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Halwart Schrader: Die besten Champagnerlagen

Halwart Schrader: Die besten Champagnerlagen

Hoffmann-Verlag, Gerlingen, 1. Auflage 2005, 328 S. – ISBN: 3935834187

Im praktischen Format und mit champagnerabweisendem Einband kommt dieser kleine Champagnerführer daher. Es gibt eine kurze, aber rundherum zufriedenstellende, pflichtgemäße Einführung in Geschichte, Herstellung und ein wenig darüber hinaus reichendes Nutz-Wissen rund um den Champagner. Schrader erklärt dabei, dass die Auswahl und Beurteilung völlig subjektiv (was nicht heißt: willkürlich) erfolgt ist und Punkte nicht vergeben werden. Das nimmt dem Werk die autoritäre Aura eines großkopfeten, mit apodiktischen Urteilen durchsetzten Standardführers und gibt dem Büchlein einen sympathischen touch. Etwas genauer hätten die Ausführungen zu den zugelassenen Rebsorten sein können, dann wäre die Irritation angesichts der von Robert Dufours Pinot-Blanc Champagner später nicht so groß. Sehr dankenswert sind die Ausführungen zur Arbeit im Weinberg, speziell zum Rebenschnitt, einem großen Mysterium für viele Champagnerfreunde. Die Erläuterungen zu den Analysewerten des Champagners sind auch für Nichtchemiker gut verständlich und ich habe Vergleichbares bei anderen Champagnerbüchern immer vermisst.

 

Dann geht es auf S. 41 auch schon los mit den Champagnerhäusern. Der Autor nimmt uns mit auf eine Tour durch die Champagne, die er kurzerhand in sechs Regionen gliedert. Ob es dabei unbedingt nötig gewesen wäre, die Côte des Bar zwei zuteilen, mag dahin stehen. Die Vorstellung der einzelnen Erzeuger folgt einem bewährten Muster: Adresse und Anfahrtsbeschreibung – was angesichts der zum Teil sehr dörfischen Verhältnisse in der Champagne profonde sehr zu begrüßen ist -, danach Besuch und Degustation, garniert von ein paar mal besseren, mal nicht so überzeugenden Farbaufnahmen und einem Bezugsquellennachweis, soweit möglich. Das ist leider auch schon ein Hauptangriffspunkt für das Werk, denn der Bezugsquellennachweis ist nicht sehr zuverlässig und der interessierte Kunde wird, oft ganz und gar unzutreffend, auf Hawesko verwiesen, manchmal auch an Händler, die den betreffenden Champagner gar nicht führen, zum Teil werden gar keine Bezugsquellen für Deutschland benannt, obwohl es durchaus gut zugängliche Lieferanten gibt. Zwar findet in der Champagnerbranche ein Bäumchen-wechsle-dich-Spiel statt, das den Überblick leicht verlieren lässt, aber gerade deshalb ist ein ambitionierter Weinführer doch in der Regel auch ein Einkaufsführer.

 

Die Degustationsnotizen lesen sich gut und nachvollziehbar, sind nicht von unnötiger Weinansprache durchsetzt und langweilen keineswegs. Lediglich die Reihenfolge der aufgeführten Champagner könnte durchgehend stringenter sein, so ist es z.B. nicht angezeigt, erst die Belle-Epoque Rosé, dann die Belle-Epoque Blanc und danach den Millésime von Perrier-Jouet zu trinken. Die umgekehrte Reihenfolge wäre folgerichtig. Bei Salon entsteht zudem der Eindruck, dass der Autor diesen außergewöhnlichen und legendären Champagner gar nicht verkostet hat. Das ist aber lässlich, denn Schrader besucht neben den sowieso bekannten und berühmten Häusern auch eine ganze Reihe kleiner Erzeuger, an denen man sonst vielleicht vorbeifahren würde, die man niemals aufsuchen würde oder von denen man einfach bis dato zu Unrecht nie gehört hat. Da liegt ein wichtiges Verdienst dieses Entdeckungsreisenden, der dabei nicht selten mit Richard Juhlin über Kreuz liegt. So fand Juhlin Gallimards Rosé fehlerhaft und vergab 30/100 Punkte, was nahezu untrinkbar bedeutet; Schrader lässt den Champagner hingegen mit herben Kräuternoten und Calvados zu jedem Hauptgericht passen. Das muss jedoch nicht beunruhigen, denn Schrader weist den Leser ja schon zu Beginn auf seine Subjektivität hin und als einigermaßen geschulter und interessierter Champagnerfreund kann man durchaus wissen, dass auch ein Richard Juhlin – auf den Schrader in Zusammenhang mit Diebolt-Vallois auch Bezug nimmt – seine Eigenheiten hat.

 

Ausgesprochen engagiert ist es, dass der Autor offensichtlich den Weg bis in das doch recht abgelegene Serzy-et-Prin auf sich nahm, um den Winzer Yves Delozanne aufzusuchen – einen der zahlreichen Winzer in dieser sehr weit westlich gelegenen Region der Champagne, die mit einem hohen Anteil Meunier arbeiten und dabei mehr als nur vorzeigbare Resultate erzielen. Dass Jacky Charpentiers leider überraschend knapp beschriebene Cuvée Pierre-Henri überwiegend aus Pinot Noir besteht, ist richtig, die im Buch ausgewiesenen 30% Chardonnay dürften jedoch falsch sein. Bei Laurent-Perriers Spitzencuvée hätte ich mir gewünscht, dass der Autor etwas stärker auf das Multi-Vintage Konzept eingeht, was er schon bei Krugs Grande Cuvée versäumt. Bei Bollinger hätte ein Hinweis auf die Vieilles Vignes Francaises nicht fehlen dürfen, auch verwundert es, dass Schrader den relativ bekannten Stillwein Côtes aux Enfants mit keinem Wort würdigt. Dem Buch hätte letztlich eine sorgfältigere Fehlerkorrektur gut zu Gesicht gestanden, denn der Lesespass wird durch die übermäßig vielen Rechtschreibfehler getrübt – das ist vor allem deshalb schade, weil Schrader einen angenehm lesbaren, leichtfüßigen Schreibstil hat, der den Leser förmlich mit in die Probierstube des Winzers nimmt.

 

Abgeschlossen wird das Buch von einem kleinen Französisch-Deutschen Wörterbuch, das als Kommunikationshilfe beim Champagnerkauf dienen soll und auf gerade einmal dreieinhalb Seiten die wichtigsten Vokabeln dazu versammelt. Daran schließt sich ein nach Regionen gegliederter Suchbereich an, in dem noch einmal alle besprochenen Champagnerhäuser jeweils alphabetisch gegliedert aufgeführt werden.

 

Alles in allem eine gelungene Erstauflage, der hoffentlich noch zahlreiche weitere folgen werden. Die zahlreichen Fehler sind nicht fachlicher Natur, sondern dem Verlag anzulasten, der nicht beim Lektorat sparen darf. Abschließend hervorzuheben ist noch die beigefügte DIN A4 große Faltkarte, auf der die wichtigsten Ortschaften gekennzeichnet sind, was die Reiseplanung enorm erleichtert. Für gerade einmal 22,00 EUR ist "Die besten Champagnerlagen" ein ausgesprochen empfehlenswerter, lesenswerter und unverkrampft ambitionierter Führer, der nicht nur Champagneranfängern, sondern auch Fortgeschrittenen echten Nutzen beschert.

Junglas/Knoll: Das große Buch vom Sekt

Das große Buch vom Sekt

Wolfgang Junglas, Rudolf Knoll

Societäts-Verlag, 2008

152 Seiten, leinengebunden mit Schutzumschlag

€ 24,90

ISBN: 978-3-7973-1098

Das wertig ausgestatte Buch erweckt auf Anhieb gar nicht den Eindruck, als sei es das große Buch vom Sekt. Sicher, die impressionistische Umschlagabbildung mit den ausgelassenen Schaumweinschlürfern wirkt animierend, stellt einen historischen Bezug her und lässt Ambition ebenso ahnen, wie der Titel. Aber auf gerade einmal 150 Seiten? Nun, um es kurz zu machen: es ist ein gutes Buch vom Sekt und es trägt den Besonderheiten des Markts Rechnung.

Ein obligatorischer Geschichtsabriss vorweg, die drei großen Sekthersteller als Starter und an dieser Stelle fällt bereits auf, dass das Buch zwar einiges über Verkaufszahlen und Sekt-Geschichte(n) nebst ansprechenden Photographien preisgibt, aber leider nur wenige Verkostungsnotizen. Es mag ja durchaus sein, dass die Sekte der zu Henkell & Co. gehörigen Kurpfalz Sektkellerei Speyer vor Ort gut eingeführt sind, ob es aber auch Beweisanzeichen für besondere oder zumindest nennenswerte Güte dieser Produkte gibt, ist für den außerpfälzischen Leser ohne direkten Zugriff auf diese Sekte gleichwohl nicht uninteressant. Die Autoren werden sich ja der Verkostung nicht entzogen haben, wie die Zeilen zum Fürst von Metternich zeigen, aber gerade wenn man sich mit dem Phänomen der im Supermarkt verkauften Sekte auseinandersetzt, sollte man seine Leser etwas an der Probenarbeit teilhaben lassen.

Es folgen in alphabetischer Reihe die kleineren, feinen Produzenten, regionale Sektkellereien und Winzersekte, bevor ein Sektlexikon den Abschluss macht. Sehr erfreulich ist dabei, dass zu Beginn eines jeden Kapitels gleichsam ein Obersatz vorangestellt wird, der erklärt, welches die Kriterien für die Aufnahme eines Erzeugers in eben dieses und nicht ein anderes Kapitel sind. Über die konkrete Einordnungmag man streiten, die Methode an sich ist gut.

Neben den – eigentlich in der Vergangenheit mit höherer Berechtigung als heute – vielbeschriebenen Wundertieren von Andres & Mugler (Pfalz) finden sich so exzellente Erzeuger wie Norbert Bardong (Rheingau – der Geisenheimer Schlossgarten, spät degorgiert, kann regelrecht traumhaft sein, wenn er nicht zu viel Schwefel abbekommen hat) und die Sektmanufaktur Lergenmüller aus der Pfalz (deren Stärke nicht nur beim Rotwein liegt, sondern, nach intensiver Erforschung des Sprudelns nicht nur der Champagne, durchaus und gerade beim vollmundigen, speiseaffinen Sekt). Natürlich fehlen Menger-Krug und Ohlig genauso wenig, wie die jeweils recht unterschiedlichen Raumland, Reinecker, Schloss Vaux, Schloss Wackerbarth oder der Wilhelmshof. Jeder Erzeuger wird mit ein paar salongastgeberhaften Worten vorgestellt und es entsteht flott der Eindruck, dass Autoren und Erzeuger einander persönlich und zum Teil schon lange kennen. Dem Lesespass kommt das zugute; auch das Gefühl, die Informationen gleichsam wie bei einem Kamingespräch mit dem Winzer selbst zu erlangen, fördert den Eindruck, hier den richtigen Griff getan zu haben.

Die regionalen Sektkellereien prunken nicht mit Namen, die sich Sektliebhaber mit dem Hinweis zuflüstern, einen absoluten Wahnsinnserzeuger ausfindig gemacht zu haben, aber es wird solider Mittelstand geboten. Mehr dürfte auch kaum möglich sein. Affaltrach, Bernard-Massard, Brogsitter und Herr von Canal geben sich unter anderem die Ehre, die älteste badische Sektkellerei Schweickert kann ebenfalls aufwarten und wird richtigerweise wohlwollend besprochen.

Der vielleicht spannendste, individuellste Teil des Buchs ist dann der mit den Winzersekten. Dass das Kapitel mit der Winzergenossenschaft Alde Gott beginnt, ist nicht recht einzusehen, aber im Gegenzug findet sich der Spitzensekt des Weinguts Georg Breuer ebenso wieder, wie das sprudelnde Dorsheimer Goldloch von Diel. Schade ist indes, dass der ausgezeichnete Forster Pechstein Brut vom Reichsrat von Buhl im Buch nicht aufzufinden ist. Ebenfalls reizvoll wäre es für den Leser gewesen, etwas mehr über den Nobling-Sekt der WG Britzingen zu erfahren. Das Weingut Heid aus Fellbach hat die lobende Erwähnung sicher verdient, die immer wieder eingeflochtenen Verweise auf die für sich betrachtet ja keineswegs schlechte Zeitschrift Vinum sind hingegen meiner Ansicht nach entbehrlich. Klar, dass das Weingut Kirsten aus Klüsserath nicht fehlt; ich bedauere aber aus- und nachdrücklich, dass die überragenden Sekte von Schloss Sommerhausen (etwa der nach 6 – 7 Jahren degorgierte Riesling Brut) ganz und gar nicht besprochen werden, da hilft auch die sehr kurze Besprechung des Weinguts Köwerich nicht weiter. Im Übrigen sind natürlich auch die Battenfeld-Spanier, Ratzenberger, Rebholz und Geheimrat J. Wegeler enthalten, schmerzlich vermisst werden hingegen Sekte von Produzenten wie Alfons Stoffel aus Leiwen oder vom Obermenniger Weingut Rausch.

Das grosse Buch vom Sekt hat also erstaunlich viel zu bieten. Große Namen, in persönlichen Gesprächen gesammeltes Hintergrundwissen und einen angenehm lesbaren Schreibstil. Schwächen sehe ich beim Herausarbeiten der Eigenschaften einzelner Sekte, auch fehlen technische Werte, die über die Rebsortenzusammensetzung hinausgehen, fast völlig. Echte Geheimtips finden sich eigentlich nicht und auch mancher bekannte und in der Trinkpraxis bewährte Name hätte sicher noch hineingepasst. Um also dem Anspruch eines großen Buchs vom Sekt gerecht zu werden, müsste noch einiges nachgefüttert werden. Das Konzept, vielleicht um ein paar Werbeaussagen erleichtert, gefällt aber. Es ist deshalb ein gutes Buch vom Sekt.

Jean-Mary Tarlant ist Chef der Champagnerwinzer

Mit 26 von 43 Stimmen wurde Jean-Mary Tarlant am 8. Dezember zum Präsidenten der Vereinigung der Champagnerwinzer gewählt. Der 58-jährige ist gleichzeitig Seniorchef des gleichnamigen Champagnerguts aus Oeuilly.

Sohn Benoit hat mit Champagnern wie Cuvée Louis (bei Parker hoch bepunktet), QV Discobitch (website: http://champagne.typepad.com/discobitch/) und den Spezialeditionen Vignes  d’Antan (ungepfropfter Chardonnay) und Vignes d’Or (100% Pinot Meunier) in den unterschiedlichsten Bereichen für Furore gesorgt.

zu Champagne Tarlant: www.tarlant.com

peek-a-boo: Neue Welt

Roadshow Freund/Pacific Wine im Interconti, Düsseldorf, 08. Sep. 2009

I. Schug

Walter Schugs Carneros Estate liegt in der kühleren Sonoma-Küstenzone, daher die Konzentration auf Pinotrebsorten. Morgendlicher Nebel hüllt die Trauben im Sommer oft bis zur Mittagszeit ein, bevor Sonne und der ständig fächelnde, mitunter heftig pustende Wind ihn auflösen.

1. Pinot-Noir Sonoma Coast 2007

Europäisch anmutender, holzarmer Stil, Konzentration auf schlanke Mineralität und rotes Beerenobst

2. Pinot Noir Carneros 2007

Griffig, stärker holzgeprägt (neun Monate in frz. Barriques, davon 30% neues Holz), bei gleichbleibend kühler Stilistik

3. Pinot Noir Heritage Reserve Carneros 2006

40% neues französisches Barrique, bissig, mit viel Kirsche und einer leicht dropsigen Art

II. Shafer

Im Stag’s Leap zu Hause und prominent vor allem wegen des Hillside Select Cabernet. Der Relentless ist praktisch das Rhônegegenstück dazu.

1. Relentless 2004

80% Syrah, 20% Petit Syrah, satte 30 Monate im Barrique, dunkelst, dickflüssig, wälzt sich der Wein wie Lava ins Glas. Opulente, schwarzbeerige, etwas rosinige Nase mit Zedernholz und Muskatnuss, im Mund weich, dicht, amaronig mit einem Veilchenblütenbelag am Gaumen, sehr lang

III. Francis Ford Coppola

1. Pinot Noir Silver Label Diamond Collection 2007

Eukalyptus-Mentholnase, Erdbeer-Himbeermix, gut strukturierter, ganz munterer Wein

2. Cabernet-Sauvignon Ivory Label Diamond Collection 2006

Weiche an Kirschjoghurt erinnernde, milde Neuweltnase, mit einer Spur Graphit. Im Mund leicht, flauschig, wie Trinkjoghurt, süssliche Art. Nicht mein Fall.

3. Director’s Cut Pinot Noir 2007

Zwölf Monate in 60% neuen Barriques lassen Veilchen, Lavendel und Kräuter im Wein zum Vorschein kommen. Auch eine etwas herb-muffelige Note ist darunter, gefällt mir nicht so kolossal und ist auch nicht besonders lang, Sonoma geht auch besser.

4. Director’s Cut Cabernet-Sauvignon Alexander Valley 2006

24 Monate in 60% neuen Barriques, duftet aber nicht vollgeholzt; kraftvoll, saftig, ziemlich konzentriert, im Mund kühlend, balsamisch. Cassis und Kräuteraromen.

IV. Rubicon Estate (früher: Niebaum-Coppola Estate)

Das Weingut im Weingut. Von Gustav Niebaum als Inglenook-Winery gegründet und von Francis Ford Coppola wiederbelebt.

1. Rubicon Estate Rutherford Cask C-S 2005

22 Monate in amerikanischen 500-Liter-Fässern, Trauben aus den Lagen Cohn und Chateau, Biozertifizierung. Bordeauxansatz, mit Graphit und feinem Sauerkirsch-Cassiston, unaufdringliche Vanille, im Mund mit einer gewissen Schärfe, pfeffrig, mit roter, süsser Paprika, wenig Säure, etwas frühreifes Tannin.

2. Rubicon Estate Garden Vineyard 2005

Genetisch ist Klon 29 identisch mit den Bordeauxklonen, die Niebaum in den 1880er Jahren aus Frankreich mitbrachte, weinhistorisch eine Besonderheit, die nur bei Rubicon wächst. 22 Monate in neuen französischen Barriques, 98,5% Cabernet-Sauvignon und 1,5% Petit Verdot. In der Nase Veilchen, Lavendel, Bitterschokolade, rosinierte Aromen, Trockenobst, von allem etwas, für meinen Geschmack too much.

V. Parducci Wine Cellars, Mendocino

Weingut mit ausgeglichener CO2-Bilanz.

1. Cabernet-Sauvignon Mendocino 2005

Schöner, fülliger Anfang, dann ist der Wein leider sehr schnell weg und hinterlässt lediglich einen milchigen Belag auf der Zunge.

VI. Stag’s Leap Wine Cellars

Berühmt wurde das Weingut durch das Spurrier-Tasting 1976 in Paris, als es namhafte Großgewächse aus Bordeaux auf die Plätze verwies. Seither hat sich das Gut mit seinen rebsortenreinen Weinen unter den Spitzenerzeugern der Welt fest etabliert. Die Stilistik orientiert sich an dem Motto „eiserne Faust im Samthandschuh“.

1. Hawk Crest C-S 2004

Einsteigerwein mit etwas zu viel ladybird taint, reichlich Tannin, kraftvoller, massiger Statur und mittlerer Länge.

2. Artemis 2005

18 Monate in 33% neuem französischem Holz. 92% Cabernet-Sauvignon, 8% Merlot, minimale Anteile Cabernet Franc und Petit Verdot. Cassis, Räuchernoten, Kirsche, Zigarrenkiste, Paprika, viel gebändigte Kraft, ein feiner, dicht an Bordeaux angelehnter Wein.

3. Fay Vineyard 2005

Zusammen mit der benachbarten SLV Parzelle das Kernstück des Weinguts. 24 Monat in 70% neuem französischem Holz. Milchschokolade, Graphit, Schwarzkirsche, erstaunlich dezentes Holz, florale Noten, seidiges Tannin, einer meiner absoluten Favoriten.

4. Stag’s Leap Vineyard (SLV) 2005

24 Monate in 43% neuem französischem Holz, das hier aber wesentlich stärker durchkommt, als beim Fay. Auch ein sehr schöner Cabernet, konzentriert, erinnert an Muscovadozucker, beinahe feurig, gleichzeitig mit kühlen mineralischen Noten und Graphit, gleichzeitig komplexe Kräuteraromatik, warmes, samtiges Mundgefühl.

5. Cask 23, 2004

24 Monate in 58% neuem französischem Holz. Elegante Kombination aus Fay und SLV, bewegt sich von der Leichtigkeit und Eleganz her genau in der Mitte zwischen beiden. Ein Pott voll dunkler Brombeeren, der aber dank einer kühlen mineralischen Note nicht pampig, breitgelatscht oder marmeladig wirkt. Herbes, gesundes Tannin zähmt die überbordende Frucht und macht den Wein zum Kraftsportler. Lagerwein.

Nochmal reingespitzt in Nelson Müllers Schote

I. Amuse Gueule: Thunfisch Teriyaki mit Melonenkügelchen, dazu: Champagne Lanson Rosé

Der Thunfischhappen war fest, aromatisch und mit unaufdringlich angeröstetem Sesam ummantelt, beide verschmolzen mit dem kräftigen Lannson Rosé. Die angenehm reifsüssen Melonenkügelchen passetn sehr gut zum hun, weniger gut zum Champagner.

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II. Trio vom Bachsaibling in Gewürzorangen gebeizt, mit marinierten Schwarzwurzeln, dazu: weiterhin Champagne Lanson Rosé

Festes Fleisch vom Bachsaibling in der geräucherten und in der gravad Variante, dezentes Aroma in der Schäumchenvariante mit Pumpernickel, zu jeder Variante passte der Champagner ganz exzellent.

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III. Borschtsch von Flusskrebsen mit Sauerrahm, dazu Caspary, Riesling feinherb 2007

Klare, minimalistische, mit großzügiger Flusskrebsfleischgarnitur versehene Rote-Bete-Suppe, auf den Punkt gegartes, Karotten- und Zucchini-Gemüse drin, dazu der feinherbe Riesling, wunderbar. Allein war mir der Riesling etwas zu platt, zum Borschtsch dagegen eine willkommene Ergänzung.

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IV. Heilbutt im Kartoffelmantel mit Steinpilzen, dazu: Cloudy Bay Sauvignon-Blanc 2006

Auch der Heilbutt war gekonnt zubereitet, mit festem, aber leicht zu trennendem Fleisch und einem hauchdünnen Kartoffelscheibenmantel, der das fischeigene Aroma verfeinert bzur Geltung kommen ließ. Das charakteristische Cloudy-Bay-Aromenspiel trat hier insbesondere mit roten Johannisbeeren hervor, im übrigen wäre der Cloudy Bay mir als Solist etwas zu lahm und kurz gewesen.

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V. Pochiertes Kalbsfilet mit Ziegenfrischkäse und Piemonteser Spinat und weissem Alba Trüffel, dazu: Tempranillo Rioja Crianza

Zartes Milchkalbfleisch mit grosszügig getrüffeltem Spinat ist schon eine schöne Kombination. Ebenso milchig und zart wie das Fleisch waren die Ziegenfrischkäsewürfelchen, die sich bestens mit dem Spinat vertrugen. Sehr recht war mir dazu der jugendliche 100% Tempranillo aus Rioja, dessen Namen ich allerdings nicht notiert habe.

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VI. Hirschkalbrücken mit Selleriemousseline, Quittenkompott, und Holunderjus, dazu: Bove Indio Montepulciano d’Abruzzo 2005

Auch für sehr kritische Fleischesser ein Vergnügen war der perfekt gegarte Hirsch. Eine Millimeter dicke braune Umrandung, im Kern gleichmäßig zartrosa, aber nicht mehr blutig-roh. Kontrastierend dazu die Selleriemousseline, vermittelnd die fruchtigen Aromen von Quittenkompott und dem kräftigen Holunderjus, das ganze in einer sehr würzigen Natursauce, da kam der kraftvoll kirschige Montepulciano gerade recht. Mit seiner konzentrierten, fast passitohaften Würze ein starker Partner für den Hirsch.

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VII. Lauwarmer Lebkuchen mit Portweinbuttereis und Bratapfel, dazu: Banyuls 1998

Der Bratapfel mit Marzipanfüllung als Bindeglied zwischen dem erdig-weihnachtlich-würzigen Lebkuchen und dem fruchtigen, erfrischenden Portweineis war eine sehr gute Idee, das selbe kann man vom Banyuls sagen, der sich wie ein Tawny Port ausnahm und mit seiner minimal malzigen, vielleicht auch ganz mild zimtigen Note jede Komponente des Desserts umschmeichelte.

Bordeauxsause in der Gesellschaft Harmonie

A. Bordeaux

Opener: Jakob Neumer, Riesling, Uelversheimer Tafelstein 2005

I.1 1986 Beau-Séjour Bécot

Entwickelte, rotbeerige, mit Pflaumenmus angereicherte Nase, im Mund crèmig, leicht, mittellang, wenig, aber milde, reife Säure (85)

I.2 1989 Grand Puy Ducasse
Dunkel, würzig, cassis- und graphitdurchsetzte Nase mit grtrocknetem Kräutersträußchen. Im Mund kühl, gegenüber dem Beauséjour länger und entwicklungsfreudiger (86)

II.1 1987 La Mission Haut Brion
Von Beginn an starke, sehr präsente Nase, erinnert vom Grundton an den heißen Fettrand vom T-Bone Steak, dazu Eau de Vie de Kirsch und Preiselbeersauce, zwischen Rosenblüten und Minzblättern, später auch mit Nivea eingecremtes Wildleder, etwas balsamisch; im Mund dann eine passgenaue Struktur, entwickelt, dabei butterweiches Tannin (92)

II.2 1991 La Mission Haut Brion
Zunächst eine etwas angebrannte Liebstöckelnase und Brombeeren, wirkt ganz stattlich, im Mund dennoch etwas flacher, dünner, gleichzeitig seidiger als der 87er, entwickelt sich mit Luft noch ganz erfreulich und macht in fünf Jahren vielleicht sogar noch mehr Spass (89+)

III.1 1991 Talbot

Reisgebäcknase, Schmoraromen, Spuren von Liebstöckel, kirschfruchtige Nase, Mandelkerne. Etwas enggeschnürt, aber zum Roastbeef genau richtig (83)

III.2 1986 Clos du Marquis
Mein erster Gedanke: Opas letzter Ständer, dafür aber ganz schön hart. Griffig, stahlig, etwas hartes Tannin, im Mund eher mehlig, wie angetrockneter Cassis de Dijon. Vielleicht totdekantiert?

IV.1 1990 Cissac
Offene, freundliche Nase mürbe und weich, aber eher kühl. Auch im Mund Kühl, mineralisch, mit etwas Luft rund, weich und mit seinem kräftigen Tannin auch nicht ungefällig. Gegen Ende etwas breit und alkoholisch (84)

IV.2 1988 Les Forts de Latour
Maskuliner Wein, der trotz Kokos und Schokospuren viel Graphit und Härte zeigt, mit Luft entwickelt sich bisschen Beerenfrucht. Im Mund gezehrt, dabei unfokussiert wie ein Marshmallow, auf dem letzten Viertel noch etwas griffiges Tannin (83)

V.1 1989 Cantemerle
Unter dem Duft von Pillenbox Pflaume und Brombeere, Maulbeere, im Mund jugendlich, glatt und regelrecht smart. klassische Schönheit, auf den Punkt gebrachter Wein, sehr erfreulich, der sich mit und ohne Begelitung in Höchtsform zeigt (91+)

V.2 1989 Rausan-Segla
Nase von Sauce Griottine, Limetten-Pfeffer-Himbeer-Mix, feine Noten von Eukalyptus und Menthol und Wacholder. Im Mund saftig, der reinste Rollbraten, kräftige Struktur, voll ausgerollter roter Teppich. (92-93)

VI.1 1988 Pape Clement
Minzige, balsamische Nase, bei beiden Weinen des flights nur verschwindende Unebenheiten und Unterschiede in der Nase, beim Pape Clement etwas mehr Schokolade oder After Eight. Im Mund Voll, komplex, lang und mit noch einem winzigen Schäufelchen mehr Potential (94+)

VI.2 1988 La Mission Haut Brion
Hier wieder Minze, After Eight, aber auch ein wenig Pilzduft. Im Mund kraftvoll, mit einer minimal metallischen Art. Beide Weine habe ich praktisch genau auf Augenhöhe gesehen, wobei der LMHB vielleicht schon einen Hauch weiter entwickelt ist (94)

VII.1 1987 Leoville las Cases
Grüne Paprika, Cassis und Moschus, im Mund strukturiert und klar, dabei nicht unkompliziert (89)

VII.2 1990 Beychevelle
Rote Paprika, Pilzduft, Johannisbeermarmelade, schwarzer Tee, frisch gesoßter Tabak. Komplexere Aromatik und ein etwas besseres Mundgefühl als der LLC (90)

VIII.1 1982 Calon Segur
Gemüsebouillon und Zündhölzchen, nicht so sehr flüchtige Säure. Im Mund wie Plumpudding und Rumkandis (ohne Wertung)

VIII.2 1985 Chasse Spleen

Erde, Humus, Schwarzkirsche, im Mund noch überraschend druckvoll, mit sauberen, gesunden Tanninen (89)

B. Das Essen:

I. Roastbeef | Salat | Kräuter-Crème dazu:

2006 Domaine Chanssaud Châteauneuf-du-Pape

2006 Domaine Santa Duc, Gigondas, Cuvée des Hautes Garrigues

Der Châteauneuf war fruchtig, aufgelockert, beerig, fein, elegant und lang, der Gigondas in allem etwas dichter, konzentrierter, aber nicht so beweglich.

II. Wildschinken | Jakobsmuschel | Gamba dazu:

2006 Domaine Chanssaud Châteauneuf-du-Pape

2006 Domaine Santa Duc, Gigondas, Cuvée des Hautes Garrigues

III. Lammnüsschen | Kaiserschoten | Kartoffeln dazu:

2006 Domaine Chanssaud Châteauneuf-du-Pape

2006 Domaine Santa Duc, Gigondas, Cuvée des Hautes Garrigues

IV. Schokoladenfondant | Eiscrème dazu:

1985 Esteve Désiré, Maurydoré, Grenache élevé en fûts de chêne

Malzig, schokoladig, reif und süß, genau richtig zum Schokofondant.

C. Schließer:

I. 1995 Le Petit Cheval
Hart, kraftvoll, noch nicht ausentwickelt, Graphit, Metall, Mineral und Frucht stehen noch ein bisschen nebeneinander und müssen nach meinem Geschmack erst noch zueinander finden.

II. 1966 Tertre d‘ Augay

Schon ein ziemlich abgefahrener Reifen mit wenig Restgrip und einem Duft nach leerer Weinflasche.

D. Kellerparty bei Uwe:

I. 2007 K.-P. Keller, Scheurebe (Morstein) trocken

Toll, was trockene Scheurebe aus Toplage so schaffen kann. Und das für kleines Geld.

II. Chartogne-Taillet, Cuvée Sainte Anne, 50CH 40PN 10 PM, 2004er Basis, 20% 2000er Reservewein

Süffiger Champagner mit gutem Säuregerüst, darüber ein Mantel von warmem Apfelkuchen, Mandeln und vor allem Quitten.

III. 2006 K.-P. Keller, Grauburgunder -S- trocken

Schmelziger, säurearmer Grauburgunder mit viel Butter und weissen Blüten.

IV. 1978 Domaine Baron Chenard, Givry

Speckduft und erdige Pinotnatur in voller Ausprägung.

V. 1988 Château Musar

Erdiger, von Cassis und Holundersirup geprägter Duft, wie ein sehr eigenwilliger Bordeaux. Durch seine ständig präsente, aber irgendwei gar nicht so sehr störende flüchtige Säure wirkt er etwas exotisch; im Mund dagegen alte Schule, mit kräftigem, noch nicht ganz eingebundenem Tannin, das sich erst langsam ins süssliche dreht, an Kardamom, Zimt und Süßholz erinnernde Würze und eine leicht hitzige Art von erkaltendem Kompott.

Antrittsbesuch in Nelson Müllers Schote

 

 

I.Blutwurststrudel mit Linsen und Kartoffelschaum, dazu Champagne Forget-Brimont Brut Premier Cru

Gute Blutwurst esse ich gerne. Die solide Kombination mit Linsen und/oder Kartoffeln wird dabei für mich immer ein Klassiker bleiben, zu dem ich gern zurückkehre. Gut zum Blutwurststrudel passte der oxidative, hauptsächlich von Reserveweinen getragene und sehr apfelige Stil des Champagners aus Ludes, einer ziemlich zugigen Ecke in der Montagne de Reims, wo sich ein wenig Chardonnaydiaspora befindet, die den Champagnern dieser Region eine frische, glatte, kühle Stilistik verleiht.

 

II. Snickers von Foie Gras mit Cox Orange, dazu Selbach-Oster Bernkasteler Badstube Spätlese 2001

Foie Gras mit Apfel ist auch immer eine sichere Bank. Item die Weine von Johannes Selbach. In der Bernkasteler Badstube wachsen die Äpfel förmlich aus dem Glas und das Cox-Orange Aroma mit den dahin- und wegschmelzenden Toffee- und Nougatnoten vom Snickers vermählt sich in einer chymischen Hochzeit, die derjenigen des Christia Rosencreutz zur Ehre gereicht hätte.

 

III. Curry-Zitronengrascrèmesuppe mit Hummercroustillon, dazu Bott-Geyl, Crémant d'Alsace

Der Bott-Geyl ist ein ziemlich grober Bursche mit einem weichen Herz, so eine Art Manfred Krüger als Franz Meersdonk in der Serie Auf Achse, bloss dass er im Glas sprudelt. Passte daher gut zur reichlich sättigenden, sämigen, aber nicht fetten oder zu dick geratenen Crèmesuppe. Auflockernd und gut abgestimmt zum Crémant war auch das Zitronengras. Das Hummercroustillonbäcclhen machte auch keine Probleme. Gelungener Gang.

 

IV. Crepinette von Wachtel und Stubenküken mit Perlgraupen und Pfifferlingen, dazu Weingut Fritzen, Wintricher Großer Herrgott Spätlese 1988 und Siegrist, Riesling GG Sonnenberg, 2007

Fritzen zeigte etwas Firne und Petrol, war aber sonst in sehr guter Form. Nicht so schwer, dass er das kleine Geflügel erdrückt hätte und mit seiner leicht pilzigen Art auch zwischen perlgraupen und Pfifferlingen sehr gut angesiedelt. Siegrist dagegen hätte deutlich frischer sein dürfen und verlor mit Luft immer mehr von seiner anfangs so schönen, sympathischen Pfälzer Art, vor allem ging mir das erfrischend zitrusfruchtige Element viel zu schnell verloren und übrig blieben nur Aprikosenpampe, eine leichte Bitternote und Alkohol.

 

V. Entenbrust, gefüllt mir Rahmkohlrabi und Trompetenpilzen, dazu Friedrich Becker, Laisser-faire, 2007

Zum kröftigen Entenfleisch gibt es doch fast nichts besseres, als einen in der Gärung steckengebliebenen Pfalzriesling. Der von Friedrich Becker bestätigte das nachdrücklich, bodennahe Wärme, mit würzigen, auch mineralischen Noten und eine sehr selbstbewusste Fruchtsüsse waren hier der Flipperautomat für die Geschmackskugel, die zwischen der vorbildlich rosa gebratenen Ente, dem aromatisch für Wein immer etwas schwierigen Kohlrabi und den delikaten Pilzen hin- und herballerte.

 

VI. Gekühlter Mäusespeck, Schokokrossi und Tonkabohnentaler in Kokosstaub, dazu Château de Rouquette, Loupiac, 2006

Der Loupiac passte am besten zur Tonkabohne, deren stets etwas muffige, mit Kokos aber sehr charmante Aromatik gut zum Wein passte und daher überzeugen konnte. Der milchschokoladie Krokant war mir so schon fast zu süss und schien sich mit dem Weine auch noch zu potenzieren, was eine schwierige Kombination ergab. Der kühle Mäusespeck dagegen entwickelte sogar minzige Noten und war zwar vom Beissgefühl her etwas gewöhnungsbedürftig, aber keineswegs schlecht.

Moseltour, Klitzekleiner Ring

I. Andrzej Greszta, Kröv

1. Kröver Paradies Kabinett feinherb 2008

Saftig, knackig, gut und mit 6 EUR nicht überbezahlt. Sehr gelungene Visitenkarte, die den Stil des Hause gut verkörpert.

2. Kröver Steffensberg Spätlese feinherb 2008

Stilistisch dem Paradies nicht unähnlich, aber finessereicher, leider auch im Tempo etwas zurückgenommen, weicher. Gefiel mir nicht unbedingt besser und entspricht meiner Ansicht nach auch nicht ganz dem erfrischend herb-saftigen, gleichzeitig mineralischen Stil des Guts.

3. Kröver Letterlay Auslese 2007

Gelungene, wieder sehr knackige Auslese, nichts für die Zuckermonsterfraktion; bei allem Pfirsich-Aprikosengewimmel immer noch konzentriert und mineralisch mit einer aus dem Hintergrund agierenden, frischen Säure.

II. Heymann-Löwenstein, Winningen

1. Schieferterrassen 2008

Trocken, hart, kraftvoll und schon im Ansatz völlig kompromisslos, dabei nicht schwer oder ermüdend.

2. vom blauen Schiefer 2008

Kam mir etwas leichter, kräuteriger und fruchtiger vor, als die Schieferterrassen, bei gleichbleibend hohem Mineralgehalt. Warme Schieferplatten und eine etwas jodige Note.

3. Winninger Kirchberg 2008

Glasklar, wippend, federnd und zum Schnuppern animierend, wandlungsfreudig und mit hell aufblitzender Säure zwischen dunklem, leicht rauchigem Mineral. Zusammen mit dem Röttgen zur Zeit meine beiden trockenen Lieblinge von H-L.

4. Winninger Röttgen 2008

Moosig, steinig, im Mund kraftvoll, mit viel Herbe, aber auch einem verführerischen, an Nougat erinnernden Schmelz. So kross und knusprig wie Hanuta, nur ohne die Krümel. Mein Favorit aus der Kollektion

5. Winninger Uhlen Blaufüsser Lay 2008

Fand ich sehr verschlossen. Mufflig, ungesprächig und dicht, null Frucht, purer Stein. Braucht wohl noch ein ganzes Weilchen.

6. Winnninger Uhlen Laubach 2008

Entgegenkommender, großzügiger als die Blaufüsser Lay. Ebenfalls sehr mineralisch, aber nicht so völlig verschlossen, sondern wie durch eine dicke Wand gedämpfter aber schon sehr schwungvoller und mitreissender Partylärm.

III. Daniel Vollenweider, Traben-Trarbach

1. Vollenweider (Trauben aus dem Enkircher Steffensberg) 2008

Viel grüner Apfel, florale Noten, gesunde, bissige Säure, kraftvoller, extraktreicher, leicht schmelziger, Wein mit Spätlesequalität.

2. Wolfer Goldgrube Kabinett trocken 2008

In der Nase Kerzenwachs, sonst eher eng, im Mund wieder sehr hohe, bissige Säure, und angenehm herbe, an Pink Grapefruit erinnernde Töne, sehr konzentriert, als trockener Wein nicht mein Fall.

3. Schimbock 2008

Die Lage neben der Wolfer Goldgrube ist die eigentliche Riesling-Goldgrube, so federleicht und trotzdem knallhart sind die Weine aus dieser Lage. Sehr anspruchsvolle, feinverwobene Duftschleier von warmen Steinen, getrockneten Algen, Zitrusfrische, Kumqats und Kerzenwachs machen den Wein für mich zum Star unter den Wolfer Weinen.

4. Wolfer Goldgrube Kabinett 2008

Die volle Zitruspackung, Zitrone, Limone, Orange, aber auch nektarine und Mandarine, enorm viel knackige Säure, munderfrischendes, jubilierendes Prickeln, exakt die Art von Süße-Säure-Spiel, die ich beim Moselkabinett so liebe. Mein Favorit von Vollenweider.

5. Kröver Steffensberg Spätlese 2008

Buttriger, öliger, mit mehr dämpfenden als prononcierenden Aromenschichten über der Rieslingkraftmaschcine, samtig und delikat, aber nicht so ungeniert schön wie der Kabinett aus der Goldgrube.

6. Wolfer Goldgrube Spätlese „Reiler“ 2008

Gleich in der Nase der Duft von frisch aufgebrühem Earl Grey, Verbene, Zitronengras, Ingwer. Dicht und konzentriert, kraftvoll und mit einer gerbstoffigen, wieder an schwarzen Tee erinnernden Herbe und einem halbem Löffel Kastanienhonig. Ich könnte den besser finden, als den Kabinett aus der Goldgrube, denn er bietet enorm viel, auch ungewöhnliches und Mutiges, ist urwüchsig und selbstbewusst, aber ich bevorzuge einfach den schlankeren, traditionellen, hier sehr intelligent interpretierten Kabinettstil.

IV. Weiser-Künstler, Traben-Trarbach

1. Enkircher Ellergrub Kabinett 2008

Käsige Nase, hart, eng und wenig verspielt. Im Mund offener, munterer und mit einer wohldosierten Mischung aus floralen, vegetabilen Noten und Golden Delicious. Könnte mir in zwei, drei Jahren besser gefallen.

2. Enkircher Zeppwingert Spätlese 2008

Wieder eine käsige Nase, erinnert an reifen Gouda, der etwas zu lange neben Gorgonzola gelegen hat, dazu ein Ton von zerriebenen Butterblumen und Löwenzahn. Im Mund viel einladender, viel – noch mostig wirkende – Frucht, Apfel, bzw. naturtrüber Apfelsaft und eine fordernde Griffigkeit am Gaumen. Auch eher was für in drei Jahren.

V. Staffelter Hof, Kröv

1. Oldschool Kabinett feinherb 2008

Sponti aus dem Holzfass, nach Opas Art vinifiziert. Eher herb als feinherb, dabei saubere, präzise sitzende Rieslingaromatik.

2. Kröver Steffensberg Spätlese fruchtsüss 2008

Konzentrierte Mineralität, extrem viel Kraft, die Kleins sagen dazu Energydrink und ich verstehe endlich, woher die Neigung des Rieslings zum Kerosinduft kommt. Für mich druckvoller und stärker als der Magnus und die Alten Reben. Hätte ich dem Örtchen Kröv übrigens gar nicht zugetraut, wie ich gestehen muss.

VI. Martin Müllen, Traben-Trarbach

Sympathischer Winzer, dem man die Philosophie der Unaufdringlichkeit und Nachhaltigkeit sofort abnimmt und die bei seinen Weinen so gut zur Geltung kommt wie ich es noch selten anderswo erlebt habe.

1. Trarbacher Hühnerberg Spätlese „8.8“ 2007

In der Nase sehr herb und eigen, Campari-O, Noilly-Prat, Sponti. Nach dem ersten Nasenstüber der erste Schluck genauso eigenwillig, voller wild durcheinander purzelnder Aromen, die sich gar nicht recht zuordnen lassen wollen und auch ständig vom Duft überdeckt werden. Mit etwas Hin- und herspülen und im Mund herumsprudeln immer noch eigenwillig, sehr konzentriert, dicht, steinig, mit Jod und Algen, Wermut, UNmengen trockener Kräuter, aber auch viel Orange, Limette und Kumqat. Ein Wein, dem man sicht behutsam und langsam nähern muss und der noch länger liegen darf, bevor er sich soweit beruhigt hat, dass er sich von Zwölftonmusik zum spätbarocken Orgelkonzert wandelt.

2. Trarbacher Hühnerberg Spätlese 2008

Erinnerte mich an die von mir sehr geschätzen Niederberg Helden Spätlesen von Schloss Lieser. Elegante, sparsam, aber sehr pointiert eingesetzte volreife und saftige Fruchtakzente und dazu diese unverschämt lange, silbrig-fein dahinfließende Säure.

3. Trarbacher Hühnerberg Auslese 2007

Formosa-Oolong-Nase, Puffreis, Kerbel, Estragon, aber auch Minze. Dazu Weinbergpfirsiche und Nektarinen, zarter Schmelz von Toffee, wie ich ihn ähnlich bei Heymann-Löwensteins Röttgen erlebt habe, ein Duft wie aus einer Schachtel Quality-Street-Bonbons. Großartiger Wein und einer meiner Favoriten des Abends.

VII. Weingut O., Traben Trarbach

Hinter dem O. steckt Olaf Schneider.

1. Trabener Kräuterhaus Spätlese 2008

Kaum überraschend, dass der Wein nach Kräutern duftet, hier am ehesten nach in heißer Butter geschwenkten Kräutern. Flotter Stil, der an leichte Kavallerie erinnert: kein schwerer Frontalangriff, sondern eher eine frische, prickelnde, angenehm pieksende Art am Zungenrand.

2. Trarbacher Ungsberg Spätlese 2008

Herber und schwerer als das Kräuterhaus, wirkt extraktreicher, aber auch langsamer, unbeholfener, beladener.

3. Trarbacher Ungsberg Auslese 2008

Hier ist der Ungsberg in Topform. Keine schwere Reiterei, aber eine Bewaffnung mit hoher Durchschlagkraft. Fokussierter, strahlender, als die Ungsberger Spätlese, wobei die Kraft weniger aus dem Zucker, sondern aus dem Innern des Weins selbst zu kommen scheint.

VIII.Weingut Melsheimer, Reil

Hatte gerade erst David Schildknecht zu Besuch, der für nächstes Jahr in Aussicht gestellt hat, sich noch mehr Zeit nehmen zu wollen. Das heißt: Jetzt Melsheimer kaufen, bevor er nächstes Jahr komplett nach USA wandert.

1. Reiler Mullay-Hofberg „Schäf“ Spätlese 2008

Starker Wein, kraftvoll und saftig, druckvoll mit viel Apfel, einem Hauch Minze, sehr lang und entwicklungsfreudig.

2. Reiler Mullay-Hofberg Auslese 2008

eigenwillige, kräftige Nase, die mich im ersten Moment an Dosenmais und Gnseblümchen erinnerte, bis eine feine Puffreisnote, kräuterige und malzige Aromen darunter zum Vorschein kamen und sich ein Stelldichein mit Litschi, Ananas, Granatapfel und Passionsfrucht gaben. Viel zu jung aber auch viel zu gut, um ihn jetzt zur weiteren Reifung hinzulegen. Nach dem wildaromatischen Schäf dachte ich, dass die Auslese vielleicht etwas träger sein würde, aber das war ein Irrtum; die Auslese gefiel mir wider Erwarten noch besser, als der für sich schon sehr gelungene Schäf.

3. Reiler Mullay-Hofberg Beerenausles 2007

Damenhafte, blumige, sehr saubere, feinstsämige, an Chiffon erinnernde BA ohne Sättigungseffekt.

IX. Johann Lenz, Pünderich

Sehr sympathisches kleines Weingut mit weinminimalistischer Philosophie.

1. Pündericher Marienburg Kabinett 2008

Eher herber, etwas altmodisch anmutender Kabinett, der im Mund mit überraschend feiner Säure einen Extrapunkt für unvermutete Eleganz gewinnt. Kostet lachhafte 5,20 EUR.

2. Enkircher Ellergrub Auslese 2006

Auch zunächst herb, altmodisch und wie aus dem Schlaf erwachend, langsamer, aber noch nicht betulicher Wein. Was an Eleganz fehlt, kommt über die Zeit in Form von sorgfältiger Aromenentfaltung. Leider etwas dünne geraten, aber mit 8,80 EUR auch noch ein paar Probeflaschen zum Hinlegen wert.

X. Weingut Moog, Traben-Trarbach

1. Trarbacher Schlossberg Kabinett halbtrocken 2008

Frech und spritzig sind bei diesem puren Vitamin-C in Flüssigform noch zu wenig. Nichts für Magenschwache.

2. Trabener Gaispfad Kabinett 2008

Ähnlich wie der Schlossberg, allerdings mit einer eigenwilligeren, etwas stinkigen Nase; auch mit Vitamin-C-Naturell, sehr nachhaltige Säure, vielleicht in einem Jahr schöner zu trinken.

3. Trabener Gaispfad Auslese 2007

Leider etwas unausgewogen zwischen anfangs enger, straffer Mineralität und Pudrigkeit, dafür aber einem später – zu spät! -gegen den Gaumen drückenden Zucker.

XI. Richard Böcking, Traben-Trarbach

1. Alte Reben feinherb 2008

Konzentrierter, mineralischer Riesling, der erst etwas Klebstoff in der Nase zeigt. Im Mund sauber, auf der herben Seite angesiedelt.

2. Trarbacher Ungsberg Kabinett feinherb 2008

Frisch und fein, zarte Frucht, gegen Ende etwas eng zulaufend. Ich habe lange geschwankt, ob ich das filigran oder dünn nennen sollte, mit Luft hat sich der Wein aber auch zum Ende hin geweitet.

3. Trarbacher Ungsberg Spätlese feinherb 2008

Zitrusfruchtig und etwas gemüsig, auch eine leichte Plastiknote war am Anfang dabei, im Mund aber sauber und alles andere als simpel, verschroben oder fehlerhaft. Stattdessen eine sich zunehmend bemerkbar machende Aromenkomplexität und raumgreifende Struktur, animierende Säurepiekser.

XII. KKR Bergrettungsweine

1. Bergrettung Spätlese 2008

Hundefellnase, metallisch, danach Puffreis und Primärfrucht. Schöne, typische Moselriesling-Spätlese, die mich aber nicht umgeworfen hat.

2. Bergrettung Auslese 2007

Anfangs metallische Nase, milde Fruchtnoten und ein Hauch von Muskatnuss, im Mund schlanke, frische und moseltypische Art.

3. Bergrettung 2006

Beginnende Reifetöne, ganz zarte Andeutung von Firne, gleichzeitig kräuterig, buttrig. Recht kraftvoll.

XIII. Richard Richter, Winningen

Sehr angenehmer auskunftsfreudiger Winzer mit sicherem Kleidungsgeschmack und mehr als angemessenem PLV. Sehr erfreuliche Kollektion älterer Edelsüßer Weine und konsequenter Verwender von Glasverschluss und Stelvin gerade (!) bei den hochwertigen und edelsüßen Weinen.

Bemerkenswert sind die Frühburgunder von Richter, die vollmundig, beerig und mit markantem, aber nicht aufdringlichem Tannin versehen sind. Der 2007er trinkt sich schon sehr gut, etwas wilder und ungehobelter ist der 2008er.

1. Winninger Brückstück Kabinett feinherb 2008

Leicht, mild, fruchtig und mit einer Andeutung von Schiefer, präsente, angenehme Säure. Die Weine aus dem Brückstück habe ich gerade wegen ihrer Leichtigkeit so gern und nicht, weil sie direkt neben dem so hochgeschätzten Röttgen liegen.

2. Winninger Brückstück Spätlese feinherb 2008

Mildere, reifere Töne als im Kabinett, auch elegantere Frucht und zurückhaltendere Säure. Andeutungsweise buttrig schöner Schmelz.

3. Terra-V (= Brückstück) 2008

Druckvoll, etwas alkoholischere, pfeffrigere Schärfe, druckvoll und mit reifen, auch roten Früchten und milden Säure ausgestattet.

4. Winninger Brückstück Spätlese 2008

Erdiger, auch würziger und von punktgenau gereifter Frucht geprägter Riesling mit leicht nachprickelnder Art.

5. Winninger Röttgen Spätlese Alte Reben 2007

Intensive Frucht, auch wieder, erdige, würzige Aromen und eine ungeheure Präzision, da wirkt nichts matt, verwaschen, hingeschludert, pampig, lasch oder vollgezuckert, sondern alles sitzt an seinem Platz und dennoch hat der Wein Spiel und bereitet müheloses Vergnügen wie ein guter Maßanzug.

Abendessen im Kölner Hof

I. Ballotine von der Wildente mit Eisweingelee und Brioche, dazu Banyuls Blanc Mas Cornet sur schiste von Abbé Rous

Die Ballotine war wieder piekfein, keine zu schwabbelige Konsistenz und ein saftiges, aromatisches Entenfleisch in der Mitte, diesmal war auch das Eisweingelee über den weißen Banyuls gut mit eingebunden, die milden Uhunoten vom Eisweingelee und der angenehm aprikosensüße, dabei herbkräftige und garriguekräuterige Charakter des aufgespriteten Weins gingen da ein harmonisches Miteinander ein.

 

II. Karamellisierte Entenleber mit Sauce Griottine, dazu weiterhin Banyuls Blanc

Eine ganz andere Herausforderung für den Banyuls war die knusprige Karamellisierung der Entenleber und da begann er sich schon, etwas schwerzutun. Zusammen mit größeren Happen von der Leber und etwas Sauerkirsche passte dann aber wieder alles.

 

III. Rücken vom Iberico-Schwein mit Chorizo-Wirsing und Tomaten-Kartoffelpüree, dazu Figeac 2003

Die Scheiben vom Schweinerücken lockten mit forsch angebratenem Rand, darunter einem hauchfeinen Fetträndchen und fröhlich-rosafarbenem Fleisch mit dichten, feinen Fasern. Genauso saftig, wie es aussah, war es dann auch. Der dekantierte Figeac zeigte sich ebenfalls freundlich und aufgeschlossen, mit viel Kirschfrucht, die sich aber erst ab der Gaumenmitte so recht entfalten wollte, zum Ende hin eine ganze Zeit lang etwas herb und verstrubbelt, erst nach knapp drei Stunden mit mehr Orientbasar, Gewürznelken und Orangenschalen.

 

IV. Barbarieentenbrust mit Kumqatsauce und Wirsingwürfeln, dazu Dom. St. Eugène, Merlot, Pol Y Fenoll 2006

Die Ente machte erst einen sehr hellfleischigen Eindruck, war aber geschmacklich ganz und gar auf Höhe meiner Erwartungen, die einzelnen Scheiben außen leicht knusprig, das Fleisch saftig und sehr zart. Kumqat und Wirsing passten bestens zum Entenfleisch und auch der Wein enttäuschte nicht. Fruchtiger, mit deutlich weniger Tannin und etwas weniger Säurestruktur als der ebenfalls fruchtig-reif wirkende Figeac süffelte sich der Pol y Fenoll wie von selbst weg. Am besten zusammen mit etwas Ente und Kumqatsauce, etwas schwieriger zum Wirsing.

 

V. Filet vom Hirschkalb, dazu Smith Haut-Lafitte 1993

Eigentlich mag ich ja nur die Weißen von SHL, aber dieser alleinstehende Rote musste mal getestet werden. Anfangs mit ziemlich mürber Nase von eingekochten Früchten und schon deutlich gealtert, mit Waldpilzaromen. Im Mund relativ wenig Struktur, aber eine sympathische, süssliche Frucht. Zurückhaltender Wein. Zum Hirschkalb, das etwas durcher war, als ich es eigentlich gern gehabt hätte, eine annehmbare, aber keine Traumkombination.

 

VI. Kokos-Crème brûlée mit rotem Fruchtsalpicon, dazu Sauternes Laufaurie-Peraguey 2001

Hier traf Kokos auf Kokos, das ganze mit erfrischend sauren roten Fruchtwürfeln, erinnerte an Batida-Kirsch mit Mangoschnipseln und Minzblättern.

 

VII. Käsevariation mit Brillat-Savarin, Morbier, Fourme d'Ambert, Früchtebrot und Pumpernickel, dazu Taylor's Tawny Port 10 yrs.

Der Port machte sich erwartungsgemäss gut zum Morbier und zum Fourme d'Ambert, zum Brillat-Savarin allein nicht so sehr, aber auf Früchtebrot dann doch wieder, ebenso wie auf Pumpernickel. Der Brillat übrigens schmeckte so angenehm nach grobkörnigem Salz, Bärlauch und Wiesenkräutern, dass ich mir davon glatt noch eine Scheibe bestellt hätte, wenn ich nicht schon so satt gewesen wäre.

 

Abschließend Moet et Chandon, alter Marc de Champagne. Sehr hell, in der Nase ziemlich spritig, ein dünner Duftfaden von weißen Trauben und Muskat, im Mund ziemlich warm und alkoholisch. Leicht kratzig.

Sachsensekt

I. Schloss Proschwitz, Prinz zur Lippe, Edition Meissen, "Cuvée Alexandra", Sekt b. A., brut NV

Riesling, Weißburgunder, Müller-Thurgau, 14,8 g/l Dosagezucker bei 7,6 g/l Säure; DIAM

Schon in der Nase ausgewogen, angenehm fruchtig mit kalkigen Einsprengseln und ohne die für Sekt oft so typische angebrannt-stechend-gezehrte Art. Im Mund von mittlerem Gewicht, fruchtig, floral, mit etwas Eisbonbon und leicht ölig, trotz der hohen Dosage noch spürbares Säuregegengewicht.

 

II. Schloss Wackerbarth, Cuvée "August der Starke", Sekt b. A., trocken NV

Riesling, Kerner, Weißburgunder, 23,4 g/l Dosagezucker bei 7,7 g/l Säure

Zurückhaltendere Nase, ebenfalls fruchtig, kalkig, reife Babybananen; im Mund eine Frische wie von Acerola, dazu Apfel-Bananenmus, gut fokussiert. Milde Säure, die gegenüber der hohen Dosage nur vereinzelt Akzente setzen kann.

 

III. Sächsische Winzergenossenschaft Meißen, St. Benno Scheurebe Sekt b. A., trocken NV

29,6 g/l Dosagezucker bei 5,3 g/l Säure,

In der Nase ein ganzer Asiamarkt voll Litschi und Drachenfrucht, auch rote Beeren, leicht floral, wohlgerundet, kein pipi de chat. Im Mund genauso bissfest, wie eine in Zuckerwasser eingelegte Litschi und genauso süss. Kostet Überwindung, nachher ist es aber gar nicht so schlimm, der Sekt schmeckt sogar richtig gut und nicht annähernd so pampig, wie der Zuckergehalt vermuten ließe, von Säure indes keine Spur.