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Die nächste Generalversammlung des CDER …

… befasst sich, ja womit? Genau – mit der "Champagnerkrise".

Das CDER (Centre Départemental d'Economie Rurale) kann man wahrscheinlich am besten mit den rheinland-pfälzischen DLRs (Dienstleistungszentren für den ländlichen Raum) vergleichen. Das 1956 gegründete CDER hilft landwirtschaftlichen und weinbautreibenden Betrieben bei der Umsetzung technischer, ökonomischer, sozialer und juristischer Neuerungen.

Am 4. Februar wird der Wirtschaftshistoriker Jacques Marseille vor der Generalversammlung des CDER einen Vortrag über Möglichkeiten, versteckte und womöglich sogar offene Trümpfe in der Krise halten. Man darf auf die Thesen gespannt sein.

Beginn ist 14:00 Uhr.

Die Veranstaltung findet statt im Complexe du Mont Bernard in Châlons en Champagne.

Champagnerbücher

Jeder, der sich mit Wein beschäftigt, weiß, wo in etwa die Champagne liegt und dass Champagner eine Sonderstellung unter den Weinen einnimmt. In der – überschaubaren – Literatur zum Thema findet sich deshalb seit Jahren nichts wesentlich Neues zu den Produktionsmethoden und zur Geschichte des Champagners, bzw. der Region.

 

Was die Champagnerbücher voneinander unterscheidet, ist die Herangehensweise an das Thema. Klassiker von enzyklopädischem Anspruch stehen neben leichter Muse, Verkostungsnachschlagewerke neben seelenlosen Reihenverkostungskonvoluten. Nachfolgend eine kleine, grob gegliederte Übersicht über einige der wichtigsten Champagnerbücher.

 

Die Klassiker stehen an erster Stelle und unter den Klassikern steht an erster Stelle

 

Bonal, Francois: Le Livre d'Or du Champagne, 1984 bei Éditions du Grand Pont, ISBN: 2-88148-001-2

Der Wälzer von Bonal ist eine Champagnerenzyklopädie, in der praktisch alles steht, was man über Champagner wissen muss. Ihre Nachteile sind, dass es keine deutsche Ausgabe gibt, und dass die letzte Auflage schon länger zurückliegt. Im Buchhandel ist das auch als Haushaltsleiter verwenbare Nachschlagewerk nicht einfach zu bekommen, aber bei den großen Anbietern wie ZVAB, abebooks und manchmal auch amazon sollte es durchaus klappen.

 

Der nächste Klassiker bringt nicht annähernd so viel Gewicht auf die Waage, wie der Buchdeckel des Bonalfolianten, ist aber trotzdem wichtig.

 

Dulin, Jean-Michel: Le Guide Vert Champagne Ardenne, 2002 bei Michelin, ISBN: 2-06-031605-7

Die verdienstvollen und handlichen Führer von Michelin enthalten zahllose wertvolle Hinweise zu den jeweiligen Regionen. Der Champagnerguide enthält eine Unmenge an Karten, Plänen, Bildern, Tips und Hinweisen auch zu entlegenen Ortschaften der Champagne. Er sollte auf keiner Reise fehlen, bei der es um mehr als "nur" die Verkostung möglichst vieler Champagner geht.

 

Dieses schöne Buch aus dem verdienstvollen Hallwag-Verlag gehört für interessierte Laien und ortskundige Champagnerfreunde gleichermaßen zur klassischen Vorbereitung für eine Tour ins gelobte Ländchen.

 

Johnson/Duijker, Hugh und Hubrecht: Atlas der französischen Weine, 1988 bei Hallwag, ISBN: 3-444-10496-0

Auf neun Seiten findet sich Kartenmaterial zu den Gebieten der Kernchampagne und der Aube. Begleittexte und Hinweise zu Erzeugern, Restaurants und Hotels runden den geographischen Zugriff ab. Unklar bleibt leider, warum die Lagen nach Bewertungen von "90% – 98%" und "mindestens 99%" eingefärbt sind – denn die "échelle des crus" spricht ganz eindeutig von 100% für Grand Cru und den Abstufungen darunter für Premier Cru. Trotzdem ist der Atlas hilfreich, wenn man sich ein Bild von der Verteilung der Crus in der Champagne machen möchte und mit den vielen oft ähnlich klingenden Ortsnamen noch nicht so sehr vertraut ist. Im Zeitalter der Navigationssysteme vielleicht irgendiwe altmodisch, aber es schadet nicht, eine höchstpersönliche Vorstellung von der geographischen Situation im Kopf zu haben.

 

Auch dieses Werk gehört zu den Klassikern. Heute wird man es eher wegen des Lesegenusses als wegen aktueller Informationen zu den Cuvées der einzelnen Häuser konsultieren.

 

von Paczensky, Gerd: Champagner, 1996 bei Hädecke, ISBN: 3-7750-0280-4

Das Buch ist immer noch einer der deutschsprachigen Klassiker und stellt die wichtigsten großen Häuser vor. Einige Veränderungen hat es zwischenzeitlich auf Konzernebene gegeben, aber da sich an der Geschichte und Reputation der meisten Marken nichts geändert hat, bleibt das Werk eine Empfehlung wert.

 

Champagnerwissen unterhaltsam zusammengefasst, könnte das Motto für die zweite Gruppe der Champagnerbücher lauten.

 

Zu den Altvorderen gehört hier

 

Bichsel, Rolf: Champagner, 1999 bei Sigloch, ISBN: 3-89393-191-0

Geschmackvoll ausgestattetes Büchlein, das aus Sicht des Fachjournalisten empfehlenswerte Häuser beschreibt. Erfreulich ist, dass dort neben den allfälligen Großkopfeten auch einige in Deutschland bis heute weniger bekannte Erzeuger auftauchen, die sich im Laufe der Jahre einen ganz guten Ruf erarbeitet konnten.

 

Ein Buch, das sich unvermindert großer Beliebtheit bei ebay erfreut, ist

 

Cantini, Patrizia: Champagne e Spumanti, 1995 bei Droemer Knaur, ISBN: 3-426-26773-x

Das ideale Geschenkbüchlein, handlich, stilsicher, im wertigen Schuber, bei unterschiedlichen Verlagen häufiger aufgelegt. Neben der allgemeinen Beschäftigung mit Champagner und italienischem Schaumwein gibt es eine hübsche Rezepteauswahl.

 

In Ausstattung, Schreibstil und Themensetzung ist Göldenboogs leider nicht mehr aktualisiertes Buch einer der unterhaltsamsten und lehrreichsten kleinen Führer durch die Champagne.

 

Göldenboog, Christian: Champagner, 1998 bei Klett Cotta, ISBN: 3-608-91881-7

Das schon etwas ältere Büchlein versammelt auf sehr unterhaltsam und gut geschriebene Weise eine Mischung aus Champagnerreise und Verkostungsnotizen. Dabei fließen Informationen aus den Gesprächen mit vielen bis heute sehr gefragten und zum Teil zu Kultwinzern avancierten Erzeugern ein. Komprimierter, unterhaltsamer und zutreffender kann man Champagnerwissen fast nicht vermitteln.

 

Kluge Köpfe und Edel-Grabbeltischwühler kennen die Flaschenpostserie natürlich schon lange.

 

Dohm, Horst: Flaschenpost aus der Champagne, 1990 bei Keysersche Verlagsbuchhandlung, ISBN: 3-87405-205-2

Veröffentlichung aus der FAZ-Reihe "Flaschenpost aus …". Horst Dohm schreibt flott und informativ über die seinerzeit interessanteren Häuser, nicht nur aus der Champagne. Die Bebilderung ist sehr ansprechend und vermittelt einen guten Eindruck von der über- und unterirdischen Betriebsamkeit in der Champagne. Großartige Entdeckungen hat Dohm damals nicht gemacht, aber darum ging es ja bei dieser Serie auch gar nicht.

 

Unter den jüngeren Arbeiten mit wissenschaftlichem Hintergrund treten zwei ganz besonders hervor.

 

Liger-Belair, Gérard: Entkorkt!, 2006 bei Elsevier, ISBN: 3-8274-1666-3

Der Reimser Professor beschäftigt sich mit der naturwissenschaftlichen Seite des Prickelns. In großartigen Bildern hält er die Entstehung und das Vergehen der winzigen Perlen fest und erläutert die Umstände des Champagnerschäumens. Auch für Laien gut verständliche Einführung.

 

Aus dem deutschen Sprachraum ist die Arbeit von Rädle sehr begrüßenswert.

 

Rädle, Klaus: Champagner – Fakten, Daten, Hintergründe, 2009 bei Pro Business, ISBN: 978-3-86805-327-2

Noch ein wissenschaftlich geprägter Autor, der die wesentlichen Vorgänge der Champagnerbereitung auseinandernimmt. Die Formeln zu Berechnung von Gasdruck, Dosageliqueur, Alkohol-, pH-, Restzucker- und Säuregehalt mögen nicht jeden interessieren, sind aber für Fortgeschrittene wertvoll.

 

Champagnerguides mit Verkostungsnotizen, also das, worum bei Parker so viel Aufhebens gemacht wird. Beim Champagner ist es, merkwürdiger- und erfreulicherweise nicht so, dass ein Champagnerguru mit 97 Punkten für bestimmte Champagner das ganze Marktgefüge umkrempeln könnte. Je nach Ductus bereitet die Lektüre der verschiedenen Guides sogar Freude.

 

Zu den handlicheren, leider auch nicht ganz taufrischen Führern zählt


Edwards, Michael: Champagner, 1994 bei Wilhelm Heyne, ISBN: 3-453-08704-6

Taschenführer, der einen gesunden Mix aus großen Häusern und kleinen Erzeugern bereithält.

 

Der Deutschweinzampano gibt die Resultate seiner Gaumenarbeit nun auch über Champagner zum besten.

 

Eichelmann, Gerhard: Champagne – 800 Champagner bewertet und kommentiert, 2005 bei Mondo, ISBN: 3-938839-11-2

Wer mit Eichelmanns monotoner Weinansprache etwas anfangen kann, darf sich über ein relativ umfangreiches Werk über die zur Zeit marktgängigen Champagner freuen. Neuentdeckungen gibt es natürlich keine, aber die – vor allem – französische Fachpresse wird einigermaßen nachvollziehbar ausgewertet.

 

Sympathisch und etwas weiter weg von den ausgelatschten Champagnerpfaden bewegt sich

 

Schrader, Halwart: Die besten Champagnerlagen, 2005 bei Hoffmann Verlag, ISBN: 3-935834-18-7

Schrader kümmert sich um die kleineren Erzeuger. Der Führer ist klar strukturiert und widmet jedem Winzer ein kleines Portrait samt Verkostungsnotiz.

 

Nach wie vor unumgänglich ist natürlich


Stevenson, Tom: Sekt & Champagner, 1999 bei Könemann, ISBN: 3-8290-0890-2

Eigentlich auch ein Klassiker, leider schon lange nicht mehr überarbeitet – von einem ins Internet gestellöten .pdf-Führer aus dem Jahr 2003 einmal abgesehen. Umfangreiche Informationen auch zu älteren Jahrgängen und weniger bekannten Herstellern, gut lesbar geschrieben. Auch andere europäische und außereuropäische Schaumweinhersteller werden kurz beschrieben. Der Anhang und das Glossar sind besonders für Anfänger sehr hilfreich.

 

für alles, die es kürzer mögen:

 

ders.: Champagner, Sekt, Prosecco & Co., 2000 bei Dorling Kindersley, ISBN: 3-8310-0002-6

Ein Taschenführer ähnlich dem von Edwards. Knappe, aber nachvollziehbare Informationen zu den wichtigeren Champagnern der bekannten Hersteller.

 

Und für alle, die eine Verkostungsikone suchen

 

Juhlin, Richard: Champagne Guide, 2008 bei Richard Juhlin Publishing, ISBN: 978-91-633-3191-6

Die wohl umfangreichste und wichtigste Publikation zum Champagner. Wenn man Juhlins Geschmack und sein Punktesystem kennt, kann man damit auch etwas anfangen. Besonderheiten: 1. Juhlins Punktesystem reicht von 0 – 100. Ein Champagner, der den Durchschnitt von Juhlins Verkostungshorizont erreicht, bekommt genau 50 Punkte – also nicht wundern, wenn ein lobend beschriebener Champagner nur 79 Punkte erhält. 2. Juhlin liebt alte Champagner. Viele von denen bekommt man nicht zu kaufen. Für den Kunden sind Bepunktungen insoweit nur wenig hilfreich. 3. Juhlin mag Rosé-Champagner nicht besonders gern. Dort bepunktet er besonders streng. 4. Juhlin mag aber sehr gern ultratrockene Jahrgangs-Blanc de Blancs. Wer hier seinen Geschmack teilt, kann schöne Entdeckungen machen. Bei anderen Champagnern kann die Bepunktung schonmal abschreckend wirken.

 

 

 

Silvesterchampagner

I. Gloria Ferrer Sonoma Brut

Ca. 90PN, 10CH, ca. 25% Tête de Cuvée, 20 Grundweine; 18 Monate Hefelager, 13g/l Dosage.

Saftig, mostig, Gummibärchennase. Reduktiv. Duft und Geschmack von Birne, Melone und rotem Apfel, mit Luft etwas röstig. Trinkt sich wie frischer Saft, etwas unchampagnerhaft, aber dadurch nicht schlechter.

 

II. Besserat de Bellefon Cuvée des Moines Rosé

30CH, 30PN, 40PM. Crémantstil, mit etwas weniger Flaschendruck und sehr crèmiger, sahniger Textur. Zunächst Duft von Buttercrèmetorte, Geschmack von Brombeerjoghurt, eher schwer am Gaumen. Dann entwickelt sich mehr und mehr Brioche, eine sanfte Röstaromatik gepaart mit frischer, sahniger Butter, immer noch sehr dicht.

 

III. Henri Germain Cuvée Bicentenaire 1789 – 1989, en Magnum (763/5000)

Das Haus existiert nicht mehr, die Marke gehört seit 1999 zu Vranken-Pommery. Beim einschenken sehr hell für sein Alter. In der Nase irgendwo zwischen metallischer und röstiger Aromatik. Kaffeebohnen und Kastanienschalen, wandeln sich mit Luft in deutlicher ausgeprägte Kaffee- und Nussnoten um, später kommen Röst- und Champignonaromen dazu. Leider nicht mehr sehr viel Frucht, sonst hätte ich ihn wesentlich besser gefunden. So überwogen die Altersaromen.

 

IV. Arunda-Vivaldi Blanc de Blancs Extra Brut, Mise en Cave 2002, dég. 04/2008, en Magnum

100CH, 36 Monate Hefelager.

In der Nase anfänglich etwas irritierend, mit Moosbeere, vielen spinatigen, vegetabilen Aromen, grünen Kaffeebohnen, altem Männerschweiss, Campher. Im Mund der Eindruck eines zu hoch dosierten Champagners, fast klebrig am Gaumen und nicht sehr lang. erst mit der Zeit und sehr viel Luft ändert sich der Gesamteindruck. In der Nase zeigen sich komplexere Aromen, alles wirkt durchkomponierter und ansprechender, auch im Mund entfaltet sich das nicht unattraktive herbe Beerenaroma deutlich und ohne störende Nebentöne.

 

V. Bernard Tornay Grand Cru Palais des Dames

50PN, 50CH aus Bouzy und Ambonnay.

Kirschnase, Toffifee, verlockend fruchtig wie ein Kaubonbon. Im Mund dann ebenso lang, lebhaft und saftig, wie in der Nase angekündigt.

 

VI. Bernard Housset Rosé

Rotfruchtig und etwas kakaodurchsetzt, gesalzene Mandeln, Apfelchutney, aber alles ziemlich zurückhaltend. Im Mund ebenfalls zurückhaltend, aber sauber. Der Chaoswinzer schafft es doch tatsächlich, einen anständigen Champagner herzustellen!

 

VII. Perrier-Jouet Belle Epoque 1985, en Magnum

50Ch, 45PN, 5PM. Reife, würzige Kaffee-, Vanille- und Röstnase. Im Mund dann viel jugendlicher und frischer, als die Nase vermuten ließ. Lebhafte, alerte Säure, die sich gut mit der fetteren Milchkaffeearomatik verträgt und dem Champagner eine leichte, elegante Erscheinung verleiht. Sahnebonbon und eine gleichzeitig vorhandene flintige Note erinnern an den starken Cramantchardonnayanteil. Der Champagner wirkt nie unbalanciert oder einseitig und behält seine trainierte, athletische, gleichzeitig damenhafte Form stets bei.

 

VIII. Picard-Collard Premier Cru Rosé de Merveilles, demi-sec, élevé en fûts de chêne

Junges Haus mit ehrwürdigen Wurzeln: Olivier Collard ist der Enkel von René Collard aus Reuil, seine Frau Delphine Picard ist die Cousine von Chantal Gonet von Champagne Phillippe Gonet in Le-Mesnil. So kommen mächtige Chardonnays aus Le-Mesnil und raffinierte Meuniers aus der Vallée de la Marne zusammen. In der Nase hat dieser rare Rosé demi-sec Kaffeekränzchenduft mit Schwarzwälder Kirschtorte, Linzer Torte, Frankfurter Kranz und Mon Chéri. Im Mund deutlich ausgeprägte Süße, aber durch den hohen Säureanteil – der Champagner durchläuft keinen biologischen Säureabbau – noch im Rahmen des erträglichen. Viel Kirsche, gleichzeitig buttrig und zartschmelzig.

 

IX. Jean Moreau Grand Cru Millésime 2002

70PN, 30CH. Der Erzeuger hat seinen Sitz direkt neben dem Clos d'Ambonnay von Krug. Der Champagner ist in der Kooperative vinifiziert, neben Toffee und einem schwierig zu identifizierenden Aroma, das an Dresdner Christstollen und Nusssplitter/Krokant erinnert, finden sich noch Spuren von Zitrus. Im Mund glatt, eine Textur wie Marzipanrohmasse.

Cuvée zum Generationenwechsel bei Alfred Gratien

Das in Epernay ansässige Haus Alfred Gratien hat anlässlich des Generationenwechsels in der Kellermeisterdynastie Jaeger eine besondere Cuvée herausgebracht. Jean-Pierre Jaeger, der das Amt nun an seinen Sohn Nicolas weitergegeben hat, kreierte zusammen mit seinem Nachfolger eine nochmals strenger limitierte Cuvée Paradis aus dem Jahrgang 2002, die unter dem Namen "Passation" vermarktet wird.

Die Spielregeln bei Alfred Gratien sind dabei seit vielen Jahrzehnten klar: Saft aus der ersten Pressung und aus Premier und Grand Crus wird ohne biologischen Säureabbau in Barriques vinifiziert und nach der zweiten Gärung handgerüttelt. Die so entstandenen Paradis Blancs und Rosés gelten wegen ihres Reifevermögens als sehr gutes Kellerkapital und sind zudem im unteren Preisbereich der Prestigecuvées angesiedelt.

Seit 2008 ist das Haus mit dem Paradis Rosé unter anderem Lieferant des Elysée-Palastes.

Anträge für EU-Umstrukturierungen können ab jetzt gestellt werden

Anträge für EU-Umstrukturierung 2009/2010 stellen

Hering: Alle klassifizierten Rebsorten förderfähig

– Pressemitteilung –

Von sofort an können Anträge für die Teilnahme am EU-Umstrukturierungsprogramm für Rebpflanzungen 2010 gestellt werden. Dies teilte  Weinbauminister Hendrik Hering heute in Mainz mit.

Das mit EU-Mitteln finanzierte Umstrukturierungsprogramm biete interessierten Winzerinnen und Winzern eine Chance, ihre Rebflächen bei der Wiederbepflanzung optimal auf zukünftige Markterfordernisse auszurichten, erläuterte der Minister.

Die Wiederbepflanzung kann in diesem Programm mit allen in Rheinland-Pfalz klassifizierten Rebsorten erfolgen. Für neu aufzubauende Rebflächen gibt es Zuschüsse zwischen 5 500 und 15 500 Euro pro Hektar. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach der Lage der Fläche in Flach-, Steil- oder Steilstlage und nach der Bewirtschaftungsintensität. Dazu kommen weitere 1500 Euro pro Hektar für Weinberge in Flurbereinigungsverfahren. Zur Flurbereinigung zählen auch Flächen im Freiwilligen Landtausch unter Beteiligung der Flurbereinigungsbehörde.

Die Mindestfläche für die Teilnahme beträgt in Flachlagen 10 Ar je Bewirtschaftungseinheit, in Steil- und Steilstlagen lediglich 5 Ar.

„Als besondere Erleichterung für Pflanzungen in Steilstlagen ist dort keine Mindestzeilenbreite vorgeschrieben“, betonte Minister Hering.

Die Kreisverwaltungen halten die entsprechenden Antragsunterlagen vorrätig. Die Antragsfrist endet am 29. Januar 2010. Für Flächen in Flurbereinigungsverfahren gilt im Jahr der Besitzeinweisung eine gesonderte Antragsfrist. Sie endet am 30. April.

 


Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Stiftsstraße 9, 55116 Mainz
Pressestelle: Tel: 06131/162220, Fax: 06131/162174
 
E-Mail: pressestelle [at] mwvlw [dot] rlp [dot] de

Der Club Trésors de Champagne hat eine neue Chefin

Seit seiner Gründung im Jahr 1971 wurde der Club Trésors de Champagne von Männern geführt. Seit dem 10. Dezember ist das anders. Chantale Bara von Champagne Paul Bara, einem feinen Erzeuger in Bouzy und Mitglied im Club seit 1986, leitet den Laden. Sie löst damit Didier Gimonnet (Pierre Gimonnet et Fils in Cuis) ab, der das Amt 2004 übernommen hatte.

Zur Clubseite geht es hier: Club Trésors de Champagne.

Dom Pérignon 1952 bis 1990

 

I. 1952

Flasche im Top-Zustand, einwandfreies Etikett, vielversprechender, sehr hoher Füllstand, was beim Dom aber wegen der Halsform sowieso immer schwierig zu beurteilen ist. Der Korken ließ sich mühelos rauszupfen und war erwartungsgemäß geschrumpft. Undichtigkeit war aber nicht zu entdecken. Im Glas wenig, aber sehr sehr feine Perlage, in der Nase noch Toast, aber doch überwiegend saure, krautige und nussige Töne. Im Mund wenig Aufruhr. Nicht schal, aber schon ziemlich fertig.

 

II. 1959

Tiptop-Flasche, was angesichts der Probleme mit unebenen Flaschenhälsen und demzufolge Leckagen im Überfluss schon einen gehobenen Genusshorizont provozierte. Der Korken kam leicht raus, ein schwaches Seufzen war allenfalls noch zu vernehmen. Leider schien das die gesamte Restkohlensäure gewesen zu sein. Im Glas ließen sich die Perlen an einem Daumen abzählen. Nase war durchaus beschwingt und leicht, man konnte Größe ahnen. Im Mund nur noch abgestandener Apfelsaft mit Sherry. Unsagbar schade.

 

III. 1962

Von der Flasche hatte ich gar nicht viel erwartet, nachdem meine Erfahrungen mit dem ach so großen 59er doch ernüchternd waren. Der Flaschenzustand war auch nicht besonders, zumindest der Füllstand war aber ok. Der Korken kam locker aus der Flasche, Besonders gezischt hat's leider nicht. Beim einschenken dann die erste freudige Überraschung, süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll den nervus olfactorius. Hauptsächlich pilzige, aber auch toastige und apfelige Noten, ein etwas schwieriger, klebriger Tabakduft ist auch dabei, wie der von Büchern aus einem Pfeifenraucherhaushalt; Kokosmakronen und Mandeln. Im Mund noch eine handzahm gewordene Säure und ein mildes, weiniges herabgleiten, leider nicht mehr. Wie schön muss es sein, diese Flasche als Oenothèque zu bekommen.

 

IV. 1964

Keine besonders gut gelagerte Flasche, so der erste optische Eindruck. Aber was soll's, Überraschungen kann man mit den hässlichsten Flaschen noch erleben. Vom 64er darf man sich angenehme Überraschungen erwarten; ganz so war es leider nicht, vielleicht hätte eine tadellose Flasche doch mehr gebracht. Nicht, dass der Dom schlecht oder kaputt war, aber für den prominenten Jahrgang fehte einfach etwas Pfiff. Verglichen mit dem 62er vielleicht auf Augenhöhe. Mehr Toast und geschnittener Champignon, insgesamt eine Tendenz in die kräuterige Richtung, auch mit einem ganz leichten Marihuanaduft und einer milden Süße am Gaumen, von der ich vermute, dass sie sich vor allem deshalb ausgebildet hat, weil die Flasche mal zu warm geworden ist – aber das ist Spekulation.

 

V. 1966

Diese Flasche stammt aus einem Päckchen, dass ich zum Geburtstag eines englischen Kunden zusammengestellt habe. Weil die Gelegenheit und vor allem der Flaschenpreis günstig war, habe ich mir eine Buddel von dem 66er auf Seite gelegt. Beim Öffnen der Flasche zeigte sich, dass die Entscheidung gut und richtig war. Wenig Druck, geschrumpfter Korken, beim Eingießen keine besondere olfaktorische Sensation, aber im Mund dann ein Champagner, der sich mit den Jungburschen noch messen konnte. Mit Luft entwickeln sich sehr reife, auch schon anmaderisierte Nusstöne, Apfel, viel Kräuter, aber auch die appetitanregenden Aromen von Ragout Fin im Blätterteig, am Gaumen nur ganz schwacher Kohlensäuredruck, aber eine kühlende, an naturtrübe Apfelschorle erinnernde Art, die viel Trinkfreude bereitet – nicht weil sie unkompliziert und doff ist, sondern weil sich die gesamte Erscheinung und Aromatik des Champagners darauf zuspitzt.

 

VI. 1969

Einwandfreie, sehr gut gelagerte Flasche, aber scheinbar kein wirklich ganz großer Dom. Unter der jungfräulichen Folie nur wenig Druck, kleiner Korken, eine etwas zu verschlossene Art, als habe da jemand sich einfach überschlafen. 1969 ist ein Jahr, das noch sehr muntere Champagner bringen kann, daher fand ich es etwas schade, von diesem Dom nicht mehr gezeigt zu bekommen. In der Nase ein den Toast überwiegender mineralischer, aristokratischer, aber auch ziemlich unzugänglicher Eindruck. Im Mund seltsam hohl, nicht, dass er überhaupt nach nichts geschmeckt hätte, aber eben auch nicht besonders elegant, auch nicht besonders typisch, sondern einfach nur wie ein sehr guter, aber nicht überragender alter Champagner.

 

VII. 1970

Ich hielt 1970 immer für ein völlig belangloses Jahr und wurde erst sehr spät wachgerüttelt. Offenbar sah man das nämlich in den späten 70ern und 80ern durchaus anders, denn viele 1970er begegnen einem heute nicht mehr. Sie werden anderen geschmeckt haben. Sehr gut geschmeckt hat auch der 1970er Dom. Vor allem, da ich damals gar nichts davon erwartet habe. Aber was war das für ein fröhlicher, saftiger, rundum aufgeräumter Champagner, fast schon zu lebensfroh für einen Dom, dessen Stilistik doch eher elegant als zupackend trinklustig ist.

 

VIII. 1971

Aus den Siebzigern nach meiner Ansicht einer der schwächeren Doms, vom 78er mal abgesehen. Ich kenne den 71er nur als schon ziemlich fertigen, zwar noch walnussigen, aber mehrheitlich maderisierten, günstigstenfalls "leckeren" Champagner, wobei lecker hier im Gegensatz zum 66er nichts weiter bedeuten soll, als dass er sich bedenkenlos wie Apfelsaft trinken lässt und auch höchstens so viel Aufmerksamkeit verdient. Aus diesem Jahr lohnt es sich eher, die deutschen TBAs zu kaufen.

 

IX. 1973

Das nun wieder ist großer, ganz großer Champagner! Vielleicht war der 71er vor fünf bis zehn Jahren mal so. Beide schmecken esentlich jünger als der 66er, mit einer Kraft, mit einem Ausdruck, mit einer Gewandtheit, die besonders beim 73er begeistert. Wüßte ich es nicht besser, ich hätte nicht auf 73 getippt. Der Champagner wirkt gut und gerne fünfzehn Jahre jünger, wie ein guter 89er oder 90er, nur mit mehr Tiefe, dafür weniger Druck. Hier findet sich die einmalig schöne Balance aus reifem Chardonnay und Pinot, die großen Champagner ausmacht. Reife Säure, zarter, fast milchschokoladiger Schmelz, Kräuterbonbons, dunkler Kandis, Earl Grey. Im Mund nicht pappig, klebrig oder mühsam zu schlucken, wie man das schonmal bei altem Wein haben kann, sondern ein Champagner, der wie ein Nebel die Kehle herunterwandert.

 

X. 1975

Kork.

 

XI. 1976

Auch der 76er Dom ist ein herrliches Gewächs. Leider habe ich den nie zusammen mit dem 73er getruken, aber ich stelle mir vor, dass die beiden bei allen Unterschieden doch nicht leicht auseinanderzuhalten sind. Beide sind kraftvoll, jugendlich, auch etwas ungestüm, der 76er vielleicht mit etwas mehr Kohlensäure und Knackigkeit, aber ich würde sagen, nur um wenige Nuancen mehr. Toastbrot, Brotrinde, auch eine kalkige Nase findet sich da, roter Johannisbeersaft, kandierte Orangenschalen, kurz: ein Champagner, der noch immer nicht ganz ausgereift ist und noch eine ganze Weile bezaubern wird.

 

XII. 1978

Schwaches Jahr, schwacher Champagner, so scheint's, auch wenn es Varainzen nach oben hin geben mag. Mich hat der 78er leider nicht begeistern können. Unbegreiflich vor allem, warum es einen 78er, aber keinen 79er Dom gibt.

 

XIII. 1980

Nett, aber nach zwanzig Jahren nicht mehr so überzeugend, wie vielleicht während seiner ersten Reifephase. Die Flasche war vielleicht nicht völlig einwandfrei gelagert worden, ich habe auch nicht so wahnsinnig viele 1980er Champagner getrunken, aber ich habe den Eindruck, dass das Jahr einfach nicht für die Ewigkeit angelegt war. Wahrscheinlich einer der Doms, die wie 98, 99, 00 in den ersten fünf bis sieben Jahren passabel schmecken, einen dann im Ungewissen über ihr Potential lassen und dann urplötzlich tot sind.

 

XIV. 1985

Champagner von der strukturierten, architektonisch gegliederten Sorte. Mir fehlt da der Zauber, das überirdisch Leichte, die schwebende, schwerelose Aromatik.Ich glaube auch nicht, dass sich bei diesem Dom noch viel tun wird, dafür ist er einfach zu schwer und in diesem Alter verliert ein Champagner keinen Geschmacksballast mehr. Alles in allem natürlich ein guter Champagner, der sich aber zu Doms aus besseren Jahrgängen verhält wie eine Schwarzbrotstulle zu Pain Poilâne.

 

XV. 1990

Einer meiner Lieblingsdoms, leider habe ich den Eindruck, dass mit den Neunzigern auch die Zeit der viel zu vielen unnötigen Jahrgänge anfing, die Zeit der abnormen Flaschenvarianzen und der Unbeständigkeit. Gleich mehrfach erlebt habe ich das beim 90er, der in guter Form zur ersten Garnitur der Champagne gehören kann, der aber aus welchen Gründen auch immer dazu neigt, eng, "nur" zitrusfrisch und apfelig und, ohne Verdacht auf Korkschleicher, seltsam eindimensional zu schmecken. In Hochform der Archetyp eines ausbalancierten Jahrgangschampagners. Die Besonderheiten des Jahrgangs schmecken durch, aber der ätherische, mühelose Hausstil bleibt federführend. Für mich ein Champagner, der sich wie Sauerstoff verhält, zum weginhalieren.

 

 

XVI. 1990 Oenothèque, dég. 2003

Im Herbst 2009 getrunken, zeigte sich die Oenothèque in Topform. Bei späten Dégorgements stehe ich oft vor dem Problem, dass die Champagner nach der Freigabe schneller altern, als ihre regulär freigegebenen Pendants, so als müssten sie die Flaschenreife ihrer Jahrgangskollegen aufholen. Diese Oenothèque war von wundervoller fester Crèmigkeit, reifem Toast und heißem Butterdurft, einer entfernten Ahnung von Jod und Pilzen, roten und grünen Äpfeln, Preiselbeere, ein ganzes Erntedankfest könnte man meinen. Im Mund mit einer Säure in den besten Jahren, langem, varianten- und finessereichem Gaumenzauber und einer abschließenden Süße, die ahnen lässt, dass der Champagner demnächst in sein letztes Reifestadium eintreten wird.

 

 

XVII. 1975 Rosé

Leider kenne ich den 75er Dom in weiß aus eigener Verkostungserfahrung nicht anders, als korkig. Der Rosé aus dem selben Jahr hingegen war ein sehr ordentlicher Vertreter. Alte Rosés sind ja oft so eine Sache, wenn zu viel Pinot im Spiel ist, werden sie schnell etwas streng, wenn zu viel Chardonnay drin ist, verlieren sie mit der Roséfärbung auch ihren speziellen Charakter. Bei diesem begann der Pinot die Oberhand zu gewinnen, die feinen nussigen und toastigen Aromen wurden mehr und mehr von kräftig rotftuchtigen Pinottönen verdrängt und mussten sich mit Luftzufuhr der Waldbodenaromatik beugen. Insgesamt eine immer noch sehr schöne Trinkerfahrung, aber die jüngeren Rosés gefallen mir meist besser.

 

 

XVIII. 1985 Rosé

So uninspiriert und routiniert der weiße 85er Dom war, so verspielt, künstlerisch, aber eben nicht artifiziell war der Rosé. Himbeer-Erdbeer, Kirsche, ein Schokoladenunterton, saftiges, frisches Früchtebrot, insgesamt ein Duft wie in der Confiserie. Im Mund läft Druckwelle über Druckwelle gegen den Gaumen, darauf surfen halsbrecherisch die einzelnen Komponenten im Wettstreit gegen die nonchalante Säure. Vielleicht einer der besten Doms die ich je getrunken habe.

Champagnerquerschnitt

I.1 Maurice Philippart Cachet Rouge 1er Cru 80CH, 10PN, 10PM, 12 g/l machte den Einsteiger. Auffallend, wenngleich altbekannt war mal wieder die rotgoldene Tönung

und die weinige, sehr fortgeschrittene Nase, zum Teil mit seifigen

Cognactönen unterlegt, später mit scotchigeren, toffeeigen Aromen.

 

I.2 Alfred Gratien 12PN, 44PM, 44CH empfahl sich mit trockenholziger

aber keineswegs einfältiger Nase und sehr frischer Chardonnaywürze,

wobei man sicher darüber streiten kann, ob dieser sehr schöne

Standard nicht auch einige sehr charakterstarke Noten dem hohen

Meunieranteil verdankt. Die Säure war insgesamt sehr straff und

gefiel zusammen mit den eleganten Nuancen aus Chardonnay und Meunier.

Hier wirkte der Pinot Noir eher im Hintergrund und vermittelte eine

dezent weinige Note.

 

I.3 Tarlants Brut Zéro, Drittelmix, mußte auch mal wieder

ran. Die Nase war wiederum etwas holzig, hart, mit etwas Chlor oder

schmeichelhafter: Mineral vermischt, fruchtarm, verschlossen. Die

harte Apfelsäure hingegen wirkte nach dem Alfred Gratien wie zum

Toteerwecken und verdeckte die -meiner Einzelmeinung nach-

vorhandenen, sehr delikaten und hoffentlich bald stärker zum

Vorschein kommenden leckeren Apfel-/Weinnoten.

 

Der nächste flight wurde aus zwei Blanc des Blancs gebildet:

 

II.1 Franck Bonville Cuvée les Belles Voyes (7-8 Monate im Holz) Grand

Cru, Avize, hatte leider Kork.

II.2 Diebolt-Vallois Blanc des Blancs Prestige, Grand Cru, Cramant, altes

Holz. Ganz ohne Faxen im alten Holz ausgebaut. Die Cuvée Prestige ist für mich immer noch so etwas wie das

Urbild des Cramantchardonnays; um den Zungenrand legte sich, wie die

Midgardschlange, ein hauchzarter Säurering, der den hübschesten

Rahmen für das dann kommende Geschmackschauspiel abgab, elegant,

feine Mandelhörnchennase. Marzipan und Rosenwasser, rauchige, jodige

Noten und warmes Apfelkompott (mit den großen Stückchen), ein

Champagner, der unendlich viel zarter ist, als seine Kollegen 15km

weiter in Le-Mesnil.

 

III.1 Gosset Celebris 1995 54PN, 46CH, war sehr lebhaft in der Nase und

zeichnete sich durch etwas aus, was ich hier einmal die Ungreifbarkeit nennen

will, andere sagen Komplexität dazu. Diesen Gosset zeichnete ein ganz spezielles, schwer zu beschreibendes Duftverhalten aus. In ungewohnt schneller Folge tauchten Aromen auf, und ehe man sich versah, waren sie auch schon durch andere wieder ersetzt. Natürlich lief

alles, was an guten Düften Rang und Namen hat, durch, aber nichts

blieb länger, immer wieder vermischten und verschoben sich die

Aromenschwerpunkte, so daß der Champagner die ganze Zeit über

spannend blieb. Immerhin läßt sich festhalten, daß ein

fruchtbetontes, mit mineralischer, sehr fester Struktur

ausgestattetes Grundgerüst vorhanden war, dessen Würze sich den

reichlich vorhanden Ay-Pinot Noirs verdankt, während der Chardonnay

hier wirklich einmal die Rolle des rassig-eleganten Veredlers und

Espritgebers gespielt hat, mittlerweile mit toastigen, rauchigen Reifetönen.

 

III.2 Bollingers Grande Année 1997 folgte nach und fiel zuerst mit einer

gemüseuppigen Nase unangenehm auf. Mit Luft befreiten sich die fleischigen,

saftigen Pinotaromen aus dem Gazpacho-Würgegriff. Sehr kraftvoll und auch schon weit entwickelter Champagner – gut, dass es den jetzt als noch frischen R.D. gibt.

III.3 Schließer war die 1988er Cuvée des Enchanteleurs von Henriot, 45PN, 55CH. Viel

Kaffee und pain grillé nehmen langsam, bei immer noch stabiler Säure, überhand. Noch warm und gemütlich Champagner aber man merkt, dass da kein Scheit mehr in den Ofen geworfen werden wird.

 

IV.1 Tarlant, Cuvée d'Or, Blanc des Meuniers. Dieser

Benoit Tarlant hat verdienstvoller Weise, man kann es nicht oft genug sagen,

einen 100% Meunier vinifiziert. Auch nach Jahren der Flaschenreife noch rassig, elegant, dabei nicht ohne Bodenhaftung, schön

balanciert und sehr aromatisch, dabei mit der typischen Kräuterherbe von reinem Meunier, eine salbeibonbonartige Bitterkeit, die nicht fehlerhaft wirkt.

 

IV.2 Louis Roederer Blanc de Blancs 1997. Achtebahnchampagner. Ganz zu Beginn, kurz nach der Freigabe, war das ein erfrischender, saftiger, sehr einladender Champagner. Dann war er für einige Zeit untergetaucht, um sich fortzuentwickeln. Aus dieser Tauchphase kam er Ende 2005, Anfang 2006 herauf, um sich jetzt abschiedsreif zu zeigen.

IV.3 Louis Roederer Blanc de Blancs 1998.Immer noch ein sehr schöner Chardonnay von beachtlichem Gewicht und konstanterem Auftritt, als der 97er.

Von Selosse bis Elderton

I. Jacques Selosse Extra Brut NV 100% Chardonnay. Sattes

Gelbgold, lebhafte, recht feine Perlage, wenig Kettenbildung, dafür

üppiger Cordon; opulente, komplexe und bereits sehr finessereich

changierende Apfel-/Hefenase, die erstaunlich wenig Holz aber viel

reife Frucht und gutgebauten Körper verspricht. Im Mund frisch, mit

sofort spürbarer, frecher Granny-Smith-Säure und frischem

Hefekuchenteig. Füllig (reife, exotische und vor allem fleischige

Früchte, vielleicht Mango, Ananas) aber nicht plump, durch den

Dosageverzicht höchst agil und mit anhaltendem Fruchtaroma.

 

II. Lacryma Christi di Vesuvio 2002, Mastroberardino. Mittleres

Rot, Pfeffrige Nase (anfangs sogar recht dominant, später abflachend

und besser eingebunden zugunsten floraler Noten und pikanter Kräuter)

mit zerriebenen Veilchenblüten. Im Mund geschmeidig weich und wohlig

anwärmend, ganz sparsames Tannin, könnte etwas griffiger sein,

Luftzufuhr kitzelt noch etwas Lakritz und mehr Struktur heraus;

insgesamt leichter als erwartet "weißer Vinho Verde".

 

III. Cantenac Brown 2000. Dunkelrot-violett, schwappt sehr

anmutig ins Glas. Feurige, aktionslustige Nase mit reifen roten

Beeren, saftiger dunkler Kirsche und zarter Kakaonote. Kommt

kraftvoll aber nicht aufdringlich in den Mund, von süßlichen Noten

durchzogenes, sonst seidenzartes Gewirk ohne zu viel Holz oder

Tannin, sind doch schon erstaunlich gut eingebunden, beide. Das

mildert den ersten feurigeren Eindruck zugunsten einer eleganten,

aufbauenden Frische und Eleganz ab, hält sich sehr angenehm und lang,

gute Zukunft, leider zu schnell leer gewesen, den hätte ich gern noch

weiter im Glaserl verfolgt.

 

IV. Felsina, Berardenga, 2000er Chianti Class. Riserva Rancia.

Dunkles, erdverwachsenes Rot, vielleicht etwas dunkler als der

Cantenac Brown, leicht wäßrig schimmernder Rand, zarte Andeutung

einer Sherrynote, sehr zarte, zunächst spritig wirkende, dann

erdigere- und Röstnoten entwickelnde Nase, im Mund toskanische

Bauart, Kirschfrucht, etwas Marzipan.

 

V. Dom. Léon Barral, Jadis 1998. Sehr dunkel und von ganz

zurückhaltender Nase, wohl auch Brett, aber man weiß es beim Barral ja immer nicht,

wird dann pfeffrig und plustert sich mit mehr Luft regelrecht auf,

zeigt von Nelken über

moosiges Gestein und verdorrte Tabakblüten oder getrockneten Kräutern

eine ganze Menge hübscher Aromen und schmeckt eigenwillig, wild, wie

ein Sud aus Reinhold Messners Bart nach einer mittleren Bergtour oder

so ähnlich. Cuvée aus G-S-M. Gut.

 

VI. Elderton Command Shiraz 1997. Sattes dunkelrot, schwappt

lockersanftwässrig im Glas. Große Fenster, kein Wunder. In der Nase

allerlei Nüsschen, Mandel, Walnuß, auch Rosenwasser; im Mund fester

und saftiger Kirschkuchen, keinerlei eingekochte Aromen oder

Holzexzess, eher delikate Noten von Kirsche, Pflaume und Tabak,

Schoki und wieder Rosenwasser, die bestens aufeinander abgestimmt

dennoch sehr munter durcheinanderwirbeln. Kann noch lange und

bereitet sehr viel Freude.

 

VII. Donnafugata Mille e una notte 1996. Mittleres dunkelrot; in

der Nase deutlich gereifte Veilchen- und Tabaknoten, leicht süßliche,

lakritzige Töne dabei, schon etwas alkoholisch aber noch nicht zu alt.

Im Mund immer noch recht füllig, wenn auch nachlassend, nicht mehr

ganz frische aber immer noch sehr ansprechende, würzige Frucht, ging

leider beim Essen etwas unter.

 

VIII. Canon la Gaffelière 1990. Im Kern dunkelrot, zum Rand heller

werdend, sieht noch recht jung aus, schmeckt auch so. Sehr eleganter

Auftritt, großzügige, sehr einladende Nase voll schwarzer Beeren und

Pflaume, zurückgehaltenes Holz deutet die Vanillespuren nur an, was

einen sehr positiven Eindruck hinterläßt. Im Mund eine ruhige

dreispurige Autobahn an einem Sonntagmorgen, hier läßt sichs bequem

fahren und so schmeckt der Wein auch, wie ein ausgeglichenes

Dahingleiten bei Reisegeschwindigkeit 210 km/h.

Mal wieder schlecht recherchiert

Champagner ist ein Getränk, um das sich Legenden ranken. Jedes Jahr zu Weihnachten kommen neue hinzu. Die meisten davon sind weder besonders originell, noch glaubhaft erzählt. Schlimm wird es, wenn die Legendenbildung über populärwissenschaftliche Magazine kolportiert wird, noch schlimmer, wenn eine große Nachrichtenagentur davon Wind bekommt. Jüngstes Ärgernis ist der unter anderm hier erschienene Artikel über Sekt und Champagner.

Nach der Lektüre dieser schreiberischen Lachnummer kann man sich nur noch kopfschüttelnd fragen, warum eine Redaktion völlig kritiklos einen so schlampig recherchierten Schreibmüll von dpa übernimmt.

Denn zunächst mal ist Chemie in unserer Zeit alles andere als ein Fachblatt. Fachblatt ist nämlich nicht bereits jede willenlos zusammengeschusterte Publikation, die nicht ausschließlich belanglosen Tratsch aus Politik, Wirtschaft und Kultur in die Welt plärrt. Aber sei's drum. Es erstaunt jedenfalls bei einem populärwissenschftlichem Magazin nicht, dass die Recherchearbeiten zum Champagner sich dort scheinbar auf die Einführungszeilen zu Tom Stevensons Champagnerbuch beschränkt haben; garniert allenfalls mit ein bisschen Gerard Liger-Belair, dessen Arbeiten über das Prickeln im Champagner auf deutsch in "Entkorkt!" nachzulesen sind. Etwas allgemeines durchstöbern der weiten Internetwelt auf unterhaltsame Dönekes tat dann ein übriges.

Resultat: die 0,75l-Flasche gehe auf Dom Pérignon zurück. Und nicht etwa auf z.B. die EG. Auf die Idee, dass es zur Zeit des Benediktiners geläufige Hohlmaße wie das litron gegeben haben könnte, muss man wahrscheinlich als Redakteur heutzutage nicht mehr kommen.
Ein anderes Geheimnis der verantwortlichen Redaktionen wird auch bleiben, warum man erst mit dem Versteigerungserlös eines 1928er Krug auf die Pauke hauen muss,
um kurz darauf glattweg abzustreiten, dass der Wert schäumender Getränke mit dem Alter steige. Weshalb also mancher Volldepperte sich die Mühe macht, seinen 88er "S" de Salon, Charles Heidsieck 1989 oder Diebolt-Vallois 1976 im Keller zu hegen und nach Möglichkeit auch bei höheren Anlässen noch ein Weilchen unangetastet zu lassen, wird man nach der Lektüre des dpa-Artikelchens ganz und gar nicht mehr verstehen können.