aber an der Bar kann man so viele Fragen stellen, dass es auf diese hier wahrlich nicht ankommt..
Bei Dosnon & Lepage kommt es auf den Pinot Noir an, denn das ist die Rebsorte, aus der die nächste Cuvée bestand. Energie und Eigenständigkeit wurden von den Teilnehmern geschätzt und nicht wenige setzten den underdog von der Aube als persönliche Neuentdeckung und besonders trinkenswerten Liebling ganz oben auf ihre persönliche Trinkliste.
Semper idem hieß es bei Bollinger, der vielleicht vor vielen Jahren mal so angefangen hat, wie Dosnon et Lepage heute sind und sich deshalb zu recht einen so guten Ruf machen konnte, dass man ihn quasi unkommentiert einfach nur gut finden kann.
Aber dann! Zurück ins Gefecht, das heißt: zurück an die Aube! Von dort feuert seit 2009 Benedicte Leroy puristischen Einzellagenchampagner in die Welt des etablierten Blubbers und fordert zahlreiche Opfer. Ruppert-Leroys Fosse-Grely, ein Mix aus 80PN 20CH, brut nature, holte die Gemeinschaft aus ihren süßen Cocktailträumen und empfahl sich als Wachmacher mit den Weckerqualitäten eines NATO-Alarms. Ideal für Gäste mit leichtem Formtief bis hin zum schweren Durchhänger und wegen der sofort einsetzenden Miosis für die letzten Barbesucher, damit sie keine Probleme mit dem Sonnenlicht bekommen.
Der selbst in reinen Champagnerkreisen kaum bekannte Diebolt-Vallois Rosé ist mit seiner süßen Beerigkeit der ideale Abschleppdrink und mag daher so manchen Cocktail ersetzen. Das spürten die Forumsteilnehmer und platzierten diesen Prachtwein im Außenbereich, auf der Terrasse, am, bzw. im Pool, aber nicht so sehr in ihren Cocktails selbst.
Wer sich weiter über Cocktails und vor allem natürlich über Cocktails mit Champagner und Cognac belesen will, macht das am besten bei den bloggenden Kursteilnehmern:
http://www.cocktaildreams.de/smf/index.php?topic=8977.0