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Champagne: Farmer’s Fizz

 

Winzerchampagner ist ein ganz besondres Elixier. Glanz und Elend liegen hier besonders dicht beieinander. Die erfolgreichsten Winzer eint, dass bei ihnen meisterlicher Umgang mit den natürlichen Vorgaben, Avantgarde und Experimentiersinn eine günstige Liaison eingehen und Champagnerfreunde in ihren Bann ziehen. Daraus entwickeln sich verkürzt gesprochen manchmal Trends, die bei einigen der großen Erzeugern mit Freude aufgenommen werden. Die stellen natürlich nur allgemach ihre Portfolios um, denn in der Champagne entscheidet man nicht von Jahrgang zu Jahrgang, sondern muss immer ein diachrones Moment berücksichtigen: die Hefeverweildauer der Champagner von zum Teil mehreren Jahren. Tuchfühlung bei den richtigen Winzern bedeutet deshalb fast so etwas wie einen Blick in die Zukunft zu werfen, was dem intensiven Verkosten einen zusätzlichen Mehrwert verleiht. 

1.Pehu-Simonet

Der Winzer aus Verzenay hat seine Ausbildung wie zahlreiche Champagnerwinzer-Kollegen seiner Generation und eben wie der unvermeidliche Anselme Selosse in Beaune abgeschlossen und orientiert sich bei der Weinbereitung an den Vorgaben aus Burgund. Der Weinberg (8ha) und speziell der Boden wird schonend,bzw. 'nachhaltig' bewirtschaftet. Auf BSA wird weitestgehend verzichtet. Zur Verfügung stehen Stahltanks, 30 Burgunderfässer und 10 klassische Champagnerfässer mit einem Format von 205l. Flaschenvergoren wird kühl bei ca. 10°C.

1.1 Sélection Grand Cru

70PN 30CH, kein BSA, 30% Reservewein aus den beiden Vorgängerjahren, 15% werden fassvergoren. Mit 8 g/l dosiert.

Sauberer Champagner-Winzerschoppen, bei dem man von der Säure zwar nicht überfahren, aber doch bleibend beeindruckt wird.

1.2 Transparence Grand Cru Extra Brut 2006

Hat im Frühjahr einen BSA durchlaufen, ist dafür nur mit 3 g/l dosiert.

Vom Konzept her ein Sélection Grand Cru mit verlängertem Hefelager. Es gibt nur 3000 Flaschen davon, verkauft werden die exklusiv auf der Domaine. Man merkt einen holzigen Einschlag, eine angenehm hefige Note und ein Quentchen mehr Reife, als beim Sélection Grand Cru.

1.3 Blanc de Blancs

2008er Trauben aus einem jungen Weinberg in Le Mesnil, im Stahltank ausgebaut und mit 9 g/l dosiert.

Gefiel mir gut. Rauh, schlank, dabei leicht amylisch, mit den angenehmen Bonbonnoten kühl vergorener Champagner. Dabei bleibt er zum Glück nicht, eine grantelige mineralische und sehr mesnilige Note setzt sich recht schnell durch.

1.4 Rosé

80PN 20CH, 2007er Basis und 25% Reservewein aus den beiden Vorgängerjahren. Teilweise Biotrauben, ohne BSA. Assemblage aus Blanc de Noirs mit einem Anteil Verzenay Rouge. 15% Fassausbau, sonst Stahltank. Mit 7 g/l dosiert.

Hier merkt man paradoxer Weise am deutlichsten den angestrebten Burgundercharakter. Mandel, Marzipan, gehackte Nüsse, im Mund sehr schlank, aber nicht harmlos, minimal adstringierend, dann wieder stahlig, dicht und in sich geschlossen. Kein Moderosé.

1.5 Blanc de Noirs Grand Cru

2007er Basis, Trauben von alten Reben in Verzenay. Ausbau zu 40% im Stahltank und zu 60% im Holzfass von der Tonnellerie de Champagne, die Eichen dafür stammen aus dem Wald von Verzy, nur wenige Meter entfernt über dem Weinberg. Mit 8 g/l dosiert.

In einem komfortablen Bett aus weichem, ganz gegen die Gewohnheit der Tonnellerie de Champagne schonend getoasteten Eichenholz liegt der unruhige Säurekern, eingebettet in dämpfende Ananas-Mangoaromen. Wirkt unausgeglichen, müsste man beobachten.

1.6 Millésime Grand Cru 2005, dég. Nov. 2010

50PN aus der Lage Les Noues in Verzenay, Ausbau im Barrique; 50CH, davon 40% aus Le Mesnil, 60% aus Verzenay Grand Cru, ganz genau aus Pisses-Renard, einer der wenigen Chardonnaylagen in der Pinothochburg, im Stahltank ausgebaut. Mit 8 g/l dosiert.

Unter dem leichten Böckser präsentiert sich ein exotisches Duftbouquet, das in ein Geflecht aus Birne, Ananas, Pfirsisch, Banane und ein paar Nüssen übergeht. Was dieser Champagner wirklich drauf hat, wird sich erst zeigen, wenn die noch fast alles überdeckenden Primärnoten sich mit zusätzlicher Flaschenreife verzogen haben.

 

2. Die Avantgarde der Biowinzer

Besonders rege und betriebsam sind die Biowinzer. Unter ihnen finden sich alteingesessene Großmeister und die junge Generation von Winzern, die teilweise Stück für Stück Pachtverträge mit den großen Häusern ablaufen lässt, um diesen Teil der Weinberge nach eigenen Vorstellungen selbst – und meistens eben biologisch/nachhaltig/biodynamisch – zu bewirtschaften. In der Champagne, wo sowieso jeder mit jedem verwandt ist, netzwerkeln diese Winzer untereinander meist ebenso erfolgreich, wie sie sich neuer Medien bedienen.So kommt es, dass man Kleinsterzeuger mit gerade einmal 3 ha Rebfläche im New Yorker Cru, im Kopenhagener Noma und in Tokyo sowieso auf jeder besseren Weinkarte findet.  

2.1 Benoît Lahaye, Naturessence, dég. 3. August 2010

50PN 50CH

Phenolisch, aber nicht kränkelnd, mit scharfer Säure, dabei sehr traubig, erinnerte mich schon beim Bioweintasting in Paris an einen besonders süffigen Verjus; hatte hier schon etwas Druck verloren und Temperatur gewonnen, wirkte daher gebändigter und trinkfreundlicher.

2.2 Georges Laval, Cumières Premier Cru Brut Nature

Ein Füllhorn an Zitrusfruchtaromen, mit mentholischem touch, kräuterig, mineralisch, ein Spaziergänger mit sehr strammem Schritt.

2.3 Larmandier-Bernier, La Terre de Vertus Premier Cru, non dosé

Blanc de Blancs auf 2006er Basis aus den Einzellagen Les Barillers und Les Faucherets in Vertus.

Stachelbeere, gelbe Johannisbeere, Quitten, Hagebutten, Limetten, dazu eine feine, mineralische Art, die den Wein aber nicht verschließt, sondern stützt. Wo der Laval marschiert, schreitet der Larmandier-Bernier.

2.4 Tarlant, La Vigne d'Antan, Chardonnay non-greffée, 2000

Zusammen mit dem berühmten Vieilles Vignes Francaises von Bollinger einer der ganz wenigen Champagner von ungepfropften Reben, in diesem Fall Chardonnay. Und genauso schwer zu bekommen, aber wenn, dann für ca. ein Zehntel der VVF. Massives Chardonnaygeschütz aus einer anderen Zeit.

2.5 Jérôme Prevost, La Closerie, fac-simile, Rosé Extra Brut

100PM davon 11% Meunier Stillweinzugabe, 2009er Basis. Ausbau in jungen und alten Barriques.

Helles Rosé und natürlich schmeckt er viel zu jung. Kaum, dass sich übrhaupt aromatische Anlagen ausgebildet haben, noch überwiegen sehr unroséhafte mineralische Noten, Geißblatt, weiße Blüten, Akazie, auch eine ganze Reihe frischer Beeren ist dabei, aber das Aromenkonzert klingt wie durch eine dicke Glasscheibe.

2.6 Olivier Horiot, Cuvée Sève "En Barmont", Blanc de Noirs non dosé 2004, dég. 16. April 2009

Nicht sehr inspirierend war leider der fassvergorene, eher schlichte, wenngleich extraktstarke und dadurch süßlicher wirkende Champagner aus dem für seine Rosés prominenten Aubedörfchen Les Riceys.

2.7 Robert Dufour, Bulles de Comptoir Extra Brut

Pinot Blanc, Pinot Noir, Chardonnay.

Einmal mehr zeigt sich, dass Pinot Blanc keine so wahnsinnig gute Schaumweintraube ist. Nach gut gelungenem Sekt schmeckte dieser Champagner, der reinsortige "Les Instantanés" Blanc Gourmand Extra Brut, bzw. sogar Brut Nature 2003, von Dufour lässt grüßen.

 

3. Penet-Chardonnet

Dieser Familienbetrieb aus Verzy verfügt über sechs Hektar ausschließlich in Grand Crus. In Verzenay, bei Pehu-Simonet begann die kleine Winzerchampagner-Revision und im benachbarten Verzenay schließt sich der Kreis für dieses Mal. Diesen kreglen Betrieb, der zu den größten der Gemeinde gehört und sich gehörig für die Zukunft herausgeputzt hat, muss man ernsthaft im Auge behalten. Schönes Detail: die Rückenetiketten sind mit QR-Codes versehen, wer auf seinem Smartphone eine entsprechende App hat, braucht davon nur ein Bild zu machen und wird dann automatisch auf die website des Erzeugers geführt, wo er die technischen Angaben zum betreffenden Champagner nachlesen kann.

3.1 Extra Brut Millésime 2005

70CH 30PN.

Gelungene Jahrgangsinterpretation, Orangenblüten und Akazienduft, apfelig und mit fröhlicher Säure unterlegt, eine unbeschwert tänzelnde Komposition.

3.2 Réserve Grand Cru Extra Brut, dég. Sep. 2010

2/3PN 1/3CH aus Verzy und Verzenay, Basisjahr 2004, 4 g/l.

Rund, mild, reif, mit toastigen Röstnoten und Lemon Curd. Der Mund wird unversehens zum Nobelplanschbecken, so viel quietschvergnügte Champagnerfreude auf einen Schlag gefiel mir sehr gut.

3.3 Grande Réserve Grand Cru Brut Nature

2/3PN 1/3CH hauptsächlich aus Verzy, Basisjahr 2001

Gesetzter, reifer, etwas strenger war die Grande Reserve. Auch dies ein Champagner, der den Mund schlagartig ausfüllt und lange nachhallt, was man bei Brut Nature Champagnern nur dann erlebt, wenn sie richtig gut gelungen sind – sonst zeigen die sich nämlich gern mal lakritzig, ausgezehrt und streng gegen Ende.

Sommerchampagner – Fortsetzung

 

Die Sommerchampagner-Reihe setze ich mit einem Nicht-Champagner von einem Champagnerhaus fort, den man in Deutschland schwer oder gar nicht bekommt, weil er offiziell nicht importiert wird. Er gehört, anders als manches Erzeugnis des Mutterhauses, zu den bemerkenswerten Sprudlern und ist deshalb hier gut aufgehoben. 

1. Mumm Napa Cuvée DVX Brut 2000

50PN 50CH, mit 1% Dosageliqueur.

Knapp 15% Holzausbau. Wirkt auf Anhieb nicht wie Champagner, sondern wie sehr guter Sparkler. Wenig, aber dauerhaft vorhandene, eher untergründig wirkende Säure. Gleichzeitig reif und frisch. Das sprach für einen Schäumer mit langem Flaschenlager und noch nicht sehr weit zurückreichendem Dégorgement. Üppig dosierter Grosshausstil. Musste meiner Vermutung nach aus einem säurearmen Jahr oder heißer Gegend mit regelmäßig sehr reifem Lesegut stammen, denn für ein spätes Dégorgement fehlte die aggressive Vitamin-C-Aromatik. Dass es sich schließlich um den bei uns seltenen Mumm Napa DVX handelte, freute mich sehr. Vielleicht könnte man Ludovic Dervin noch empfehlen, weniger laktische Noten zuzulassen, oder die Dosage etwas herabzusetzen (für die Schleckermäulchen gibt es ja eigens eine DVX Santana mit höherer Dosage).

2. Marc Hébrart Brut Premier Cru

75PN 25CH. 12,5 ha Pinots aus Mareuil-sur-Ay, Avenay Val d'Or, Bisseuil, Chardonnays aus Chouilly und Oiry.

Apfelspass vom stückigen Apfelmus und frischer Hefezopf. Ein Pinotchampagner, der wie Blanc de Blancs duftet und schmeckt. Würde es sich um einen Blanc de Blancs gehandelt haben, wäre ich nicht enttäuscht gewesen, so war ich sogar beeindruckt, denn dass man von einer Cuvée mit diesem Rebsortenverhältnis so in die Irre geführt wird, ist immer wieder verblüffend und lehrt einen auch nach langen Jahren der intensiven Champagnerverkostung immer wieder Demut. Unter Chardonnaygesichtspunkten ist bemerkenswert, wie dieser Champagner dem Apfelthema in einer seiner einfachsten Formen so lohnende Facetten abgewinnt.

Weiter entlang der Marne geht es zu

3. Yves Ruffin Brut Premier Cru Élaboré en Foudre de Chêne

75PN 25CH.

3ha in Avenay Val d'Or und Tauxières. Bioanbau seit 1971, dem Jahr nach Gründung der Domaine. Ausbau der Grundweine in Eichen- und Akazienholz. Drei Jahre Hefelager. 

Die 2009er Grundweine waren alle verschlossen, geheimnisvoll und kryptisch, die aktuelle gamme dagegen ziemlich vielversprechend. Der Eindruck bestätigt sich bei diesem sehr guten Champagner, der zu den besonderen Tips in der Champagne gehört. Schattenmorellen und Sandelholz, außerdem Hagebutte, Quitte, Sanddorn. Viel gesunde, aber nicht unangemessen auftrumpfende Säure, die ohne biologischen Säureabbau vielleicht genervt hätte, dazu krachendes Fruchtfleisch und ein klärendes Gaumengefühl.

Einmal um die Montagne herum und wir kommen zu

4. Henri Chauvet, Brut Réserve

60-70PN 30-40CH. Drei Jahre Hefelager. Mathilde und Damien Chauvet bewirtschaften 8,4 ha in Rilly-la-Montagne Premier Cru. Davon sind Pinot Noir: 6,20 ha, Pinot Meunier: 0,50 ha und Chardonnay: 1,70 ha.

Der Champagner ist nicht sehr fruchtig, höchstens zu Beginn etwas zuckerwattig und mit einer Andeutung heller Früchte, sonst herb und kraftvoll. Ich fürchte, der Brut Réserve war zu frisch dégorgiert, denn Reifepotential traue ich dem Champagner zu. Warum? Weil die Herbe für mich nicht fehlerhaft war, sondern Ausdruck der Cuvée an sich. Deshalb denke ich, dass dieser jahrgangslose Champagner genug Rückgrat hat, um ein paar Jährchen in der Flasche zu überstehen und in dieser Zeit ein Flaschenbouquet zu entwickeln, das unabhängig von Primärnoten einen schönen Champagner abgibt.

Dann geht es in das Massif St. Thierry, wo Selosseschüler Alexandre Chartogne wartet

5. Chartogne-Taillet, Cuvée Sainte-Anne

60CH 40PN, Basisjahrgang 2006 mit 20% Reservewein aus 2005 und 2004.

Dieser Standard-Brut gehört zu den kräftigeren, herberen Winzerchampagnern. Hier überwiegt nicht der Eindruck von überirdischer Leichtigkeit, sondern der von sorgfältigem Winzerhandwerk. So wie ich beim Fiacre die hervorragende Vermählung und sahnige Weichheit schätze, finde ich bei dieser Eingangscuvée die softe Dominanz der etwas herben Spätburgunder gegenüber der nicht quirligen, aber den Eindruck von Beweglichkeit vermittelnden Chardonnays gelungen. Wie ein schwimmendes Fundament legt sich der Chardonnay auf die Zunge und lässt darauf ein schnörkel- aber nicht schmuckloses Burgunderaromenbauwerk seinen Halt finden.

Vom Massif herunter Richtung Marne stoßen wir auf

6. Jean-Francois Launay, Cuvée Grain de Folie

Winzer aus Arthy, einem Örtchen in der Vallée de la Marne, in Richtung Paris direkt hinter Daméry gelegen.

Die Cuvée fällt zunächst wegen ihrer Aufmachung ins Auge, ganz im Stil beispielsweise der Belle-Epoque trägt sie nicht nur ein schnödes Etikett, sondern ist mit einer Teilrückenansicht einer Art-Déco-Schönen serigraphiert, die ein lächerlich kleines Champagnergläschen genießerisch in der Hand und gegen einen traubenüberrankten Hintergrund hält. Das ließ mich einen femininen, leichten, aufgrund seiner Herkunft meunierfruchtigen Champagner erwarten, doch das Exterieur täuscht. Im Glas war der Champagner garconnemäßig rank und drahtig, von einer listig wirkenden Art. Die schlanke Säure wirkte durchdringend und beinahe stechend, wie der Blick des tuberkulosegeschwächten Etikettenzeitgenossen Franz Kafka. Das überraschte mich und ich brauchte einige Zeit, um mich damit anzufreunden. Bis zum Schluss wurde der Champagner in kleinen Schritten besser, ein abschließendes Urteil habe ich mir aber nicht bilden können. Werde ich im Auge behalten.

Etwas abseits ist in Chalons-en-Champagne eines der am wenigsten bekannten großen Häuser beheimatet. In Châlons machte die französische Königsfamilie auf der Flucht vor den Revolutionären kurz Halt und ließ sich wenige Kilometer weiter östlich in St. Menehould der Legende nach noch ein letztes mal die berühmten Schweinsfüsse servieren – so erzählt es uns jedenfalls Alexandre Dumas in seinem Grand Dictionnaire de la Cuisine

7. Joseph Perrier, Cuvée Royale

35CH 35PN 30PM, drei Jahre Hefelager. Reservewein teilweise im 600l-Holzfass.

Mittelschwerer Wein, leider hatte ich ihn etwas zu warm im Glas. Die Trauben kommen ganz überwiegend aus der Vallée de la Marne. Minimale, an manche nicht ganz so gute Winzerchampagner erinnernde Chlornote, sonst fruchtig mit mineralischem Beiwerk, ausgeglichene Aromatik von noch jungem Champagner, fest in der Struktur, mit Flaschenreife sicher noch interessanter und ganz sicher ein guter Begleiter für Pieds de Cochon a la Sainte-Menehould.

Zu guter Letzt darf es auf dem Rückweg nach Epernay einer der schönen Einzellagenchampagner von Leclerc-Briant sein,

8. Leclerc-Briant Blanc de Blancs "La Croisette"

Biodynamischer Chardonnay aus der nach Osten ausgerichteten Einzellage La Croisette (0,37 ha). Sympathisches Detail: am hochwertigen Korkspiegel lacht die biodynamische Leclerc-Briant-Sonne samt Erzeugernamen an Stelle des immer gleichen "Grand Vin de Champagne" Schriftzugs.

Der Champagner ist ein stürmischer Geselle. Ideale Optik für Perlagefreaks, im ganzen Glas wild spiralige und feine Perlenketten. Beginnt mit verhaltener leicht mürber Apfel-Aprikosennase und rennt dann los. Überwiegend gelbfruchtig, nicht mit überschiessender Säure, vollreif, etwas exotisch. lustiges Zigeunermoll. Ein Champagner, dessen Herkunft aus dem Rotweinörtchen Cumières sich an der orientalisch-exotischen nicht schwabbeligen, aber gegenüber Côte des Blancs Chardonnays etwas fetteren Aromatik festmachen lässt.

Mittsommernachtsschaum

1. Mumm Napa Brut Rosé

85PN 15CH, 5% still vinifizierter Pinot-Noir werden von Ludovic Dervin zugefügt.

Ehemals als Mumm Napa Blanc de Noirs deklariert, jetzt als Rosé. Mit Recht, wie die indifferente, zwiebelschalenfarbene Kupfertönung zeigt. Dieser Rosé ist so hell, dass er als dunkler Blanc de Noirs durchgehen könnte und erinnert insoweit an den ebenfalls sehr rötlich schimmernden Blanc de Noirs von Ulysse Collin – der sich mit dieser Farbe bei der amtlichen Prüfung erst durchkämpfen musste. Insgesamt ein guter Schäumer, gefällig, reif, wenig Säure.

2. Bernhard Huber Pinot Rosé 2005

Im Kern ein länger auf der Maische gebliebener Blanc de Noirs, also ein Mazerationsrosé, mit teilweisem Barriqueausbau und ca. 24 Monaten Hefelager. Leichter Pinotstinker, mit ausgeprägtem Champagnercharakter, spielt auf Grand Cru Niveau mit.

3. Bernard Tornay Rosé

Mild, weich, weinig, sehr elegant, sehr zurückhaltend, konnte mich nicht überzeugen, obwohl ich Tornay sonst sehr gerne habe. Andererseits hatte ich mir während des Spiels Deutschland – Ghana vielleicht etwas zu viel von der afrikanischen scharfen Kreuzkümmelsauce genehmigt.

4. Esterlin Blanc de Blancs Cuvée Cléo

Breites Säurespektrum, das ähnlich einem Prisma die verschiedenen Arten von Säure auffächert. Klare Chardonnaystilistik, trotz seines beeindruckenden Säurefächers etwas eindimensional für einen echten Spitzenchampagner.

5. Fratelli Lunelli, Riserva del Fondatore "Giulio Ferrari" Blanc de Blancs 1997

Die Liste der Auszeichnungen liest sich beeindruckend: Tre-Bicchieri Gambero Rosso 2007, Fünf Trauben im Duemilavini 2007, 95 Punkte/3 Sterne im Veronelli 2007, und Parkers Galloni ist mit 92 Punkten ebenfalls ganz aus dem Häuschen. Fruchtig, reif, nicht sehr viel Säure, erinnerte mich an einen sehr guten Premier Cru oder an einen der fruchtigeren Grand Crus im Norden der Côte des Blancs, hätte gut und gerne eine Mischung aus Pierry, Chouilly und Vertus sein können, war es aber nicht.

6. Voirin-Jumel Cuvée 555 Blanc de Blancs Grand Cru

Schwächer als sonst, kein so ausgeprägter Holzfasston wie bei anderen Flaschen. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit zunehmender Flaschenreife immer weiter integriert wird oder ob der Erzeuger unter Varianzen leidet.

7. Törley Blanc de Blancs Brut Zéro 2006

Grundweine aus Lagen in Etyek-Buda. 36 Monate Hefelager. Vom Niveau her ein leichter und fruchtiger Premier Cru, dessen südländisch anmutende Reife mich nicht in meinem Fehlurteil beirren konnte (ich hielt den Sprudler bis zuletzt mit nur wenig Zweifeln für Champagner).


Der Champagner und die Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Dezember 2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel (Health-Claims-Verordnung). Ein Traktätchen.

Von Normtexten und Erwägunsgründen

Die Europäische Union hat mal wieder ein Meisterstück an gesetzgeberischem Pfusch und mehrfach übersättigter Interessenpolitik unvollendet in die Rechtsanwendung entlassen. Das kann man leicht von fast allen europäischen Normtexten behaupten, deshalb hier die notwendige Konkretisierung: Es geht um die sogenannte Health-Claims-Verordnung. Also eine Verordnung, die sich mit Behauptungen über gesundheitsfördernde Eigenschaften der Produkte von Lebensmittelherstellern befasst. Gewollt ist, wie in diesen Dingen immer, der gewohnte Dreiklang aus Verbraucherschutz, Transparenz und maximalkorrumptiver Industrieprotektion (in den mit unbeschreiblichem Stumpfsinn und einer an vorzeitlich-magische Rituale erinnernden Förmelei jeder Verordnung vorangestellten Erwägungsgründen klingt das freilich so:"… um ein hohes Verbraucherschutzniveau zu gewährleisten, dem Verbraucher die notwendigen Informationen für eine sachkundige Entscheidung zu liefern und gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Lebensmittelindustrie zu schaffen"). Wie man diese quirlige Mischung in höchster Verschwiemeltheit ausdrückt und in Normtexte giesst, weiss niemand besser, als der große Drache, die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt die europäischen Bürokraten.

Worum es eigentlich geht

Man kann trefflich darüber streiten, ob Champagner hartes Suchtgift oder profanes Lebensmittel, ein schlichtes Nahrungsmittel oder, ohlala, ein richtiggehendes Genussmittel ist. Er ist allem Anschein nach nicht ätherisch genug, um den Klauen der Eurokraten zu entwischen, ein jüngeres Beispiel dafür ist die abscheuliche Verordnung (EG) Nr. 607/2009 der Kommission vom 14. Juli 2009 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 479/2008 des Rates hinsichtlich der geschützten Ursprungsbezeichnungen und geografischen Angaben, der traditionellen Begriffe sowie der Kennzeichnung und Aufmachung bestimmter Weinbauerzeugnisse. Wobei ich gar nicht sagen kann, wie hoch das Mass an Mitschuld ist, das die Weinindustrie in diesem Zusammenhang auf sich geladen hat. Doch geht es hier der kämpferischen Einführung zum Trotz unmittelbar weder um die rechtsdogmatische, noch um die rechtspolitische Auseinandersetzung mit Richtlininen und Verordnungen. Mir geht es vielmehr um ein Thema, das im Weinbau höchst unterschiedlich gewürdigt und angepackt wird. Es geht um das Marketing.

Die Champagnerfamilie als Aristokratenclique

Ein Zweig innerhalb der großen Familie aller Weinbauern hat es zu einer überragenden und Maßstäbe setzenden Meisterschaft im Marketing gebracht. Es ist eine der alten adeligen Linien, und zwar die der Champagnererzeuger. Will man nicht inadäquat verallgemeinern, so kann man dabei zwischen den Champagnern unterscheiden, die herrschenden Häusern angehören und jenen, die dem sonstigen hohen, bzw. niederen Adel angehören – angesichts des ausgeprägten Familiensinns innerhalb dieses überschaubaren Pools spielen Rangunterschiede in den meisten Bereichen keine allzu bedeutende Rolle. Hinzu kommt die bemerkenswerte Offenheit der Champagnerfamilie für Fremde, sei es aus uralt-innewohnendem Instinkt sozialer Wesen oder als Reverenz der Aristokratie an die Macht des Faktischen. Nicht nur am kometenhaften Aufstieg von Francois Vranken lässt sich ablesen, dass die Champagne keine hermetisch geschlossene Gesellschaft ist; um im Bild zu bleiben: es finden Erhebungen in den Adelsstand statt. Die Geschichte des Champagners wäre schließlich nicht denkbar ohne auswärtige Namen wie Müller, Werler, Roederer, Krug, Bollinger, Mumm und Deutz. Nach der hier skizzierten Herrschaftslehre soll im übrigen offen bleiben, ob nicht am Ende der Markt als eigentlicher Souverän anzusehen ist. Joseph de Maistre und Carl Ludwig von Haller würden sich freilich bei dem Gedanken im Grab umdrehen. Man wird ferner vermuten dürfen, dass nicht zuletzt der Koblenzer Konterfeigeber für einen der bekannteren deutschen Sekte, Clemens Fürst von Metternich, mit dieser Idee ebenfalls nicht einverstanden gewesen wäre.

Entr'acte

Dem Champagner steht, das will ich zur allgemeinen Erleichterung vorwegschicken, kein nicht selbstverschuldetes Ungemach ins Haus. Die im letzten Jahr von allerlei Unberufenen daherpalaverte Champagnerkrise ist erwartungsgemäß ausgeblieben, wie die kürzlich veröffentlichten Zahlen des CIVC belegen. Sicher, Häuser wie Piper-Heidsieck streichen ein Viertel ihrer Stellen, in England kostet big house bubbly stellenweise nur noch 17 GBP, das sind nur zwei Anzeichen für einen schwierigen Markt. Aber am Beispiel Champagner kann man gleichzeitig sehen, wie sich gelungenes Marketing langfristig auszahlt und ganz nebenbei eine in klebrig-trüben Beamtenschweiss getunkte Vorschrift spurlos abperlen lässt.

Was macht Kultwein aus?

Das liegt, horribile dictu eigentlich, zu einem nicht unwesentlichen Teil am Kultcharakter des Champagners. Dem wollen wir an dieser Stelle kurz nachgehen. Verfassungsrechtlich bietet sich dazu ein Vergleich mit Religionsgemeinschaften an, die den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts anstreben. Denn um kaum etwas anderes als einen "Kult" geht es letztlich bei der Verehrung bestimmter Weine, bzw. Weinregionen. Man könnte also in analoger Anwendung des Art. 140 GG, und des Art. 137 Absatz 5 der Weimarer Reichsverfassung (WRV) an eine Kultweinregion bestimmte Anforderungen stellen. Sie müsste "durch ihre Verfassung und die Zahl ihrer Mitglieder die Gewähr der Dauer bieten", so die WRV knapp über die Anerkennung von Religionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Daraus lassen sich für unsere Zwecke drei maßgebliche Elemente isolieren: eine Verfasstheit im Sinne eines bestimmten Terroirs, eine Gefolgschaft im Sinne einer treuen Kundschaft und schließlich noch zeitlich gesehen ein gewisses Stabilitätsmoment. Alles Dinge, die man ebenso an Rhein und Mosel, in Burgund, an der Rhône, in Piemont und Bordeaux findet.

Die profanen Lebensmittel …

Doch was ist nun das Fundament für den außergewöhnlichen Kultcharakter des Champagners? Die Antwort wird man zumindest teilweise bei den elementaren Bedürfnissen und überlebenswichtigen Gemütsbewegungen finden. Beschränken wir uns dabei auf die Lebens- und Nahrungsmittel, denn um diese geht es in der Health-Claims-Verordnung. Ohne Lebensmittel kommt der Mensch, obacht, nicht aus. Kein Wunder, dass hier intensive Werbung und Positionierung stattfindet. Unter den mit Fleiß beworbenen Produkten finden sich gleichwohl nur wenige, die es in Hinblick auf Bekanntheit und positive Konnotationswirkung mit dem Champagner aufnehmen können. Selbst wenn man Junkfood unter dem Gesichtspunkt der Popularität in der Wertung behalten wollte, müssten Hamburger, Fischstäbchen, Zuckerwatte und Co. recht bald ausscheiden, weil ihnen objektiv die positive Wertschätzung abgeht. Gänsestopfleber und Froschschenkel wiederum gelten als essbarer Inbegriff der Gaumenfreude, leiden aber unter dem Verdikt der Tierquälerei. Der zweifellos wichtige Fortpflanzungstrieb scheidet – und es gibt niemanden, der das mehr bedauert als ich – leider ebenfalls frühzeitig aus der Wertung aus, denn sein Markenbild ist trotz hoher Strahlkraft arg gebeutelt – was für unsere Betrachtung nicht entscheidend ist. Seine Bedeutung als Nahrungsmittel dürfte nämlich selbst unter Einbeziehung extremer Praktiken gering sein.

… und was den Champagner davon unterscheidet

Aber der Weg vom Spitzenhöschen zum Spitzenchampagner ist, ich werde nicht müde es zu wiederholen, nicht weit. Er führt über die berühmten Genusscousins aus Bordeaux und Burgund. Ich sage das nicht, weil ich das Bonmot "beim Bordeaux denkt man Dummheiten, beim Burgunder sagt man Dummheiten und beim Champagner macht man sie" kenne. Sondern weil beide Weinregionen seit Jahrhunderten hoffähig sind und mal mehr, mal weniger, mit Wohlstand, Sammeltrieb, höchstem Genuss und tiefer Leidenschaft in Verbindung gebracht werden. Dennoch: selbst ein Spitzenbordeaux wird immer etwas für Londoner Investmentbanker, Gynäkologen und Chinesen sein. Will man selbst da wirklich dazugehören? Geschweigedenn die Mehrheit der Verbraucher? Wie? Na bitte. Die kapriziöse Diva Burgunderwein hat schon mehr erotisches Potential, ist aber so kompliziert, wie eine Frau aus Fleisch und Blut, wenn nicht noch komplizierter, wenn's denn überhaupt möglich ist. Und Châteauneuf? Tja, der ist zwar unheimlich sexy, aber wie das mit Sexyness und Päpsten nunmal so ist, nicht alle finden das gleichermaßen gut. Das Thema Deutschwein und hier natürlich die Spitze der edelsüßen Granaten wäre noch geeignet, eine lange und fruchtbare Diskussion zu entfachen, auch die Italiener hätten sicher einige wichtige Erzeugnisse beizusteuern, die Neue Welt nicht minder, an Kandidaten aus der übrigen Weinwelt mangelt es demnach nicht. Ihnen fehlt jedoch stets das eine oder andere wichtige Element um in puncto Marketingerfolg auf Augenhöhe mit dem Champagner zu rangieren. Keiner dieser Weine evoziert nämlich seit so langer Zeit ein gleichermaßen positives Bild beim Konsumenten, sei er unbeleckter Amateurtrinker oder gewiefter Weinprofi. Wir können also festhalten, dass Champagner in dem lange mit Fleiss aufgebauten und gutgenährten Ruf steht, ein Luxusprodukt der Extraklasse zu sein.

Champagner als Weinphänomen

Als Festgetränk höfischer Unzucht über Jahrhunderte unverzichtbar, sickerte das perlende Nass seit dem Ende der Bourbonenherrschaft immer häufiger und strömender in Literatenfedern und bourgeoise Gelage. Champagner Charlie und das Russlandgeschäft der Veuve Clicquot, Napoleons Neigung zu Lakritze und Champagner, Churchills und nicht zuletzt Bismarcks Freude am Champagner sind glanzvolle Facetten dieses Weinphänomens und bilden dessen Fundament, weshalb also Champagner am Ende bedeutend mehr ist, als nur ein Weinphänomen, sondern lange etablierter Kult, womit sich der Zirkel virtuos, nicht vitios schließt.

Conclusio

Was hat das mit der Health-Claims-Verordnung zu tun? Erfreulich wenig. Denn obwohl nach Art. 2 Abs. 2 Nr. 1 der Verordnung nun "jede Aussage oder Darstellung, die nach dem Gemeinschaftsrecht oder den nationalen Vorschriften nicht obligatorisch ist, einschließlich Darstellungen durch Bilder, grafische Elemente oder Symbole in jeder Form, und mit der erklärt, suggeriert oder auch nur mittelbar zum Ausdruck gebracht wird, dass ein Lebensmittel besondere Eigenschaften besitzt" unter den Oberbegriff der "Angabe" fällt, bieten die Werbekampagnen der Champagnerhäuser der Verordnung wenig bis gar keine Angriffsfläche. Art. 4 Abs. 3 schnürt für Getränke mit mehr als 1,2% vol. alc. das Vorgabenkorsett noch einmal enger, indem keine gesundheitsbezogenen, und nährwertbezogene Angaben nur insoweit zugelassen werden, als sie sich auf einen geringen Alkoholgehalt oder eine Reduzierung des Alkoholgehalts oder eine Reduzierung des Brennwerts beziehen. Davon wird man beim Champagner schon produktionsbedingt keinen Gebrauch machen können. Gleichzeitig fällt jetzt selbst Bier unter das harte lebensmittelrechtliche Regime dieser Verordnung, was die Situation für Werbetreibende auf diesem umkämpften Markt nicht erleichtert. Eine schwierige Situation also für eine Agentur, die das Werbebudget einer Champagnerfirma anzapfen möchte. Doch genau hier bewährt sich der Champagner: es bedarf keiner umständlichen Aussagen, um Champagner zu verkaufen. Champagner muss nicht erklärt werden, Champagner muss nicht angepriesen werden, sondern Champagnerwerbung braucht nur die fest in der Vorstellungswelt ihrer – potentiellen – Konsumenten verankerten Assoziationen von Festlichkeit und Luxus anzustoßen, um die vollständige Werbebotschaft an den Mann zu bringen. Champagnerwerbung kann sich, da ist sie der Parfumwerbung oder auch der Werbung für Luxuslimousinen nicht unähnlich und darin liegt die eigentliche conclusio, einen besonders hohen Abstraktionsgrad erlauben. Dadurch entzieht sie sich der (An-)Greifbarkeit durch Regelungen wie die Health-Claims-Verordnung. Und das ist keine besonders moderne Form des viralen Marketings, sondern ein bemerkenswertes Resultat und schöner Nebeneffekt jahrhundertelanger Arbeit.

Celebrity Death Match im Champagnerleistungszentrum (Teil IV.)

IV.1 Perrier-Jouet Belle Epoque 1971

Mit dem 71er habe ich schon gute Erfahrungen gemacht und es war mal wieder an der Zeit, zu sehen, wie sich dieser Champagner im Alter denn entwickelt. In Erinnerung hatte ich einen noch sehr lebendingen, aromafrischen und nur leicht anoxidierten Champagner, der einen leichten Rosécharakter hatte. Die Erinnerung trog nicht und der Champagner hielt, was die Erinnerung versprochen hatte. Die Belle Epoque 1971 gehört zu den großen, reifefähigen Champagnern, die der Gattung der Luxuschampagner eine über den reinen Protzigkeitsfaktor hinausgehenden Wert und die eigentliche Daseinsberechtigung verleihen. Anders als viele kleinere Champagner dieser Altersklasse hatte die 1971er Belle Epoque nicht nur Kuriositäts- und Seltenheitsunterhaltungsmehrwert, sondern auch geschmacklich einiges zu bieten. Natürlich war da eine prägnante Nussigkeit, sehr viel Toast, süße Kräuter und etwas gesüßter Milchkaffee. Deutlich wahrnehmbar waren überdies die sehr fidelen Beerenaromen und runzlig gewordener Apfel. Mit anderen Worten: der Champagner beginnt, sich ganz langsam aus dem Lager der noch mit Freude trinkbaren Oldies in Richtung der nur noch mit akademischem Interesse trinkbaren Champagner zu verabschieden. Ich werde meine letzte Flasche in den nächsten drei Jahren öffnen und dann hoffentlich auf eine lupenreine Genussbilanz mit diesem Champagner zurückblicken können.

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IV.2 Perrier-Jouet Belle Epoque 1976

Obwohl er jünger als der 1971er war, kam der 1976er etwas dunkler ins Glas. Korken und Mousseux unterschieden sich bei beiden nicht besonders. Trotz der Herkunft aus gleichem Haus und eines entfernt identifizierbaren Hausstils waren diese Champagner sehr verschieden. Der war 71er in Würde gereift, ohne Risse, Scharten und schrundige Kanten. Der 76er schien rückwärts zu altern. Die für einen weißen Champagner auch dieses Alters tiefdunkle, in rötliche Farbtöne spielende Färbung ließ ein kurzes Vergnügen, ein nur kurzes, mehr oder weniger verzweifeltes Aufbäumen (ein mir gut bekannter Weinakademiker sagt dazu immer "Opas letzter Ständer") vor dem abdriften ins Weinnirvana vermuten. Doch es kam anders. In der Nase anfangs verhalten, jedenfalls ohne Sherry- und Malznoten, allenfalls etwas obstig, vielleicht kräuterig. Im Mund die frische Überraschung: junge, saftige rotfruchtige Aromen, eine leicht aggressive Bissigkeit, zähe Griffigkeit am Gaumen und im Nachhall erst sahnige, an Butter, Toffee und Brotrinde erinnernde Aromen, dann, ganz zum Schluss und kaum merklich ein Müdigkeit ankündigendes medizinales, lakritziges Stechen. Verblüffend.

Belle Epoque und Grande Dame im Champagnerleistungszentrum

Im Champagnerleistungszentrum treffen nicht nur junge Talente aufeinander und messen sich im friedlichen Wettstreit, nein, auch die alten Kämpen müssen zeigen, ob sie noch Dampf haben. Selbst alter Adel wie der einer Grande Dame und einer Belle-Epoque schützt nicht vor dem unerbittlichen Blick unter den Rock.

Veuve Clicquot, Grande Dame 1985: wuchtig, herb und sehr füllig. Im Glas war der Champagner dann weniger alte Witwe, als vielmehr ziemlich knackiges, wenngleich nicht mehr ganz taufrisches Mädel. Ein schicker Twen, was ja auch zum Jahrgang paßt. Verhaltene Säure und sehr viel weinige Würze, Andeutungen von Milchkaffee, Karamell, Buttertoffee und Kakao, aber alles wirklich nur hauchfein und in den nächsten Jahren sicher immer stärker werdend. Dieser elegante, noch herzhaft jugendlich wirkende Champagner spricht sehr für das Haus, bzw. die Kunst des seinerzeitigen Kellermeisters Peters. In der Jugend sind die Champagner immer haarscharf zu hoch dosiert für meinen Geschmack – passen dafür aber zu zahlreichen Speisen sehr gut, dazu gleich mehr -, im Alter zeigt sich dann, was die Réaction Maillard alles vermag. Korrespondierende Speisen waren:
– Brunnenkressesuppe mit pochiertem Wachtelei: definitiv kein dreamteam zur Grande Dame, die beiden standen sich in respektvollem Abstand gegenüber, bzw. einander zur Seite, gingen aber keine harmonische Allianz ein. Getrennt voneinander am besten, zusammen war mir die Mixtur zu spannungsvoll.
– Jakobsmuschel mit hauchdünnem Cräcker auf blanchiertem Kohl: sehr schmackhaft, Jakobsmuschel und Champagner sowieso, in Verbindung mit dem kleingeschnipselten Kohlgemüse und dem Keks dann noch einmal bereichert.
– Kaninchen mit Linsen und Speckschaum: eine Spitzenkonstellation, für Liebhaber von herzhaften Variationen rund um den Speck ein besonders schönes Erlebnis. Dankenswerterweise war das Kaninchenfilet mit einem schützenden und gut harmonisierenden Teigmäntelchen versehen, zusammen mit den reifen Noten der Grande Dame wundervoll.

Es folgte

Perrier-Jouet Belle-Epoque 1983. Ein erstes kleines Stinkerle im Glas wich schnell, mit Zeit und Luft wurde ich dann auf Kosten der von vornherein optisch müden Perlage Zeuge eines kleinen Chardonnaywunders im Glas. Bei älteren Belle Epoques zeigt sich eben immer wieder die grandiose Standfestigkeit der Cramantchardonnays. Die Nase betörend mit kandierten Zitrusschalen, der Mund von stahlharter Säure ausgekleidet, mit langem, feinstprickelndem Nachhall. Dazu gab es:
– Stubenküken mit Knoblauchconfit: Köstlich! Punkt.
– auf der Haut gebratenen Zander samt Fenchelgemüse: ebenfalls eine ausgezeichnete Kombination und ein würdiger Platzhalter für das als Auftakt genossene 2005er Leitz'sche Magdalenenkreuz.

Die crème brûlée hatte mit den Champagnern nichts mehr zu tun und vertrug sich dementsprechend bestens mit Barbeitos 1978 Madeira Verdelho, nach dem Käffchen gab es dann Reisetbauers Elsbeere, ein Brand den man am liebsten inhalieren will, bis das Glas leer ist. Schmeckt aber auch so ganz gut, wenn man Schnaps mag.

Fazit: Beide Prestigechampagner verwöhntem auf sehr hohem Niveau, zeigten sich den Speisen überwiegend gewachsen, wobei die Grande Dame in der Konfliktsituation mit dem Ei weniger gut abschnitt, als die Belle-Epoque mit dem Knoblauch.

Des Kaisers neue Kleider

LVMH hat in den letzten Tagen eine ganze Reihe neuer Verpackungen – nicht: neuer Champagner – vorgestellt. Nachdem Veuve Clicquot sich 1877 mit dem berühmten yellow label dem auffälligen Design verschrieben hat, ist das Haus als Designturbo abonniert. Die ursprünglich taillierte Flasche für die Grande Dame gehört zu den bemerkenswertesten Champagnerflaschen-Entwürfen nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde aber bald eingestellt. Seit der Vermarktung der 90er Grande Dame haben wir wieder eine nicht endenwollende Serie von Künstlerdesigns für aufregende, mal verspielte und teilweise völlig unnötige Verpackungs- und Merchandiseartikel gesehen. Auffällige Kühler (wie das futuristische Spherebed von Karim Rashid), Geschirr (sehr funktional, da temperatursteuerbar, von Young San Eun), Blütenprints (Sakura/Kirschblüten von Atelier LZC für den Rosé), japanische Papierverpackungen (Irodori-Box von Eriko Horiki für die 98er Grande Dame), Kühlboxen (mit Jason Bruges die Riva Cruise Collection, mit Porsche Design der flotte Kühlwürfel), ja ganze Sitzgelegenheiten (Loveseat von Karim Rashid) und befüllte Kühlschränke (Vertical Limit zusammen mit Porsche Design) hat Veuve Clicquot von zeitgenössischen Künstlern und Designern herstellen lassen. Die Liste der Kooperationspartner liest sich für Kunstfreunde so eingängig, wie sich der passende Champagner dazu schlürft: Andre Putman, Arthus Bertrand, Pablo Reinoso, Pucci, Christophe Pillet und Tom Dixon gehören dazu, eine eigene Workshopreihe der Domus Academy bringt als Future Concept Lab  frischen Designwind auf Abruf. Passend zum Frühling startet Veuve Clicquot mit dem Yellow Basket in die Saison. Der Mini-Picknickkorb hat alles, was man für ein Picknick braucht, nämlich eine Buddel Champagner und zwei Gläser. Häuslicher wirkt dagegen der Fridge – ein Icejacket im Retrokühlschranklook. Der Ice Cube wird ebenfalls wieder aufgelegt.

Bei Dom Pérignon nimmt sich alles etwas langsamer, weniger flippig und gediegener aus. Der Australier Marc Newson ist nun zum vierten Mal zuständig für eine belebende Neuinterpretation des klassischen Dom-Designs. Er hat sich, ganz nach Art der reiselustigen Australier, für eine globetrotterige Black Box entschieden und dem Dom ein quietschgrünes Label verpasst. Auch beim Dom Rosé tut sich was. Kam der 98er Geschenkkoffer noch mit Gläsern von Sylvie Fleury wird der 2000er im signierten Köfferchen von Zoé Cassavetes verkauft werden. Die beiden mitgelieferten Gläser teilen sich den stilisierten Wappenschild. Der normale 2000er Dom wird ausserdem in einer limitierten, von Andy Warhol inspirierten Version ausgeliefert. Für die oenothèque hat Spiegelau Gläser bereitgestellt, die in der aufwendigen schwarzen Einzelflaschen-Holzkiste mitgeliefert werden.

Nun will auch Mumm nicht zurückstehen und bietet nach der Überarbeitung des Flaschenerscheinungsbilds einen neuen Cordon-Rouge Kühler an, der von Patrick Jouin gestaltet wurde. Ist der Kühler da, fehlen noch die Gläser, sind die Gläser da, fehlt noch der ganze andere Accessoirezirkus, mit dem zum Beispiel Schwester Perrier-Jouet gutes Geld verdient – es dürfte also nicht mehr lange dauern, bis wir auch von Mumm neue Ware rund um den Champagner angeboten bekommen. Notiz am Rande: Dominique Demarville, der als junger und dynamischer Kellermeister Mumm aus dem Abgrund gezogen hat, ist als Nachfolger von Jacques Peters mittlerweile chef de caves bei Veuve Clicquot. So schliesst sich der Kreis.

Klimafreundlicher Champagner durch produktionsintegrierten Umweltschutz

Champagner in der heutigen Form wäre nicht denkbar ohne das gute bruchfeste Glas aus England. Dessen augenfälliger Vorzug liegt darin, dem hohen inwändigen Druck standhalten zu können und Champagner auch über längere Strecken transportfähig zu machen. Aber den schweren Buddeln droht Ungemach: ihre CO2-Bilanz ist ungünstig. Kein Wunder, bei einem Gewicht von 900 Gramm pro Flasche (Stillweinflaschen wiegen ca. die Hälfte) – und selbst das ist schon ein Fortschritt gegenüber den ca. 1200 Gramm vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne (auch kurz Comité Champagne oder CIVC genannt) hat sich nun veranlasst gesehen, ab 2011 eine neue Flaschenform zu normieren. Nachdem Versuche bei Mumm und Veuve Clicquot zufriedenstellend verlaufen sind und Pommery mit dem POP Earth bereits einen klimafreundlichen Champagner nach den Regeln des produktionsintegrierten Umweltschutzes auf den Markt gebracht hat, soll die neue Standardflasche nur noch fliegengewichtige 840 Gramm wiegen, Spezialflaschen sind vorerst nicht betroffen.

Ein wichtiger Vorteil der neuen Flaschen ist der Raumgewinn bei Lagerung und Transport: volle 24 Paletten statt bisher nur 22 passen jetzt auf die Ladefläche eines LKW. Und für Veuve Clicquot liegt bei Verwendung des neuen Formats die CO2-Reduktion bei 450 Tonnen pro Jahr. Probleme gibt es allerdings bei der maschinellen Verarbeitung der Flaschen: die Degorgier-, Dosier-, Etikettier- und Versandmaschinen sind nämlich alle auf das alte Flaschenformat eingerichtet. Dennoch dürfte das Umsteigen angesichts der Energiekostenersparnis bei der Glasproduktion mittelfristig nicht schwerfallen.

Das schreiben die anderen: Jacques Dupont, Le Point Magazine

Jacques Dupont berichtet in seinem berühmten Champagnerdossier im Magazin Point über die performance aktueller Champagner; nicht jedoch, ohne zuvor darauf hinzuweisen, dass

«les champagnes sont vendus à une date trop proche de leur dosage, c’est-à-dire de leur mise en bouteille définitive. La liqueur de dosage que l’on ajoute pour remplacer le volume de dépôt que l’on a retiré de la bouteille n’a pas encore eu le temps de s’intégrer au vin. Trois mois, six mois, c’est trop court. Une année ou deux, si vous tenez le coup, c’est beaucoup mieux…».

Dann aber geht es hinein ins Vergnügen und es gibt die eine oder andere kleine Überraschung.

Aus dem Hause Pierre Moncuit stammt mit der Cuvée Nicole Moncuit Vieilles Vignes 2002 der 19/20-Knaller, nicht viele Erzeuger kommen bei Dupont so hoch, die Winzer haben es da besonders schwer und bleiben meist bei um die 17/20 liegen. René Geoffroy kommt allerdings mit seinem Extra Brut Mill. 1996 auf ziemlich großartige 18,5/20.

Bollingers Grande Année Rosé 2002 säckelt immer noch saftige 18/20 ein, nachdem sie erst jüngst in der Revue du Vin de France 20/20 kassierte. Sie liegt zusammen mit Laurent-Perriers Grand Sieècle und Pol-Rogers Cuvée Sir Winston Churchill 1998 gleichauf.

Dicht dahinter tummelt sich’s dann: Bollingers Special Cuvée wieder weit vorn mit 17,5/20, diese Bewertung holte sich auch de Sousas Cuvée de Caudalies 2002 und Jacques Diebolts Fleur de Passion 2004 ab, die sich auch in der RVF ein spannendes Rennen lieferten. Auch bei Francis Boulard dürfte die Freude groß gewesen sein, nachdem er für seine Steineichencuvée Petraea MMV 17,5 – 18/20 mit nach Hause nehmen durfte und auch sonst gut abschnitt. Immerhin liegen diese Kandidaten damit auf derselben Ebene mit Louis Roederer Cristal 2002, Taittinger Comtes de Champagne 1999, Mumm René Lalou 1998, „S“ de Salon 1997 und dem großen Charles Heidsieck Blanc des Millenaires 1995 – sehr verschiedenen Champagner im übrigen.

Deutlich in der zweiten Reihe stehen indessen Krugs Grande Cuvée, Dom Pérignon 2002 und Billecart-Salmons Nicolas-Francois Billecart 2000 mit jeweils 17/20. Nur noch verhalten dürfte der Jubel über die 16,5/20 für Elisabeth Salmon Rosé 2000 und Grande Année 2000 gewesen sein.

Hier gibt’s ein kleines Interview mit Jacques Dupont:

http://www.rmc.fr/blogs/bourdinandco.php?post/2009/12/04/Special-Champagne-avec-Jacques-Dupont

Fünfte Bubenhäuser Weinrunde

I. Weingut Laquai/Langehof

1. Riesling Kabinett
2007er Rauenthaler Rothenberg

Bierhefe und Gäraromen. Nicht mein Fall.

2. Riesling Kabinett
2007er Rauenthaler Wülfen

Auch hefig, aber mit durchbrechender blumiger Art, sauberfruchtiger Süße bei spritzigem Naturell. Mittellang

II. Weingut Ernst Rußler

1. Rieslingsekt – brut

2007er Rauenthaler Steinmächer

Trocken, mineralisch, sektig, vielleicht als extra trocken die bessere Version. Am Ende leichter bitterer Schlenker. Trotzdem ordentlich.

III. Hess. Staatsweingüter Kloster Eberbach

1. Riesling trocken

2008 Rauenthaler Baiken

glatt, sauber, mineralisch, Andeutung von gelbem Obst

2. Riesling Spätlese

2007 Rauenthaler Baiken

wässrig und dünn, allenfalls etwas zu der allgemeinen Spritzigkeit passendes, aber nicht besonders originelles Brausearoma, aus der Lage und dem Jahr hätte bei dem Prädikat und Preis mehr kommen müssen

3. Riesling feinherb

2007 Rauenthaler Wülfen

saftig, leicht buttrig, attraktive Säure, besser gemacht als der Baiken, insgesamt aber auch nur Mittelmaß

IV. Weingut Karl Johannes Wagner, Johanneshof

1. Riesling „Alte Reben“ Spätlese, feinherb

2007 Rauenthaler Wülfen

mostig, auch hefig, gleichzeitig schon mineralische, steinige Art und ein irritierender Rest an Kohlensäure, insofern aromatisch etwas wacklig, aber noch entfernt davon, die Balance zu verlieren, kann wirklich was werden

2. Riesling Spätlese

2007 Rauenthaler Gehrn

schöner Lagenvertreter, gegenüber dem Wülfen balancierter, cremiger und buttriger, hat eine sanfte, fast balsamische, aber nicht so fette Art. Manche Mittelmoselrieslinge entwickeln das auch (zuletzt die 03er Wehlener Sonnenuhr Spätlese von S. A. Prüm), vielleicht kein Langläufer, aber man weiß ja nie.

V. Weingut H. J. Wagner/Weinhaus Engel

1. Spätburgunder Weißherbst

2004 Rauenthaler Steinmächer

Kraftvoll und weinig, herber, apfelmostiger Charakter, wie mit untergemischten unreifen Goji-Beeren oder Cranberries mit Frostbrand. Kaum Spätburgundercharakter, aber ein redliches Vergnügen zur Wildbratwurst vom Grill.

2. Riesling Spätlese

2007er Rauenthaler Gehrn

kalkig, pudrig, mineralisch, etwas mostig, Kräuterwürze ja, aber alles noch nicht so weit, dass man von Komplexität sprechen könnte. Dezenter, ruhiger, guter, aber fast etwas langweiliger Wein.

3. Riesling Auslese

2003 Rauenthaler Wülfen

Honig. Röstaromen, noch heisser Kaffeesatz, geklärte heiße Butter, erinnert mich an reifen Piper-Heidsieck Rare. Sättigendes Vergnügen.

VI. Weingut Sturm & Sohn

1. Riesling Spätlese feinherb

Rauenthaler Baiken

gut gelungener Baiken. Milde Kräuterwürze, gleichzeitig mineralisch und fruchtig, wilder Pfirsich, am Ende etwas herb, aber noch im Rahmen des Gesunden.

2. Auxerrois Spätlese trocken

2007

superdicker und säurearmer Wein, Duft von Tannennadeln und Butter, im Mund balsamisch, mit Eukalyptus, vegetabilen Aromen, Zitronenmelisse, lang und wie ein samtiger Belag am Gaumen haftend. Probeflasche für ruhiges Nachverkosten erforderlich gewesen.

VII. Schloss Vollrads

1. Riesling Sekt Brut

2006

ansprechend, vollmundig, sehr präsent, mit haarscharf unter der Süßegrenze liegender Brutdosage. Sehr saubere Frucht, gelbes Obst, Weinbergpfirsich, beerig, recht lang, gut. Für 12,70 EUR /Fl. (gegenüber unrealistischen 28,50 für den Extra Brut) gleich was mitgenommen.

2. Riesling Sekt Extra Brut

2003

dünne Nase mit füchtiger Säure (wegen der Eisweindosage?). Mineralisch und kalkig, im Mund anfangs eher wässrig und dünn, wirkt aromatisch eng und ohne großen Spielraum. Wäre ohne Eisweindosage und als Brut vielleicht ausdrucksvoller.

3. Spätlese trocken

2007 Schloss Vollrads

pudrig, minerlaisch, etwas verwässert. straffe Säure, aber insgesamt nur so naja.

4. Spätlese

2007 Schloss Vollrads

Himbeermarmelade mit Kernen drin, das ganze dann auf frisch getoastetes und mit guter Butter bestrichenes Brot, fertig ist die Spätlesenase hier. Gefällt mir. Im Mund auch wieder leicht buttrig, geht einwandfrei runter, die Säure hält sich im Hintergrund, aber nicht bedeckt. Für 14,60 EUR gleich paar Buddeln gekauft.

VIII. Weingut G. H. von Mumm

1. Riesling Spätlese

2007 Johannisberger Mittelhölle

für 11 EUR ein billiges Vergnügen runder, gelungener Wein