I.1 Maurice Philippart Cachet Rouge 1er Cru 80CH, 10PN, 10PM, 12 g/l machte den Einsteiger. Auffallend, wenngleich altbekannt war mal wieder die rotgoldene Tönung
und die weinige, sehr fortgeschrittene Nase, zum Teil mit seifigen
Cognactönen unterlegt, später mit scotchigeren, toffeeigen Aromen.
I.2 Alfred Gratien 12PN, 44PM, 44CH empfahl sich mit trockenholziger
aber keineswegs einfältiger Nase und sehr frischer Chardonnaywürze,
wobei man sicher darüber streiten kann, ob dieser sehr schöne
Standard nicht auch einige sehr charakterstarke Noten dem hohen
Meunieranteil verdankt. Die Säure war insgesamt sehr straff und
gefiel zusammen mit den eleganten Nuancen aus Chardonnay und Meunier.
Hier wirkte der Pinot Noir eher im Hintergrund und vermittelte eine
dezent weinige Note.
I.3 Tarlants Brut Zéro, Drittelmix, mußte auch mal wieder
ran. Die Nase war wiederum etwas holzig, hart, mit etwas Chlor oder
schmeichelhafter: Mineral vermischt, fruchtarm, verschlossen. Die
harte Apfelsäure hingegen wirkte nach dem Alfred Gratien wie zum
Toteerwecken und verdeckte die -meiner Einzelmeinung nach-
vorhandenen, sehr delikaten und hoffentlich bald stärker zum
Vorschein kommenden leckeren Apfel-/Weinnoten.
Der nächste flight wurde aus zwei Blanc des Blancs gebildet:
II.1 Franck Bonville Cuvée les Belles Voyes (7-8 Monate im Holz) Grand
Cru, Avize, hatte leider Kork.
II.2 Diebolt-Vallois Blanc des Blancs Prestige, Grand Cru, Cramant, altes
Holz. Ganz ohne Faxen im alten Holz ausgebaut. Die Cuvée Prestige ist für mich immer noch so etwas wie das
Urbild des Cramantchardonnays; um den Zungenrand legte sich, wie die
Midgardschlange, ein hauchzarter Säurering, der den hübschesten
Rahmen für das dann kommende Geschmackschauspiel abgab, elegant,
feine Mandelhörnchennase. Marzipan und Rosenwasser, rauchige, jodige
Noten und warmes Apfelkompott (mit den großen Stückchen), ein
Champagner, der unendlich viel zarter ist, als seine Kollegen 15km
weiter in Le-Mesnil.
III.1 Gosset Celebris 1995 54PN, 46CH, war sehr lebhaft in der Nase und
zeichnete sich durch etwas aus, was ich hier einmal die Ungreifbarkeit nennen
will, andere sagen Komplexität dazu. Diesen Gosset zeichnete ein ganz spezielles, schwer zu beschreibendes Duftverhalten aus. In ungewohnt schneller Folge tauchten Aromen auf, und ehe man sich versah, waren sie auch schon durch andere wieder ersetzt. Natürlich lief
alles, was an guten Düften Rang und Namen hat, durch, aber nichts
blieb länger, immer wieder vermischten und verschoben sich die
Aromenschwerpunkte, so daß der Champagner die ganze Zeit über
spannend blieb. Immerhin läßt sich festhalten, daß ein
fruchtbetontes, mit mineralischer, sehr fester Struktur
ausgestattetes Grundgerüst vorhanden war, dessen Würze sich den
reichlich vorhanden Ay-Pinot Noirs verdankt, während der Chardonnay
hier wirklich einmal die Rolle des rassig-eleganten Veredlers und
Espritgebers gespielt hat, mittlerweile mit toastigen, rauchigen Reifetönen.
III.2 Bollingers Grande Année 1997 folgte nach und fiel zuerst mit einer
gemüseuppigen Nase unangenehm auf. Mit Luft befreiten sich die fleischigen,
saftigen Pinotaromen aus dem Gazpacho-Würgegriff. Sehr kraftvoll und auch schon weit entwickelter Champagner – gut, dass es den jetzt als noch frischen R.D. gibt.
III.3 Schließer war die 1988er Cuvée des Enchanteleurs von Henriot, 45PN, 55CH. Viel
Kaffee und pain grillé nehmen langsam, bei immer noch stabiler Säure, überhand. Noch warm und gemütlich Champagner aber man merkt, dass da kein Scheit mehr in den Ofen geworfen werden wird.
IV.1 Tarlant, Cuvée d'Or, Blanc des Meuniers. Dieser
Benoit Tarlant hat verdienstvoller Weise, man kann es nicht oft genug sagen,
einen 100% Meunier vinifiziert. Auch nach Jahren der Flaschenreife noch rassig, elegant, dabei nicht ohne Bodenhaftung, schön
balanciert und sehr aromatisch, dabei mit der typischen Kräuterherbe von reinem Meunier, eine salbeibonbonartige Bitterkeit, die nicht fehlerhaft wirkt.
IV.2 Louis Roederer Blanc de Blancs 1997. Achtebahnchampagner. Ganz zu Beginn, kurz nach der Freigabe, war das ein erfrischender, saftiger, sehr einladender Champagner. Dann war er für einige Zeit untergetaucht, um sich fortzuentwickeln. Aus dieser Tauchphase kam er Ende 2005, Anfang 2006 herauf, um sich jetzt abschiedsreif zu zeigen.
IV.3 Louis Roederer Blanc de Blancs 1998.Immer noch ein sehr schöner Chardonnay von beachtlichem Gewicht und konstanterem Auftritt, als der 97er.