Wie jedes Jahr habe ich die Blin-Champagner nach denen von Aspasie probiert, weil das geschmacklich wie räumlich ein Bogen ist, den man auf einer Verkostungstour gut nachvollziehen kann. Jahrgangsmäßig blieb es beim bekannten 2002er, die jahrgangslosen Champagner zeigten sich konsistent. Der Brut Carte Blanche (80PM 20PN) ist stets einfach bis derbe und nicht besonders säurehaltig, dafür aber auch nicht fad. Der Brut Grande Tradition (90CH 10PN) glänzte mit Zitronenmelisse, Verbene und Bergamotte, bei hoher, publikumsnaher Süße. Wenn ich bedenke, dass die Mehrheit der Champagnerkunden mit undosiertem Champagner nicht viel anfangen kann und höhere Dosagewerte gewöhnt ist, kann ich den Grande Tradition guten Gewissens empfehlen, da er vor allem nicht langweilig wirkt. Ausnehmend schön und best buy unter den Champagnern von Maxime Blin ist mal wieder der 2002er aus 100PN gewesen. Schön gereift, mit Honignoten und reichlich Dichte, die sich auf der Zunge entfaltet und Saftigkeit in die Mundhöhle entlässt. Undurchgeistigt, aber nicht plump oder dumm, nur gegen Ende etwas ausgedünnt und wässrig. Zum Schluss gabs die Cuvée Authentique, ein Rosé de Saignée im Gegensatz zum sonst gepflegten Assemblagerosé. Der ausgeblutete Champagner aus 100PN präsentierte sich schnittig, mit wendiger Säure und liebvoll-zartem, ja neckischem Biss. Gesunde Pinotfrucht und ein straffer Leib bereiten hier im Gegensatz zum Assemblagerosé schon solo sehr viel Freude, vor allem sind die Akzente behutsamer gesetzt, was den Wein um Spektren bereichert und ihm dennoch seine Würde belässt.