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Tag Archives: champagne

Spitzenrieslinge

Preise sind ca.-angaben und können je nach händler variieren

Fritz haag

2007er riesling trocken: melone, getrocknete, kandierte früchte, poolfeeling – 8,50 eur

1998er brauneberger juffer sonnenuhr auslese goldkapsel: kein petrol in der nase, dafür im mund die volle ladung. Wirkt etwas zergliedert, machst noch spass, sollte aber jetzt getrunken werden – k.a.

josef rosch

2007er trittenheimer apotheke spätl: etwas medizinal, dichtgewirkte aromatik, wirkt wie der winzer selbst, knorrig, eigenwillig, geradlinig – 12,50 eur

2007er trittenheimer apotheke auslese ***: aufregende nase voller südfrüchte, orange, khaki, grapefruit, vermischt mit trockenkräutern; voller, bemerkenswerter wein – 27 eur 0,5l

van volxem

2007er kanzemer altenberg erstes gewächs alte reben: zienlich eleganter wein, bei ausgesprochen stattlicher positur – 29 eur

2007er kanzemer altenberg erstes gewächs auslese: dick, buttrig, musig, fast pampig, fordernder wein zum kauen 22 eur 0,375l

2005er scharzhofberger: grosser riesling mit etwas – nicht unappetitlicher – flüchtiger säure/klebstoffnase – k.a.

egon müller

1995er wiltinger braune kupp spätlese: vorbildlicher, jugendfrischer riesling mit zarter firne – k.a.

forstmeister geltz-zilliken

2005er saarburger rausch auslese lange goldkapsel: orangenconfit, agrumes, puffreis, perfekte balance von süsse und säure, ausgesprochen langer, nachfedernder abgang – 64 eur 0,375l

schloss lieser

2007er brauneberger juffer sonnenuhr auslese goldkapsel: vom ersten tropfen sofort die volle präsenz, vollmundig, lang und bei üppiger sauberer und kerngesunder säure ein sehr eleganter riesling – 28 eur

2007er lieser niederberger helden auslese lange goldkapsel: nahezu perfekt. Ein bisschen wie die symphonie nr. 8 von franz schubert, kündigt sich leise aber mit dem sonoren klang der tiefen streicher getragen, mit feinstem pizzicato an und schwappt sich dann hoch zum melodiösen triumph, variiert das thema und hat den namen unvollendet eigentlich nicht verdient. Fast schon dramatisch günstig! – 32 eur

1997er lieser niederbereger heldenauslese lange goldkapsel: elegant und finessereich, von spritzigen zitrusaromen getragene Firne, der kann noch! – k.a.

Heymann-löwenstein

2007er uhlen roth lay erstes gewächs auslese goldkapsel: tipptopper wein, von traumhafter ausgewogenheit, mit viel druck am gaumen, echtes goldstück – 39 eur 0,375l

2000er schieferterrassen trockenbeerenauslese: kolossaler wein, wie buttergetränktes, leich angebackenes weissbrot mit ganz eigenwilliger mineralität und prunkender zwischen jugendlicher frucht und beginnender reife noch etwas unentschiedener aromatik – k.a.

clemens busch

2007er pündericher marienburg erstes gewächs spätlese goldkapsel: allerfeinstes gewebe, schwebend leicht und gleichzeitig vollwertig lecker mit rassigem, dynamischm vorwärtsdrang, in den schlund nämlich – 23 eur

2007er pündericher marienburg erstes gewächs auslese goldkapsel: leichte klebstoffnote, schlank, florettfechten wie zu besten olympiazeiten – 28 eur 0,375l

1999er pündericher marienburg auslese ***: ohne alterstöne, zarte klebstoffnase, klare frucht, drahtig, agil, schön – k.a.

2007er pündericher marienburg beerenauslese goldkapsel: klebstoffig, vollmundig, mollig, ultraklarer blütenhonig – k.a.

schäfer-fröhlich

2001er bockenauer felseneck spätlese: ganz leicht käsige nase, im übrigen ein beeindruckender wein, der wie gemeisselt im glas steht und rasiermesserscharf ist – k.a.

joh. Bapt. Schäfer

2007er dorsheimer pittermännchen spätlese: leichter süssholzton, elegant, klar, sauber schlank und für das geld mit einer der besten rieslinge, die ich kenne – 13,90 eur

peter-jakob kühn

2007er st. nikolaus drei trauben: verspielt anmutende, dropsige aber nicht infantile art, komplexe zitrusfruchtkomposition und saftgummibärchen – 24,60 eur

raumland

jahrgänge in klammern stehen so nicht auf dem etikett

(2007er) riesling brut: schöner sekt ohne bsa, als frühes degorgement (12/2008!) noch mit 12g dosiert und damit ziemlich gut getroffen, frucht schön herausgearbeitet aber nicht zugepampt, später sicher noch wesentlich interessanter und dann auch mit nur noch 8-9g dosiert – 11 eur

(2004er) marie-louise blanc de noirs (pinot-noir), für seine 7g dosage sehr charmanter, süffiger, saftiger wein, eine sehr ansprechende, griffige junge frau – 12 eur

(2006er) katharina blanc de noirs (pinot-noir, pinot meunier), 8g dosage mit huxelrebe beerenauslese aus dem barrique, leider etwas säureschwach, dafür reichlich frucht – 12 eur

2004er weissburgunder prestige brut, mit 8g dosiert, sonst einer meiner favoriten, wirkte leider wässrig – 16 eur

2004 iv. Triumvirat brut, 4-5g dosage, cuvée aus pinot-noir, chardonnay und pinot meunier in geringer werdenden anteilen, brotig, jung, feine säure, komplexe aromatik mit potential. Die dosage wirkt momentan gut gelungen, mal sehen, wie das mit zunehmender reife aussieht – 29,90 eur

ökonomierat rebholz

2004er pi-no brut gold: von den 20% chardonnay merkt man nix, amylischer aber nicht einseitiger, junger sekt, der eine beachtliche zukunft haben wird und schon jetzt gut schmeckt – 22 eur

Kleine Blanc de Blancs Auswahl

1. Thierry Bourmault, Cuis: Blanc de Blancs “Sylver Class” Non Vintage

Recht klar als Blanc de Blancs erkennbarer, mineralischer, leichter Champagner, der edle Herkunft erkennen lässt; im Mund schon eine sehr anregende Spritzigkeit, noch etwas mehr Frische, und er würde sich als Durstlöscher im positiven Sinne eignen.

2. Henri Mandois, Pierry: Blanc de Blancs Premier Cru 2002 en Magnum

zurückhaltende, anfangs tiefgründige Nase, die dann leider abflacht. Im Mund auf größeres Publikum getrimmt, schmeichlerisch, dabei mit etwas kargen Aromen und gleichzeitig nicht sehr stark durchdringender Mineralität. Der Champagner könnte feiner sein, kam mir auch etwas zu süss vor, was der Jahrgang gar nicht gut verträgt. Nett.

3. Paul Déthune, Ambonnay: Blanc de Blancs Grand Cru Non Vintage

Duftfeuerwerk; in Cognac gedipptes Mürbegebäck, Äpfel, Porridge, Holznoten, mit etwas Übung als Déthune erkennbar. Im Mund kraftvolle, dicht gedrängte Aromen, die mühelos über die Zunge tanzen, bei aller Power sehr gepflegt und mit abwechslungsreicher, entwicklungsfreudiger Aromatik ausgestattet

4. Alain Siret, Gionges: Blanc de Blancs Reserve “Aston” Non Vintage

Acerola-Kirsche, Birne, Banane, Holz. Auch im Mund frisch, kirschfruchtig, etwas exotisch. Gut gelungener Winzerchampagner, nicht gerade auf Anhieb als Blanc de Blancs erkennbar, auf die Dauer vielleicht etwas einseitig rotfruchtig, aber ein willkommener Begleiter zum Grillgut.

5. Ruinart, Reims: Blanc de Blancs Non Vintage en Magnum

Sehr weltläufiger, smoother Stil, der sofort das – relativ – große Haus und eine hohe Grundweinqualität verät. Im Mund wieder geschmeidig, fast sahnig und etwas zu hoch dosiert, um ihn solo zu trinken. Zum Grillgut, bzw. als Speisenbegleiter hingegen eine gute Wahl.

Champagner Impromptu

I. Veuve Clicquot Ponsardin Carte Jaune, 3. Dég. 1996

Optisch von einem etwas matten Gold, mit noch ganz ansehnlicher Perlage. In der Nase zurückhaltende, nicht nur gereifte, sondern schon gealterte Töne, milde Räuchernote, Toast, Milchschokolade. Im Mund gesunde, reife Säure, aber kurz vor dem Kippen. Dazu sehr kräftiges Backpflaumenaroma. Erfreulicher Champagner, der meine positiven Erlebnisse mit älteren Standardbruts der großen Häuser bestätigt.

II. Bernard Tornay Blanc de Blancs 1999

Winzer aus Bouzy Grand Cru mit einem herausragenden 1970er, den er aber nicht hergibt. In der Nase zunächst Geißblatt, Campher, sehr entwicklungsfreudig mit hinzukommenden kalkigen, pudrigen Noten und schließlichnoch sehr jugendlichen, primärfruchtigen Obstaromen, Kirsche, Banane, exotische Früchte. Ziemlich typisch für Blanc de Blancs aus dieser Region der Champagne und erstaunlich frisch für einen 99er. Im Mund derselbe Eindruck, mit einer stärkeren Betonung auf nussigen, rauchigen, Reife anzeigenden Aromen.Toller Winzer mit für Champagnerwinzer ungewöhnlich moderner website: www.champagne-tornay.fr

III. Jacques Selosse Rosé, dégorgiert am 19. Nov. 2007

90% Avize Chardonnay Grand Cru und 10% Ambonnay Pinot-Noir Grand Cru, daher ziemlich helles Rosé. Mix aus zwei aufeinanderfolgenden Jahren, biologischer Anbau, im Holzfass ausgebaut. Daher ein starker Holzton merklich, der aber in dem Duftzirkus, der sich ab der ersten Sekunde entfaltet und ständig weiterwandelt, schnell eingebunden wird – in anderen Weinen wäre dieses sehr prägende Holz wahrscheinlich absolut dominant, hier ist es eine von vielen Komponenten, was für sich schon beeindruckt. Bitterorangenliqueur, Pink Grapefruit, Kalk, Kirsche, Kräuter, einige vegetabile Noten, Nektarine, Mandarine, Verbene, Weißdorn, alle geben sich ein Stelldichein. Im Mund nochmal die gleiche Show. Enormer Champagner, leider sehr rar.

IV. Yves Delozanne Vintage 1995

Der sympathische Weinbauer aus dem letzten, wirklich allerletzten Winkel der Champagne steht mit seinem Konterfei für jeden seiner Champagner. Freundlich und von sich überzeugt lächelt er von jedem rechten unteren Eck der Rückenetikette seiner Champagner, gleich neben dem Barcode. Der meuniergeprägte, rustikale Stil des Vallée de l'Ardre Winzers ist aber längst nicht alles, was der Kollege kann. Immer wieder bringt er nämlich höchst interessante, in vielfacher Hinsicht beeindruckende Champagner zustande, die den Vergleich mit den großen und begehrten Champagnern nicht scheuen müssen. So auch hier. Nachdem die Liebstöckelnote sich verflüchtigt hat, kommt der Duft einer ganzen Tüte Haribo-Saftbären zur Geltung. Vom Stil her irgendwo zwischen Roederer und Bollinger, mit viel frischem, dickem Quittenmus. Wirkt auch im Mund jugendlich, frisch und eher wie 2004 als 1995.

Querschnittsprobe ‘kleiner’ Champagner

I. Champagne Brice, Bouzy

Das Haus verzichtet auf biologischen Säureabbau und dosiert seine Champagner mit 7,46g/l also recht knapp. Die Grand Crus bleiben drei Jahre im Keller, bevr sie degorgiert werden. Monsieur Brice war zu einem Drittel Inhaber von Barancourt, bis das Haus 1994 von Vranken-Pommery übernommen wurde.

1. Blanc de Blancs Premier Cru

Dieser BdB ist aus Chardonnays von fünf Crus der Côte des Blancs komponiert, überwiegend aus den Ortschaften die für ihre zugänglichen, fruchtigen Weine bekannt sind, so etwa Chouilly und Oiry, es ist aber auch etwas Cramant dabei. Dementsprechend ordentlich, aber nicht umwerfend schmeckt er dann auch.

2. Cramant Grand Cru

Der erste Champagner aus der Terroir-Serie des Hauses. Zu 80% 2005er, Reserveweine aus 2004 und 2003. Kräftig, zupackend, mineralisch und sehr geradlinig, was sich bei den anderen Champagnern der Serie fortsetzt. Man hat den Eindruck, Gutes geboten zu bekommen, aber es fehlen die sympathischen und begeisternden Details.

3. Verzenay Grand Cru

Hier 75% Pinot Noir, Rest Chardonnay. Ziemlich kräftiger Champagner, der trotzdem etwas eng gebaut wirkt, mineralisch und sauber, aber nicht betörend – schade für einen Grand Cru Ort, der so feinfühlige, verführerische Pinots hervorbringen kann, wie nur wenige andere Crus in der Champagne

4. Bouzy Grand Cru

Dieser Champagner mit 80% Pinot Noir, Rest Chardonnay ist von ziemlich typischer Art für Bouzy, anfangs brotig und hefig, dann eingekochtes Obst, fruchtfleischig, nicht besonders elegant, auch nicht besonders weit

5. Ay Grand Cru

Am besten gefallen hat mir der Ay Grand Cru, 90% Pinot Noir, 10% Chardonnay, nach dem Öffnen erst etwas schweflig, dann Übergang in röstige Noten, im Mund sehr fruchtig, ausgewogen, mit Steinobst, glatt und gut kehlengängig, aber leider insgesamt auch nicht besonders herausragend

6. Millésimé 2002

75% Pinot Noir aus Bouzy, 25% Chardonnay aus Cramant, also beste Voraussetzungen und Brice macht was draus. Warm, alter Apfel, ohne oxidativ zu wirken. Leicht, elegant, jahrgangstypisch, feine, durchgängige Säure

7. Rosé

In starken Jahren mit 6% Bouzy Rouge, sonst nach der Saignée-Methode. Gut, sauber, etwas einfach.

II. Champagne Francois Lecompte, Rilly-La-Montagne

Sympathischer Winzer, der Rebflächen ausschließlich im Premier Cru Rilly-la-Montagne besitzt.

1. Cuvée Céleste

Holzfassausgebaute Cuvée aus 50% Chardonnay, 30% Pinot Noir und 20% Pinot Meunier, wirkt leicht angeräuchert, aber noch sauber, bei 8-9 g/l Dosage immer noch etwas süsslich

2. Brut Blanc Millésimé 2003

Champagner aus 40% Chardonnay und jeweils 30% Pinot Noir und Pinot Meunier. Saftig, vollmundig, auf die Dauer etwas einfach, für einen 2003er aber ganz gut.

3. Brut Rosé

Leichter, mild buttriger Champagner, der eher mädchenhaft als feminin wirkt

III. Champagne Gabriel Pagin Fils, Avenay Val d’Or

Ampelos-Winzer, der seine knapp 10ha im Premier Cru Avenay Val d’Or naturnah bewirtschaftet, Grundweine werden spontan vergoren und gären bequem sieben bis acht Monate, bis sie fertig sind.

1. Carte d’Or

Blanc de Noirs, Premier Cru, sehr trocken, erst Hundefellnase, im Mund dann herbe, kräftige Säure, mineralisch, durchweg dominante Zitrusnoten

2. Grande Réserve

Premier Cru aus ~66% Chardonnay, ~33% Pinot Noir, mit 7g/l dosiert, kräftige Säure, sauber, aber eng, lang aber wenig Abwechslung

3. Roger Gabriel Millésimé 2000

Premier Cru aus 50/50 Chardonnay/Pinot-Noir. Zwischen 5-7 g/l dosiert, reif, buttrig, auch gerbstoffig, wiederum sehr lange, zitronig-limettige Säure

4. Rosé Saignée

Verführerisch mit Marzipan, Mandel, Marillenkernöl in der Nase, am Gaumen dann rund, mürbe, fruchtig, balanciert, gut.

IV. Champagne Jean Moutardier, Le Breuil

Alte Familie aus der Vallée du Surmelin. Meunier-Spezialisten, die zusammen mit den Genossenschaftlern von Leuvrigny (wo Krug seine Meuniers besorgt) als die besten Erzeuger von Meunier gelten.

1. Carte d’Or

85% Pinot Meunier, 15% Chardonnay. Goldfarben, einfache, ehrliche, saubere Frucht, eher oxidativer Stil, ziemlich viel Apfel.

2. Millésimé 2002

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Zeigt schöne Anlagen mit Butterscotch und Toffee, die ganze Palette an Quality Street Candy, leider etwas kurz.

3. Rosé Prestige

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Pappkartonnase, dann öffnet sich eine ansprechend fruchtige Nase, rotfruchtig, Apfel-Acerola-Mix, am Ende etwas verwässert.

V. Champagne Michel Gonet, Avize

Mit 40 ha ziemlich großer Winzer aus Avize. Am interessantesten sind seine Jahrgangschampagner aus guten Jahren.

1. Blanc de Blancs Grand Cru

Apfel, Calvados, herber Viez, wirkt dadurch etwas dirty.

2. Blanc de Blancs Grand Cru 2002

Leicht, fein, elegant, Apfel und Kirscharomen. Sehr präsent und druckvoll am Gaumen, ein sehr gut gelungenes Exemplar für diesen großartigen Jahrgang

3. Prestige Blanc de Blancs Grand Cru 2001

Mit 4-5 g/l schmal dosiert, wirkt sehr reif, für mich eine Spur zu reif. Auch hier vollmundig, crèmig, dabei sehr apfelig, aber eben nicht knackfrisch, sondern schon etwas mehlig.

4. Blanc de Blancs Grand Cru 1998

Hier sogar nur 3 g/l Dosage. Reif, vollmundig, erstaunlich frisch für 1998, für mich zusammen mit dem 2002er der beste aus dem Gonet-Portfolio

5. Brut Rosé

100% Pinot Noir, dünne, brotige Nase, nicht so doll.

VI. Champagne Philippe Gamet, Mardeuil

Kleiner Winzer, der im Marnetal knapp 8,6 ha Reben stehen hat, hauptsächlich in Mardeuil, Damery und Fleury-la-Rivière

1. Brut Séléction

40% Pinot Noir, 60% Pinot Meunier, zunächst eine etwas irritierende Chlornase, die ich aber oft bei kleinen Winzern erlebt habe. Bestenfalls fällt die wieder zurück ins Glied, übeöstenfalls bleibt sie dominant. Hier ließ sie sich zum Glück schnell von reifen Birnen und Clavados verdrängen, im Mund dann bei einer Dosage von 10 g/l recht süß.

2. Cuvée 5000 Brut

Philippe Gamet hat nicht sehr viel Chardonnay, sondern fast nur Pinot. Das, was er an Chardonnay hat, geht vollständig in diese Cuvée, die zu jeweils einem Drittel aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier besteht. Basis ist der 2005er jahrgang, Reserveweine stammen aus 2004. Wieder 10 g/l Dosage. Starke Apfel-Birnenaromatik, knackig, gesund, kernig, fruchtig, sehr ansprechend gemacht und von ordentlicher Länge.

3. Brut Rosé

Kirsch-Bananenaromen. Auch etwas Gerbstoffig, vergleichbar mit den Fäden von der Bananenschale, gut gemachter, ambitionierter, aber nicht herausragender Rosé. Gehört aber schon zu den besseren Exemplaren und macht gut gekühlt einen überzeugenden Eindruck, trotz oder wegen der 12 g/l Dosagezucker. Für Freunde sehr fruchtiger, expressiver Aromen besonders empfehlenswert.

4. Millésimé 2004

Wieder 10 g/l, ausgeprägte Cognacnase, schwer, weinig, reif, trotzdem nicht oxidativ. Erinnert beim ersten flüchtigen Reinriechen an einen etwas schwächeren Salon. Gut, aber zu kurz.

VII. Champagne Soutiran, Ambonnay

Winzer aus dem Grand Cru Ambonnay.

1. Cuvée Alexandre Premier Cru

40% Pinot Noir, 40% Chardonnay, 20% Pinot Meunier, 20% Reserveweine. Etwas einfacher, metallischer Champagner mit Honigmelonenaromen. Als Standardbrut und erst recht für einen Premier Cru etwas zu schwach.

2. Grand Cru

60% Pinot Noir, 40% Chardonnay. Weiße Blüten, Geißblatt und Birnen, kröftig mit einem hinüberkippen ins Herbe. Meiner Meinung nach wäre der Champagner als reiner Pinot Grand Cru ähnlich der Perle Noire besser positioniert.

3. Blanc de Blancs Grand Cru

Sehr fordernder Champagner, überraschend harte, kompromisslose Säure, exotische, sehr schön drapierte Frucht, insofern typisch für die in letzter Zeit immer wieder kreierten Blanc de Blancs aus – eigentlich – reinen Pinot Grand Crus.

4. Perle Noire Grand Cru

Fleischig, Aromen von verkochtem Rindfleisch, herb, schwieriger Champagner, günstigstenfalls mit Potential, kenne ich besser.

5. Grand Cru 2003

Weich, mürbe, wie ein sehr langsam und tief fliegendes Propellerflugzeug. Strahlt eine gewisse langweilige Zuverlässigkeit aus. Erinnert entfernt an den 2003 by Bollinger.

6. Grand Cru Rosé

Sehr untypischer 100% Pinot Noir. Könnte genausogut ein Cabernet Franc sein. Dunkel, schokoladig, gerbstoffig, dicht, gleichzeitig etwas merkwürdig und ohne besonders stark ausgeprägten Champagnercharakter. Wirkt eher wie ein Stillwein.

VIII. Champagne Tribaut-Schloesser

Auch eines der Höuser mit deutschen Wurzeln, Herr Schlösser kam aus Augsburg.

1. Brut Tradition

Hell und klar. Brotig, hefig, danach gekochtes Fleisch, erinnert in Geruch und Geschmack an naturtrübes Kellerbier.

2. Blanc de Blancs

Einfacher, fruchtiger, leicht crèmiger Champagner, wirkt austauschbar auf niedrigem Niveau.

3. Blanc de Noirs Millésimé 2002

Wieder eine Nase, die von gekochtem Rind, Fondue und Biskin geprägt wird. Im Mund dagegen erstaunlich sauber, sogar mit angenehmer und gesund wirkender Säure. Wegen der starken Buttrigkeit trotzdem Verdacht auf übertriebene Malo.

4. Blanc de Blancs Cuvée Réné

Aus dem großen Holzfass. Mild, etwas unsauberer Bierhefeton. Im Mund einigermaßen frisch, aber nicht sehr ansprechend.

5. Blanc de Noirs L’Authentique, avec ficelage

Sauber, herb, frisch, leicht mineralisch. Gelungener Champagner.

Krug: Clos du Meunier in Aussicht?

Nach dem legendären Blanc de Blancs Clos du Mesnil (der Eigentümer Julien Tarin hat die Parzelle 1973 an Krug verkauft, deren Jungfernjahrgang von dieser Anpflanzung war der 1979er Clos du Mesnil) hat das Edelhaus jüngst einen Blanc de Noirs Clos d'Ambonnay (100% Pinot-Noir, Jungfernjahrgang 1995, Nachfolgejahrgang 1996 wird Anfang 2010 erwartet) herausgebracht. Und dieser Weg wird konsequent weiter beschritten: Offenbar plant man bei Krug, einen dritten "Clos" herauszubringen – und zwar einen 100% Pinot Meunier. Krug gehört zu den wenigen Häusern, die in ihren Spitzenchampagnern Meunier verwenden, insofern wäre es höchst wünschenswert und lehrreich, einen reinen Meunier von Krug zu trinken. Wenn sich der Preis indes ebenso konsequent nochmals verdoppelt, gibts im Marnetal natürlich auch viele andere hübsche Alternativen aus 100% Pinot Meunier.

Champagner in der Revue du Vin de France

Die neuen Champagnerbewertungen der RVF sind da. Überraschungen: (K)eine.

Die Überraschung gleich zu Beginn: Sieger ist

Platz 1: Veuve Clicquot-Ponsardin Rosé Vintage 1989 mit 20/20

Vielleicht liegt’s an der Stabübergabe von chef de caves Jacques Peters an Dominique Demarville, vielleicht auch nicht. Dicht gefolgt wird die Witwe jedenfalls von einem, der’s verdient hat und den VCP Vintage Rosé 2002 allemal um Längen schlägt:

Platz 2: Bollinger La Grande Année Rosé 2002 bekommt 19,5/20

Den dritten Platz teilen sich zwei von den üblichen Verdächtigen mit zwei Altweinen von der Witwe, die ich eher außer Konkurrenz sehe – wie übrigens eigentlich auch den 1989er Rosé.

Platz 3: Louis Roederer Cristal 2002, Jacques Selosse Blanc de Blancs Extra Brut und Veuve Clicquot-Ponsardin Vintage 1980, bzw. Rosé Vintage 1978, alle mit 19/20

Sehr erfreulich abgeschnitten hat auch

Francis Boulards Extra-Brut Les Rachais bekommt satt 18,5/20

Und was macht Meister Diebolt? Nun, der rangelt mit Erick de Sousa,

Diebolt-Vallois’ Fleur de Passion 2004 bekommt 17,5/20 und de Sousas Cuvée des Caudalies 2002 erhält 17/20

Mehr: http://www.larvf.com/,sommaire-rvf-537-decembre-09-janvier-10,12548,1110614.asp

Menu vom Grand Chapitre 2009

A. Champagne-Apéritif

I. Moet et Chandon Grand Vintage 2000 en magnum, 50 CH, 34 PN, 16 PM

Kein Moet-bashing an dieser Stelle. Der Grand Vintage 2000 ist ein sehr gut gelungener Jahrgangsvertreter mit Akazienduft, Lychee, Mandelgebäck und Dosenobstmischung “Tropical”. Im Mund unaufdringliche, aber sehr lange und elegante Säure, der ideale gehobene crowd pleaser.

II. Laurent-Perrier Brut en magnum, 45 CH, 40 PN, 15 PM, [Premier Cru], ca. 15% Reserveweine, 12 g/l dosiert

Frischer, leichter, etwas kühler Standardbrut, mit 12 g Dosage am obersten Ende der Brutskala und im Übergangsbereich zum Extra Dry. Im Mund sauber, mit kreidiger Textur und sanfter, seriöser Säure.

III. Nicolas Feuillatte Palmes d’Or 1996, 50 CH, 50 PN

Vollreife Ananas, Orangen, Pomelos, Hibiskusblüten, Akazienhonig, Nüsse und Äpfel, nelkengespickte Orangen, flüssige Weihnachtsstimmung. Im Mund eine ungewöhnliche, fast bodenlose Tiefe, Säure, die wie eine Nadelrad die Kehle runtergeht, ohne Wunden zu reissen, gleichzeitig heilende, balsamische, medizinale Noten, die aber nicht an bittere Pillen, sondern an Fruchtgelee erinnern. Unverschämt guter Champagner.

B. Menu

I. Millefeuille von Jakobsmuschel, Thunfisch und bretonischem Algensalat mit Gillardeaux-Auster und gebratener Garnele, dazu: Taittinger, Comtes de Champagne Blanc de Blancs 1999 en magnum

Einer von den schlanken, beinahe hageren Comtes, die so gar nicht zu Pierre-Emmanuel Taittinger passen. Kaffeedurft, mineralische Noten und geröstetes Brot, im Mund schlanke, frische Säure, die sehr gut zu den leicht salzigen Algen, zur Jakobsmuschel und zum Thun passte. Auch die gebratene Garnele war ein dankbarer Partner für diesen Comtes, die Auster hätte allein besser geschmeckt.

II. Warm geräucherter Ruhraal mit Bohnen, Speck und Birne, dazu: Lanson Noble Cuvée 1995 en magnum, 70 CH, 30 PN, aus Avize, Oger, Cramant, Bouzy, Verzenay

Einer der beeindruckendsten Vertreter aus dem Haus Lanson, jedenfalls was die letzten zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre betrifft. Reiche Apfelernte, Birne, Weinbergpfirsich, ein Sack voll grüner Kaffeebohnen und Kastanien, auch Kräuterduft und eine warme, erdige Art. Grossartige Entwicklung über Stunden hinweg, wurde immer besser, komplexer und schöner, zusammen mit dem 97 R.D. mein Favorit des Abends. Der Rujraal war zum Glück überhaupt nicht fett und gab zusammen mit der Birne eine traumhafte Kombination zum Champagner ab.

III. Moorhuhn auf Pastinakenpurée im Sellerieblatt, mit Champagnersauce, gebratenen Pfifferlingen und Rosmaringlacé, dazu: Bollinger Grande Année 1997 RD, dég. 28. Sep. 2008, en magnum, 65 PN, 35 CH, extra brut dosiert

Schier unfassbar, wie der völlig unspektakuläre, will sagen: auf gehobenem Niveau gut trinkbare, wirklich nicht unleckere, aber auch nicht als Champagner für die Ewigkeit gemachte Grande Année in der R.D.-Fassung aufgeht. Dunkle Vinosität, klare Pinotnatur, Fleisch, Saft, ein druckvoll und vulkanartig aus dem Glas strömendes autolytisches, von Honig, Zitrus, Ingwer und Ginseng geprägtes Aroma. Im Mund ein ebenso explosives Gefühl und eine absolut adäquate Säure. Die Pastinaken dazu waren etwas zu laff, das Moorhuhn hingegen genau das richtige, von mir aus hätte es auch rohes Wildschweinfleisch sein können, dieser Champagner hätte das in der derzeitigen Hochform locker verkraftet.

IV. Chaource, dazu: Duval-Leroy Rosé Brut

Schöner, etwas zu junger Chaource, der Duval-Leroy Rosé mit seiner sehr massenkompatiblen, fruchtigen Art machte das wieder wett.

V. Tarte Tatin mit Marc de Champagne-Granité und Sauerrahmeis, dazu: Veuve Clicquot Rich Reserve Vintage 2002

Schöne warme Tarte, deren Granité schon ziemlich alkoholisch schmeckte und eine ziemliche Herausforderung für den Veuve Clicquot Rich Reserve war. Warum Veuve dieses Granatenschöne Jahr als demi-sec vinifiziert hat, wird wahrscheinlich ein Geheimnis bleiben, jedenfalls geht die besondere Eleganz und ultraelegante Feinheit dieses Jahrgangs unter dem Dosagezucker völlig verloren. Schlechter wird der Rich in seiner Eigenschaft als demi-sec dadurch indes nicht.

VI. Feingebäck und Pralinen, dazu: Cognac Hennessy Fine de Cognac, Cognac Davidoff Classic und Porto Rozès

Blanc de Noirs im Herbst 2009


I. Abel-Jobart Brut Selection, 100% Pinot Meunier

Kalkig, prudig, Blütennoten, Veilchen, darunter Eau de Vie de Kirsch, Quitte. Mit etwas Übung als reiner Pinot Meunier erkennbar, könnte aber bei unkrititscher Betrachtung auch als Sekt durchgehen, da ihm die typische Bandbreite der Cuvéechampagner fehlt und die reinen, fruchtigen, aber säureschwachen Komponenten der Rebsorte im Vordergrund stehen.

II. Larnaudie-Hirault Premier Cru, 100% Pinot Noir

Kühle Stilistik, feines, aber nicht zu sahniges Prickeln, dezent traubige Aromen. Saftig, gleichzeitig zurückhaltend und mit einer immer wieder erfrischenden und für BdN wichtigen, lebenspendenen Säure. Wegen der Säure für mich eine Stufe über dem Abel-Jobart.

III. Lamblot Brut Premier Cru, 80% Pinot Meunier, 20% Pinot Noir

Nase von Wildgeflügel und gekochtem Fleisch, säurearm, schwierig. Kein Genusschampagner. Entwickelt sich mit der Zeit im Mund nach oben, zeigt sich gefällig, dicht, gut trinkbar, die störende Nase bleibt aber.

IV. Roger Brun Grand Cru "La Pelle" 2002, Extra Brut (3g/l), 100% Pinot Noir, à la volée dégorgiert

Weinig, weihnachtlich, würzig, Orange, Zimt, Kardamom, angebranntes Apfelmus, kurz die volle Champagnerbreitseite. Durchaus nicht jahrgangstypisch, 2002er kenne ich eleganter, feinsinniger, filigraner, aber das Grobe steht ihm gut. Ich hätte indes auf 2003er Jahrgangsbasis getippt, auch wegen der sehr dünnen Säure. Darauf, dass der Champagner Extra Brut dosiert ist, wäre ich nie gekommen, dafür hatte er eine viel zu breite Brust. Mehr als 3g/l hätten ihm wohl auch nicht gutgetan. Als Spitzencuvée eines Grand-Cru Winzers erkennbar, mit viel Liebe gemacht und für mich einer der Favoriten des Abends.

V. André Delaunois, Cuvée Dame Palmyre Premier Cru 2004, 100% Pinot Noir

In Nase und Mund die Stilistik eines Grande Maison Champagners, vielleicht ist der Winzer da etwas zu unkritisch oder vielleicht findet er es auch besonders erstrebenswert, wenn sein Spitzenchampagner an Pommery "Wintertime" erinnert. Ich hätte mir mehr als die rundum smoothe, fehlerfreie Textur gewünscht, einen individuellen Aufhänger oder einen besonderen aromatischen Fingerzeig. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, der Champagner hatte es auch nicht leicht, nach Roger Bruns Gewaltausbruch.

VI. Hervy-Quénardel Grand Cru 2002 Extra Brut (5g/l), fût de chêne

Weinig, eingängig, locker, gleichzeitig ein hohes Niveau, erinnert an Bollinger und steht stilistisch dem Roger Brun sehr nahe. Honig, Schmelz, gerade zu Ende gelutschtes Kaffeebonbon, auch hier vergleichsweise wenig Säure und ein breites Kreuz, meine Nr. 2 des Abends.

VII. Bergeronneau-Marion, Clos de Bergeronneau, 100% Pinot Meunier

Mit hohen Erwartungen begleitet, ein Champagner, bei dem schon die technischen Werte Freude bereiten: mit ficelage, aus einem der wenigen Clos der Champagne, reiner Pinot Meunier von alten Reben (65 Jahre), Holzfassausbau, was will man mehr? Im Glas dann überraschend subtil, keine Spur von Holzhammerwürze, feiner, sehniger Körperbau, mittlere Säure, zurückhaltende Nase. Im Mund soft-drink-mäßig, ei Champagner, der die Peristaltik glatt umgeht, weil er wie von selbst die Kehle runtergleitet. Problem: er geht zu glatt die Kehle runter. Ruckzuck war die Flasche leer und ich hatte mir gar nicht recht Gedanken gemacht, wie der Champagner denn nun einzuordnen sei.

VIII. Jacky Charpentier Cuvée Pierre-Henri

Leider in schwächerer Verfassung als die letzten Male angetroffen, kräuterige, minimal rauchige Nase, wirkte etwas unruhig. Mittlere, unauffällige Säure, noch keine besonders stark entwickelten Aromen, vielleicht zu jung.

Champagnetour Herbst 2009

Champagnetour, Herbst 2009

I. V. Delagarde/Yves Delozanne

Hier ist mittlerweile eine neue Generation am Werk, der Champagner schmeckt aber nach wie vor. Typisch für Delozanne ist die robuste, bäuerisch daherkommende Art, hinter der sich aber wesentlich mehr verbirgt. Nicht nur einmal habe ich Delozannes Champagner als reifefähig, mit langer, jugendlicher Frische und auf hohem Niveau erlebt.

1. Cuvée Nouvelle Generation

Die Visitenkarte der nächsten Generation. Bleibt dem Hausstil treu, etwas robuste Nase, kernige Äpfel von der Streuobstwiese, Mandeln. Im Mund auch robust, kühl, nicht besonders viel Säure.

2. Cuvée Exception

Darauf war ich sehr gespannt, denn die letzte Cuvée Exception hat mir sehr viel Freude bereitet, war aber schon gereift. Diese also jetzt ganz frisch und aus dem Glas quoll ein Noisettespektakel vom Allerfeinsten. Haselnuss, Mandeln und Marzipan, am Gaumen hatte ich kurz einen etwas störenden, metallisch-alkoholischen Eindruck, der aber schnell verschwand. Ein Champagner, der stark entwickelte Nussaromen hat, hat die entweder, weil das Traubenmaterial und ergo die Natur es eben so will, oder er ist allzu oxidativ ausgebaut und wird nicht sehr alt. Bei diesem Champagner waren die Nüsse aber so frisch, so jung und geschmackvoll, dass ich gegen Oxidation tippe und ihm eine im besten Sinne interessante und lange, komplexe Reifung prophezeie, auf die ich sehr gespannt bin.

II. Bernard Housset

Dieser Winzer ist so etwas wie der Problembär im Dorf. Sehr verschlossen und mürrisch, anfangs auch abweisend und beinahe feindselig, taute er mit der Zeit etwas auf und zeigte uns seinen Keller. Zu dem gelangt man nur, wenn man sich nicht vom im Hof angeleinten extrem aggressiv bellenden Kampfhund abschrecken lässt und ins Wohnhaus eingelassen wird. Dort befindet sich am Ende eines schmalen Ganges eine Art Abstellraum voller Putzmittel, die erst weggeräumt werden müssen, bevor eine Aufzugtür sichtbar wird. Über diesen Aufzug gelangt man also in den ziemlich unordentlichen und ungepflegten Keller, in dem allerlei unetikettierte Flaschen ihres Schicksals harren. Da der Winzer einen unorganisierten Eindruck erweckt und überhaupt keinen Schimmer davon hat, was nun wo steht, liegt oder hingeschleudert ist, erweist sich die Verkostung und der Einkauf bei ihm als schwieriges Unterfangen. So dauerte es bequem eine Dreiviertelstunde, bis die paar Flaschen Blanc de Blancs und Rosé aufgefunden und von Hand etikettiert waren. Unfassbar, dass der Winzer im Jahr knapp 80000 Flaschen von seinen 7,5 ha erzeugt.

1. Blanc de Blancs, dég. 2004

Chardonnay mit exotischem Duft, sehr sauber und klar, mit etwas frischgeschlagener Schlagsahne. Auch im Mund sahn ige Textur, dabei kühle Stilistik und auf breiter Front stabile, ziemlich dominante Säure. Auf undefinierbare Weise mineralisch, fruchtarm, aber trotzdem mittellang.

III. J. & J. Berat

Im malerischen Örtchen Boursault, mit Blick auf das märchenhafte Schloss der Veuve Clicquot und über das Marnetal liegt das Haus Berat; 12 ha in Boursault und Oeuilly, 30 CH, 40 PM und 30 PN.

1. Special Cuvée, 60 PN, 20 PM, 20 CH, 10% neues Holz, das wiederum jedes Jahr zu 1/3 erneuert wird

Ordentlicher, etwas diffuser, fruchtiger Duft, bonboniger Charakter von kalter Gärführung; auch im Mund ein ordentlicher, fruchtiger Charakter, mittlere Säure und eine angenehme Länge. Für die Freunde parfumierter Boudoirchampagner.

2. Rosé, 90 CH, 10 PN Côteaux Champenois

Rosé, der ins Orangefarbene spielt, blumig, bonbonig, fruchtig, filigraner und definierter als die Special Cuvée.

IV. Eric Isselée

Hier war ich nur kurz, obwohl der traumhafte Blick vom Gut über die direkt im Vorgarten beginnenden Grand Cru Weinberge von Cramant zum Verweilen einlädt.

1. Cuvée Romane Rosé, 90 CH, 10 PN Côteaux Champenois

Beeindruckender Duft von Erdbeeren und Himbeerem, kaum zu glauben, dass das nur 10% Pinot Noir sein sollen. Im Mund dann klarer Blanc de Blancs Charakter, viel frische Säure und ein vom Pinot um weinige, reife Aromen angereicherter warmer Apfelkuchen.

2. Cuvée Clément, Blanc de Blancs Grand Cru. Vieilles Vignes, Fût de Chêne

Wie aus dem Block gestanzte Mineralität und kröftige, an ein mit Cognac ausgespültes Glas erinnernde Holznoten. Im Mund kräftig, aber mit etwas zu wenig Fruchtfleisch.

V. Nominé-Rénard

Gepflegtes, modernes Haus im Bereich der Côte de Sézanne, das Wert auf traubennahe Aromen legt und deshalb komplett auf Holz verzichtet. Dosage liegt immer um 10 g/l und damit ziemlich hoch..

1. Brut Nominé-Rénard

Mein Lieblingschampagner von diesem Erzeuger, trinkt sich wie Sprite.

2. Cuvée de Reserve Blanc de Blancs

Eigentlich ein Champagner aus 80 CH und 20 PN, aber der auf Jahrgangsbasis des 2006er erzeugte Reserve ist ein Blanc de Blancs. Untypische Säurearmut und eine zumindest mich irritierende Saftigkeit, der Champagner wirkt nicht wie abgestanden, aber als hätte er vergessen, zu Prickeln.

3. Special Club Millésime 2002

Leichter, feiner, auch kreidiger Duft, weiße Blüten, im Mund auch wieder leichtgewichtig, mit kreidiger Mineralität und gefälliger Frucht.

Winzerchampagner, Kobus und Abendessen bei Champagne Mumm

I. M. Vezien Blanc de Blancs

Einfacher, weicher Blanc de Blancs, typischer, unkomplizierter, etwas austauschbar geratener Winzerchampagner mit freundlicher Säure.

II. Remy Massin Brut, 80 PN, 20 CH

Mostig, weinig, mittellang und durchweg druckvoll, gegen Ende jedoch etwas metallisch.

III. Loriot-Pagel Brut Carte d’Or, 80 PM 20 CH

Milchige, mit Kräutern versetzte Nase, im Mund auch etwas staubig. Alkoholische Schärfe, die sich mit etwas Luft wieder einbindet und einem sanften Milchkaffeearoma Platz macht.

IV. Meteyer Carte d’Argent, Drittelmix

Kräftige Nase mit Campher und Weissdorn, auch einige irriterende vegetabile Noten, die in Richtung Paprikaschärfe gehen, sonst gut integriert und recht harmonisch, mit milden Mandelaromen.

V. Carré-Guebels Rosé d’Assemblage 70 CH, 30 PN

Ausgewogen, mittlere Säure, ganz gut strukturiert und mit reichlich kirschdominierter Frucht. Im positiven Sinne interessanter Winzerchampagner.

VI. Maxime Blin Rosé d’Assemblage 100 PN, davon 15% Coteaux Champenois

Alkoholische Nase, Frucht mit Bowlencharakter. Auch zu süss.

Mittagessen im Table chez Kobus

VII. Rillettes von der Babymakrele mit Fenchelcrème, dazu Pierre Gimonnet Blanc de Blancs Fleuron 2004

Glatter, jahrgangstypischer Champagner, schlank und mineralisch, auf Hochglanz poliert; im Mund so massiv und kalt wie eine Granitmurmel. Wenig, aber sehr angenehmer Apfel. Gute Kombination zum Fenchel und auch die Lisettes spielten gut mit, da sie nicht zu salzig waren.

VIII. Marinierte Entenschlegel mit Gemüserisotto und Basilikum-Tomaten, dazu Bruno Paillard Vintage 1999, 48 PN, 52 CH

Nasses, rauchiges Holz in der Nase, am Gaumen griffig, etwas zu breit vielleicht, auch leicht kratzig, aber nicht unsauber, von Bratapfelaromen geprägt. Auf die Dauer vielleicht etwas langweilig, zur Ente mit ihren kräftigen Aromen aber ganz gut und sättigend.

IX. Apfeltarte aus Golden Delicious mit Pecannusseis und Kokosmakronen, dazu Jacquesson No. 733, 52 CH, 24 PN, 24 PM, Basisjahrgang 2005, dosiert mit 2,5 g/l, dégorgiert im ersten Drittel 2009

Verlockende Apfel-Himbeernase, die ohne drohende Säure auskommt. Auch im Mund weich, gleichzeitig, minimal trocknend, adstringierend, mit Apfelpektin und etwas Holz. Die leichten Nussaromen werden vom Pecannusseis schön zurückgeworfen, die nicht zu süsse Apfeltarte repsondiert auch sehr gut.

Nachmittag

X. Gaston Chiquet Rosé Premier Cru, 30 CH, 40 PM, 30 PN aus Hautvillers, Dizy und Mareuil-sur-Aÿ

Honigmelone und Kokosduft, außerdem viel unterlegter Apfel. Das Chardonnaygrundgerüst ist hier eine schöne Spielwiese für die beiden Pinotrebsorten. Kräuterwürze und milde Fruchtnoten wechseln sich mit den ernsteren, weinigeren Pino-Noirs ab. Gelungener PC vom hier noch relativ unbekannten Kultwinzer.

XI. A.R Lenoble Rosé Mill. 2004, 85 CH, 15 PN Stillwein, 5 g/l dosiert

Jahrgangstypischer, von mittlerer Aromenfeinheit geprägter Champagner, überwiegend Trockenobst, Backpflaumen, Zedernholz, auch etwas nussig. Im Mund starker Chardonnay, Apfel, Agrumes, Nuss, Butter, darüber ein sehr zarter Himbeerduft – einer der Rosés mit weißer Seele und trotz der Nachbarschaft zu Chiquet ein völlig anderer Stil.

XII. Drappier Rosé de Saignée “Le Val des Demoiselles”, 100 PN

Einzellagenrosé, sehr typisch für die Aube und einer der Rosés, die auf Ruinartniveau mitspielen können. Rote Früchte pur und in allen Formen, ob als Mus, als Marmelade, Kompott oder konzentrierter Saft, hier findet sich alles wieder. Leider sehr hoch dosiert und daher nicht ganz so fokussiert.

Abendessen bei Mumm

XIII. Apéro: Salzgebäck und Gougères, dazu Mumm Rosé, 60 PN, 18 PM, 22 CH, 12 – 14% Bouzy Rouge

Sehr milder Rosé mit ganz feinen Himbeernoten, im Mund mit einer ziemlich frischen Säure, die an dicke, prickelnd gefüllte Zitronenbonbons erinnert. Gut zum Apéro mit Salzgebäck, aber eigentlich auch nur dazu.

XIV. Getrüffeltes Sahnerisotto mit zweierlei Langusten, méli-mélo, dazu nochmal A. R. Lenoble Rosé Mill. 2004

Zu den Trüffelaromen vom Risotto passte der Lenoble ganz gut, auch das Langustenfleisch war zusammen mit den etwas nussigen Komponenten des Champagners gut zu geniessen.

XV. Lammcarrée in Kräuterkruste mit Polenta und Bratensaft, dazu nochmal Gaston Chiquet Rosé Premier Cru

Ich bin der Ansicht, dass der Gaston Chiquet allein genossen werden sollte, die Kobination mit Speisen ist möglich, aber viele Aromen werden dabei überdeckt und dem Champagner geht das abwechslungsreiche Spiel verloren. Zum Lammcarrée machte sich der Rosé natürlich gut, der kräftige Bratensaft war aber genau die Art von Kombination, die meine Befürchtungen wahr werden liess: schmeckte gut, war aber nicht besonders raffiniert.

XVI. Schachbrett von Comtéwürfeln mit gebrannten Körnern, angeröstetem Sesam und Salatbouquet Mesclun, dazu Duval-Leroy Cumières Authentis 2001, 100 PN

Der Authentis war Blanc de Noirs at its best. Vollmundige, blütenüberströmte, duftige, weinige und auch mit Kelleräpfeln angereicherte Nase, bouquet garni und eine feiste, lockende Fleischigkeit. Im Mund eine überraschend jugendliche, lange Säure, die locker mit dem scharfen Aroma vom alten Comté zurechtkam. Auch das Salatdressing, eine sehr milde Vinaigrette, war kein Problem für diesen saftigen, überbordenden Champagner.

XVII. Lauwarmes Birnen-Nektarinensüppchen mit Honigeis und Makronen, dazu weiterhin Duval-Leroy Cumières Authentis 2001, 100 PN

Der Champagner wirkte neben dem Dessert recht trocken und schmeckte solo besser.