i. weingut zur schwane, volkach/franken, spätburgunder fervor oloris 2006. wie schwere naturseide gleitet der wein ins glas und gibt sich gut zugänglich, die kapriziöse diva ahnt man lediglich im hintergrund, die tanninkrallen bleiben eingefahren. reichhaltige, beerenfruchtige aromatik und nur eine andeutung von schokolade schwebt aus dem glas heraus.
ii. weingut nägelsförst, ortenau/baden
1. blanc de noirs, crémant brut nv, herber, leider nicht sehr harmonischer, etwas zu saurer schäumer ohne die fleischige pinot-art des champagners, leider aber auch ohne sonstige eigenständige, positiv markante eigenschaften
2. cuvée aus 50% spätburgunder, 50% tempranillo, fassprobe. weinüberraschung des abends, den spätburgunder merkt man sofort, die tempranillo hätte ich nie identifiziert. sehr gelungener mix aus frucht und frucht, harmonisch, mit einem mediterranen schwung, der dem wein eine völlig unerwartete richtung gibt. macht spass, dran rumzurätseln, wenn man ihn blind im glas hat, schmeckt aber auch, wenn man weiss, was es ist.
iii. weingut dr. pauly-bergweiler,
1. graacher domprobst feinste auslese 1959. am erstaunlichsten war die jugendliche frische dieses weins. die fünfzig jahre nimmt man diesem charmeur, der fast ganz ohne firne und petrol daherkommt, kaum ab, dafür lässt man sich nur zu gerne von saftigst-reifer aprikose, pfirsich, nektarine, mandarine mitreissen, warme, geschwenkte butter und eine animierende, immer noch leicht pricklige säure tun ihr übriges. ob lagencharakter ja oder nein, lasse ich mal dahingestellt sein, der wein war jedenfalls hochgradig elegant und zeitlos.
2. bernkasteler badstube hochfeine auslese 1969. auch dieser kollege wirkt wesentlich jünger, als er ist. von midlife-crisis keine spur, sondern pralles leben im glas. könnte genauso gut aus den späten achtzigern oder vom anfang der neunziger stammen, etwas dichter, würziger, als der domprobst, erinnerte stärker an honig und püriertes fruchtfleisch und brachte hintenrum eine leichte herbe mit, war also nicht ganz so ätherisch, sondern bodenständiger.
im deidesheimer hof gab es nicht nur den langsamsten und in dieser klasse bislang schlechtesten service, den ich je erlebt habe, sondern auch strohiges sauerkraut zum sonst ganz guten saumagen.
als begleitwein gab es hingegen
iv. müller-catoirs haardter bürgergarten spätlese trocken 2008, d.i. eine liebeserklärung an den pfalzriesling. würzige, exotisch-fruchtige nase, orangenblüten und tropifrutti . der erste schluck dann saftig, kraftvoll, mit berstender frucht und einer länge, die von raffiniert eingebauter und gleichzeitig absolut seriöser süsse bis in den magen reicht.
v. von jul. ferd. kimich in deideheim dannn die deidesheimer grainhübel auslese 2007. feiner, schwungvoll auftretender riesling mit entertainerqualitäten. machte sich gut zu den getrockneten orangenspalten in bitterschokolade.
außerdem für die weiterfahrt
vi. knipsers rosé cabernet & co. 2008 gestürzt. da geht jedesmal die sonne im glas auf. no brainer.
vii. regina menger-krug und mann in der villa im paradies aufgesucht und bei gutem wetter noch folgende buddeln geöffnet:
1. motzenbäcker mondeiche riesling spätlese 2007. da liegt der riesling wie in plüsch eingebettet und strahlt wie ein vergnügtes baby, nur ohne den babyspeck. glasklar, dabei eher fruchtig als mineralisch, mit einer über stunden changierenden, amylischen fruchtaromatik, bei feinster säure und beeindruckender länge. wenn man wolken trinken könnte…
2. motzenbäcker mondeiche chardonnnay spätlese 2007. auch hier die mondaromatik, bzw. so etwas eingebettet-plüschiges, das dem bsa-freien chardonnay einen eleganten rahmen gibt, ohne kitschig zu wirken. chardonnay der marke kokosmakronen mit zitrusschalenabrieb, für mich etwas schwächer als der mondriesling.
3. menger-krug riesling méthode rurale 2007. eine novität mit ca. sieben bar flaschendruck, sehr feiner perlage, aufregendem mousseux. für sein alter ziemlich dunkler, gereift wirkender riesling, der mit apfelaromatik und einer sektuntypischen dreidimensionalität nach einem grossen glas ruft. produktionsbedingt sehr leicht im alc. (die zweite alkoholische gärung fällt ja weg). gefällt mir besser, als zb der rurale von allendorf im rheingau.
4. menger-krug chardonnay méthode rurale 2007. wie beim mondwein gefällt mir auch hier der riesling etwas besser als der chardonnay, der aber ebenfalls von der ungewöhnlichen methode profitiert. ganz und gar ohne dosage – was bei sekt oft zu einer gezehrten aromatik führt -, hier allerdings bleibt die saftige, primärfruchtige art davon völlig unbeeindruckt.
5. motzenbäcker ruppertsberger reiterpfad, flug des falken, auslese, 2007. leichte, etwas ölige auslese, herbe, unverspielte, zupackende art. am besten direkt nach dem espresso.
6. krugscher hof blanc de noirs eiswein 2007 (herrgottspfad?*). im grunde sehr säurearm, in der nase allerdings etwas flüchtige säure, vermischt mit einem hauch schokolade, am gaumen gegen ende dann wieder ein leichter säureschwenker, der dem dichtgewirkten wein zu mehr lebhaftigkeit verhilft.
7. krugscher hof beerenauslese 2007 (römerberg?*). leichterer vertreter, nahtlos, glatt, geschmeidig, mit viel botrytis, aber zum glück noch nicht so süss, dass er schon wieder scharf wirkt. aprikose, aber auch nektarine, sehr viel saft und nicht so viel fleisch.
8. krugscher hof gau-köngernheimer vogelsang tba 2007. sämig, mit leicht flintiger note, apfel, cranberry, viel fruchtfleisch und erfreulich viel säure, harmonisch, balanciert, in bewegung. kein wein, der einen nach zwei schluck satt macht.
9. krugscher hof gau köngernheimer vogelsang tba 80% riesling, 20% gewürztraminer 1967. dunkles, gleichwohl edel rötlich glänzendes gold, eine spur sherry, aber auch sehr viel gewürz, piment, muskat, nelke, omas apfelkuchen. im mund frischer, als die farbe nahelegt. entwickelt sich prächtig mit luft und spielt eine karte nach der anderen aus: säure, lebhaftigkeit, reife, würze, komplexität, entwicklungsfähigkeit, ein wein zum festhalten
* notizen unleserlich