Karl-Heinz Frackenpohl hatte nach Engelskirchen geladen und es hat sich gelohnt, der Einladung zu folgen. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle dafür!
Die jeweiligen Flightsieger sind fett wiedergegeben.
Der Moselflight hatte die undankbare Aufgabe, das muntere Treiben zu eröffnen und tat sich leider etwas schwer.
I.1 Grans-Fassian, Trittenheimer Apotheke, alte Reben
Dicklich, konzentriert, zitronig, aber unfrisch und kurzatmig. Gefiel mir nicht besonders.
Meine Punkte: 87
Platzierung/Rundendurchschnitt: 36/88,33
I.2 von Schubert'sche Gutsverwaltung, Maximin Grünhäuser Abtsberg "Superior"
Erster Gedanke: Sponti? Zweiter Gedanke: Weinfehler? Bienenwachs und florale Töne, darunter immerhin eine recht frische Beerennase. Den Gedanken an einen in die Hose gegangenen BSA wurde ich dennoch nicht los. Im Mund dann sehr wenig und eher breiig-milchige Säure mit dünn gehäckselten Kräutern. Auch nicht mein Fall.
Meine Punkte: 86
Platzierung/Rundendurchschnitt: 35/88,85
I.3 Eitelsbacher Karthäuserhofberger Auslese trocken "S"
Der erste feinere, moseltypischere Wein des flights. Im Mund dichter und herber als gedacht, im Hintergrund minimales Petrol, Basilikum und Aprikose.
Meine Punkte: 88
Platzierung/Rundendurchschnitt: 30/89,77
I.4 Wegeler, Bernkasteler Doctor
Kalkig, pudrig, mit Melone und Drachenfrucht. Leicht pricklig, Minifirne, die von einer frischen Kräuterwürze eingehüllt wird. Schlanker, gleichzeitig schon gut entwickelter Wein.
Meine Punkte: 90
Platzierung/Rundendurchschnitt: 24/90,00
I.5 Reichsgraf von Kesselstatt, Josephshöfer
Wieder Bienenwachs, sonst sehr mineralisch, einfaches, nicht sehr anregendes Petrol, im Mund aprikosig, eher eng.
Meine Punkte: 88
Platzierung/Rundendurchschnitt: 25/90,00
I.6 von Othegraven, Kanzemer Altenberg
Corned Beef. Mit viel Luft immer noch eine diffuse, nur minimal fruchtige Nase. Am Gaumen irgendwie leer und ereignislos.
Meine Punkte: 86
Platzierung/Rundendurchschnitt: 33/89,62
I.7 van Volxem, Wiltinger Gottesfuss
Rund, knusprig, schlank, trotz seiner fröhlichen Art glatt, gepflegt, seidig und fein, merklicher Restzucker, der ihm wegen seiner dennoch herben, kernig-gesunden Art gut steht.
Meine Punkte: 90
Platzierung/Rundendurchschnitt: 18/ 90,92
I.8 Heymann-Löwenstein, Winninger Uhlen R
Tannenholz. Kühl, schieferig, vermittelt einen dunklen Eindruck. Im Mund geht der Wein recht weit auf, zeigt aber neben Butter und leicht alkoholischer Schärfe – noch – nicht viel.
Meine Punkte: 89
Platzierung/Rundendurchschnitt: 10/91,54
Cassoulet von weißem und grünem Spargel mit Scampi und gebackenem Estragon
Ein sehr gelungener flight und vielleicht der schönste des Abends war der nun folgende flight, in dem Rheinhessen zeigen konnte, wo der Rieslinghammer hängt.
II.1 Dönnhoff, Hermannshöhle
Mildes Mineral, crèmig, mit Orangenblüten; im Mund lebhaft, stoffig und griffig, stark, aber nicht schwer, wird leider schnell alkoholisch.
Meine Punkte: 88
Platzierung/Rundendurchschnitt: 31/89,77
II.2 Wittmann, Brunnenhäuschen
Sanddorn, Quittenmus, Vitamin C. Mit Luft entwickelt sich daraus wundersam eine Apfeltarte. Lang, dabei elegant und durchweg griffig. Die Verwandtschaft zum Morstein konnte man mehr raten, als allenfalls entfernt ahnen.
Meine Punkte: 90
Platzierung/Rundendurchschnitt: 20/90,65
II.3 Keller, Abtserde
Kork
II.4 Künstler, Hochheimer Hölle Goldkapsel
Viel Apfel, aber auch weißer Pfeffer, Kalk, Birnenchutney. Animierende, vitale Säure, etwas zu schnell weich ausgleitend.
Meine Punkte: 89
Platzierung/Rundendurchschnitt: 6/92,38
II.5 Keller, Morstein
In der Nase neben dem Früchtekorb vor allem Butter, Zucker, Karamell. Im Mund erneut eine höchst frugale Angelegenheit mit Birne, Apfel, Reineclaude. Saftig und lang.
Meine Punkte: 92
Platzierung/Rundendurchschnitt: 10/91,54
II.6 Wittmann, Morstein
Großer Wein. Zusätzlich zum Obstsalat sehr viel Mineral, nasser Stein, Moos, vielleicht am Ende auch schon die ersten Petrolnoten. Lang, vielschichtig, turbulent, überraschend und begeisternd.
Meine Punkte: 94
Platzierung/Rundendurchschnitt: 1/93,77
II.7 Keller, G-Max
Herb, mit Johannisbeere, Stachelbeermus, Rhabarber, außerdem eine körnige, an Dinkel oder Roggen erinnernde Nase. Auch viel Mineral. Gegenüber dem Morstein von Wittmann dichter gepackt, infanteristischer.
Meine Punkte: 93,50
Platzierung/Rundendurchschnitt: 2/93,54
II.8 Leitz, Rüdesheimer Berg Rottland, alte Reben, Goldkapsel
Bienenstich. Vollmundig, rund, dabei kraftvoll und herbfrisch. Nicht so bepackt wie der G-Max und ihm gegenüber etwas im Nachteil – alleinstehend würde er sicher besser abschneiden.
Meine Punkte: 91
Platzierung/Rundendurchschnitt: 14/91,31
Maischolle Finkenwerder Art mit Wirsinggemüse
Dieser flight hatte es nach den drei starken Schlussweinen des Vorgängers nicht leicht, hatte aber eine probentaktisch klug eingebaute Brücke in Form des Frauenbergs von Battenfeld-Spanier.
III.1 Wagner-Stempel, Heerkretz
Dick, wuchtig, mit Aprikose und Pfirsich, von pfälzischer Machart. Am Gaumen derselbe Eindruck, wird mit Luft etwas lakritzig, was ich nicht besonders schätze. Zum Essen dann eine sehr gute Sache, was den Wein gerettet, aber nicht über die 90 Punkte gebracht hat. Leider nicht mehr lange genug im Glas gehabt, um die weitere Entwicklung zu beobachten.
Meine Punkte: 89,5
Platzierung/Rundendurchschnitt: 32/89,69
III.2 Diel, Burgberg
In der Nase Pilze, vor allem Morcheln. Die schlanke, griffige, auch etwas spritige Art wird im Mund von einer etwas kaugummiartigen Konsistenz beherrscht, der Wein entzieht sich scheinbar dem Gaumen und bleibt dadurch unfokussiert. Habe ich auch schon eleganter getrunken.
Meine Punkte: 89
Platzierung/Rundendurchschnitt: 34/89,46
III.3 Battenfeld-Spanier, Frauenberg
Großer Wein. Tiefgründig, mit viel mineralischem Druck, offenbar der reinste Kalklolly. Pricklig, mit frischen Pilzen, Kombuchaaromatik.
Meine Punkte: 93+
Platzierung/Rundendurchschnitt: 8/91,92
III.4 Emrich-Schönleber, Monzinger Halenberg
Kalkig, pfeffrig, Paprikanoten, vielleicht auch etwas zu alkoholisch. Ohne seine pudrige, um kühlenden Ausgleich bemühte Art wäre er unter 90 gerutscht.
Meine Punkte: 90
Platzierung/Rundendurchschnitt: 19/90,92
III.5 Dönnhoff, Norheimer Dellchen
Apfel, Mandelsplitter, Buttercrème, fein, schlank und damenhaft bis hin zu einer spätkolonialen Limonadenhaftigkeit, die aber nicht ins kitschige abgleitet, sondern herb und griffig bleibt. Am Ende immer noch schnittig mit einer Spur von schwarzem Tee. Zeigt schon die gefährliche Schlotzigkeit der Dönnhoffweine.
Meine Punkte: 91
Platzierung/Rundendurchschnitt: 21/90,85
III.6 Schäfer-Fröhlich, Felseneck
Meiner Meinung nach Kork
Platzierung/Rundendurchschnitt: 16/91,00
III.7 Diel, Dorsheimer Goldloch
Anstrengender Wein. Zwischen Rumtopf, Bratapfel, überreifem Obst, Rumrosine und untypischer Altersnote kurvt der Wein herum, ohne zu kollidieren. Das spricht meiner Meinung nach dafür, dass seine positiven Komponenten den Schwerpunkt der Würdigung verdienen, daher trotz aller Bedenken 91 Punkte, die Runde sah es überwiegend anders.
Meine Punkte: 91, aber hart an der UTA vorbei
Platzierung/Rundendurchschnitt: 37/88,29
Geschmorte Kaninchenkeule mit Kartoffelstampf, sautierten Möhrchen und weißen Rübchen nach Mutter Frackenpohls Art
Sicher hat nach der vermehrt durchwachsenen bis negativen Kritik am Rheingau nicht jeder mit einem so starken flight gerechnet, wie er dann aus genau diesem Gebiet kam.
IV.1 Spreitzer, Hattenheimer Wisselbrunnen
Mostig, mit Jasminteenase. Klebrig, mit einer Mischung aus Kamille und Bienenwachs. im Mund düster, kraftvoll und dick. Wirkt etwas unausgeglichen.
Meine Punkte: 89
Platzierung/Rundendurchschnitt: 27/89,92
IV.2 Kesseler, Berg Roseneck
Wegen seiner massiv irritierenden flüchtigen Säure und seiner unruhigen, bizzligen Art von mir deutlich unter 90 gehalten. Wirkte mir in diesem Stadium allzu unruhig und eindimensional, könnte was draus werden, denn die Entwicklung mit Luft war sehr langsam, aber mit klarer Aufwärtsbewegung.
Meine Punkte: 88 mit viel Potential nach oben
Platzierung/Rundendurchschnitt: 11/91,54
IV.3 Robert Weil, Gräfenberg
Dünn, wässrig, verschlossen. im Mund schlank und etwas spritzig. So sexy wie ein isotonisches Getränk für Triathleten.
Meine Punkte: 89
Platzierung/Rundendurchschnitt: 29/89,85
IV.4 Schloss Johannisberg, Johannisberger
In der Nase überwiegend süße Kräuter wie man sie auf der Kirmes in Kräuterbonbonform bekommt. Auch im Mund viele Kräuter, dabei schlank und leicht, von einer seltsam verschatteten Süße.
Meine Punkte: 89
Platzierung/Rundendurchschnitt: 26/90,00
IV.5 Georg Breuer, Nonnenberg
Großer Wein. Ein harter Hund, der Jean Reno unter den Rieslingen. Erdig, mit Blüten aus der Natursteinmauer, Farne, fette, wuchernde Kräuter und im Mund geht die Post so richtig ab. Eine Prügelszene auf dem Dach einer rasenden New Yorker U-Bahn könnte nicht mitreißender sein.
Meine Punkte: 93
Platzierung/Rundendurchschnitt: 7/92,23
IV.6 Kesseler, Berg Schlossberg
Ebenfalls sehr starker Wein. Völlig andere Richtung, asiatischer, puristischer, so wie ein Parfum von Issey Miyake. Formosa Oolong, Earl Grey, Mangopurée. Schlank und rassig, betont zurückhaltende Säure.
Meine Punkte: 92,50
Platzierung/Rundendurchschnitt: 17/91,00
IV.7 Kühling-Gillot, Niersteiner Pettenthal
Nochmal starker Stoff. Wieder viel nasser Stein, Rotliegendes, das sonnenbeschienene Rheinufer, wie es lebt und pulsiert. Am Ende mit einem leichten Süßehaken, der minimal malzig ankommt.
Meine Punkte: 92
Platzierung/Rundendurchschnitt: 3/92,75
IV.8 Schloss Schönborn, Pfaffenberg
Konzentrierter, dicker, pfäffischer, verschmitzter Wein. Gummibärchen, Weingumminase. Mit Luft ausziselierter, mineralischer, ernster. Sicher nicht jedermanns Sache.
Meine Punkte: 91,50
Platzierung/Rundendurchschnitt: 23/90,15
Die Pfalz musste den Schließer geben, erledigte die Aufgabe allerdings mit Bravour – was nach den vorangegangenen Weinen eine beeindruckende Leistung ist.
V.1 Dr. Bürklin-Wolf, Gaisböhl
Schon mit relativ viel Petrol und eher wenig, aber stets präsenter und nicht völlig untergeordneter Säure. Von üppiger Statur. Buttrig, aber mir doch insgesamt noch etwas kurz.
Meine Punkte: 90
Platzierung/Rundendurchschnitt: 13/91,46
V.2 Mosbacher, Forster Ungeheuer
Gut trinkbarer, facettenreicher und ausgewogener Riesling aus der Honig-Orange-Familie; wirkt auf mich etwas frühreif, aber durchaus betörend.
Meine Punkte: 91,50
Platzierung/Rundendurchschnitt: 12/91,54
V.3 Christmann, Idig
Die Marshmallownase scheint einen reuelosen, kurzweiligen Rieslinggenuss ankündigen zu wollen, im Mund dagegen eine herbe, rapsige Angelegenheit, die noch sehr unfertig wirkt.
Meine Punkte: 89
Platzierung/Rundendurchschnitt: 15/91,23
V.4 Dr. Bürklin-Wolf, Pechstein
Hochgewachsen, rassig und schlank, Typ römische Patrizierin. Zitrusfrischer Mund, Bergamotte, aber auch ein anschmiegsamer, biegsamer, elastischer und spannungsvoller Körper und mineralischer Druck, der eine starke Zunge fordert.
Meine Punkte: 93
Platzierung/Rundendurchschnitt: 22/90,62
V.5 Reichsrat von Buhl, Kirchenstück
Saftige Orangennase, charmante Süße, erdiger, würziger, Bodenhaftung vermittelnder Ausgleich, sozusagen der Onkel Dittmeyer des flights.
Meine Punkte: 92,50
Platzierung/Rundendurchschnitt: 4/92,69
V.6 Keller, Hubacker
Hagebuttennase, Holzapfel, herb, kräftig und männlich, im Mund geschliffen, auch wieder apfelig, etwas hitzig.
Meine Punkte: 92,50
Platzierung/Rundendurchschnitt: 9/91,92
V.7 Ökonomierat Rebholz, Kastanienbusch
Gebrannte Kräuter, Vanille, Jod, eine etwas schwierig einzuschätzende Kombination. Mittelgewichtig, mit Potential nach oben. Zusammen mit Wittmanns Morstein und Christmanns Idig sicher noch einer der unfertigsten Weine des Abends.
Meine Punkte: 91
Platzierung/Rundendurchschnitt: 5/92,46
Erdbeer-Blaubeer-Salat im Mürbeteigschiffchen mit Vanilleschaum und Minze
Zum süßen Ende gab es noch
Dr. Bürklin-Wolf, Deidesheimer Kalkofen Riesling Beerenauslese 1959
Mokka, Pflaumenmus, Walnuss, Mandelkrokant, Sherry. Keine bezwingende Süße, sondern eine langsam metallisch werdende Art, die den Abstieg einleitet. Musste jetzt und konnte auch noch mit Freude getrunken werden. Passte sehr gut zu Blaubeere und Mürbeteig.
Meine Punkte: 91
nicht in der Rundenwertung