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Tag Archives: Benoit lahaye

Halloween-Roséchampagner im Restaurant Reuter’s, Frankfurt

Wer alle Achttausender der Welt erfolgreich besteigen will, muss grundlegende Akklimatisierungstechniken beherrschen. Eine der wichtigsten ist: "hoch steigen, tief schlafen". Um den Gipfel der Lust, bzw. des Champagners zu erklimmen, muss man es ganz ähnlich halten. Um sich an einen hochsteigenden flight heranzutrinken, nützt es, vorher einen soliden, leicht verständlichen Ausgangsflight zu trinken. Das sollte die Technik des Abends werden, begleitet von der dazu abgestimmten Küche von Franco Scavazza, der so freundlich war, für meine Übungen eine Hälfte seines halbmondförmig gebogenen und ob seiner Lage von vielen Frankfurtern noch gar nicht richtig ausgekundschafteten Restaurants zur Verfügung zu stellen. 

Opener

O.1 Adrien Redon l'R du Temps Extra Brut Rosé d'Assemblage

O.2 Grongnet Carpe Diem Rosé de Saignée Extra Brut

O.3 Bourdaire-Gallois Rosé

Adrien Redon aus Trépail gehört zu den jungen Winzern, seine Champagner sind dementsprechend weniger behäbig und weniger oxidativ als man es von den Ahnen kennt. Sein Rosé aus zwei Dritteln Chardonnay und einem Drittel Pinot Noir ist unter Zugabe von 15% Rotwein entstanden. Die Carpe Diem Champagner von Grongnet sind vom Stil her ähnlich winzerig wie die von Adrien, nur dass sie aus einer ganz anderen Ecke der Champagne kommen. Der Assemblagerosé wirkte großzügiger, voluminöser, bauchiger und gefiel mir etwas besser als der sonst so gern getrunkene Carpe Diem, wobei ich zugeben muss, dass ich den am liebsten in der weißen version trinke, weil er da noch ausgeprägter und typischer ist. Im Gefolge der beiden hatte ich noch einen Meunierrosé zum Kalibrieren eingebaut, weil ich nach meinem letzten Besuch in der Champagne unter anderem die beachtlich große und beachtlich gute Auswahl von David Bourdaire kennengelernt habe und mich schon drauf gefreut habe, einige seiner Champagner in verschiedenen Proben sich schlagen zu sehen. David, der 2002 mit seine ca. 4,8 ha die örtliche, von seinem Großvater einst gegründete Kooperative verlassen hat, öffnete vom Jungfernjahrgang bis zu den jüngsten Ernten alles, was da ist und wird in Zukunft sicher die Aufmerksamkeit einer ganzen Reihe von Champagnerfreunden für sich in Anspruch nehmen können. Dass es sich bei diesem Rosé um einen reinen Assemblage-Meunier handelt, hätte wahrscheinlich keiner gedacht. Dessen Herkunft von sandigen Untergrund machte eine Identifikation bsonders schwer und als Einstieg in den hochklassigen ersten flight war mir das gerade recht.

I. Römischer Schinken auf Belugalinsensalat


I.1 Pommery Louise Rosé 1996


I.2 Dom Ruinart Rosé 1996

Die Louise, als Rosé und vor allem aus diesem Jahrgang eine echte Rarität, hatte Mühe, sich unverfälscht und offen zu geben, leider wirkte der so hoffnungsvoll erwartete Champagner in meinem Glas leicht gehemmt und nicht so unbeschwert, wie geplant. Der Dom Ruinart trällerte dafür ein umso himmlischeres Liedchen, die ganze Wucht des Jahrgangs entlud sich in mehreren schweren Ergüssen und umschäumte die Linsen, den Schinken und den leichten Sud mit gewaltigen Wellen. Klarer Sieger war hier der Dom Ruinart, der eine nicht zerstörte, aber verwirrte Louise zurückließ.

II. Geräucherte Entenbrust mit hausgemachtem Apfel-Rilette, Feldsalat, Schnittlauchblinis

II.1 Tristan Hyest Rosé Grapillère

II.2 Jacques Lassaigne Rosé de Montgueux

Ein ähnliches Match wie im ersten flight hatte ich für den zweiten flight vorgesehen. So wie der Dom Ruinart ein Rosé mit weißer Chardonnayseele ist, ist auch der Rosé von Lassaigne ein Produkt, das man vor allem vor dem Hintergrund mächtiger Montgueux-Chardonnays erklären muss; 80-85CH, 15-20PN standen den 40CH von Tristan gegenüber, der wiederum ein ausgemachter Roséspezialist ist, während Emmanuel mit seinem Rosé eher einen lässigen vin de soif in die Weinwelt geworfen hat. Der vertrug sich vor allem mit der milden Schnittlauchschärfe gut, während der Einzellagenrosé von Tristan sich mit der Ente vereinigte. Mit dem Apfelrilette kamen beide Champagner gut klar und so ergab sich ein schöner Gleichstand.

Einschub: Laurent-Perrier Cuvée Alexandra Rosé 1982

Von der Plateauphase der Vorgänger, dem letzten Basislager bevor es in Richtung Gipfel ging, brach die Runde jetzt durch die Wolkendecke. Die Alexandra 1982 gehört schlicht zum besten, was das Jahr und was der Champagnermarkt zu bieten hat. Wunderbar gereift, ist dieser 50 PN/50CH Mazerationsrosé eine der schönsten Roséprestigecuvées überhaupt. Über Jahre hatte sich Fürst Nonancourt den Kopf über diese Cuvée zerbrochen, die er 1988 zur Hochzeit und zu Ehren seiner Tochter Alexandra der Öffentlichkeit vorstellte und die bei Laurent-Perrier bis heute nur zu hohen Anlässen geöffnet wird, im Jahr 1982 fiel die Entscheidung – zu Gunsten eines Jahrgangs, was an sich schon ein Ausbrechen aus der Multi-Vintage Philosophie des Hauses ist. Der Erfolg ist die schönste Bestätigung und eine, die bis heute andauert. Vibrierend, ätherisch, ja metaphysisch, die Abstraktion des reifen Rosés. Großartig.

III. Lauwarmer Muschel-Wirsing-Salat mit Champagner und Blauschimmelkäse

III.1 Dom Pérignon Rosé 2000

III.2 Jacques Selosse Rosé Brut

eigentlich hätte jetzt nach der Bergsteigertechnik ein deutlicher Rückschritt kommen müssen, aber das hielt ich für unzumutbar. Vom einen Gipfel auf den anderen Gipfel zu hüpfen kann wiederum ein mörderisches Unterfangen sein, wenn der Gaumen bereits geschwächt oder immer noch ganz überwältigt ist. Also habe ich mich eines Tricks bedient. Muschel, Wirsing und Blauschimmel führten die Geschmacksnerven in eine ganz andere Richtung, wo sie vom reifen und auf Muscheln spezialisierten 2000er Dom Pérignon Rosé erwartet, abgeholt und fortgeführt wurden. Staffellaufmäßig übergab der Dom an den reifen, schon vor sechs Jahren degorgierten, mächtigen, drängenden Selosse-Rosé, der wie ein verstärktes Echo auf die Alexandra 1982 antwortete und den Gipfelhüpfer kunstvoll abschloss.

IV. Hasenragout nach Art der Försterin mit Cognac, Pappardelle

IV.1 Benoit Lahaye Rosé de Maceration

IV.2 Laurent-Perrier Cuvée Alexandra Rosé 1998

Der Rosé von Benoit Lahaye hatte danach keine leichte Aufgabe, da er zwischen zwei so überragenden Champagnern wie eingeklemmt wirken musste. Aber der Scxhlawiner aus Bouzy erledigte seinen Auftrag sicher und gekonnt. Der Hase war eine gute Schützenhilfe und erleichterte den Übergang vom nachklingenden Selosse zum pikanten, feinen, ironisch das Haselnussterroir von Bouzy brechenden Champagner von Benoit Lahaye. Der verstand sich nicht nur als Durchgangsstation zur 98er Alexandra, die wie ein hyperintelligenter Teenager, jedoch ohne Hochnäsigkeit oder Sonderlingsgehabe vor allem den Cognac als Partner begriff.

V. In Balsamico und Chipotle geschmorte Spanferkel-Bäckchen mit Rotkrautsalat und Pfeffer-Gnocchi

V.1 deMarne-Frison Cuvée Elion Rosé de Saignée Brut Nature

V.2 Leclerc-Briant Cuvée Rubis de Noirs Millésime 2004

Die logische Folge auf den letzten flight wäre für viele Sommeliers wahrscheinlich eine Rotweinbegleitung zum Spanferkel gewesen. Aber das sollte nicht sein. Warum auch, wenn es Champagner wie diese gibt, Champagner mit der ganzen Weinigkeit burgundischer Pinots und dem unbeschwerten Gemüt des Schaumweins. Wobei ich zugebe: allein mögen diese Champagner mehr als schwierig zu trinken sein, auf den ungeübten Trinker sogar untypisch bis seltsam wirken. Ihre Stärke zeigt sich eben erst zum Essen. Zu Pfeffer, zu Chipotle, zu Rotkraut, Balsamico und zum Schwein, auch oder gerade wenn es Wildschwein gewesen wäre. Die seltene Cuvée Elion von Valerie Frison ist haarscharf am Rotsekt vorbeivinifiziert und wenn man sie trinkt fühlt man sich wie ein Beifahrer, der vergebens auf die imaginäre Bremse tritt, während sich das Fahrzeug des unbeirrt quasselnden Fahrers mit hoher Geschwindigkeit auf die Rückseite eines vorausfahrenden LKW zubewegt. Doch der Wagen kommt rechtzeitig zum Halten und der Champagner schafft es trotz aller Rotweinseligkeit Champagner zu bleiben. Eine nervenaufreibende Erfahrung. Ähnlich ist es beim Leclerc-Briant, der ohne Umwege mitteilt, er habe es nicht nötig, wie ein normaler Roséchampagner zu sein. Mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein und der Würde eines reichen Jahrgangs nimmt er den Gaumen in Beschlag und führt sich dort wie ein langjähriger Hausherr auf, so dass kurzzeitig der Eindruck entsteht, der eigene gaumen gehöre jemand anderem. So ist es natürlich nicht, aber der Rubis mit seiner Schokoladigkeit, den ätherischen Noten und seiner Kräuterwürze vermag heftig zu irritieren. Aber was soll's, das hier ist Schach und nicht Dame.

Abschluss:

A.1 Pommery Louise 1999

A.2 Ulysse Collin Blanc de Noirs Extra Brut

A.3 Bollinger Grande Année 2000

A tergo gab es noch ein Stelldichein der nicht ganz so rötlichen Champagner. Die Louise war schwebend leicht, wie mittlerweile schon gewohnt und wie ich es mir bei der 96er Louise Rosé gewünscht hatte. Der Balnc de Noirs von Ulysse Collin war laut Etikett kein Rosé, aber die Farbe strafte das Etikett Lügen. Der Geschmack ist bei diesem ersten Blanc de Noirs von Olivier ganz eigentümlich. Eine alkoholische, schläfrige Süße, Hustenmedizin und Möbelpolitur, dann wieder Schattenmorelle, Himbeerbrause und Ingwer, keine Leichte Kost also, aber ein guter Schließer nach einer aufregenden Tour. Die hätte mit Leichtigkeit der Bollinger 2000 übernehmen können, der sich in guter Form zeigte und dessen feines Holz jedes noch so champagnerkritische Gemüt besänftigt und versöhnt. Nicht, weil es einen bewusstlos schlägt, sondern weil es so natürlich, so selbstverständlich und ausgleichend wirkt.   

Terres et Vins de Champagne: Doquet, Geoffroy, Lahaye, Pouillon

Pascal Doquet

Horizon, locker, weich und gut gelaunt, wie der Murgier von Boulard, aber mit einer freundlichen, hippiehaften Naivetät. Da hier eine Dosage von um die 7 g/l verarbeitet werden will, lihnt es sich, den Champagner für mindestens ein Jahr nach dem Erwerb wegzuschließen.

Vertus Premier Cru Millésime 2002, 1/3PN 2/3CH, 5 g/l, Vertus stellt sich mal wieder als die reinste Champagnerwundertüte vor. Toller Chardonnay, toller Pinot, ergeben diesen tollen Champagner. Lang, komplex, reif aber nicht überreif, einnehmend, aber nicht überrumpelnd.

Le Mesnil Grand Cru Vieilles Vignes 2002

Für mich der beste Le Mesnil Grand Cru von Doquet. Effekthascherei ist ihm ja soweiso fremd, aber das gelebte understatement kann Champagner auch schonmal ins Hintertreffen geraten lassen. Dieser präsentiert sich erstmals mit ruhigem, nicht zu dick aufgetragenem Selbstbewusstsein, mit Getreideanklängen, getrockneten Früchten und einer ruhig dahinfließenden, unaufgeregten Säure.

 

René Geoffroy

Blanc de Rosé Saignée, 2010er Basis, Commaceration von Chardonnay und Pinot Noir, was einen sehr aromastarken Champagner aus einem Guss ergibt, blumig, rosig, mit nur ganz wenig untermalender Säure. Ein fabulöser Champagner der leisen Töne.

Empreinte 2007er Basis, Fassvinifikation, saftig, mit Süße und Säure in einem Gleichgewicht, wie man es von schönen Moselkabinetten her kennt und das nicht zu verwechseln ist mit chinesischer süß-sauer Sauce.

Millésime Extra Brut 2004, Kork.

 

Benoit Lahaye

Violaine, was für ein ausgefuchster Champagner ist das jetzt wieder, dachte ich mir. Aber klar, Lahaye ist ja für solche Überraschungen immer gut.

Rosé de Saignée 2010er Basis, Veilchen, Lavendel und etwas tückisches Geraniol, dazu eine Süße, die schwerem Blütenduft nunmal eignet.

Millésime 2004, für einen 2004er ungewohnt druckvoll und rassig, davon hätte der Rosé etwas abbekommen dürfen.

 

Pouillon

Chardonnay Les Valnons Ay Grand Cru, mit 7 g/l dosiert, exotischer Chardonnay, wie man das aus ay erwarten darf, wobei mir die Dosage zu hoch war und sich mit der Zeit hoffentlich soweit eingliedert, dass der Fruchtgenuss ungetrübt stattfinden kann.

Nature de Mareuil Les Blanchiers 50PN 50CH, nur 1% weniger auf der échelle des crus und in den richtigen Händen doch mindestens auf Augenhöhe mit Ay. Mareuil gehört zu den Terroirs, die es sich immer zu probieren lohnt. Reif, aber nicht runzlig, griffig, mit einer klugen Balance von Pinot und Chardonnay.

2XOZ 2006er Basis, 100PN, der programmatische Name lässt entweder sehr viel oder sehr wenig Zucker erwarten. Beides ist richtig. Die Trauben waren schön reif, der Champagner brauchte dafür dann keine Extradosage mehr. Das Ergebnis ist ein dichter Champagner, der mich an die ersten Blanc de Noirs von Ulysse Collin erinnert und sich bequem wegtrinkt. 

Champagne Sapience – Selossekiller, Egly-Schreck, Joly-Sprudel?

Im Anschluss an eine Clos des Goisses Vertikale noch Champagner zu trinken, mag nur dann noch sinnvoll erscheinen, wenn man bei Clos des Goisses bleibt. Das ändert sich selbst dann nicht, wenn man vorher schon den ganzen Tag Vins Clairs von zwanzig anderen erstklassigen Winzern probiert hat und erst recht sollte man wissen, wann es gut ist, wenn man nicht nur Vins Clairs intus hat, sondern auch die aktuellen Dégorgements besagter Winzer unter die Gaumenlupe genommen hat. Entscheidet man sich bei dieser Sachlage trotzdem noch dazu, weiteren Champagner aufzunehmen, dann muss es sich schon um ein besonderes Stöffchen handeln.

Solch eine Entscheidung trifft man ohne Reue, wenn es sich um Champagner von Selosse oder Egly-Ouriet handelt, wenn Champagnerverächter Nicolas Joly einen Champagner machen würde, fiele mir die Entscheidung auch nicht besonders schwer. Nun aber rief Benoit Marguet von Champagne Marguet Père et Fils nach Ambonnay. Das ist, ehrlich gesagt, für sich genommen noch nicht genug, um von einer an sich klugen Entscheidungsformel abzuweichen. Marguet ist in der Champagne nicht ganz unbekannt, Familienbande bestehen seit den 1870er Jahren zu Henriot und Pioniergeist ist der Familie durchaus nicht fremd: Emile Marguet, Schwiegervater von Paul Henriot, hatte schon ganz zu Beginn der Reblauskatastrophe in weiser Voraussicht Reben auf resistente Unterlagen gepfropft. In jüngerer Zeit, d.h. bis 2005 firmierte man als Marguet-Bonnerave, heute als Marguet Père et Fils; der Weinpresse gefällt's.

Benoit Marguet also hat von diesem Pioniergeist mehr mitbekommen, als zB seinen Eltern lieb ist, die nämlich von nachhaltigem, gar biodynamischem Anbau wenig oder lieber noch: nichts wissen wollen. Um diese Herzensangelegenheit vorantreiben zu können, tat er sich 2006 mit Hervé Jestin zusammen, der soeben bei Duval-Leroy – wo er mit seiner Kellermagie zuletzt nicht auf große Gegenliebe stieß – ausgeschieden war.  Als biozertifizierte Traubenlieferanten konnte er, da seine eigenen Weinberge zu dieser Zeit noch nicht selbst zertifiziert waren, namhafte Größen im Geschäft gewinnen: Vincent Laval und David Leclapart waren 2006 die ersten beiden Unterstützer, 2007 kam dann noch Benoit Lahaye hinzu.

Damit waren genug Punkte beisammen, um mich selbst am Ende eines langen Verkostungstages noch zu weiterem Probieren zu animieren. Benoit Marguet empfing zusammen mit Hervé Jestin bei Kerzenschein (weil der Strom ausgefallen war) im kleinen Kreis und öffnete alle vorhandenen Jahrgänge:

Sapience 2010

Die Jahrgänge ab 2007 enthalten durchgängig 50CH 25PN 25PM und sind Brut Nature.

Arg jung, mit den typischen Primärnoten von Kirsche und Banane, hier angereichert mit Ananas und Kokos, smoothiehaft, samtige, feinpürierte Textur mit sehr crèmiger, leicht träger bis schläfriger Mousse. Mit Luft pflanzliche, auch minimal gerbende Komponenten, mehr eingedickter Kirschsaft, schwarzer Pfeffer. Ein Champagner, der aus dem Stadium der Bocksprünge noch nicht raus ist. 

Sapience 2009

Multivitaminsaft mit Mandeln, Marzipan, Rosenblüte und Zimt, außerdem noch Gebäck, Vanillezucker und Pasta di Mandorla. Wirkt deutlich ausgereifter als der 2010er, ist weich wie Zitronengel aus der Molekularküche und daher wohl auch gleichzeitig glatter und seidiger, was ihm schon eine ansprechende Eleganz verleiht.  

Sapience 2008

Der rundeste, ausgewogenste, am schönsten balancierte Champagner bisher, merklich aus gutem Elternhaus, resp. Jahrgangsjahr. Trotz des Eindruck hoher, reifebedingter Süße ein eleganter Champagner mit raffinierten Details.

Sapience 2007

In einem Zwischenstadium habe ich den 2007er angetroffen. Offenbar befindet er sich auf dem Rückzug in sein Inneres. Dabei holt er die Primäraromen ein, wie eine Flagge beim abendlichen Fahnenappell. Das erklärt, warum er anfang im Mund sehr stark wirkt, dann aber limonadig abflacht und erste, vereinzelte jodige Aromen hervortreten lässt, die freilich recht verloren wirken und sich nicht recht zu helfen wissen.

Sapience 2006

1/3PN von Laval 2/3CH von Leclapart, mit 3 g/l dosiert

Amylisch, trotz seines Alters immer noch mit viel Birne und Marille. Wirkt schon sehr reif, trotz seiner geringen Dosage vollmundig und süß, auf mich trotz spürbaren Reifeprozesses mit deutlich verbreitertem Würzespektrum noch sehr jung und entwicklungsfreudig, d.h. noch längst nicht in einem stabilen Zustand, der es ermöglichen würde, mehr als nur einen kleinen Momenteindruck zu gewinnen. 

Fazit:

Mit einem Selosseherausforderer oder gar -killer haben wir es hier nicht zu tun. Dafür ist das Konzept und die Art der Weinbereitung nicht wegweisend neu genug. Biodynamie und Burgundertechnik sind ganz im Gegenteil schon richtiggehend heimisch geworden  in der Champagne. Technisch wandelt die Cuvée Sapience also nur auf den Spuren des Meisters, ohne ihn zu überholen oder anzugreifen. Und Egly, der am anderen Ende von Ambonnay wohnt, wird sich über diesen Champagner auch nicht erschrecken. Dazu steht er viel zu fest auf eigenen Beinen. Ob Nicolas Joly, würde er einen Champagner machen, ihn so machen würde? Vielleicht. Wir wissen es nicht. Und damit die Vergleichezieherei nicht zu sehr ins Kraut schießt, beende ich sie hiermit schnell. Die Sapience-Champagner von 2006 bis 2010 und der folgenden Jahre haben ein gutes Konzept und profitieren von stringenter Umsetzung. Meine ersten Verkostungseindrücke sind positiv, aber für eine tragfähige Einschätzung reichen sie nicht. 

Weinbergsausflug mit den Champagne-Winzern (II/II)

Weiter ging's mit überwiegend stillen Champagne-Weinen, die zum zweiten Tel des Essens geöffnet wurde, einer sehr zünftigen Erntehelferspeise.

10. Pascal Docquet, Coteaux Champenois Le Mesnil Coeur de Terroir 2009

Ein weich geratener Chardonnay aus Le Mesnil, der wie Anfängerchablis schmeckt.

11. Horiot, AOC Rosé des Riceys "En Barmont" 2004

Eine Fruchtbombe, zur Boudin Noir und Schweinebauchstücken vom Grill fast nicht zu schlagen, trinkt sich jetzt perfekt und kann auch völlig ohne Begleitung aukommen.

12. Henri Goutorbe, Coteaux Champenois Ay Rouge

Ziemlich üppiger, etwas schwarzpfeffrig schmeckender Rotwein, der sich vor allem zum Essen empfiehlt.

13. René Geoffroy, Coteaux Champenois Pinot Meunier Cumières Rouge 2008

Ungeklärt, unfiltriert, der zweite Jahrgang nach dem Jungfernjahrgang 2004. Tulpenblütendurft. Vorrangig sauer, dann auch noch dünn, malzig, pflanzlich.

14. R. Pouillon, Coteaux Champenois Mareuil Premier Cru Rouge 2007

Beifuss, Pfeffer, Mehl. Panierte Gänsekeule könnte man damit runterspülen, die deutliche Säure des Weins würde dabei als große Hilfe dienen. Solo ist der Wein nichts für mich.

15. Léclapart, Coteaux Champenois Trépail Premier Cru Rouge 2002

Noch ein Säuerling, wenngleich gemäßigter als seine Vorgänger, mit fleischigem Aroma, gebratener Erdbeere, Morcheln. Kraftvoller und konzentrierter auch, als seine drei Vorgänger.

16. Lahaye, Coteaux Champenois Bouzy Rouge 1999

Veilchen, Lakritz, Cassis. Süße Reife, angestaubter Liebstöckel, im Mund noch sehr alert, obwohl eine Spur phenolisch anklingender Möbelpolitur dabei ist, die mich aber bei einem Coteaux dieses Alters nicht stört.

17. Bedel, Entre Ciel et Terre Brut 2002

100PM.

Zimthonigeis, Lebkuchenparfait, passte sehr gut zu einem nicht weiter definierbaren leicht salzigen Käse, auch zum Chaource sehr gut und ganz überragend, ja traumhaft gut zu einem 24 Monate alten Comté.

18. Hubert Paulet, Coteaux Champenois Pinot Noir 2004

Vinifiziert im Eichenfass. Angeflämmte Kräuter, Hummerbutter. Nicht so recht die Aromen, die ich in einem Pinot Noir erwarte. Wohl fehlerhaft.

19. Agrapart, Minéral Extra Brut 1992, dég. 2002

Stahltank. Wirkte mit seinen 5 g/l sogar schon hoch dosiert, machte aber noch einen jungen Eindruck, mit Quitte und sehr reifer Aprikose. Ließ mich trotzdem nicht jubeln.

20. Chartogne-Taillet, lieu-dit Orizeaux Extra Brut 2003

100PN, mit 10 g/l dosiert. Apfel, Rhabarber, Rote Bete. Die anfangs sehr prominente Säure wird behutsam von einer aus der Tiefe kommenden, d.h. gut integrierten Süße abgelöst.

21. Franck Pascal, Cuvée Prestige Brut 2003 en Magnum

Flacher, simpler, nicht so reif und aromatisch nicht so präzise wie der Orizeaux. Vielleicht liegt das am Flaschenformat.

22. Vincent Couche, Sensation 1997 en Magnum, frisch dégorgiert (3 Tage)

CH aus Montgueux und PN aus Buxeuil, mit 8 g/l dosiert.

Pushende, weckende Säure, wie eine von vorn in die Zungenspitze hineingedrückte Kanüle. Trotz Diam-Mytik ein leichter Muffton, der mich auch deshalb an einen Korkschleicher denken ließ, da ich sonst nicht sehr viele Aromen bemerkt habe.

23. Lahaye, Tres Vieux Marc de Champagne, Bouzy 1967

Ein Schnaps, der Kaffee und Kaminfeuer ersetzt.  

Bulles Bio – Teil III: Grand Cru und Premier Cru

C. Grand Cru und Premier Cru

Avantgarde findet nicht nur in den Schmuddelecken der Champagne statt, sondern auch in den teuren Crus. Die Entwicklung dort ist stiller oder wirkt wenigstens so. Ein paar Vorreiter klopfe ich immer wieder mal darauf ab, ob sie ihrer Vorreiterrolle noch gerecht werden, bzw. ob mir deren manchmal nur schwer zu erlangenden Erzeugnisse schon, noch oder wieder schmecken und Freude bereiten.

I. Larmandier-Bernier

Pierre Larmandier stellte seine Champagner sitzend vor, da er augenscheinlich gerade Nasenbluten bekommen hatte. Da half auch alle seit 1999 betriebene Biodynamie nichts.

1. Blanc de Blancs Premier Cru Extra Brut, 2008er und 2007er, dég. Feb. 2011

Neben den Grand Crus Cramant, Avize und Oger ist nur noch Vertus als Premier Cru enthalten.

In der Nase Maistortilla, Apfel, Butter, Blüten. Im Mund vorwiegend ruhige Säure und eine milde Süße.

2. Terre de Vertus Premier Cru Brut Nature 2007, dég. Mai 2011

Blanc de Blancs auf 2006er Basis aus den Einzellagen Les Barillers und Les Faucherets in Vertus.

Im Gegensatz zum normalen BdB PC durch seine ausgeprägtere Mineralität enger, straffer, disziplinierter, beißt aber nicht. Weniger gelbe und rote Fruchtnoten, dafür mehr Steinobst und grüne Früchte. Lang.

3. Vieilles Vignes de Cramant Mill. 2005, dég. März 2011

Klar, das Flaggschiff: tief, langsam, würdevoll, für einen Grand Cru Champagner der Côte des Blancs vergleichsweise säurearm, was zwei Gründe hat: Cramant und alte Reben; bleibend. Sowas gefällt auch Fans der Großen Gewächse des VDP.

4. Rosé de Saignée Premier Cru Extra Brut, reiner 2008er, dég. Feb. 2011

Pinot aus Vertus (hier hat u.a. auch Veuve Fourny die Pinots für den dort ebenfalls gut beherrschten Rosé her) Schweinefleisch mit Wacholder und rosa Beeren, sicher einem leichten Schwefelböckser geschuldet. Wacholdereindruck und rosa Beeren bleiben, hinzu kommen Kirsche, Mandel, ein etwas seifiges, zum Schluss leicht trocknendes, auch salziges Mundgefühl so ähnlich wie von Ziegenfrischkäse mit Cranberries, außerdem eine niedliche, etwas verdruckste Säure. Der Champagner wirkt im Kontrast zu seiner tiefen Farbe leicht.

II. Benoit Lahaye

Seit 2003 Biowinzer auf 4,5 ha überwiegend in Bouzy und Tauxières. War in Topform.

1. Brut Nature 2008

85PN 15CH.

Der Vorgänger iritierte noch mit einer phenolischen Nase und schien aromatisch nicht ganz gebändigt. Das ist beim schon sehr reichhaltigen 2008er Brut Nature nicht mehr so. Alles ist am Platz und sitzt sittsam, der Champagner ist wohlgefasst wie ein Valentinsschmuckstück, eine pektinige Note verabschiedet den hauptsächlich an Rote Grütze erinnernden Mittelteil vom Gaumen Richtung Pharynx.

2. Blanc de Noirs Nature, 2008 und 2007

Die Trauben stammen aus Bouzy und Tauxières.

Der Wechsel vom Extra Brut zum Brut Nature erweist sich erneut als kluger Zug. Dunkel, waldig, mit Baumrinde, rottem Laub und Flechten, dabei viel weniger oder besser: weniger vordergründiger Säure, als vermutet. Der Körper mag nicht jeden reizen, der Waldelfencharme ist schon etwas eigen, für Bouzy sogar ganz untypisch, doch nicht abstoßend oder verstörend.

3. Rosé de Maceration Extra Brut 2008

Mit 3 g/l dosiert.

Tiefe Pinotfrucht, ein wahrhaft brugundischer Charakter, so konsequent waldig wie seine beiden Vorgänger es im Vergleich nur andeutungsweise und weder mit derselben Vollendung noch Substanz waren. Beerig, vollreif, lang, groß. Ohne jeden qualitativen Abstrich schon jetzt viel zugänglicher als der Vorgängerrosé von Lahaye.

III. Vincent Laval, Champagne Georges Laval

So gut gelaunt, wie eh und je stellt Bio-Urgestein Vincent Laval (arbeitet auf seinen 2,5 ha seit 1971 en bio) die gesuchten Laval-Champagner vor. Im Gegensatz zu Pierre Larmandier, der für seine mehr als 16 ha ein Flugzeug mieten kann, um biodynamischen Tee zu versprühen, bearbeitet Vincent Laval seine viel kleinere Fläche mit Pferdchen und kleinem Trecker. Als einziges Additiv kommt Schwefeldioxid an den Wein, überschaubare 30 mg/l.

1. Cumières Premier Cru Brut, 95% aus 2008, 5% aus 2006

50CH 30PN 20PM, mit ca. 6 g/l dosiert.

Mit diesem und mit Vilmarts Champagner kann man selbst Holzhassern den sinnvollen Gebrauch von Holz nahebringen. Der Chardonnay platzt fast vor Kraft, die beiden Pinotrebsorten schaffen es aber, ihn rechts und links zu bändigen, dabei lösen sich Kirsche, Pflaume, Veilchen, Orange und Limette funkensprühend heraus. Schön.

2. Cumières Premier Cru Brut Nature, 2/3 aus 2007, 1/3 aus 2006 – Obacht: dier aktuellen Magnums sind reine 2004er

50CH 25 Pn 25 PM.

Harscher und puristischer als der normale Brut. Für einen Brut Nature schon recht schmeichelhafte, beinahe handzahme Aromatik, ganz ohne Kaktusgefühl am Gaumen. Gleichzeitig herb, mit Verbene und Zitronenmelisse unterlegt, wie sich vor allem mit mehr Luft zeigt.

3. Les Chênes Cumières Premier Cru Brut Nature 2006

100CH. Ähnlich wie beim 2002er gab es vom aktuellen 2006er Les Chênes nur 850 Flaschen – vom 2004er gab es die ca. doppelte Menge, was eine der vielen Segnungen des an schönen Champagnern nicht armen Jahrgangs ist.

Jedes Mal aufs Neue schwärme ich von diesen Champagner, denn jede Flasche davon ist zu jeder Zeit ein Erlebnis. Diese erinnerte sehr eindringlich an Lamorresi-Haselnusstrüffel mit Grappa di Moscato und selbstgemachtes Apfelmus von hängengebliebenen Herbstäpfeln des nahegelegenen Mutterhauses der Dominikanerinnen, wegen der ungekünstelten, grob geraspelten Zitronenschale, dezent würzigen Zimtnote und seiner minimal oxidativen Art. Unter den vielen vor allem von gutmeinenden Weinhändlern und mehr Wein- als Champagnerkritikern als Dom-Périgon-Killern und Selosse-Wiedergängern verkauften, bzw. gepriesenen Winzerchampagnern ist dieser einer der ganz wenigen, die den Lorbeer wirklich verdienen. Kostet hier eben so wie in Frankreich seine hundert Flocken und mehr; die zugeteilten Mengen sind winzig. Dringende Kaufempfehlung.

4. Les Hautes Chêvres Premier Cru Brut Nature 2006

100PN.

Pinotreben aus den 1930er Jahren mit – für die Champagne winzigen – gerade mal 5000 kg Ertrag pro Hektar.

630 Flaschen gab es hiervon. Das macht ihn noch seltener als den schon raren Chênes-Champagner von Laval. Hinzu kommt, dass die Jahrgänge noch restriktiver deklariert werden. Das lohnt sich. Für Vincent Laval, weil der Champagner entsprechend bepreist ist, ohne nach meiner Einschätzung überteuert zu sein, für den Champagnero, weil er etwas bekommt, wofür man sich schonmal ein Bein ausreißen darf. Mit den Attributen feinster, reifer, alter Burgunder ausgestattet, bei denen die Größe durch einen Schluck Rhônewein noch unterstützt wird. Schwarzer Pfeffer, leuchtend rote Beeren. Amaretti morbidi und Eau de vie de Kirsch. Noblesse, Kraft und Konzentration und letztlich das, was sparkling Shiraz gern wäre, was Crémant de Bourgogne definitiv nicht ist, eben das was nur ein richtig großer Blanc de Noirs aus der Champagne sein kann.

IV. David Léclapart, Champagne David Léclapart

David Leclapart ist in Deutschland immer noch ein unbekannter kleiner Champagnerwinzer, für die meisten so austauschbar wie das wöchentliche Champagner-Sonderangebot im Leclerc. Ich zähle mich nicht zu seinen Verehrern oder Bewunderern, dafür sind mir alle Champagner die ich von ihm getrunken habe einfach noch zu jung gewesen. Bei praktisch jeder Verkostung ist das jeweilige Potential der Leclapart-Champagner förmlich greifbar; doch ich bin immer noch in einer Phase des Herantrinkens und des Umrundens. Ich halte das sowieso für angemessener, als blinde Lobhudelei.

1. Amateur 2008

100CH von sechs Parzellen. Stahltankausbau.

Mein bisher bester Amateur. Mit typischer Kraft und Länge, jetzt von Beginn an mit wildfrischem Zitrusduft, unbeschwertem Charakter und einer gewissen Zuckerwattigkeit, die man nicht als Schwäche missverstehen darf.

2. Artiste 2006

100CH von zwei Parzellen. Halb Stahl, halb Barrique.

Mehr Butter, mehr Haselnuss, mehr Nougat, als der Amateur. Weichheit und Rondeur gehören hier zum Konzept. Wenn der Amateur als deutscher Internatsschüler und Louisenlunder beispielsweise gelten kann, dann hat der Artiste seine Schulzeit in Harrow verbracht.

3. Apôtre 2005

Aus der Lage Pierre St. Martin stammt Leclaparts Champagnerfanal, der Apôtre. Die Reben sind gut siebzig Jahre alt und werden seit fünfzehn Jahren biodynamisch bearbeitet. Gute achtzig Euro kostet der Spass. Ob der Nachfolger des schon jetzt legendären 2004er Apôtre auch so ein Kritikerliebling ist? Na jedenfalls sagt er mir von Beginn an mehr, als der berühmte Vorgänger. Ich gehöre nämlich nicht zu denen, die den 2004er Apôtre so überwältigend gut finden, dass man dafür schon jetzt in die Knie zu gehen hätte, wenn der Name nur geraunt wird. Dafür habe ich schon zu viele andere Champagner vor ihrem vermuteten Höhepunkt selbst in die Knie gehen sehen. Sicher hat der 2004er alles, was man braucht, um so wie der 1996er Selosse Blanc de Blancs Extra Brut einen Pflock in der Champagnerwelt einzuschlagen. Nur ist er eben noch nicht dort angekommen. Der 2005er ist da schon eine ganze Ecke weiter. Griffig und fordernd einerseits, rund, mit viel weichem Kalk und Obstsalat andererseits. Puristisch wie skandinavisches Edelstahldesign, schmiegsam wie ein Kaschmirpulli.

V. Bruno Michel

Bruno ist der Sohn des Meuniermagiers José Michel, dessen hundertprozentiger Meunierchampagner und dessen alte Jahrgänge zu den besten Beispielen für das Potential der Traube sind. Mit seiner Extra Brut dosierten Rebellencuvée wäre Bruno Michel eigentlich auch was für die Rutz-Rebellen, fällt mir an dieser Stelle noch ein. Dabei wirkt er selbst gar nicht rebellisch, sondern strahlt Zufriedenheit und Freude aus, wenn er zu seinen aktuellen Champagnern befragt wird. Dazu hat er guten Grund, seine Kollektion gefällt.

1. Cuvée Carte Blanche Brut

50PN 50CH. Auf 2008er Basis mit Reserve aus 2007. Mit 8 g/l dosiert.

Champagner, den man so trinken kann, wie man eine Hand voller reifer Beeren zerquetscht und sich den Saft in den Mund fließen lässt. Die immer schon merkliche Säure von früher ist so sauber, selbstbewusst und kooperativ wie nie zuvor. So kommen auch die anderen, floralen und vegetabilen Aromen besser zum Zug. Man meint, den schalkhaften Kommunalpolitiker Bruno Michel zu erkennen. Macht Freude.

2. Cuvée Carte Blanche Extra Brut

Gleiche Zusammenstellung wie die normale Carte Blanche, allerdings von anderen Parzellen. Ernster und härter, im Geschmack nicht so facettenreich und limonadiger.

3. Cuvée Blanc de Blancs Pierry Premier Cru

Alte, 1964 gepflanzte Chardonnay-Einzellage "Les Brousses" auf 2008er Basis mit Reserve aus 2007. Mit 8 g/l dosiert.

Gegenüber der Carte Blanche fast auftrumpfend frech, mit Apfel, Zitrus, vor allem auch gelbem Obst, dabei mit seiner feinen Buttrigkeit und dem feinen Nusston länger und tiefer. Hat Bürgermeisterqualität. Macht daher noch mehr Freude.

4. Cuvée Rosé

80PM als Saignée und 20CH als Assemblage dazu. Auf 2008er Basis mit Reserve aus 2007. Mit 8 g/l dosiert.

Es bleibt dabei, dieser Champagner ist perfekt für Andouillettes gemacht, sein rotfruchtiger Fleischstinkerduft bekräftigt das immer wieder aufs Neue. Wildschwein aus den Ardennen lasse ich hierzu auch noch durchgehen, denn die mit Luft sich zeigende Cranberrypaste offenbart auch dieses Mal wieder Einsatzmöglichkeiten, die über das reine runterspülen von Regionalspezialitäten hinausreichen.

Terres et Vins de Champagne (II/III)

 

VII. Vincent Couche

Junger Aube-Avantgardist aus Buxeuil, Montgueux-Vinifikateur mit insgesamt 12 ha. Spielt seinen Reben u.a. Musik vor und wirkt dabei auch noch völlig glaubwürdig. Nach Art der Champenois sind seine Etiketten jedoch zumindest eigenwillig. Scheinbar nämlich gilt es bei den Winzern als Ausdruck höchster Glaubwürdigkeit, selbst auf dem Eikett abgekonterfeit zu sein. Gewöhnliche Winzer beschränken sich dabei auf einen Scherenschnitt, ein mehr oder weniger künstlerisch bearbeitetes Portrait oder abstrahierend auf ihre Unterschrift. Nicht so Monsieur Couche, der auf dem Etikett seines Dosage Zéro höchstselbst und offenbar splitternackt dazu einzuladen scheint, der Bedeutung seines Namens auf den Grund zu gehen. Ich empfehle, seinen Champagnern auf den Grund zu gehen, denn was ich verkosten durfte, war ernsthaft! sehr gut!! Ausnahmsweise deshalb hier der link zur website: www.champagne-couche.fr

Vins Clairs:

1. PN von jungen Anlagen aus Buxeuil

Sahnig und crèmig, mit Fenchel, Anis und Süßholz, die ich bekanntlich nicht besonders schätze. Im Mund dennoch forsch, kräftig und gut.

2. Chloé

75PN 25CH 25PM, 25% Fassausbau

Ansatzlos herausplatzende Säure, reichlich merkliches Holz, trinkt sich dann aber doch erstaunlich ruhig und unaufgeregt.

3. Montgueux

100CH aus dem Holzfass

Prickelnd und leicht süß, erinnert an Marihuana, wenn es das in der Geschmacksrichtung Apfel-Zitrone zu trinken gäbe, wären wir dem Montgueux von Couche wahrscheinlich schon sehr dicht auf den Fersen. Basis für den Perle de Nacre.

Champagner:

1. Perle de Nacre, Blanc de Blancs

2004er Basis mit 2003 und 2002 aus Montgueux, 20% Fassausbau, mit 5 g/l dosiert

Wirkt süßer als er dosiert ist, was offensichtlich an der hohen Grundsüße des Montgueux-Chardonnays liegt. Schlingel Couche spielt auf den Etiketten nicht nur mit seinem eigenen Nachnamen, sondern gibt auch bei dieser narkotisierenden Cuvée deutliche Hinweise. Apfel, Zitrone und Marihuana haben sich hier zu einer schönen Melange zusammengefunden und nach dem genuss einer Flasche Perle de Nacre kann vermutlich jedermann Gedichte schreiben schreiben wie Baudelaire in seinen besten Tagen.

2. Chloé (2009) non dosé

70PN 30CH, 30% Holzfassausbau, 10 g/l Restzucker, daher keine Dosage

Mandel, Marshmallow und eine klare Restsüße überdecken hier das Holz. Kein Champagner, den man in jungen Jahren trinken sollte und selbst als reife Version dürfte die Aromatik nur wenigen Champagnerpuristen gefallen. Ich bin da nicht sehr dogmatisch und empfehle den Champagner zum hinlegen.

3. Rosé Desire

70PN 30CH, aus Buxeuil und Montgueux, 30% Holzfassanteil, 2007er Basis mit 2006. Mazerationsrosé mit normaler Maischegärung und carbonischer Gärung

Das Etikett ist nicht besonders schön und könnte so auch auf Billigschaumwein anderer Provenienz prangen. Etwas mehr gewollt als gekonnt ist auch die zugehörige Aufnahme mit der wohlgeformten Dame in schwarz auf der website (www.champagne-couche.fr) des Winzers, aber was soll's, in der Hinsicht bin ich noch viel schlimmere Bilder gewöhnt. Der Champagner um den es hier geht ist frisch, unverkitscht, sehr belebend, mit luftigem, die Seele weitendem Charakter; die eher unauffällig grasige Note ist insofern nicht im selben Sinne grasig, wie man es vom Sauvignon-Blanc kennt, sondern deutlicher an die bereits bekannten Marihuananoten angelehnt.

 

VIII. Pascal Doquet

Knappe 9 ha überwiegend in Vertus und Le Mesnil bewirtschaftet der grundsympathische Pascal Doquet seit 1996, seit 2007 übrigens biodynamisch. Äußerlich übriggebliebener Hippie, strahlt er eine herzliche Wärme und Begeisterung aus, die einen sofort ansteckt und auf die Weine vorbereitet.

Vins Clairs:

1. Mazerationsrosé

Chardonnay und Pinot Noir mit drei Tagen Maischestandzeit

Angenehm weich und feinbuttrig, mit körbchenweise handgepflückten Beeren, die so schmecken wie die, die im Werbespot von der ganzen glücklichen Familie mit zwei zauberhaften Kindern und der Oma zu Kuchen, Kompott, Roter Grütze und Marmelade verarbeitet werden.

2. Chardonnay

Bergères les Vertus. Holzfass.

Milder, weicher Chardonnay, zurückhaltende Exotik und Spuren von Kalk, ohne besonderen Holzeinfluss.

3. Chardonnay

Le Mesnil. Holzfass.

Höhere Schlagzahl gegenüber dem Vorgängerchardonnay, mehr Säure, mehr Mineralität, auch hier kein besonders ausgeprägtes Holzaroma. Beide Chardonnays könnte man auch direkt servieren, für den Sologenuss oder zum Essen.

Champagner:

1. 2/3PN 1/3CH

Mit 7 g/l dosiert, weich, mandelig, zart haselnussig und von samtiger Textur.

2. Blanc de Blancs Vertus Premier Cru 2004

1/3 Fassanteil, mit 4,5 g/l dosiert; Haselnuss- und minimale Röstnoten, dabei frisch, mit grünen und roten Äpfeln, etwas agrûmes, entfernt auch Honig und ungestrengter, sanfter Säure

3. Blanc de Blancs 2002

Le Mesnil

Vollmundig, reif, rund, entschiedener nussig, mehr und konzentriertere Apfel- und Quittenaromen, auch Mandarine, für einen Mesnilchardonnay eine schon jetzt sehr tief eingebettete Säure

 

IX. René Geoffroy

Ursprünglich aus Ay, ist das Haus Geofrroy näher an seine Weinberge in Dizy, Hautvillers, Damery und Cumières gerückt und heute in Cumières ansässig. Vinifiziert wird im großen und kleinen Holz, BSA wird gemieden.

Vins Clairs:

1. Chardonnay

Fruchtige Säure, fröhlicher Wein.

2. 32PN 53CH 15 Mischsatz aus CH, PN, PM, Petit Meslier und Arbane

Eine Glätte zwischen hochglanzpoliertem Stahl und Seidengeschmeide, die Fruchtdimension dieses Weins will sich mir nicht recht erschließen. Beträchtliche Säure, die lang und mild ausgleitet.

3. Mischsatz aus CH, PN, PM, Petit Meslier und Arbane (wird nächstes Jahr erstmals in den Handel kommen)

Würde auch als Pouilly Fumé durchgehen.

Champagner:

1. Pureté non dosé

50PM 50PN

Mild, buttrig und fein; knackig wie junge Möhrchen, mit charmanter Säure, wirkt aber etwas indifferent, vielleicht wäre wenigstens ein bisschen Disage doch hilfreich beim Öffnen gewesen.

2. Rosé Extra Brut

50CH 50 PN Mazerationsrosé aus Commaceration, d.h. CH und PN waren drei Tage lang zusammen auf der Maische

Viel Mineralität und wenig Frucht, kein Rosé für den Solospaß, hier muss ein fetter Käs dazu, wahlweise eine dicke Sauce.

3. Pinot Meunier Coteaux Champenois

Heller, samtiger Wein, jugendlich und nett, aber leider nicht mehr.

 

X. Henri Goutorbe

Die Familie Goutorbe stammt aus dem Rebveredelungsbereich.

Vins Clairs:

1. Chardonnay

Chlor und Menthol, süßlicher und schwerer Stil

2. Pinot Meunier

Kein gewaltiger Unterschied zum Chardonnay, nur dass hier noch eine metallische und eine apfelige Komponente dazukommt

3. Coteaux Champenois Rouge, Ay Grand Cru

Schöner Spätburgunder, den man so auch an der Ahr bekommen könnte.

Champagner:

1. Grand Cru d'Ay 2004

75PN 25CH, mit 9 g/l dosiert

Eine glückliche Ehe aus elegantem Pinot und rassigem Chardonnay, gehört zu den höchstdosierten Champagnern der Terres et Vins und erinnert am deutlichsten an den Stil der großen Häuser.

2. Cuvée eclatante, "Elisabeth"

75PN 20CH 5PM, mit 9 g/l dosiert, ausschließlich für den amerikanischen Markt bestimmt; wirkt noch ein bisschen gefälliger, weil statt der Chardonnayrasse etwas von der gefügigeren Meunier drin ist.

3.Réserve Prestige Premier Cru

70PN 25CH 5PM, mit 9 g/l dosiert

So deutlich sich das Fehlen von 5% Chardonnayanteil in der Cuvée Elisabeth bemerkbar machte, so wenig wiederum merkt man die Erhöhung des Chardonnayanteils um den selben Prozentpunktsatz. Ob der Champagner also wirklich signifikant frischer, schlanker, präziser wirkt, oder ob das reine Einbildung ist, kann ich nicht sagen.

 

XI. Jeaunaux-Robin

Ex nihilo nihil fit, sagten die Römer. Aber: ein Teil des Betriebs von Jeaunaux-Robin ist mit ca. 4 ha in Talus St. Prix zu Hause, mitten im Nichts, der andere mit ca. 1 ha an der Aube, ebenfalls im Nichts. Doch der Champagner der hier entsteht, ist alles andere als Nichts.

1. Chardonnay ohne BSA

Klassischer Chardonnay mit einer etwas candyhaften Nase und Babybananenduft, im Mund hingegen schon ernstzunehmende, wenn auch nicht aggressive Säure

2. Pinot Meunier ohne BSA

Schlank, auf hohem Niveau vinifiziert, mit seriöser Exotik; von der Thai-Masseuse im Bahnhofsviertel so weit entfernt, wie die Wellness-Massage im Spa. Schwächelt allerdings gegen Ende.

3. Pinot Meunier mit BSA

Hat gegenüber dem Meunier ohne BSA den längeren Atem und eine weniger starke, dafür stabilere Säure, sowie durchgehende kräuterige Würze.

Champagner:

1. Cuvée Prestige

80CH 20PN, zu 70% aus 2007, zu 30% aus 2006, mit 6 g/l dosiert

Schmeichelnder Champagner, dem man die 6 g/l anmerkt. Fruchtig, von angenehm freundlichem Naturell wie der Winzer selbst.

2. Sélection Extra Brut

60PM 30PN 10CH, mit 5,5 g/l dosiert

Kirsche, Banane, etwas Brot, süffig, harmonisch und gut. Natürlich noch arg jung, so dass man jetzt kaum sagen kann, was mit dem Champagner passieren wird, wenn die Primärfrucht weg ist. Allgemein ist KiBa für mich ein gutes zeichen, beim Blanc de Blancs Celebris Extra Brut von Gosset habe ich in der Jugend sehr gute Erfahrungen damit gemacht und viele andere Champagner konnten ihr Genussversprechen aus den ersten Tagen ihrer kommerziellen Existenz nach Jahren ebenfalls noch einlösen.

3. Les Grands Nots 2003, dég. Okt. 2010

Drittelmix, mit 3 g/l dosiert

Karamellisierte Kondensmilch, Milchschokolade, salziger Toffee, Marzipan mit verschiedenen Füllunge wie Apfel, Orange, Aprikose, Kirsche. Sehr reif, wenig Säure; dennoch so viel überbordende Aromenfülle, dass ich dem Champagner noch locker ein paar Jahre Leben in der Flasche zutraue, für mich einer der besten 2003er bislang und in Jahren wie 2004 oder 2008 sicher ein Erlebnis! Kommt auf die Merkliste.

 

XII. Benoit Lahaye

Dem delikaten Bouzy-Pinot hat sich Benoit Lahaye verschrieben. BSA brauchts da so wenig, wie pampige Dosage, beides schadet auch nach meiner Auffassung diesem besonders schmackhafte Wein.

Vins Clairs:

1. ?

Ob er den Namen des Weins nur vernuschelt hat, ob ich ihn vergessen habe, aufzuschreiben oder ob Benoit Lahaye ähnlich wie Franck Pascal bei einem seiner Weine selbst gar nicht sagen konnte, was er da servierte, wird nicht mehr aufzuklären sein. Fest steht für mich: der Wein war gut. Animierend, mit Eukalyptus und einer efeuhaften Note, klarer, milder, aber nicht schwacher Säure.

2. Pinot Noir

Auf eine harmlose Candynase folgte schwallartig eine happige Säure, die sich schneidend bis in den letzten Mundwinkel und die allerkleinste Zahnfleischverletzung ergoss und als Strafe für nachlässiges Zähneputzen verwendet werden könnte.

3. Mazerationsrosé

Bleistift, Blaubeere, Pflaume, Veilchen, Brot. Im Mund eine elegante und sanft tanninschmelzige Süße, geht minimal griffig in die Backen. Sehr gute Substanz.

Champagner:

1. Violaine

50PN 50CH ohne Schwefel

Schicker, leicht blumiger Duft, mädchenhaft schüchterner Wein

2. Millésime 2006

70PN 30CH

Mild und genauso zurückhaltend wie die Violaine, gegen Ende mit einer Mischung aus Süßholzsaft und wässriger Säure, die ich irritierend fand

3. Mazerationsrosé

So gut mir die Substanz beim Stillwein noch gefallen hat, fehlte mir beim Champagner dann doch Säure und Stoffigkeit.

4. Blanc de Noirs Prestige

Der Blanc de Noirs nahm einen langen Anlauf, prallte mit voller Wucht am Gaumen auf, entwickelte viel Frucht und Materie am Gaumen, dünnte aber gegen Ende zu schnell ein und hinterließ eine etwas alleingelassene Säure. Da muss mit zunehmender Reife noch mehr Fleisch dran.

Champagne: Farmer’s Fizz

 

Winzerchampagner ist ein ganz besondres Elixier. Glanz und Elend liegen hier besonders dicht beieinander. Die erfolgreichsten Winzer eint, dass bei ihnen meisterlicher Umgang mit den natürlichen Vorgaben, Avantgarde und Experimentiersinn eine günstige Liaison eingehen und Champagnerfreunde in ihren Bann ziehen. Daraus entwickeln sich verkürzt gesprochen manchmal Trends, die bei einigen der großen Erzeugern mit Freude aufgenommen werden. Die stellen natürlich nur allgemach ihre Portfolios um, denn in der Champagne entscheidet man nicht von Jahrgang zu Jahrgang, sondern muss immer ein diachrones Moment berücksichtigen: die Hefeverweildauer der Champagner von zum Teil mehreren Jahren. Tuchfühlung bei den richtigen Winzern bedeutet deshalb fast so etwas wie einen Blick in die Zukunft zu werfen, was dem intensiven Verkosten einen zusätzlichen Mehrwert verleiht. 

1.Pehu-Simonet

Der Winzer aus Verzenay hat seine Ausbildung wie zahlreiche Champagnerwinzer-Kollegen seiner Generation und eben wie der unvermeidliche Anselme Selosse in Beaune abgeschlossen und orientiert sich bei der Weinbereitung an den Vorgaben aus Burgund. Der Weinberg (8ha) und speziell der Boden wird schonend,bzw. 'nachhaltig' bewirtschaftet. Auf BSA wird weitestgehend verzichtet. Zur Verfügung stehen Stahltanks, 30 Burgunderfässer und 10 klassische Champagnerfässer mit einem Format von 205l. Flaschenvergoren wird kühl bei ca. 10°C.

1.1 Sélection Grand Cru

70PN 30CH, kein BSA, 30% Reservewein aus den beiden Vorgängerjahren, 15% werden fassvergoren. Mit 8 g/l dosiert.

Sauberer Champagner-Winzerschoppen, bei dem man von der Säure zwar nicht überfahren, aber doch bleibend beeindruckt wird.

1.2 Transparence Grand Cru Extra Brut 2006

Hat im Frühjahr einen BSA durchlaufen, ist dafür nur mit 3 g/l dosiert.

Vom Konzept her ein Sélection Grand Cru mit verlängertem Hefelager. Es gibt nur 3000 Flaschen davon, verkauft werden die exklusiv auf der Domaine. Man merkt einen holzigen Einschlag, eine angenehm hefige Note und ein Quentchen mehr Reife, als beim Sélection Grand Cru.

1.3 Blanc de Blancs

2008er Trauben aus einem jungen Weinberg in Le Mesnil, im Stahltank ausgebaut und mit 9 g/l dosiert.

Gefiel mir gut. Rauh, schlank, dabei leicht amylisch, mit den angenehmen Bonbonnoten kühl vergorener Champagner. Dabei bleibt er zum Glück nicht, eine grantelige mineralische und sehr mesnilige Note setzt sich recht schnell durch.

1.4 Rosé

80PN 20CH, 2007er Basis und 25% Reservewein aus den beiden Vorgängerjahren. Teilweise Biotrauben, ohne BSA. Assemblage aus Blanc de Noirs mit einem Anteil Verzenay Rouge. 15% Fassausbau, sonst Stahltank. Mit 7 g/l dosiert.

Hier merkt man paradoxer Weise am deutlichsten den angestrebten Burgundercharakter. Mandel, Marzipan, gehackte Nüsse, im Mund sehr schlank, aber nicht harmlos, minimal adstringierend, dann wieder stahlig, dicht und in sich geschlossen. Kein Moderosé.

1.5 Blanc de Noirs Grand Cru

2007er Basis, Trauben von alten Reben in Verzenay. Ausbau zu 40% im Stahltank und zu 60% im Holzfass von der Tonnellerie de Champagne, die Eichen dafür stammen aus dem Wald von Verzy, nur wenige Meter entfernt über dem Weinberg. Mit 8 g/l dosiert.

In einem komfortablen Bett aus weichem, ganz gegen die Gewohnheit der Tonnellerie de Champagne schonend getoasteten Eichenholz liegt der unruhige Säurekern, eingebettet in dämpfende Ananas-Mangoaromen. Wirkt unausgeglichen, müsste man beobachten.

1.6 Millésime Grand Cru 2005, dég. Nov. 2010

50PN aus der Lage Les Noues in Verzenay, Ausbau im Barrique; 50CH, davon 40% aus Le Mesnil, 60% aus Verzenay Grand Cru, ganz genau aus Pisses-Renard, einer der wenigen Chardonnaylagen in der Pinothochburg, im Stahltank ausgebaut. Mit 8 g/l dosiert.

Unter dem leichten Böckser präsentiert sich ein exotisches Duftbouquet, das in ein Geflecht aus Birne, Ananas, Pfirsisch, Banane und ein paar Nüssen übergeht. Was dieser Champagner wirklich drauf hat, wird sich erst zeigen, wenn die noch fast alles überdeckenden Primärnoten sich mit zusätzlicher Flaschenreife verzogen haben.

 

2. Die Avantgarde der Biowinzer

Besonders rege und betriebsam sind die Biowinzer. Unter ihnen finden sich alteingesessene Großmeister und die junge Generation von Winzern, die teilweise Stück für Stück Pachtverträge mit den großen Häusern ablaufen lässt, um diesen Teil der Weinberge nach eigenen Vorstellungen selbst – und meistens eben biologisch/nachhaltig/biodynamisch – zu bewirtschaften. In der Champagne, wo sowieso jeder mit jedem verwandt ist, netzwerkeln diese Winzer untereinander meist ebenso erfolgreich, wie sie sich neuer Medien bedienen.So kommt es, dass man Kleinsterzeuger mit gerade einmal 3 ha Rebfläche im New Yorker Cru, im Kopenhagener Noma und in Tokyo sowieso auf jeder besseren Weinkarte findet.  

2.1 Benoît Lahaye, Naturessence, dég. 3. August 2010

50PN 50CH

Phenolisch, aber nicht kränkelnd, mit scharfer Säure, dabei sehr traubig, erinnerte mich schon beim Bioweintasting in Paris an einen besonders süffigen Verjus; hatte hier schon etwas Druck verloren und Temperatur gewonnen, wirkte daher gebändigter und trinkfreundlicher.

2.2 Georges Laval, Cumières Premier Cru Brut Nature

Ein Füllhorn an Zitrusfruchtaromen, mit mentholischem touch, kräuterig, mineralisch, ein Spaziergänger mit sehr strammem Schritt.

2.3 Larmandier-Bernier, La Terre de Vertus Premier Cru, non dosé

Blanc de Blancs auf 2006er Basis aus den Einzellagen Les Barillers und Les Faucherets in Vertus.

Stachelbeere, gelbe Johannisbeere, Quitten, Hagebutten, Limetten, dazu eine feine, mineralische Art, die den Wein aber nicht verschließt, sondern stützt. Wo der Laval marschiert, schreitet der Larmandier-Bernier.

2.4 Tarlant, La Vigne d'Antan, Chardonnay non-greffée, 2000

Zusammen mit dem berühmten Vieilles Vignes Francaises von Bollinger einer der ganz wenigen Champagner von ungepfropften Reben, in diesem Fall Chardonnay. Und genauso schwer zu bekommen, aber wenn, dann für ca. ein Zehntel der VVF. Massives Chardonnaygeschütz aus einer anderen Zeit.

2.5 Jérôme Prevost, La Closerie, fac-simile, Rosé Extra Brut

100PM davon 11% Meunier Stillweinzugabe, 2009er Basis. Ausbau in jungen und alten Barriques.

Helles Rosé und natürlich schmeckt er viel zu jung. Kaum, dass sich übrhaupt aromatische Anlagen ausgebildet haben, noch überwiegen sehr unroséhafte mineralische Noten, Geißblatt, weiße Blüten, Akazie, auch eine ganze Reihe frischer Beeren ist dabei, aber das Aromenkonzert klingt wie durch eine dicke Glasscheibe.

2.6 Olivier Horiot, Cuvée Sève "En Barmont", Blanc de Noirs non dosé 2004, dég. 16. April 2009

Nicht sehr inspirierend war leider der fassvergorene, eher schlichte, wenngleich extraktstarke und dadurch süßlicher wirkende Champagner aus dem für seine Rosés prominenten Aubedörfchen Les Riceys.

2.7 Robert Dufour, Bulles de Comptoir Extra Brut

Pinot Blanc, Pinot Noir, Chardonnay.

Einmal mehr zeigt sich, dass Pinot Blanc keine so wahnsinnig gute Schaumweintraube ist. Nach gut gelungenem Sekt schmeckte dieser Champagner, der reinsortige "Les Instantanés" Blanc Gourmand Extra Brut, bzw. sogar Brut Nature 2003, von Dufour lässt grüßen.

 

3. Penet-Chardonnet

Dieser Familienbetrieb aus Verzy verfügt über sechs Hektar ausschließlich in Grand Crus. In Verzenay, bei Pehu-Simonet begann die kleine Winzerchampagner-Revision und im benachbarten Verzenay schließt sich der Kreis für dieses Mal. Diesen kreglen Betrieb, der zu den größten der Gemeinde gehört und sich gehörig für die Zukunft herausgeputzt hat, muss man ernsthaft im Auge behalten. Schönes Detail: die Rückenetiketten sind mit QR-Codes versehen, wer auf seinem Smartphone eine entsprechende App hat, braucht davon nur ein Bild zu machen und wird dann automatisch auf die website des Erzeugers geführt, wo er die technischen Angaben zum betreffenden Champagner nachlesen kann.

3.1 Extra Brut Millésime 2005

70CH 30PN.

Gelungene Jahrgangsinterpretation, Orangenblüten und Akazienduft, apfelig und mit fröhlicher Säure unterlegt, eine unbeschwert tänzelnde Komposition.

3.2 Réserve Grand Cru Extra Brut, dég. Sep. 2010

2/3PN 1/3CH aus Verzy und Verzenay, Basisjahr 2004, 4 g/l.

Rund, mild, reif, mit toastigen Röstnoten und Lemon Curd. Der Mund wird unversehens zum Nobelplanschbecken, so viel quietschvergnügte Champagnerfreude auf einen Schlag gefiel mir sehr gut.

3.3 Grande Réserve Grand Cru Brut Nature

2/3PN 1/3CH hauptsächlich aus Verzy, Basisjahr 2001

Gesetzter, reifer, etwas strenger war die Grande Reserve. Auch dies ein Champagner, der den Mund schlagartig ausfüllt und lange nachhallt, was man bei Brut Nature Champagnern nur dann erlebt, wenn sie richtig gut gelungen sind – sonst zeigen die sich nämlich gern mal lakritzig, ausgezehrt und streng gegen Ende.

Bio-Champagner nachprobiert

 

I. Françoise Bedel

Ein nettes Wiedersehen mit der stets sehr eleganten Madame Bedel und ihren Weinen. Auf ihre exzellente Cuvée Robert Winer befragt, gab Madame Bedel zur Antwort, dass sie einen 2008er in petto hat. Darauf wird die Champagnerwelt leider noch gute zehn Jahre warten müssen, fügte sie aber sogleich hinzu. Wenn der 2008er mit dem famosen 1996er vergleichbar ist, werde ich gerne warten.

1. Dis, Vin Secret Brut Nature 2003

86 PM 8 PN 6CH. Die Apfelaromen vom letzten Mal haben sich wohl ausmetamorphiert und entschieden, sich in Richtung überreifer Schattenmnorellen zu entwickeln. Trotz seiner weichen Art mit einer angenehmen Spritzigkeit ausgestattet, wobei die Säure etwas überfordert wirkt.

2. Entre Ciel et Terre Brut 2002

100PM. Das feine, leichte elegante Element der Weizenmehlnase hat sich gehalten und verfeinert. Hinzu kommt ein leicht herbes Quittenmusaroma. Der Champagner ist balanciert, lebhafte Säure und eine leichte Mürbe stehen in gutem Gleichgewicht und können sich so sicher noch ein paar Jahre spannungsvoll belauern, bevor der Champagner abbaut.

3. Origin'elle Brut 2004

78PM 9PN 13CH. Alkoholische Nase, im Mund herb. Säurearm und in gewisser Weise effizient: aus dem was er an Meuniercharakter hat, holt er das beste raus.

4. L'âme de la Terre Extra Brut 2002 – informell –

Drittelmix. Erde, Brot, Getreide, wie der Name schon ankündigt. Im Mund glatt, sauber und schnittig, wenn nicht gar seidig. Milde, charaktervolle Herbe.

II. Thierry de Marne, Champagne Frison Demarne

Die allerersten Flaschen gab es, noch ohne Rückenetikett (das später einmal das Dégorgierdatum des jeweiligen Lots tragen wird). Im Frühjahr hatte ich in Paris die damals noch namenlosen Cuvées probiert, nun gab es die in den Startlöchern stehenden Champagner quasi als pre-opening.

1. Blanc de Blancs "Lalore" non dosé, 2007er Ernte

Hatte ich auf meine Merkliste gesetzt und siehe, der Champagner hat sich ganz prachtvoll entwickelt. Frisches Chardonnaynaturell, das mich auf Anhieb an einen am Vorabend getrunkenen 2004er Blanc de Blancs "Les Vents d'Anges" 2004 von Xavier Leconte erinnerte. Knackig, lang, ein vorwärtsdrängender Chardonnay mit einer feinen Butterweck-, Buttercroissantnase. Wenn dieses junge Haus so weitermacht und seinen Champagnern später einmal noch mehr Zeit auf der Hefe gönnt, haben wir einen neuen Spitzenerzeugeranwärter.

2. "Goustan", 2007er Ernte

50PN 50CH. Auch hier lohnt es sich, den Champagner im Blick zu behalten. Rassig, mineralisch; wie seine blonde Schwester mit starkem Vorwärtsdrang, etwas dunkler, eher auf der Krustenbrotseite. Sehr charmantes Mentholfinish.

III. Jean-Pierre Fleury, Champagne Fleury

Aus der Vielzahl der Cuvées von Fleury gab es diesmal drei Champagner.

1. Fleur de l'Europe Brut Nature

85PN 15CH. 2001er Basis mit Reserve aus 2000.

Frische Baumwollnase, dicht gewebt, fast filzig. Etwas chlorig, mittelschwer. Nicht der größte Wurf aus der Fleury-Kollektion.

2. Extra Brut 1995, dég. 2009

80PN 20CH.

Reifer 95er, dem man mit ein wenig glücklicher Spekulation das späte Dégorgement abschmecken kann. Vornerum lebhafte Frische, hintenrum altersangemessen Mürbe. Ähnliche Spannung wie bei Bedels Entre Ciel et Terre 2002. Kann noch ein ganze Weile.

3. Rosé de Saignée Brut (2007)

80PN 20CH.

Herber, kräftiger Rosé, dessen Blumendekor über sein männliches Interieur täuscht.

IV. Bertrand Gautherot, Champagne Vouette & Sorbée

Bertrand Gautherot stellte die Erzeugnisse seiner Kinder vor.

1. Fidèle

100PN. 2007er. Dégorgiert am 14. Dezember 2009. Je mehr Flaschenreife der Champagner bekommt, desto weiter entfernt er sich von seinem niedlichen Namen. Zur Zeit wirkt er kraftstrotzend und zeigt das reinste Raubkatzennaturell. Fleischig, gerbstoffig, lang.

2. Blanc d'Argile

100CH. 2007er. Am 12. Januar 2010 dégorgiert. Immer noch Banane, immer noch üppiges Erdbeer-Himbeer-Aroma, das sich mit Luft in einen gar nicht mal unangenehmen Klebstoffduft umwandelt. Sehr sportlicher, ausgeruhter und mühelos wirkender Typ, geht wie ein Rennwagen über die Zunge. Vom Holz merkt man nicht mehr ganz so viel. Wird sich weiterhin positiv entwickeln, denke ich.

3. Saignée de Sorbée

Ein 2006er. Dégorgiert am 12. April 2010. Dieser Champagner hat sich gegenüber dem letzten Mal gefangen. Ein betörender und für Roséchampagner ungewöhnlich geheimnisvoller Boudoirduft macht sich bemerkbar, floral, mit Maiglöckchen und Lilie. Ein Verkoster meint: das ist der Duft von getragenen Damenstümpfen. Wenn ich meine Damenstrümpfe ausziehe, duften die nicht so, aber wahrscheinlich meinte der Kollege das auch nicht. Am Gaumen ist der Champagner eigenwillig schön, die florale, etwas cremige Textur bleibt lang am Gaumen.

V. Vincent Laval, Champagne Georges Laval

Ohne Bart sieht er nicht mehr aus, wie Käpt'n Haddock; cool und entspannt, prächtig gelaunt präsentiert er seine Champagner, dass es eine Freude ist.

1. Cumières Premier Cru Brut Nature

2006er. 50CH 25PN 25PM. Kraftvoll, crèmig, etwas fleischig, milde Parfumnote, Duft von Nivea und Zitrusfrüchten. Am Gaumen dann pinotgeladen, weinig und gefühlvoll. Entwickelt sich scheinbar recht flott.

2. Les Chênes Cumières Premier Cru 2005

100CH. Starker Champagner in kleiner Auflage (1776 Flaschen und 49 Magnums). Haselnussnote und Aromen aus der Thaiküche. Immer wieder Zitronengras, Ingwer, Limette. Mildes Holz, superbe Sauberkeit und enormes Entwicklungspotential.

3. Cumières Premier Cru Brut Nature 2002 en Magnum

Schwebend leicht, fein, weich, haselnussig, mittelgewichtig. Schlank, doch im Kern sehr konzentriert. Da findet sich eine Ahnung von Ammoniak, die aber nicht zehrend oder sonstwie beschwerend wirkt, sondern dem Wein eine sportliche Aggressivität verleiht, die mir gut gefällt.

4. Coteaux Champenois Rouge Cumières Premier Cru 2008

Langpfeffer, Tellycherrypfeffer, Kirsche, mandel- und Aprikosenkerne. Weich, mit dennoch kerniger Säure, die sich aber nicht aufdrängt und gegen Ende etwas seifig wirkt.

VI. David Léclapart, Champagne David Léclapart

Immer Chardonnay, immer Jahrgang, immer ohne Dosagezucker und stets mit vollem BSA. Das ist die scheinbar einfache Formel, auf die sich David Léclaparts Champagner bringen lassen.

1. Amateur 2007

100CH von sechs Parzellen. Stahltankausbau. Nur ca. 2-3 freies SO2 mg/l. Rund, weinig, etwas kratzig, auch gerbstoffig.

2. Alchimiste 2007

Marzipan, Rosenwasser, Aprikosenmus, weißer Pfirsich, Orangenblüten, auch Fleur de Sel und was das Verblüffendste ist: ein Geschmack von frischer Foie Gras. Enorm.

3. Artiste 2005

100CH von zwei Parzellen. Halb Stahl, halb Barrique. Weich, schaumig, rund und lang. Schmeichelhafte und leichtfüßig daherkommende Mineralität mit darübergestreuten Zuckerblüten. Sanftes Timbre, das ein wenig der Stimme von David Léclapart entspricht

VII. Champagne Leclerc-Briant

Pascal Leclerc-Briant ist leider am 6. Oktober 2010 verstorben.

1990 begann er mit dem biodynamischen Weinbau nach Jacques Puisais in einer nur 50 Ar großen Parzelle. Im Jahr 2000 wurden erst die Lagen Les Crayères und Les Chèvres-Pierreuses, dann der gesamte Rebbestand in Cumières und Verneuil biozertifiziert. Seit 2006 ist der gesamte Rebbesitz von Leclerc-Briant bio-, seit 2008 demeter-zertifiziert. Pascal Leclerc-Briant war einer der unermüdlichen Antreiber in der Region und einer der wirkmächtigsten Biopioniere der Champagne. Auf ihn gehen die Bio-Tastings der AIVABC zurück.

1. Cuvée de Reserve Brut

70PN 30CH aus 06, 05 und 04. Mit 8 g/l dosiert. Entweder hat die zusätzliche Flaschenreife dem Champagner sehr gut getan, oder die vor einem halben Jahr probierte Cuvée de Réserve hatte einen Hau, bzw. war eben einfach noch nicht soweit. Saftig, g'schmackig, mit einer für 8 g/l schon mehr als nur leichten Süße, dennoch mit hintergründiger Kraft. Schöner Standardbrut.

2. Les Chèvres Pierreuses Cumières Premier Cru

40PN 40CH 20PM.

Mein Liebling aus der Kollektion von Leclerc-Briant. Fordernder, druckvoller Mix aus quietschlebendigem Chardonnay und nur scheinbar um Seriosität besorgtem Pinot, der gegen Ende handzahm wird.

3. Cuvée Divine 2004

50PN 50CH.

Weicher Champagner mit dem Charakter von Kalbfleischrollbraten. Was ich auf der Master Class schon festgestellt habe, bewahrheitet sich hier erneut. Der Champagner ist dicht, aber nicht fokussiert, wuchtig, aber nicht massig.

VIII. Bruno Michel

Bruno Michel erklärte mir, weshalb sein "Rebelle" diesen und nicht einen anderen Namen bekommen hat. Weil er die Biobewegung als eine rebellische Bewegung ansieht, die sich gegen den industriellen Massenwein zur Wehr setzt. Eine sympathische Begründung, wie ich finde.

1. Cuvée Blanche Brut

50PN 50CH. 07er Basis mit Reservewein aus 2006. Mit 8 g/l dosiert. Fruchtiger, für die Chardonnays aus Pierry und Chouilly recht typischer Stil, angereichert mit floralen Aromen von Geißblatt und Weißdorn. Stoffig und etwas rauh am Gaumen. Schön.

2. Cuvée Rebelle Extra Brut

2006er von alten Reben. Mit 2 g/l dosiert. Herb, griffig, gegenüber der letzten Probe deutlich runder und nicht mehr so stürmisch-kämpferisch. Kirschkerne und Birnengehäuse, drumherum weiches, sehr aromatisches Fruchtfleisch.

3. Cuvée Blanc de Blancs Pierry Premier Cru

Gegenüber der Cuvée Blanche verfeinert, geschliffener, eleganter, länger und tiefer.

4. Cuvée Rosé

80PM als Saignée und 20CH als Assemblage dazu. Dieser Champagner passt zu Andouillettes, das habe ich beim ersten mal festgestellt und dabei bleibt es nach meiner Meinung auch. Jetzt schmeckt er allerdings schon deutlich feiner nach pürierten Erdbeeren, bzw. Erdbeermargarita. Schlotzig.

IX. Franck Pascal

Neue, wie Franck Pascal einräumte auch schönere Etiketten zieren nun seine Flaschen. Der Inhalt entspricht dem, was ich bereits von ihm kennengelernt habe.

1. Sagesse Brut Nature, dég. 11. Mai 2010

57PM 38PN 5CH.

Alkoholische Nase, wässriger Gaumen. Dann viel Säure. Wieder mal ein viel zu junger Champagner von Franck Pascal. Ich wüsste zu gerne mal, wie die denn in reif schmecken. So kann ich wenig drüber sagen.

2. Tolérance Rosé, dég. 6. Juli 2010

Aus Assemblage entstanden, bilden 96% Sagesse und 6% Pinot-Noir + Pinot Meunier die Cuvée. Etwas enger zusammengeschnürt sind bei diesem Champagner die verschiedenen Stränge aus Säure und wässrig-flüssigem Aromen-Liktorenbündel. Leicht, mineralisch, fruchtarm.

3. Coteaux Champenois Rouge Confiance

Erinnert in der Nase an gedeckten Pflaumenkuchen und an den selbstgebrannten Pflaumenschnaps der Bauern in der Gegend um Nevers. Griffige, konsequent kühl und etas steinig wirkender Pinot.

Bio-Champagner verkostet – Teil II

VIII. Benoit Lahaye, Champagne Benoit Lahaye

Grundweine:

1. Les Monts de Tauxières

Pinot-Noir aus dem Holzfassl. Voll und weinig, mit viel profilgebender Säure und einem Duft wie in der Sauna nach dem Aufguss.

 

2. Les Grosses Pierres

Pinot-Noir und Chardonnay von achtzig Jahre alten Rebanlagen. Sehr anstrengend. Steine, Steine, Steine, nichts als Steine, darunter auch ein paar Feuersteine. Dann auch noch die viele Säure und das ganze in einen Aromenmantel klassischen Zuschnitts gesteckt – ich bin auf den Champagner gespannt.

 

3. Bouzy Rouge 2009

Herb, mit einem leichten Restprickeln. Erinnert an abgestandene Cherry Coke.

 

Champagner:

1. Rosé de Macération 2007

Reife Kirsche, die ich ja schon vom Bouzy Rouge kannte, nur eben nicht als Colanorgerl, sondern in einem duftigen Kirschkuchen verarbeitet, der ganz ohne Schokolade auszukommen scheint. Im Mund noch sehr aggressiv und sauer und noch – oder vielleicht für immer? – kein Spassgewächs.

 

2. Brut Nature Grand Cru

90PN 10CH. 2007er Basis, mit 2006er und 2005er. Bromjodidnase, erinnert an Krankenhausflur. Im Mund sehr viel schlanke Säure, Geschmack von sehr gutem Verjus. Griffig, mit Apfelpektin, erst gegen Ende leicht mürbe.

 

3. Coteaux Champenois Bouzy Rouge 2007

Am Samstag zuvor gefüllt; nicht unproblematisch. Nussig, mit Kirsche, aber auch einer Tendenz in Richtung Eichelpudding und Pinzgauer Käse.

 

IX. Vincent Laval, Champagne Georges Laval

Wenn es eine lebende Vorlage für Kapitän Haddock aus Tim und Struppi gibt, dann ist es Monsieur Laval. Der hat seine 2,5 ha am Fuss der Abtei von Hautvillers, im schönen Cumières. So wie Kollege Bliard überlässt auch Laval der Natur die Entscheidung darüber, ob seine Weine einen BSA durchlaufen, oder nicht. Jedenfalls steckt er sie gern ins 300l-Fass, wo sie sich wohlzufühlen scheinen.

 

Grundweine:

1. Chardonnay Les Chênes Premier Cru 2009

Kein ganz so saures Kaliber wie die Mesnilchardonnays, aber mit Ambitionen in diese Richtung. Klassisches Format, das hohe Erwartungen schürt.

 

2. Pinot-Noir Les Hautes Chèvres Premier Cru 2009

Fein gemahlene Haselnusssplitter und viel unterlegte Säure. So könnte Hanuta für Erwachsene schmecken.

 

3. Cumières Rouge 2009

Veilchen, Rosenblätter, alles, was floral ist. Sonst eher kurz, dafür griffig.

 

Champagner:

1. Cumières Premier Cru Brut Nature

2006er. 50CH 25PN 25PM. Dégorgiert im Mai 2009 und damit einer der wenigen schon eingegliederten Champagner. Für einen Brut Nature schon recht schmeichelhafte, beinahe handzahme Aromatik, ganz ohne Kaktusgefühl am Gaumen. Gleichzeitig herb, mit Verbene und Zitronenmelisse unterlegt, wie sich vor allem mit mehr Luft zeigt.

 

2. Cumières Premier Cru Brut Nature 2002 en Magnum

Derselbe Mix wie der 2006er, im Februar 2009 dégorgiert. Fein, weich, haselnussig, mittelgewichtig. Ich bin mir nicht sicher, ob der Champagner jahrgangstypisch ist oder ob sich hier schon ein Magnumeffekt bemerkbar macht. Mit Luft zeigt er sich durchweg schlank, am Zungenrand teilweise fast wässrig, im Kern dagegen konzentriert.

 

3. Les Chênes Premier Cru Brut Nature 2004

100CH. 1776 Flaschen gibt es von diesem Stoff, das ist immerhin genau doppelt so viel, wie es noch vom 2002er gab. Der erste Schluck war trocknend und sandig, beim zweiten Schluck blieb noch das Gefühl, als würde der Gaumen mit einem Frotteetuch abgerubbelt, der dritte Schluck hätte eigentlich schon das rohe Fleisch freilegen müssen – aber siehe! Nichts dergleichen, sondern eine balsamische, an Marillenkernöl erinnernde, leicht apfelige, kühl-minzige und glatt auslaufende Chardonnayigkeit, die ich nicht erwartet hätte kam zum Vorschein. Ungewöhnlicher Start für einen bilderbuchmäßigen Blanc de Blancs, der mit jeder Minute immer noch eine Schippe mehr auflegte; beobachten, bzw. reifen lassen und nicht zu kalt trinken!

 

X. David Léclapart, Champagne David Léclapart

Im Vorfeld für mich bereits ein Highlight der Verkostung war der Champagner von Leclapart. Juhlin hat volle 98 Punkte für den 2004er Apôtre gegeben und nicht nur er gehört zu den Umjublern dieses völlig unselossemäßigen Winzers mit gerade einmal 3 ha in Trépail. Die Champagner sind immer Blanc de Blancs, tragen stets ihren Jahrgang mit Stolz, durchlaufen die malolaktische Gärung und werden nicht dosiert.

 

Grundweine:

1. Amateur 2009

Die Trauben der zugrundeliegenden Parzelle waren komplett im Stahltank. Der Wein schmeckt sehr mostig, wirkt etwas steif, wie ein zu grell angestrahltes Kunstwerk wird hier der nackte Chardonnay zur Schau gestellt und klingt herbbitter aus.

 

2. Artiste 2009

Der Grundwein von zwei Parzellen war halb im Fass und halb im Tank. Hier macht sich eine erste individuelle Regung in Form frischer Säure bemerkbar, sonst bleibt der Grundwein schwierig, ebenfalls sehr mostig und seltsam unnatürlich, wie unter dem Vergrößerungsglas.

 

3. Apôtre 2009

Grundwein von nur einer Parzelle, der komplett im Holzfass war. Dabei handelt es sich um ca. 15 Jahre alte, mit Puligny belegte Fässer. Sehr viel Kraft und Frische kommt da durch, holzig im Sinne der typischen Holzfassaromatik wirkt der Wein keinesfalls, auch nicht wirklich burgundig, vielmehr am Ende leicht metallisch.

 

Champagner:

1. Amateur 2006

Wenn ich nicht gewusst hätte, dass der Amateur kein Holz gesehen hat, hätte ich schwören können, dass diese warme, buttrige Tönung vom Holz kommt. Wie Milchschaum füllt der Champagner den Mund aus und setzt am Gaumen seine Spotlights, die im Gegensatz zum Grundwein nichts grelles mehr haben. In dieses warme, sehr gediegene Ambiente hinein knallt dann eine brettharte, nicht endenwollende Attacke vom Chardonnay und lässt einen verblüfften Trinker zurück. Daran ändert auch ein zweites und drittes nachprobieren nichts, dieser Champagner ist kompromisslos und ein wenig rätselhaft. Wieder ein Kandidat für die Langstrecke.

 

2. Artiste 2005

Ganz anders dagegen ist der Artiste. Langsam, säureärmer, weiniger, in sich geschlossener. Trotz des teilweisen Holzfassausbaus riecht und schmeckt der Artiste überhaupt nicht holzig, nur der leicht salzige Schmelz könnte das Fass verraten. Gleichzeitig ist dieser dezente, Neugier weckende Schmelz nicht stark genug, um sicher auf Holz zu tippen, er könnte auch ganz andere Erklärungen haben. Und so kreisen die Gedanken um den Schmelz dieses Champagners, der eigentlich gar nicht so sehr die Aufmerksamkeit auf sich ziehen will, mit seiner ruhigen und diskreten Art aber dennoch im Mittelpunkt steht.

 

3. Apôtre 2004

Das Flaggschiff der Kollektion erinnert anfangs entfernt, wirklich entfernt an die Champagner von Vilmart. Völlig unaufgetakelt und ohne Tamtam kommt der Wein daher, ist weinig und rund, hat fassweise beste Sahne an Bord, gute Butter ist dabei, aber – und das erweist sich bei der Verkostung als schwierig – auch ein halbes Kalkgebirge. Dass aus diesem Kalkgebirge kein Steinbruch wird, sondern Skulpturen von höchster Plastizität und Originalität, daran besteht kein Zweifel. Ich frage mich nur: wann? Denn im Moment ist der Wein zwar erkennbar gross, aber noch so unübersichtlich und bei allem Vorschusslorbeer so schwierig, dass ich ihn jetzt lieber noch nicht beurteilen möchte.

 

XI. Pascal Leclerc, Champagne Leclerc-Briant

Pascal Leclerc-Briant macht immer BSA mit seinen stahltankvergorenen Weinen, weil der Wein dadurch eine höhere biologische Stabilität erhält und weniger Schwefel braucht. Seine Champagner liegen deshalb zwischen 6-7 mg/l SO2. Soziales Engagement ist ihm ebenfalls nicht fremd: auf dem Weingut arbeitet er mit einem Resozialisierungsprojekt für Menschen in schwierigen Verhältnissen zusammen.

 

Grundweine:

1. Cuvée de Reserve 2008/2009

Dieser buttrige Wein wirkte wie eine leere Zuckerwattemaschine, in die jemand paar Marshmallows hineingeworfen hat. Null Säure. Ging so.

 

2. Chardonnay La Croisette Epernay 2009

Hier dann der reinste Chablis Premier Cru Montée de Tonnerre. Herb, kalkig, leicht fruchtig mit Apfel-Birne-Marille.

 

3. Pinot-Noir Les Quatrièmes Verneuil 2009

Dieser Weinberg liegt weit, weit im Westen, praktisch schon auf dem Flughafen Charles de Gaulle. Auch dieser Wein war buttrig, zeigte etwas Kirsche, aber sonst wenig Frucht, klang minimal salzig aus und machte dann die Vorhänge wieder zu.

 

Champagner:

Die teils braune Etikettenfarbe hat Pascal Leclerc-Briant gewählt, weil sie der Bodenfarbe im Erntegebiet entspricht, Champagner mit grünem Etikett sollen hingegen biologische Frische und dynamisches Auftreten ankündigen.

 

1. La Ravinne Brut

2006er und 2005er, Blanc de Noirs von Pinot-Noir aus Verneuil, mit 6 g/l dosiert, wie die folgenden Champagner von Leclerc-Briant im Dez. 2009 dégorgiert. Aromtaisch schwer zu fassen, mineralisch und kalkig, auch mit etwas Frucht und wenig Säure, wirkte ausdrucksschwach, düfte aber einfach nur zu kalt gewesen sein.

 

2. La Croisette Brut

Blanc de Blancs, daher mit grünem Etikett -> Frische. Basis hier wieder 2006 und 2005, Dosage betrug 5 g/l. Waldmeister machte sich bemerkbar, ausserdem viele andere grünliche aber nicht unreife Noten. Säure habe ich nicht wahrgenommen, dafür wirkte der Champagner über die ganze Länge bemerkenswert frisch, auch kräuterig und sauber. Meiner Meinung nach zu jung.

 

3. Cuvée de Reserve Brut

70PN 30CH aus 06, 05 und 04. Mit 8 g/l dosiert. Dieser Champagner sagte mir gar nicht zu, weil er nur Anklänge von Lakritz zeigte und danach sofort die Schotten dichtmachte. Keine große Länge, keine kauzigen Eigenheiten, keine Schrullen, nichts. Zwiwschenfazit: keinesfalls jung trinken und sich langsam annähern.

 

XII. Bruno Michel

Grundweine:

1. Chardonnay Premier Cru Pierry 2009

Sehr chardonnayig, mit einem Eindruck wie von trockenen Holzspänen, überhaupt viel trockenem Holz, bei stachliger Säure. War witzigerweise gar nicht im Holz.

 

2. Pinot Meunier aus Moussy 2009

Grapefruit, exotische Früchte, Säurearmut lassen den jungen Meunier erkennen.

 

3. Rosé 2009

80% Pinot Meunier de Saignée mit 20% Chardonnaystillwein, also praktisch ein verkehrt herum gemachter Rosé d'Assemblage. Der Wein wurde klar vom Chardonnay dominiert, war aber nicht kratzbürstig, sauer oder übertrieben buttrig, sondern von einer prinzessinnenhaften, nur minimal zickigen Schmiegsamkeit.

 

4. Cuvée Blanche

Je hälftig Meunier und Chardonnay, zu 70% aus 2009, zu 30% aus 2008 und aus altem, ca. fünfzehn bis zwanzig Mal belegten Barrique. Mild, weinig, nicht wirklich säurearm, aber mit einer verdeckt operierenden Säure, die nicht an der Zungenspitze angreift, sondern nach dem trinken am Gaumen.

 

Champagner:

1. Cuvée Blanche Brut

Aus der Cuvée von Grundwein 4. Mit 8 g/l dosiert. Kleiner Waldbodenstinker, milde, morchelige Pilzaromen, elastische, gegenüber dem Grundwein sehr aparte Säure.

 

2. Cuvée Blanc de Blancs Premier Cru

2006er. Auch hier ein Stinkerle, das jedenfalls nicht vom Holz stammen kann, denn der Grundwein kommt aus dem Stahltank. Recht bald nach dem allerersten Eindruck öffnet sich ein gelbfruchtiges, von angemessen unterstützender Säure getragenes Bouquet, das sehr stark für Pierry-Chardonnay spricht.

 

3. Cuvée Rosé

Andouillette-Champagner. Beim ersten reinschnuppern meinte ich, gleich würden die berühmten Würstl aufgetragen, dann wich der charakteristische Innereienduft einer stahlig-rotfruchtigen, dabei schlank angelegten und verdauungsfördernden Cuvée mit hohem Trinkbarkeitskoeffizienten. Diesen Champagner würde ich jedem empfehlen, der erstmals in seinem Leben Andouillettes bestellt und etwas zum runterspülen braucht, bzw. einen Champagner sucht, dessen Aromatik mit dem Würstlduft versöhnt und sogar Lust drauf macht.

 

4. Cuvée Rebelle Extra Brut

2006er Basis. Je hälftig Chardonnay und Meunier von vierzig Jahre alten Reben, mit 2 g/l dosiert. Sehr griffiger, mit Tannin ausgestatteter Champagner, der lang am Gaumen bleibt und dort ich-weiss-nicht-was bekämpft, das aber mit Inbrunst.

 

XIII. Franck Pascal

Grundweine:

1. 80CH 20PN

Ob Monsieur Pascal da wirklich Chardonnay drin hat, oder ob er versehentlich die Salzsäure aus dem Chemiebaukasten seines Sohnes erwischt hat – ich bin mir nicht sicher. Scharf, brennend und rachenreinigend schmeckte der Grundwein jedenfalls.

 

2. 60PM aus 2008 und 20PM + 20PN jeweils aus 2007

Spontanvergoren, ohne Klärung, Schönung, Filterung und völlig ohne Schwefelzusatz. Dieser Wein strotzte vor Pfeffer und Muskat, hatte wie sein Vorgänger eine hohe Säurelast zu tragen, die ihn zur Essenz einer Limonen-Pfeffer-Sauce machte. Er wirkte dennoch viel ausgeglichener und schien, vielleicht wegen seines Reserveweinanteils, sich insgesamt auf einem guten Weg zu befinden.

 

3. Chardonnay sur argiles à calcaires dur

Der drite Säuerling im Bunde, zusammen mit Grundwein 2 liess er die besten Ambitionen erkennen.

 

Champagner:

1. Sagesse

57PM 38PN 5CH. Sans Dosage.

Naiv und mit dickem Pinselstrich angemalte Etiketten sind in der Champagne derzeit Mode. Überhaupt nicht naiv, sondern von brachialer Kraft und urschreistarker Säure war der Sagesse. Von der auf dem Etikett angekündigten Tugend ist dieser Champagner noch sehr weit entfernt, aber vielleicht hat sich Monsieur Pascal bei der Namenswahl nur am Euphemismus für die Erinyen als Eumeniden orientiert.

 

2. Tolérance Rosé

Aus Assemblage entstanden, bilden 96% Sagesse und 6% Pinot-Noir + Pinot Meunier die Cuvée. Immerhin sind hier als Referenz an den Namen der Cuvée großzügige 6 g/l Dosage enthalten. Weich und lang wirkt er dann im Vergleich mit dem puren Sagesse, aber am Ende auch etwas zehrend und lakritzig.

 

3. Harmonie Mill. 2005

100PM von vierzig Jahre alten Rebanlagen, mit 3,7 g/l dosiert. Ein merkenswerter Meunier, leicht und fruchtig, wie Meunier sein soll, aber mit einer für alte Reben typischen Konzentration und Besinnung auf den Rebsortenkern. Leider gegen Ende wieder etwas zehrend, wie ich es sonst nur von zu trockenem deutschem Sekt kenne.