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Tag Archives: pfalz

Eröffnunsgfeier „Mashil“ in Düsseldorf

Zwei Jahre haben die Betreiber des Mashil und Andrew Holloway vom Düsseldorfer Weinladen Rotweiss am Konzept geknobelt, nun konnte endlich die Eröffnung gefeiert werden, zu der Andrew Holloway freundlichst einlud. Auf der Karte stehen nicht sehr viele, aber dafür exzellent auf die Speisen abgestimmte Weine. Manche davon kenne und schätze ich, andere waren mir neu. Interessant war, die Weine erst solo zu probieren und dann noch einmal zum Essen. was mir allein ungelenk, überfrachtet, einseitig oder sonstwie seltsam vorkam, fand in Kombination mit den Speisen genau das jeweils fehlende Gegengewicht. Die insofern überaus gut gelungene Weinauswahl ist ein großer Pluspunkt für das noch junge Restaurant in der Düsseldorfer Oststrasse. Dieser Pluspunkt könnte dabei helfen, sich in Düsseldorf, das an asiatischen Restaurants nicht gerade arm ist, von der Konkurrenz abzuheben. Schwierig finde ich immer noch den Balanceakt zwischen authentischer und verwestlichter Küche. Mir war die Küche z.B. in Teilen schon zu stark europäisiert, Kim-Blätter und Myoel-Tzee gab es überhaupt gar keine, obwohl beide als originelles und vielseitiges Knabberzeug für die koreanische Küche unerlässlich sind. Andererseits wird man sich nicht allein auf die koreanische community am Ort stützen können und wollen, daher ist die Entscheidung für eine herabgemilderte Küche taktisch nicht zu bemängeln.

I. Glasnudelsalat (Chap-Che)

Sehr ordentlich waren die Glasnudeln, deren Dicke, Länge, Klebrigkeit und Bissfestigkeit ebenso stimmig war, wie die Mischung aus Sojasauce, Gemüseschnipseln und Pilzen. Dazu gab es scharf eingelegte Rettichwürfel (Kakdugi), die noch sehr frisch waren und gerade erst anfermentiert. Für mich hätten sie ruhig mutiger gesalzen sein können, auch die Schärfe war eher etwas für ein empfindliches Publikum. Der Sauvignon-Blanc von Didier Fenoll aus dem Pays d'Oc war hier richtig am Platz. Das lag wohl daran, dass er für einen Sauvignon-Blanc trotz anfänglicher Mineralität in der Nase und einer animierenden, rebsortentypisch grünen Note etwas breit, unfocussiert und bäuerlich-gemütlich daherkam. Gerade das macht ihn zum geeigneten Partner für den krachenden, scharfen, leicht bizzligen Rettich, dem sonst wohl nur mit asiatischem Lagerbier, oder besser noch richtigem Pils beizukommen gewesen wäre.

II. Scampispiesschen

Gelungen waren die Scampispiesschen, die vergleichsweise unasiatisch und pur daherkamen, schön bissfest waren und sich mit dem 2008er Pfalz-Riesling aus der Literpulle von Jürgen Heußler mehr als gut vertrugen.

III. Gebratene Maultaschen (Gun-Mandu)

Außen perfekt gebraten und von der der richtigen Größe, nämlich genau zwei Happen, damit man nach dem ersten reinbeissen die Füllung mit Sojasauce tränken kann. Knusprig. Die Füllung war dagegen leider etwas neutral, das konnte auch die mit frischer Frühlingszwiebel zubereitete Extra-Sojasauce nicht wettmachen. Dreissigackers 2009er Weissburgunder Gutswein schmeckte dazu dennoch bestens und war ein starker Partner für die wirklich gute Sojasauce.

IV. Scharfe Pfannküchlein (Kimchi-Jeon)

Etwas mehlig, gleichzeitig mit Sud vollgesogen und daher leicht pampig waren die relativ grossen, in vorgeschnittenen Vierteln servierten Pfannküchlein. Auch die hätten gerne schärfer sein dürfen, ein höherer Chinakohlanteil hätte den Küchlein etwas mehr Knackigkeit verliehen. Dazu gab es einen Son Prim, Blanc de Merlot, Vi de la Terra Mallorca, den ich solo wegen seines ebenso stark roten wie buttrigen Charakters und seiner üppigen Leibesfülle nicht getrunken hätte, der aber die Pfannkuchenschärfe bestens, nämlich trampolinartig auffing und aushüpfen ließ.

V. Nudeln in schwarzer Bohnensauce (Jajjang-Myeon)

Ausgezeichnet waren die Nudeln mit der Sauce aus schwarzen Bohnen, der typische herbe Muff dieser Bohnen war da, ich hätte ihn auch extrovertierter noch vertragen. Die Nudeln waren abenteuerlich lang, ganz so, wie sie sein müssen. Fast schon eine Verschwendung zu dieser einfach wirkenden Speise war der Douro von der Quinta da Covada, Pinhão Valley aus Touriga Franca, Tinta Barocca und Tinta Roriz. Warm, weich, verführerisch, samtig, aber auch sanft fordernd, verschwenderisch und wärmend, dieser Wein. Zusammen mit dem Heußler für mich Favorit des Abends.

Als side dishes gab es den in Korea sehr beliebten und in seiner Form als Eichelpudding lange Zeit sehr raren, scharfen Muk, scharf eingelegte Gurken (Oesobagi), Sojatofuwürfel (Dubu), eingelegte Spinatblätter mit Sesam (Sigumchi-Namul) und ein geschichtetes Kimchi, die alle sehr schmackhaft waren, vom Muk, das nicht jedermanns und auch nicht meine Sache ist, abgesehen.

VI. Mariniertes Rindfleisch vom Grill (Soe-Bulgogi)

Zart, saftig, mit frischen Zwiebeln, allerdings ohne Salatblätter und ohne, bzw. für mich weder sicht-, noch schmeckbaren frischen Knoblauch kam das dünngeschnittene Fleisch auf den Grill. Ruckzuck war es fertig und schmeckte mir sehr gut mit dem Douro und weniger gut mit dem
Everton Red 2008 Limited Release von Brown Brothers' Milawa Vineyards, Victoria, Australien – Mix aus Cabernet, Shiraz und Malbec. Der war mir nämlich erst zu säuerlich und dann urplötzlich zu rosiniert, letztlich also zu unausgewogen. Auch der von mir sonst sehr geschätzte Oppidom 2006 von der Domaine St. Eugène, Les 3 Tomates, Jahrgang 2006, konnte zum Bulgogi nicht überzeugen . Wenigstens schmeckte er mir aber solo zum Abschluss wieder sehr gut. In der Konkurrenz mit dem beflügelnden Douro hatte er es gleichwohl schwer.

Riesling Grosse Gewächse 2007

Karl-Heinz Frackenpohl hatte nach Engelskirchen geladen und es hat sich gelohnt, der Einladung zu folgen. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle dafür!

Die jeweiligen Flightsieger sind fett wiedergegeben.

Der Moselflight hatte die undankbare Aufgabe, das muntere Treiben zu eröffnen und tat sich leider etwas schwer.

I.1 Grans-Fassian, Trittenheimer Apotheke, alte Reben

Dicklich, konzentriert, zitronig, aber unfrisch und kurzatmig. Gefiel mir nicht besonders.

Meine Punkte: 87

Platzierung/Rundendurchschnitt: 36/88,33

I.2 von Schubert'sche Gutsverwaltung, Maximin Grünhäuser Abtsberg "Superior"

Erster Gedanke: Sponti? Zweiter Gedanke: Weinfehler? Bienenwachs und florale Töne, darunter immerhin eine recht frische Beerennase. Den Gedanken an einen in die Hose gegangenen BSA wurde ich dennoch nicht los. Im Mund dann sehr wenig und eher breiig-milchige Säure mit dünn gehäckselten Kräutern. Auch nicht mein Fall.

Meine Punkte: 86

Platzierung/Rundendurchschnitt: 35/88,85

I.3 Eitelsbacher Karthäuserhofberger Auslese trocken "S"

Der erste feinere, moseltypischere Wein des flights. Im Mund dichter und herber als gedacht, im Hintergrund minimales Petrol, Basilikum und Aprikose.

Meine Punkte: 88

Platzierung/Rundendurchschnitt: 30/89,77

I.4 Wegeler, Bernkasteler Doctor

Kalkig, pudrig, mit Melone und Drachenfrucht. Leicht pricklig, Minifirne, die von einer frischen Kräuterwürze eingehüllt wird. Schlanker, gleichzeitig schon gut entwickelter Wein.

Meine Punkte: 90

Platzierung/Rundendurchschnitt: 24/90,00

I.5 Reichsgraf von Kesselstatt, Josephshöfer

Wieder Bienenwachs, sonst sehr mineralisch, einfaches, nicht sehr anregendes Petrol, im Mund aprikosig, eher eng.

Meine Punkte: 88

Platzierung/Rundendurchschnitt: 25/90,00

I.6 von Othegraven, Kanzemer Altenberg

Corned Beef. Mit viel Luft immer noch eine diffuse, nur minimal fruchtige Nase. Am Gaumen irgendwie leer und ereignislos.

Meine Punkte: 86

Platzierung/Rundendurchschnitt: 33/89,62

I.7 van Volxem, Wiltinger Gottesfuss

Rund, knusprig, schlank, trotz seiner fröhlichen Art glatt, gepflegt, seidig und fein, merklicher Restzucker, der ihm wegen seiner dennoch herben, kernig-gesunden Art gut steht.

Meine Punkte: 90

Platzierung/Rundendurchschnitt: 18/ 90,92

I.8 Heymann-Löwenstein, Winninger Uhlen R

Tannenholz. Kühl, schieferig, vermittelt einen dunklen Eindruck. Im Mund geht der Wein recht weit auf, zeigt aber neben Butter und leicht alkoholischer Schärfe – noch – nicht viel.

Meine Punkte: 89

Platzierung/Rundendurchschnitt: 10/91,54

Cassoulet von weißem und grünem Spargel mit Scampi und gebackenem Estragon

Ein sehr gelungener flight und vielleicht der schönste des Abends war der nun folgende flight, in dem Rheinhessen zeigen konnte, wo der Rieslinghammer hängt.

II.1 Dönnhoff, Hermannshöhle

Mildes Mineral, crèmig, mit Orangenblüten; im Mund lebhaft, stoffig und griffig, stark, aber nicht schwer, wird leider schnell alkoholisch.

Meine Punkte: 88

Platzierung/Rundendurchschnitt: 31/89,77

II.2 Wittmann, Brunnenhäuschen

Sanddorn, Quittenmus, Vitamin C. Mit Luft entwickelt sich daraus wundersam eine Apfeltarte. Lang, dabei elegant und durchweg griffig. Die Verwandtschaft zum Morstein konnte man mehr raten, als allenfalls entfernt ahnen.

Meine Punkte: 90

Platzierung/Rundendurchschnitt: 20/90,65

II.3 Keller, Abtserde

Kork

II.4 Künstler, Hochheimer Hölle Goldkapsel

Viel Apfel, aber auch weißer Pfeffer, Kalk, Birnenchutney. Animierende, vitale Säure, etwas zu schnell weich ausgleitend.

Meine Punkte: 89

Platzierung/Rundendurchschnitt: 6/92,38

II.5 Keller, Morstein

In der Nase neben dem Früchtekorb vor allem Butter, Zucker, Karamell. Im Mund erneut eine höchst frugale Angelegenheit mit Birne, Apfel, Reineclaude. Saftig und lang.

Meine Punkte: 92

Platzierung/Rundendurchschnitt: 10/91,54

II.6 Wittmann, Morstein

Großer Wein. Zusätzlich zum Obstsalat sehr viel Mineral, nasser Stein, Moos, vielleicht am Ende auch schon die ersten Petrolnoten. Lang, vielschichtig, turbulent, überraschend und begeisternd.

Meine Punkte: 94

Platzierung/Rundendurchschnitt: 1/93,77

II.7 Keller, G-Max

Herb, mit Johannisbeere, Stachelbeermus, Rhabarber, außerdem eine körnige, an Dinkel oder Roggen erinnernde Nase. Auch viel Mineral. Gegenüber dem Morstein von Wittmann dichter gepackt, infanteristischer.

Meine Punkte: 93,50

Platzierung/Rundendurchschnitt: 2/93,54

II.8 Leitz, Rüdesheimer Berg Rottland, alte Reben, Goldkapsel

Bienenstich. Vollmundig, rund, dabei kraftvoll und herbfrisch. Nicht so bepackt wie der G-Max und ihm gegenüber etwas im Nachteil – alleinstehend würde er sicher besser abschneiden.

Meine Punkte: 91

Platzierung/Rundendurchschnitt: 14/91,31

Maischolle Finkenwerder Art mit Wirsinggemüse

Dieser flight hatte es nach den drei starken Schlussweinen des Vorgängers nicht leicht, hatte aber eine probentaktisch klug eingebaute Brücke in Form des Frauenbergs von Battenfeld-Spanier.

III.1 Wagner-Stempel, Heerkretz

Dick, wuchtig, mit Aprikose und Pfirsich, von pfälzischer Machart. Am Gaumen derselbe Eindruck, wird mit Luft etwas lakritzig, was ich nicht besonders schätze. Zum Essen dann eine sehr gute Sache, was den Wein gerettet, aber nicht über die 90 Punkte gebracht hat. Leider nicht mehr lange genug im Glas gehabt, um die weitere Entwicklung zu beobachten.

Meine Punkte: 89,5

Platzierung/Rundendurchschnitt: 32/89,69

III.2 Diel, Burgberg

In der Nase Pilze, vor allem Morcheln. Die schlanke, griffige, auch etwas spritige Art wird im Mund von einer etwas kaugummiartigen Konsistenz beherrscht, der Wein entzieht sich scheinbar dem Gaumen und bleibt dadurch unfokussiert. Habe ich auch schon eleganter getrunken.

Meine Punkte: 89

Platzierung/Rundendurchschnitt: 34/89,46

III.3 Battenfeld-Spanier, Frauenberg

Großer Wein. Tiefgründig, mit viel mineralischem Druck, offenbar der reinste Kalklolly. Pricklig, mit frischen Pilzen, Kombuchaaromatik.

Meine Punkte: 93+

Platzierung/Rundendurchschnitt: 8/91,92

III.4 Emrich-Schönleber, Monzinger Halenberg

Kalkig, pfeffrig, Paprikanoten, vielleicht auch etwas zu alkoholisch. Ohne seine pudrige, um kühlenden Ausgleich bemühte Art wäre er unter 90 gerutscht.

Meine Punkte: 90

Platzierung/Rundendurchschnitt: 19/90,92

III.5 Dönnhoff, Norheimer Dellchen

Apfel, Mandelsplitter, Buttercrème, fein, schlank und damenhaft bis hin zu einer spätkolonialen Limonadenhaftigkeit, die aber nicht ins kitschige abgleitet, sondern herb und griffig bleibt. Am Ende immer noch schnittig mit einer Spur von schwarzem Tee. Zeigt schon die gefährliche Schlotzigkeit der Dönnhoffweine.

Meine Punkte: 91

Platzierung/Rundendurchschnitt: 21/90,85

III.6 Schäfer-Fröhlich, Felseneck

Meiner Meinung nach Kork

Platzierung/Rundendurchschnitt: 16/91,00

III.7 Diel, Dorsheimer Goldloch

Anstrengender Wein. Zwischen Rumtopf, Bratapfel, überreifem Obst, Rumrosine und untypischer Altersnote kurvt der Wein herum, ohne zu kollidieren. Das spricht meiner Meinung nach dafür, dass seine positiven Komponenten den Schwerpunkt der Würdigung verdienen, daher trotz aller Bedenken 91 Punkte, die Runde sah es überwiegend anders.

Meine Punkte: 91, aber hart an der UTA vorbei

Platzierung/Rundendurchschnitt: 37/88,29

Geschmorte Kaninchenkeule mit Kartoffelstampf, sautierten Möhrchen und weißen Rübchen nach Mutter Frackenpohls Art

Sicher hat nach der vermehrt durchwachsenen bis negativen Kritik am Rheingau nicht jeder mit einem so starken flight gerechnet, wie er dann aus genau diesem Gebiet kam.

IV.1 Spreitzer, Hattenheimer Wisselbrunnen

Mostig, mit Jasminteenase. Klebrig, mit einer Mischung aus Kamille und Bienenwachs. im Mund düster, kraftvoll und dick. Wirkt etwas unausgeglichen.

Meine Punkte: 89

Platzierung/Rundendurchschnitt: 27/89,92

IV.2 Kesseler, Berg Roseneck

Wegen seiner massiv irritierenden flüchtigen Säure und seiner unruhigen, bizzligen Art von mir deutlich unter 90 gehalten. Wirkte mir in diesem Stadium allzu unruhig und eindimensional, könnte was draus werden, denn die Entwicklung mit Luft war sehr langsam, aber mit klarer Aufwärtsbewegung.

Meine Punkte: 88 mit viel Potential nach oben

Platzierung/Rundendurchschnitt: 11/91,54

IV.3 Robert Weil, Gräfenberg

Dünn, wässrig, verschlossen. im Mund schlank und etwas spritzig. So sexy wie ein isotonisches Getränk für Triathleten.

Meine Punkte: 89

Platzierung/Rundendurchschnitt: 29/89,85

IV.4 Schloss Johannisberg, Johannisberger

In der Nase überwiegend süße Kräuter wie man sie auf der Kirmes in Kräuterbonbonform bekommt. Auch im Mund viele Kräuter, dabei schlank und leicht, von einer seltsam verschatteten Süße.

Meine Punkte: 89

Platzierung/Rundendurchschnitt: 26/90,00

IV.5 Georg Breuer, Nonnenberg

Großer Wein. Ein harter Hund, der Jean Reno unter den Rieslingen. Erdig, mit Blüten aus der Natursteinmauer, Farne, fette, wuchernde Kräuter und im Mund geht die Post so richtig ab. Eine Prügelszene auf dem Dach einer rasenden New Yorker U-Bahn könnte nicht mitreißender sein.

Meine Punkte: 93

Platzierung/Rundendurchschnitt: 7/92,23

IV.6 Kesseler, Berg Schlossberg

Ebenfalls sehr starker Wein. Völlig andere Richtung, asiatischer, puristischer, so wie ein Parfum von Issey Miyake. Formosa Oolong, Earl Grey, Mangopurée. Schlank und rassig, betont zurückhaltende Säure.

Meine Punkte: 92,50

Platzierung/Rundendurchschnitt: 17/91,00

IV.7 Kühling-Gillot, Niersteiner Pettenthal

Nochmal starker Stoff. Wieder viel nasser Stein, Rotliegendes, das sonnenbeschienene Rheinufer, wie es lebt und pulsiert. Am Ende mit einem leichten Süßehaken, der minimal malzig ankommt.

Meine Punkte: 92

Platzierung/Rundendurchschnitt: 3/92,75

IV.8 Schloss Schönborn, Pfaffenberg

Konzentrierter, dicker, pfäffischer, verschmitzter Wein. Gummibärchen, Weingumminase. Mit Luft ausziselierter, mineralischer, ernster. Sicher nicht jedermanns Sache.

Meine Punkte: 91,50

Platzierung/Rundendurchschnitt: 23/90,15

Die Pfalz musste den Schließer geben, erledigte die Aufgabe allerdings mit Bravour – was nach den vorangegangenen Weinen eine beeindruckende Leistung ist.

V.1 Dr. Bürklin-Wolf, Gaisböhl

Schon mit relativ viel Petrol und eher wenig, aber stets präsenter und nicht völlig untergeordneter Säure. Von üppiger Statur. Buttrig, aber mir doch insgesamt noch etwas kurz.

Meine Punkte: 90

Platzierung/Rundendurchschnitt: 13/91,46

V.2 Mosbacher, Forster Ungeheuer

Gut trinkbarer, facettenreicher und ausgewogener Riesling aus der Honig-Orange-Familie; wirkt auf mich etwas frühreif, aber durchaus betörend.

Meine Punkte: 91,50

Platzierung/Rundendurchschnitt: 12/91,54

V.3 Christmann, Idig

Die Marshmallownase scheint einen reuelosen, kurzweiligen Rieslinggenuss ankündigen zu wollen, im Mund dagegen eine herbe, rapsige Angelegenheit, die noch sehr unfertig wirkt.

Meine Punkte: 89

Platzierung/Rundendurchschnitt: 15/91,23

V.4 Dr. Bürklin-Wolf, Pechstein

Hochgewachsen, rassig und schlank, Typ römische Patrizierin. Zitrusfrischer Mund, Bergamotte, aber auch ein anschmiegsamer, biegsamer, elastischer und spannungsvoller Körper und mineralischer Druck, der eine starke Zunge fordert.

Meine Punkte: 93

Platzierung/Rundendurchschnitt: 22/90,62

V.5 Reichsrat von Buhl, Kirchenstück

Saftige Orangennase, charmante Süße, erdiger, würziger, Bodenhaftung vermittelnder Ausgleich, sozusagen der Onkel Dittmeyer des flights.

Meine Punkte: 92,50

Platzierung/Rundendurchschnitt: 4/92,69

V.6 Keller, Hubacker

Hagebuttennase, Holzapfel, herb, kräftig und männlich, im Mund geschliffen, auch wieder apfelig, etwas hitzig.

Meine Punkte: 92,50

Platzierung/Rundendurchschnitt: 9/91,92

V.7 Ökonomierat Rebholz, Kastanienbusch

Gebrannte Kräuter, Vanille, Jod, eine etwas schwierig einzuschätzende Kombination. Mittelgewichtig, mit Potential nach oben. Zusammen mit Wittmanns Morstein und Christmanns Idig sicher noch einer der unfertigsten Weine des Abends.

Meine Punkte: 91

Platzierung/Rundendurchschnitt: 5/92,46

Erdbeer-Blaubeer-Salat im Mürbeteigschiffchen mit Vanilleschaum und Minze

Zum süßen Ende gab es noch

Dr. Bürklin-Wolf, Deidesheimer Kalkofen Riesling Beerenauslese 1959

Mokka, Pflaumenmus, Walnuss, Mandelkrokant, Sherry. Keine bezwingende Süße, sondern eine langsam metallisch werdende Art, die den Abstieg einleitet. Musste jetzt und konnte auch noch mit Freude getrunken werden. Passte sehr gut zu Blaubeere und Mürbeteig.

Meine Punkte: 91
nicht in der Rundenwertung

Bundesgartenschau 2011 in Koblenz

Als alter Koblenzer will ich nicht versäumt haben, auf die bevorstehende Bundesgartenschau im stets etwas verschlafen wirkenden Oberzentrum hinzuweisen:

Bundesgartenschau 2011 Koblenz

Hering: BUGA-Weine aus Rheinland-Pfalz gesucht

Bei der ersten Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz im kommenden Jahr in Koblenz wird sich Deutschlands Weinland Nummer 1 eindrucksvoll und selbstbewusst präsentieren. Das hat der rheinland-pfälzische Weinbauminister Hendrik Hering angekündigt.

„Mit einer Vinothek und einer Aquathek in der „Langen Linie“ auf der Festung Ehrenbreitstein sowie einer multimedialen Ausstellung zu Weinreisen, Wandern, Radwandern und Gesundheit, den Schwerpunktthemen unserer Tourismusstrategie, wollen wir den vielen Besuchern der BUGA 2011 Lust und Appetit auf die vielfältigen Weine und die hochwertigen Urlaubsangebote im Land machen“, erklärte Hering.

Sehr erfreut zeigte sich der Minister darüber, dass die BUGA GmbH das Thema „Wein“ in ihre eigenen konzeptionellen Überlegungen eingebunden hat und es ermöglicht, dass in der BUGA-Gastronomie ausschließlich Weine aus Rheinland-Pfalz angeboten werden. Gemeinsam mit den Gebietsweinwerbungen des Landes und der BUGA GmbH ruft der Minister Weingüter und Winzergenossenschaften auf, sich an der Ausschreibung für die BUGA-Weine zu beteiligen.

Gesucht werden rheinland-pfälzische Weine, die folgenden Kriterien entsprechen:

Probe A

Im Offen-Ausschank der BUGA-Gastronomie werden präsentiert:

·   Silvaner trocken (Rheinhessen),
    Grauburgunder trocken (Pfalz),
    Riesling halbtrocken/feinherb (Mosel),
    Riesling trocken (Mittelrhein),
    Dornfelder trocken (Nahe),
    Früh- oder Spätburgunder trocken (Ahr).

·   Weißweine des Jahrgangs 2009, Rotwein der Jahrgänge 2007 bis 2009

·   Qualitätswein, Kabinett oder Spätlese bzw. Spätlesequalität

·   0,75-Liter-Flasche

·   Mindestmenge je1.500 Flaschen

Probe B

Für den Bereich der Selbstbedienungsrestaurants ist der Verkauf von 0,25-Liter-Flaschen geplant.

  • Silvaner trocken (Rheinhessen),
    Dornfelder trocken (Pfalz),
    Riesling halbtrocken/feinherb (Mosel),
    Portugieser oder Spätburgunder Rosé oder Weißherbst (Nahe)
  • Weißweine/Rosé des Jahrgangs 2009, Rotwein der Jahrgänge 2007 bis 2009
  • Qualitätswein
  • 0,25-Liter-Flasche
  • Mindestmenge je 2.000 Flaschen

In der Auswahlprobe werden 2009er Weißweine verkostet. Zum Ausschank bei der BUGA 2011 soll der dann aktuelle Jahrgang 2010 kommen.

Die Angebotsformulare mit den detaillierten Lieferkonditionen können unter www.weinmarketing.rlp.de (Themen/Vertrieb/BUGA 2011 Ausschreibung) beim Kompetenzzentrum Weinmarkt und Weinmarketing in Oppenheim abgerufen werden.

Alle bis 4. Juni 2010 angemeldeten und eingeschickten Weine nehmen an der verdeckten Auswahlprobe teil.

Die Probenweine (je 2 Flaschen) bitte zusammen mit dem Produktpass an folgende Anschrift senden:

DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Kellerei – Herr Eller
Wormser Str. 111
55276 Oppenheim

Ruhr-Karussell Teil IV

 

 

Was wäre ein Ruhrmenu-Check ohne einen Blick auf die Teller der Résidence? Eben. Unvollständig. Deshalb musste Essens gastronomischer Leuchtturm mal die Lampen anmachen.

 

O.1 Erster Gruß aus der Küche: Dreierlei Appetizer

 

O.2 Amuse Gueule: Variationen vom Ochsenbäckchen, mal knusprig, mal mit Erbsenespuma

 

O.3 dazwischen: Walnussbrot mit mildgesalzener Butter

 

O.4 Zweiter Gruß aus der Küche: Karotten-Chili-Süppchen mit Bananenchip und Karotten-Kokos-Kraut

 

zu alledem: Champagne Perrier-Jouet Belle Epoque 1988;

beim Öffnen noch sehr zurückhaltend, zeigte sich im Glas doch eine altersgerecht verfeinert Perlage in einem sattgoldenen Rahmen. Die anfangs etwas metallische Nase war der Auftakt zu einem reifen, aromatischen Wechselspiel, das hauptsächlich aus frisch eingekochter Kondensmilch, Milchschokoladen- und Haselnussaromen bestand. Im Mund ein quietschfideles Säuregerüst, das immer noch mehr als großzügig mit Apfel, Toffee und Nüssen behängt war. Daher war meine Lieblingskombination die zum gebutterten Walnussbrot. Ebenfalls sehr gut vertrug sich dieser Champagner mit dem knusprigen Ochsenbäckchen und dem exquisit luftigen Erbsenespuma. Auch zum Noriröllchen war der Champagner schön, wobei der Reis noch etwas länger hätte gegart werden müssen, denn mehlig bröckeln dürfen einzelne Körner nicht. Zum zweiten Gruß aus der Küche war die Kombination am schwierigsten, denn insbesondere das Kraut hatte, vor allem zusammen mit dem Bananenchip, einen starken Einfluss auf die Geschmackswahrnehmung. Zum Süppchen allein passte diese entgegen im Vorfeld gehabter Befürchtung schön gereifte Belle Epoque allerdings durchaus.

 

I.1 Klümpken von geräucherten Aal & Sternenrenette, dazu Weingut Münzberg, Weissburgunder "Schlangenpfiff" Großes Gewächs 2007;

das Klümpken war ein dreischichtiger Würfel aus Gänseleber, einer Mittellage Ruhraal und einer oberen Schicht aus beidem. Eine gut durchdachte Komposition mit einem bissfesten Aal in der Mitte, der sich schön zur Leber machte. Ebenfalls sehr schön war der Schlangenpfiff dazu, klugerweise vom lobenswerten Sommelier Alfred Voigt im passenden Kelch serviert. Der Tupfer Gänselebereis war mir geringfügig zu kalt, um ihn gemeinsam mit dem Wein zu geniessen, was ich etwas bedaure. Die vanillierte Rote Bete hingegen setzte wieder einen schönen Akzent neben den Weißburgunder.

 

I.2 Involtini von Jakobsmuscheln & Brunnenkresse mit Rote-Bete-Chutney, dazu Künstler, Riesling Spätlese Alte Reben, Hochheimer Stielweg 2008

Eine überzeugende aromatische Zusammenstellung war auch die Brunnenkresse mit der Roten Bete. Typische milde Kresse-Schärfe und erdig, saftig, animierend, fruchtig das Chutney. Ein farbenfroher Rahmen für die Jakobsmuschel und genau der richtige Ort für Künstlers Alte Reben, die mir solo noch ein wenig zu jung vorkamen.

 

dazwischen gab es die beliebten selbstgebackenen Brötchen, von denen mir das mit Tomatenpesto noch besser gefiel, als das ebenfalls sehr gute Laugenbrötchen

 

II.1 Stulle von Kaninchen mit gebackenen Schalen & Stampf von Erdäppeln in Honig-Senf-Sauce, dazu Deutzerhof Cossmann-Hehle Spätburgunder Caspar C. 2006

Dieser Spätburgunder gehört zu den trotz Holzeinsatzes zurückhaltenden Vertretern mit kühler, mineralischer, von etwas apfelpektinigem, tanninigem grip unterstützter Stilistik. Zum weichen, aber nicht labberigen Kaninchen passte das sehr gut, während ich dem Wein solo nicht viel abgewinnen konnte. Aber zum Essen ein wahrer Prachtbursche, dessen ganze Stärke sich noch zeigen sollte: in Verbindung mit dem reichlichen Trüffelaroma einerseits, als Komplize der konzentrierten, aber nicht überladenen Sauce und schließlich noch zum Zwiebelconfit. Jede Komponente entlockte diesem allein etwas schüchtern dastehenden Burgunder eine neue treffende und schlagfertige Äußerung, so dass ich den Gang letztlich als den schönsten angesehen habe.

 

II.2 Sautierter Langostino mit Pimentofregola, Auberginentasche und Paprikaperlen, dazu Gerard Boulay Sancerre Chavignol 2007

Wenn man diesen Wein getrunken hat, fragt man sich, warum die verschiedenen Meeresbewohner nicht lieber in Sauvignon-Blanc schwimmen. Mineralisch, gravitätisch, aber nicht schwülstig, mit frischen, an Verbene und Trockenkräuter erinnerndem Duft, im Mund schlank, lang und wendig. Dem Langustino merkte man an, dass er sich in dieser Begleitung wohlfühlte und das Auberginentäschchen fügte einen raffinierten touch hinzu. Besonders gelungen waren aber die Paprikaperlen, deren Aroma sich im Wein gespiegelt fand.

 

III.1 Lachsforellenstollen mit Blutwurst und lauwarmem Kappessalat, dazu Knipser, Mandelberg "Steinbuckel" Großes Gewächs 2007

Der Stollen als Edel-Dürüm angerichtet, auf der einen Seite mit der Lachsforelle, auf der anderen mit der groben Blutwurst, war in einem krossen Teigmantel untergebracht. Den zu zerschneiden, bedeutete leider immer auch, etwas von der Füllung herauszuquetschen, was bei mir nicht sehr schön aussah, aber gut schmeckte. Eine gute Sache waren die luftigen, sehr krossen Kartoffelkissen, aber eine gute Sache war auch der Steinbuckel zur Blutwurst. Die hat bekanntlich eine durstfördernde Eigenschaft, das Große Gewächs in diesem Fall eine dankenswerte und überaus hilfreiche Feuerwehrfunktion.

 

III.2 Strudel vom Saibling mit Spitzkohlsalat und Birnen-Ingwerrelish, dazu Peter und Brigitte Pligers Kuenhof, Grüner Veltliner aus dem Eisacktal 2007

Wenn sich je einer fragen sollte, welche Daseinsberechtigung der Sommelierberuf eigentlich hat, dann ist die Antwort einfach: um dem Gast solche Weine zu empfehlen. Zunächst ein mörderischer Stinker, dann erstmal lange nichts als Mineralstaub und eine konzentrierte, zehrende Säure, nach spannungsvollem Warten kippt der Wein dann nicht tot um oder wird gar brandig, sondern entlässt den Gaumen aus seinem Würgegriff und heraus fallen Blumen, Kräuter und beinahe zufällig noch das Pfefferl. Zum Saibling war das ein extrem guter Griff und zum Birnen-Ingwerrelish hätte ich mir gar nichts anderes wünschen können.

 

IV.1 Taubenbrust und Keule aus dem Henkelmann mit karamellisierten Schwarzwurzeln, Pancettachip und Graupenallerlei, dazu Springfontein Ulumbaza Syrah 2006

Der Henkelmann war ungewohnt minimalistisch, einfach nur ein Knusperbogen, der sich über die saftig lockende Taube spannte. Das Taubenfleisch wunderbar zart, mit einer dichtwürzigen, unverfälschten Sauce, die einwandfrei mit dem beschwingten, leichten Syrah harmonierte. Dem gelang es, einerseits der Sauce, andererseits den Rote-Bete-Würfeln und den Schafspilzen Gewürznoten zu entlocken, die das Menu auch in Afrika hätten heimisch erscheinen lassen können. Schöne Randnotiz: Die Macher von Springfontein kommen sogar aus Essen.

 

IV.2 Steinbutt mit Bianchettotrüffeln, Spaghetti und Canelloni vom Muskatkürbis und Zitrusfrüchtesugo, dazu Springfontein Sauvignon/Sémillon 2007

Zum Steinbutt machte sich der Bianchettotrüffel bestens, schließlich hat er ja jetzt auch Saison. Mir war der Wein etwas zu fruchtig dazu und auch zum Zitrusfrüchtesugo, das wiederum grossartig gelungen war, passte er besser in der Nase als im Mund. Schön dagegen war die Kombination mit dem Muskatkürbis.

 

V. Schnuckelige Quitte mit Ziegenkäseeis, dazu Martin Pasler, Welschriesling Beerenauslese 2006

Die Quittenvariation bestand aus einem Ragout von der Quitte, dem Ziegenkäseeis mit Quitte und einer Lilienblüte, einem Karamell und einem Schokegel mit Apfelfüllung. Die Beerenauslese von Pasler machte alles davon mit. Gegenüber der Quittenvariation spielte sie ihre softe, musige Seite aus, zur Lilienblüte konterte sie mit geballter Süße, die gekonnt zum kräftigen Ziegenkäse überleitete, die vom Apfel aufgelockerten Schokoaromen erwiderte sie mit einem Rest an fruchtiger Säure.

 

Patron Bühler, ließ zur Strafe für den versäumten Schluck vom mitgebrachten 88er Belle Epoque schwarze Gläser auffahren, deren Inhalt bestimmt werden musste. Listigerweise hatte er Champagne Lenoble Rosé 2004 eingeschenkt; dessen fruchtige, nicht sehr säurebetonte Art liess mich auf einen noch jungen Winzerchampagner mit mindestens 70% Chardonnay tippen. Ob weiß oder Rosé, da war ich mir nicht sicher, wobei die ausgeprägte Frucht sehr für Rosé sprach, ebensogut hätte es aber auch ein hoher Chardonnayanteil aus Ay oder Mareuil sein können.

 

Abschließend gab es noch eine umfangreiche Auswahl vom gut sortierten Käsewagen, ganz zum Schluss Pralinés.

 

Die zwei Sterne sind verdient, die Küchenleistung muss ich gegen Anwürfe, sie sei allzu unbeweglich in Schutz nehmen. Der Service ist über jeden Zweifel erhaben, ausgesprochen aufmerksam und niemals aufdringlich, gleichzeitig von einer unaufgesetzt fröhlichen Freundlichkeit, die man andernorts vermisst. Auch entstand in dem nicht sehr großen Speiseraum in keinem Moment der Eindruck von Enge oder Überfülltheit. Glückliches Essen!

Rebveredelung und Schädlingsbekämpfung

Rebveredlung: Die erfolgreichste biologische Schädlingsbekämpfung

15.12.2009 Wenn alljährlich im November und Dezember Medaillen und Ehrenpreise an die erfolgreichen Teilnehmer der rheinland-pfälzischen Landesprämierung in den sechs Anbau­gebieten des Landes vergeben werden, stehen natürlich die großen Weine des Jahres und ihre Erzeuger im Mittelpunkt. Eine Ausnahme bilden die Anbaugebiete Rheinhessen und Nahe. Hier sind es nicht nur Winzer, Erzeugergemeinschaften oder Kellereien, die sich aus freien Stücken einem Qualitätswettbewerb stellen. Hier besinnt man sich anlässlich der Wein- und Sektprämierung darauf, dass bestes Pflanzgut erst die Voraussetzung für beste Weinqualität und den wirtschaftlichen Erfolg der Weinbaubetriebe schafft. Daher hat sich hier die Tradition des Prämierungsentscheids der Rebveredler erhalten, dem sich jährlich zwi­schen 25 und 30 Betriebe stellen.

Bis ein Winzer überhaupt einen Weinberg anlegen kann, in dem er später die Trauben erntet aus denen er seine Weine keltert, haben schon drei Instanzen davor ihre Arbeit erledigt.: Ein Züchter hat eine  spezielle Selektion einer vorhandenen Rebsorte oder die Kreuzung zweier Rebsorten vorgenommen. Der Rebveredler, der die Pflanzschule bewirtschaftet, hat auf eine Unterlage einen Rebsortenklon aufgepfropft, das Pflanzgut vermehrt und in der erforderli­chen Qualität und Quantität zur Verfügung gestellt. Die Landwirtschaftskammer als staatliche Anerkennungsbehörde hat die Züchtung anerkannt und in mehreren Anerkennungs- und Kontrollschritten die Vermehrung zu Pflanzreben, deren Sortierung und Verkauf begleitet und mit einem Pflanzenpass nach EU-Norm die erforderlichen gesundheitlichen Eigenschaften der Pflanze attestiert. Ohne Rebveredlung, ohne die Betriebe, die gesundes und leistungsfä­higes Pflanzmaterial bereit stellen, ist Qualitätsweinbau längst nicht mehr möglich.

Vor etwas mehr als 100 Jahren war das noch ganz anders. Rebveredlung war da im Wein­bau überhaupt kein Thema. Erst eine existenzielle Gefährdung des Weinbaus in  Europa durch einen bis dahin unbekannten Schädling und eine geniale Verteidigungsstrategie machten Rebveredlung hier zur verbreiteten Selbstverständlichkeit. Rebveredlung setzte sich als  erfolgreichste biologische Schädlingsbekämpfung aller Zeiten rasch durch.

Das Jahr 1865 ist nicht wegen eines großen Weinjahrgangs ein ganz besonderes in der  europäischen Weingeschichte. Vielmehr ist ein unscheinbar kleines und in seiner Lebens­form recht kurioses Insekt verantwortlich dafür, dass dieses Jahr zum Merkdatum wurde. Es ist das Jahr, in dem die Reblaus (Vitaeus vitifliae) nach Frankreich eingeschleppt wurde und sich von da an rasant über das Land ausbreitete. Binnen weniger Jahre waren 2,5 Mio. Hektar Rebfläche zerstört, ohne dass irgendwelche Schutzmaßnahmen mit Aussicht auf Er­folg auch nur konzipiert waren, obwohl sich die klügsten Köpfe des Landes in Krisenstäben mit Louis Pasteur an der Spitze damit beschäftigten. Die Reblaus stammt aus Nordamerika und ernährt sich durch Saugen an den Reben.  Andere Pflanzen sind vor ihr völlig sicher. Man unterscheidet weiblich Wurzelläuse, die zahlreiche Eier legen, aus denen im Sommer sich einige zu geflügelten Rebläusen häuten und das Erdreich verlassen. Auch sie sind alle weiblich und legen  Eier aus denen männliche und weibliche Larven, die sogenannten Ge­schlechtstiere, schlüpfen. Denen fehlen Kauwerkzeuge und Verdauungsorgane, da ihre ein­zige Bestimmung darin besteht, für Nachwuchs zu sorgen. Das Männchen stirbt nach dem Begattungsakt, das Weibchen nach der Ablage eines einzigen Eis, aus dem im Frühjahr eine Laus als Mutter aller Folgegenerationen schlüpft. Sie legt die Eier für die oberirdische Gene­ration an den Blättern und für die Wurzelläuse, die den zerstörerischen Kreislauf schließen.

In Californien hatte sich in den Millionen Jahren der Evolution eine gegenseitige Anpassung von Parasit und Wirtspflanzen entwickelt, so dass die dortigen Rebsorten zwar befallen wur­den, aber nicht abstarben. In Europa aber hatte diese Evolution nicht stattgefunden. Für eine funktionierende Symbiose, wie in Amerika, fehlten die Voraussetzungen. Die Reblausinvasion traf die hier heimischen Rebsorten völlig unvorbereitet. Bei Befall bildeten sich an den Wurzeln Wucherungen, die das Leitgewebe schädigten. Im Winter faulten die Wucherungen, und das Wurzelsystem starb ab, und zwar in einer Rasanz, dass die Rebstockvernichtung infolge Reblausbefall sich epidemieartig ausbreitete.1874 trat die Reb­laus in der Gartenanlage Annaberg bei Bonn und damit erstmals auch in Deutschland auf. Sie traf hier allerdings auf eine gut vorbereitete Verteidigungslinie mit verschiedenen Qua­rantäne- und massiven Bekämpfungsmaßnahmen Am Ende des 19. Jahrhundert aber galten deutschlandweit dennoch 156  ha Rebland als verseucht. Die Gefährdungslage blieb außer­ordentlich hoch, bis die Ampelografie die Wende einleitete und mit der Freigabe des Pfropfrebenanbaus im Jahre 1925 die indirekten Bekämpfung endgültig den Triumph über die Reblaus brachte.

Die geniale Idee der Bekämpfung durch Pfropfen beruhte auf der Erkenntnis, dass der in Amerika praktizierte oberirdische Kreislauf der Reblaus über die Blätter bei den europäi­schen Reben ausblieb. Es kam hier ausschließlich zum Befall und Absterben der Wurzeln Bei den amerikanischen Sorten hatte der Wurzelbefall dagegen nicht zum Absterben geführt. Das war der Schlüssel zur Bekämpfungsstrategie mittels Rebveredlung. Zunächst wurde in Deutschland der Anbau der amerikanischen Reben verboten, damit der Blattbefall unterbun­den wurde; sämtliche Bestände wurden vernichtet. Reblausbekämpfung wurde zur hoheitli­chen Aufgabe. Die Herstellung und der Anbau von veredelten Pfropfreben unterliegen bis heute der staatlichen Kontrolle.

Die Pfropfrebe besteht damals wie heute aus zwei Bestandteilen. Der oberirdische Teil be­steht aus einer europäischen Rebe, die nicht am Blatt befallen werden kann, und die als de­finierte Rebsorte (Klon) den späteren Wein in seiner Art bestimmt. Aufgepfropft wird diese Rebe als Edelreis mit einem Austriebsansatz (Auge) auf eine unterirdische Unterlage, die aus reablausunempfindlichen amerikanischen Sorten gekreuzt wurde. Die Unterlage über­nimmt über ein tief greifendes Wurzelwerk später die Nährstoff- und Wasserversorgung. Aus dem Edelreisauge wächst der Rebstamm, der Reben, Blätter und schließlich Trauben her­vorbringt Der Rebveredler stellt die Verbindung der beiden Bestandteile her, indem er mit speziellen Schnitten ein gemeinsames Wundgewebe (Kallus) bildet. Darin verwachsen beide miteinander und werden zur pflanzlichen, reblausresistenten Einheit

Im Rebenveredlungsbetrieb werden die jungen Pfropfreben so lange gehegt und gepflegt, bis sie im Freiland der Rebschule über eine gesamte Vegetationsperiode kultiviert werden. Wenn sie 1 Jahr alt sind, kann die Pflanzung durch den Winzer erfolgen. In der Regel zwei Jahre nach der Pflanzung im Weinberg trägt der Rebstock die ersten Trauben und erreicht ab dem dritten seine volle Leistungsfähigkeit. Der so angelegte Weinberg kann eine Lebens­dauer von 30 Jahren und, wenn gewollt, noch mehr erreichen. Im Hinblick auf Reblausvorsorge muss der Winzer lediglich verhindern, dass sich oberhalb der Verede­lungsstelle Wurzeln bilden oder es unterhalb zu Blattaustrieb kommmt, da beides der Reb­laus wieder eine Angriffsfläche bieten würde. Solches geschieht häufig in aufgegebenen und ver­wilderten Weinbergen (Drieschen), deren Beseitigung auch unter diesem Gesichtspunkt eine dringende Aufgabe ist. Reblausbefall wurde in den vergangenen Jahren wieder häufiger festgestellt. Betroffen waren wurzelechte Reben und Pfropfreben der Unterlagensorte 26 G. 2006 wurde das Anpflanzen wurzelechter Reben verboten. Zu verhindern, dass sich die Reblaus neue Lebensbedingungen erschließt und damit wieder zu einer großen Gefahr wird, ist eine wichtige Aufgabe für Züchter, Rebveredler und Winzer. Die Funktion der Rebveredler besteht dabei in der Kultivierung resistenter Unterlagen und der Selektionierung nach Maß­gabe der jeweiligen Standortbedingungen des anzulegenden Weinbergs. Mit der Wahl der Pfropfkombination  von Unterlage und Klon entscheidet der Rebveredler nicht zuletzt auch fundamental über den wirtschaftlichen Erfolg der neuen Rebanlage. Er kann dabei auf um­fassende Affinitätsversuche etwa des DLR Rheinpfalz zurückgreifen.

Die Landwirtschaftskammer betrachtet die Prämierung von besonderen Betriebsleistungen als Anerkennung und Ansporn zugleich. Die Bewertung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird im Zuge einer Feldbesichtigung im Sommer eine Beurteilung der Rebschule nach defi­nierten Kriterien vorgenommen. Später wird die Beschaffenheit des setzreifen Pfalzguts ge­prüft und ebenfalls anhand vorgegebener Kriterien mit Punkten bewertet. Bei der Rebschulprämierung 2008/2009 für die Anbaugebiete Rheinhessen und Nahe, die  gemein­sam mit der Wein- und Sektprämierung in Mainz vorgenommen wurde,  wurden mit einer gol­denen Kammerpreismünze ausgezeichnet:

Rolf Dexheimer, Unterwendelsheim 56, 55234 Wendelsheim

Weingut Jäger, Rheinstr.17, 55437 Ockenheim

Wolfgang Kern, Neustr. 24, 55578 Wallertheim

Gerold Knewitz, Außerhalb 13, 55437 Appenheim

Walter Kiefer, Wallertheimer Str. 5, 55288 Armsheim-Schimsheim

Werner Magmer, Hauptstraße 19, 55546 Biebelsheim

Ulrich Martin,  Rebschule, 67599 Gundheim

Jürgen Mauer, Mittelstraße 22, 55578 Gau-Weinheim

Hans-Günther Müller, Wackernheimer Str. 6, 55270 Schwabenheim

Adelheid Reimann, Klosterweg, 55452 Guldental

Klaus-Heinrich Rupp, Schulstraße 9, 55578 Wallertheim

Heinz-Willi Sommer, Mühlweg 19, 55599 Siefersheim

Klaus Schäfer, Wallertheimer Str. 8, 55288 Armsheim-Schimsheim

Peter Strubel, Wilhelm-Leuschner-Str. 3, 55237 Flonheim-Uffhofen

Ernstfried Wennesheimer, Westring 29, 67550 Worms-Abenheim

Quelle: Frieder Zimmermann, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

Qualifizierungsseminar „Urlaub auf dem Winzerhof“

Qualifizierungsseminar „Einstieg in die Gästebeherbergung – Urlaub auf dem Winzerhof“

16.12.2009 Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bietet am 08./09. Februar 2010 in Alzey ein neues Seminar in der Gästebeherbergung an. Dieses Seminar richtet sich an Winzerinnen und Winzer, die in diesen Touristikbereich einsteigen möchten. Es werden die aktuelle Entwicklung auf dem Tourismusmarkt, die Auswirkungen auf die Angebotsgestaltung, konkrete Einrichtungsempfehlungen, rechtliche Aspekte und Erfolgstipps für das Marketing aufgegriffen und behandelt. Außerdem werden auch Weinbaubetriebe besucht, die bereits Erfahrung auf dem Gebiet der Gästebeherbergung haben.

Die Tagungsgebühr beträgt 95 Euro (inkl. Verpflegung). Anmeldungen (Anmeldeschluss ist der 25. Januar 2010) und Rückfragen richten Sie bitte an: Hildegard Runkel, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Burgenlandstraße 7, 55543 Bad Kreuznach, Telefon: 0671 / 793 – 1163 oder 0671 / 793 – 1155, Telefax: 0671 / 793 – 17155, Email: markt [at] lwk-rlp [dot] de. Das Programm finden Sie im Internet unter www.lwk-rlp.de in der Rubrik Beratung / Landtourismus.

Kleine Champagnerprobe auf Schloss Westerholt

I. Flight
Pierre Peters Perle de Mesnil Blanc de Blancs Grand Cru NV
150000 Fl. p.a.
Liebling der französischen Sternegastronomie. Viel Le-Mesnil-Säure, mit Frucht und Malo abgedämpft. Champagner für Feingeister.

Yves Delozanne Cuvée d’Exception NV (1997)
60000 Fl. p.a.
Je 1/3 PN, CH, PM
Archetypischer Vallée de la Marne Champagner. Mürbe, biscuitig, sehr ausgewogen und schon gut reif, solo besser als mit Begleitung; sympathischer, etwas rustikaler Stil nach Art der Pfalzrieslinge

II. Flight
Michel Gonet Blanc de Blancs Grand Cru 1998, btl. no. 3801
300000 Fl. p.a.
handbemalt
Klassischer Avizechampagner mit einer Perlenkette freundlicher Aromen, von Weissdorn über Nashibirne, Ananas, Weinbergpfirsich hin zu Mandarine, Nektarine und einem Mineralrückgrat, das den Champagner immer aufrecht stehen lässt.

André Clouet Un Jour de 1911 Blanc de Noirs Grand Cru, btl. no. 800, degorgiert am 27. Feb. 2007
65000 Fl. p.a.
25% 1997, 50% 1996, 25% 1995
Grosser Champagner nach Art der Grossväter. Ein Abgrund von Pinot Noir: Erotik im Glas, würzig, weinig, warm, fast schwül, ein richiger Burlesque-Champagner.

III. Flight
Bernard Hatté Rosé NV
40000 Fl. p.a.
100% PN
Winzerrosé aus der östlichen Montagne, Verzenay Grand Cru ist zusammen mit Ay und Ambonnay eines der mächtigsten Pinotterroirs der Champagne – und bernard Hatté macht das Beste draus, je nach Jahr mit Stahltank oder Holzfass, aber immer bis ins Letzte ausgeleuchtete Aromatik, präzise sitzende Säure und ein ruckelfreises Weinvergnügen zum kleinen Preis, leider auch nur in kleiner Menge

Larnaudie-Hirault Rosé Premier Cru NV
30000 Fl. p.a.
20% Rotweinzugabe
Winzerrosé von der westlichen Montagne, Premier Crus aus Trois Puits und Rilly-la-Montagne kommen in diesem Rosé zusammen. Gaumenschmeichler mit viel Rosenblättern, Zitrusschale, Kräuterwürze. Reiner Wein aus dem Stahltank, unverkitscht auf die Flasche gebracht.

IV. Flight
Tarlant Brut Zéro Rosé NV, degorgiert Juni 2006
100000 Fl. p.a.
15% PN, 85% CH
holzfassausgebaut, Rotweinzugabe
Parkers Liebling mit einem innovativen Geschoss. Dass die Tarlants schon seit 50 Jahren mit Extra-Brut hantieren, weiss fast keiner. Deshalb staunt alle Welt immer über diese aus dem Handgelenk geschüttelten Cuvées von Jean-Mary und Benoit Tarlant. Aber diese mühelose entfachte Fruchtexplosion verdankt sich nicht dem Zufall, sondern langer Erfahrung und harter Verkostungsarbeit.

Taittinger Comtes de Champagne Rosé 1997
4,7 Mio. Fl. p.a.
70% PN, 30% CH
Maischekontakt
Der alte Adel unter den grossen Rosés und einer der besten Prestigerosés überhaupt. Trinkt sich hervorragend und kostet im Gegensatz zu den edelrosés der anderen Grosskopfeten nicht die Welt. Taittingertypische Eleganz, sportliche Sehnigkeit, der perfekte Triathlet: gut aussehen, gut duften, gut schmecken.

V. Flight
Regis Fliniaux Cuvée des Signataires NV
20000 Fl. p.a.
50% PN, 50% CH
holzfassausgebaut
Das Genie aus Ay, leider ständig ausverkauft, aber wenn man Regis mal vor dem ersten Hahnenschrei in seiner Heimstätte beim Dégorgieren (alles von Hand!) überrascht, dann darf man auch ein paar Flaschen mitnehmen. Die Signataires sind ein Wahnsinn aus Kirsche, Banane, Ananas, Mango, Passionsfrucht, mit spritziger Säure und gutem Kehlenprofil.

2003 by Bollinger
1,3 Mio. Fl. p.a.
70% PN, 30% CH
holzfassausgebaut
Hommage an ein desaströses Jahr. Einer der merkwürdigsten Champagner der letzten Jahre, hing zuerst wie ein toter Wellensittich im Glas, entwickelt sich aber seit etwa einem jahr immer besser und rollt unaufhaltsam auf seinen wahrscheinlich recht baldigen Reifehöhepunkt zu. Kaffee, Toffee, viel Apfel, wenig Säure, Mürbeteig, mineralisch-jodige Noten. Sicher nicht für jeden ein Genuss, aber auf jeden Fall eine Besonderheit.

VI. Flight
Moet et Chandon – Dom Pérignon 1998
26 Mio. Fl. p.a.
50% PN, 50% CH
Der Mönch und die Mode – von Lagerfeld aufwendig in Szene gesetzt und von den Stars und Sternchen weltweit mehr oder minder besinnungslos weggeschlürft. Dabei verdient dieser Champagner und dieser Jahrgang eine genauere Betrachtung und eingehendere Würdigung; sicher: als überragend werden 98, 99, 00, 01 nicht in die Geschichte der Champagne eingehen – aber das gilt auch für 1987, 1995 und 1997. Und aus diesen Jahren gibt es sensationelle Champagner. Das wiederum zeigt: der Könner im Keller kann was draus machen. Beim Dom hat es geklappt. Kein Dom vom Kaliber eines 90 oder 96, aber einer mit einem eigenständigen, bodennahen Profil, fast ein wenig back to the roots. Mineralisch, sehr viel Toast, Kräuter, die typisch dommige Leichtigkeit und die ständige Verwandlung und weiterentwicklung im Glas machen aus diesem Champagner dann doch noch einen würdigen Dom.

Gosset Celebris 1998
900000Fl. p.a.
36% PN, 64% CH
kein BSA; Holzfassausbau
Champagner vom ältesten Weinhaus der Champagne. Völlig anders als der durchgeistigte Mönch. Von Anfang an präsent, mit starker Stimme, starken Aromen, starker Säure, von allem etwas, ohne dass man das Gefühl des non multa sed multum bekommt. Starke performance dieses etwas aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerutschten Hauses.

Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz prämiert deutsche Sekte

Bei der Landesprämierung für Wein und Sekt 2009 wurden 554 Sekte aus den sechs rheinland-pfälzischen Anbaugebieten mit Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet. Mit 268 Prämierungen lag die Pfalz vorne, gefolgt von der Mosel mit 169 und Rheinhessen mit 92. Ein aussagekräftiger Vergleich ist nur in den drei großen Anbaugebieten möglich. Die erfolgreichsten Be­triebe sind:

 

  • an der Mosel das Sekt- und Weingut St. Laurentius in Leiwen mit 10 mal Gold, die Saar-Mosel-Winzersekt GmbH in Trier (3 Gold, 1 Silber, 1 Bronze), die Staatliche Weinbaudomäne in Trier (3 Gold, 2 Silber) und das Weingut Hank in Mehring (3 Gold, 1 Silber),
  • in Rheinhessen das Weingut Kurt Erbeldinger in Bechtheim (7 Gold, 3 Silber, 1 Bronze), das Wein­gut Posthof in Stadecken-Elsheim (5 Gold, 1 Silber)  sowie die Weingüter Gres (Appenheim) und Pitthan (Zotzenheim) mit je 3 Gold,
  • in der Pfalz das Sektgut Martinushof in Niederkirchen (8 Gold, 1 Silber), die Sektkellerei Schloss Wachenheim (7 Gold, 9 Silber), das Wein- und Sektgut Wilhelmshof in Siebeldingen (5 Gold, 2 Sil­ber, 1 Bronze) und Holz-Weisbrodt in Weisenheim am Berg (3 Gold, 3 Silber).

Alle prämierten Sekte und ihre Erzeuger finden sie unter www.praemierung-rlp.de.

Zur Pressemitteilung: http://www.lwk-rlp.de/content.jsp?kontext=lwk_presse&auswahl=6583

Junglas/Knoll: Das große Buch vom Sekt

Das große Buch vom Sekt

Wolfgang Junglas, Rudolf Knoll

Societäts-Verlag, 2008

152 Seiten, leinengebunden mit Schutzumschlag

€ 24,90

ISBN: 978-3-7973-1098

Das wertig ausgestatte Buch erweckt auf Anhieb gar nicht den Eindruck, als sei es das große Buch vom Sekt. Sicher, die impressionistische Umschlagabbildung mit den ausgelassenen Schaumweinschlürfern wirkt animierend, stellt einen historischen Bezug her und lässt Ambition ebenso ahnen, wie der Titel. Aber auf gerade einmal 150 Seiten? Nun, um es kurz zu machen: es ist ein gutes Buch vom Sekt und es trägt den Besonderheiten des Markts Rechnung.

Ein obligatorischer Geschichtsabriss vorweg, die drei großen Sekthersteller als Starter und an dieser Stelle fällt bereits auf, dass das Buch zwar einiges über Verkaufszahlen und Sekt-Geschichte(n) nebst ansprechenden Photographien preisgibt, aber leider nur wenige Verkostungsnotizen. Es mag ja durchaus sein, dass die Sekte der zu Henkell & Co. gehörigen Kurpfalz Sektkellerei Speyer vor Ort gut eingeführt sind, ob es aber auch Beweisanzeichen für besondere oder zumindest nennenswerte Güte dieser Produkte gibt, ist für den außerpfälzischen Leser ohne direkten Zugriff auf diese Sekte gleichwohl nicht uninteressant. Die Autoren werden sich ja der Verkostung nicht entzogen haben, wie die Zeilen zum Fürst von Metternich zeigen, aber gerade wenn man sich mit dem Phänomen der im Supermarkt verkauften Sekte auseinandersetzt, sollte man seine Leser etwas an der Probenarbeit teilhaben lassen.

Es folgen in alphabetischer Reihe die kleineren, feinen Produzenten, regionale Sektkellereien und Winzersekte, bevor ein Sektlexikon den Abschluss macht. Sehr erfreulich ist dabei, dass zu Beginn eines jeden Kapitels gleichsam ein Obersatz vorangestellt wird, der erklärt, welches die Kriterien für die Aufnahme eines Erzeugers in eben dieses und nicht ein anderes Kapitel sind. Über die konkrete Einordnungmag man streiten, die Methode an sich ist gut.

Neben den – eigentlich in der Vergangenheit mit höherer Berechtigung als heute – vielbeschriebenen Wundertieren von Andres & Mugler (Pfalz) finden sich so exzellente Erzeuger wie Norbert Bardong (Rheingau – der Geisenheimer Schlossgarten, spät degorgiert, kann regelrecht traumhaft sein, wenn er nicht zu viel Schwefel abbekommen hat) und die Sektmanufaktur Lergenmüller aus der Pfalz (deren Stärke nicht nur beim Rotwein liegt, sondern, nach intensiver Erforschung des Sprudelns nicht nur der Champagne, durchaus und gerade beim vollmundigen, speiseaffinen Sekt). Natürlich fehlen Menger-Krug und Ohlig genauso wenig, wie die jeweils recht unterschiedlichen Raumland, Reinecker, Schloss Vaux, Schloss Wackerbarth oder der Wilhelmshof. Jeder Erzeuger wird mit ein paar salongastgeberhaften Worten vorgestellt und es entsteht flott der Eindruck, dass Autoren und Erzeuger einander persönlich und zum Teil schon lange kennen. Dem Lesespass kommt das zugute; auch das Gefühl, die Informationen gleichsam wie bei einem Kamingespräch mit dem Winzer selbst zu erlangen, fördert den Eindruck, hier den richtigen Griff getan zu haben.

Die regionalen Sektkellereien prunken nicht mit Namen, die sich Sektliebhaber mit dem Hinweis zuflüstern, einen absoluten Wahnsinnserzeuger ausfindig gemacht zu haben, aber es wird solider Mittelstand geboten. Mehr dürfte auch kaum möglich sein. Affaltrach, Bernard-Massard, Brogsitter und Herr von Canal geben sich unter anderem die Ehre, die älteste badische Sektkellerei Schweickert kann ebenfalls aufwarten und wird richtigerweise wohlwollend besprochen.

Der vielleicht spannendste, individuellste Teil des Buchs ist dann der mit den Winzersekten. Dass das Kapitel mit der Winzergenossenschaft Alde Gott beginnt, ist nicht recht einzusehen, aber im Gegenzug findet sich der Spitzensekt des Weinguts Georg Breuer ebenso wieder, wie das sprudelnde Dorsheimer Goldloch von Diel. Schade ist indes, dass der ausgezeichnete Forster Pechstein Brut vom Reichsrat von Buhl im Buch nicht aufzufinden ist. Ebenfalls reizvoll wäre es für den Leser gewesen, etwas mehr über den Nobling-Sekt der WG Britzingen zu erfahren. Das Weingut Heid aus Fellbach hat die lobende Erwähnung sicher verdient, die immer wieder eingeflochtenen Verweise auf die für sich betrachtet ja keineswegs schlechte Zeitschrift Vinum sind hingegen meiner Ansicht nach entbehrlich. Klar, dass das Weingut Kirsten aus Klüsserath nicht fehlt; ich bedauere aber aus- und nachdrücklich, dass die überragenden Sekte von Schloss Sommerhausen (etwa der nach 6 – 7 Jahren degorgierte Riesling Brut) ganz und gar nicht besprochen werden, da hilft auch die sehr kurze Besprechung des Weinguts Köwerich nicht weiter. Im Übrigen sind natürlich auch die Battenfeld-Spanier, Ratzenberger, Rebholz und Geheimrat J. Wegeler enthalten, schmerzlich vermisst werden hingegen Sekte von Produzenten wie Alfons Stoffel aus Leiwen oder vom Obermenniger Weingut Rausch.

Das grosse Buch vom Sekt hat also erstaunlich viel zu bieten. Große Namen, in persönlichen Gesprächen gesammeltes Hintergrundwissen und einen angenehm lesbaren Schreibstil. Schwächen sehe ich beim Herausarbeiten der Eigenschaften einzelner Sekte, auch fehlen technische Werte, die über die Rebsortenzusammensetzung hinausgehen, fast völlig. Echte Geheimtips finden sich eigentlich nicht und auch mancher bekannte und in der Trinkpraxis bewährte Name hätte sicher noch hineingepasst. Um also dem Anspruch eines großen Buchs vom Sekt gerecht zu werden, müsste noch einiges nachgefüttert werden. Das Konzept, vielleicht um ein paar Werbeaussagen erleichtert, gefällt aber. Es ist deshalb ein gutes Buch vom Sekt.

Antrittsbesuch in Nelson Müllers Schote

 

 

I.Blutwurststrudel mit Linsen und Kartoffelschaum, dazu Champagne Forget-Brimont Brut Premier Cru

Gute Blutwurst esse ich gerne. Die solide Kombination mit Linsen und/oder Kartoffeln wird dabei für mich immer ein Klassiker bleiben, zu dem ich gern zurückkehre. Gut zum Blutwurststrudel passte der oxidative, hauptsächlich von Reserveweinen getragene und sehr apfelige Stil des Champagners aus Ludes, einer ziemlich zugigen Ecke in der Montagne de Reims, wo sich ein wenig Chardonnaydiaspora befindet, die den Champagnern dieser Region eine frische, glatte, kühle Stilistik verleiht.

 

II. Snickers von Foie Gras mit Cox Orange, dazu Selbach-Oster Bernkasteler Badstube Spätlese 2001

Foie Gras mit Apfel ist auch immer eine sichere Bank. Item die Weine von Johannes Selbach. In der Bernkasteler Badstube wachsen die Äpfel förmlich aus dem Glas und das Cox-Orange Aroma mit den dahin- und wegschmelzenden Toffee- und Nougatnoten vom Snickers vermählt sich in einer chymischen Hochzeit, die derjenigen des Christia Rosencreutz zur Ehre gereicht hätte.

 

III. Curry-Zitronengrascrèmesuppe mit Hummercroustillon, dazu Bott-Geyl, Crémant d'Alsace

Der Bott-Geyl ist ein ziemlich grober Bursche mit einem weichen Herz, so eine Art Manfred Krüger als Franz Meersdonk in der Serie Auf Achse, bloss dass er im Glas sprudelt. Passte daher gut zur reichlich sättigenden, sämigen, aber nicht fetten oder zu dick geratenen Crèmesuppe. Auflockernd und gut abgestimmt zum Crémant war auch das Zitronengras. Das Hummercroustillonbäcclhen machte auch keine Probleme. Gelungener Gang.

 

IV. Crepinette von Wachtel und Stubenküken mit Perlgraupen und Pfifferlingen, dazu Weingut Fritzen, Wintricher Großer Herrgott Spätlese 1988 und Siegrist, Riesling GG Sonnenberg, 2007

Fritzen zeigte etwas Firne und Petrol, war aber sonst in sehr guter Form. Nicht so schwer, dass er das kleine Geflügel erdrückt hätte und mit seiner leicht pilzigen Art auch zwischen perlgraupen und Pfifferlingen sehr gut angesiedelt. Siegrist dagegen hätte deutlich frischer sein dürfen und verlor mit Luft immer mehr von seiner anfangs so schönen, sympathischen Pfälzer Art, vor allem ging mir das erfrischend zitrusfruchtige Element viel zu schnell verloren und übrig blieben nur Aprikosenpampe, eine leichte Bitternote und Alkohol.

 

V. Entenbrust, gefüllt mir Rahmkohlrabi und Trompetenpilzen, dazu Friedrich Becker, Laisser-faire, 2007

Zum kröftigen Entenfleisch gibt es doch fast nichts besseres, als einen in der Gärung steckengebliebenen Pfalzriesling. Der von Friedrich Becker bestätigte das nachdrücklich, bodennahe Wärme, mit würzigen, auch mineralischen Noten und eine sehr selbstbewusste Fruchtsüsse waren hier der Flipperautomat für die Geschmackskugel, die zwischen der vorbildlich rosa gebratenen Ente, dem aromatisch für Wein immer etwas schwierigen Kohlrabi und den delikaten Pilzen hin- und herballerte.

 

VI. Gekühlter Mäusespeck, Schokokrossi und Tonkabohnentaler in Kokosstaub, dazu Château de Rouquette, Loupiac, 2006

Der Loupiac passte am besten zur Tonkabohne, deren stets etwas muffige, mit Kokos aber sehr charmante Aromatik gut zum Wein passte und daher überzeugen konnte. Der milchschokoladie Krokant war mir so schon fast zu süss und schien sich mit dem Weine auch noch zu potenzieren, was eine schwierige Kombination ergab. Der kühle Mäusespeck dagegen entwickelte sogar minzige Noten und war zwar vom Beissgefühl her etwas gewöhnungsbedürftig, aber keineswegs schlecht.