Verzy gegen Bouzy.
I. Penet-Chardonnet
Penet-Chardonnet gehört zu den Erzeugern, die ich noch nicht so lange kenne. Das ändert nichts daran, dass mir die von dort probierten Champagner bis jetzt jedes Mal gut gefallen haben. Mein bisheriger Favorit war der Réserve Grand Cru als Extra Brut und als Brut Nature gleichermaßen. Nun sind aber diese beiden neuen Parcellaires dazugekommen, die ich prompt erstmalig verkosten durfte. Die Grundweine waren schwer einzuschätzen, der Rebsortenmix aus der Einzellage Les Fervins genoss bei mir den Vorzug wegen seiner raffinierten Säure und schon sehr generösen Art. Alkoholischer und mit etwas zu viel Brotrinde ausgestattet war der reinsortige Pinot aus der Lage Epinettes. Hefe, unbändige Säure und eine leichte Gerbsoffnote kamen dann nicht gerade ausgleichend hinzu. Bei den Champagnern war es dann genau umgekehrt, was aber an der unterschiedlichen Zusammensetzung liegen mag.
1. Parcellaire "Les Fervins" Verzy Grand, im Moment Cru Zéro Dosage
50PN 50CH, 2009er Vinifikation, kommt 2013 wahrscheinlich mit leichter Dosage um 3 g/l, also auf der Grenze zwischen Brut Nature und Extra Brut auf den Markt. Im Fuder vinifiziert.
Ruhiger, sehr feiner Champagner mit geschliffenen Manieren, dem für einen Einzellagenchampagner die notwendige Entschiedenheit fehlt.
2. Parcellaire "Les Epinettes" Verzy Grand Cru
100PN, 2009er Vinifikation, ebenfalls im großen Fassl vinifiziert. Erst der 2011er wird im Barrique vinifiziert sein.
Hier ist die beim Fervins noch vermisste Beißfreudigkeit, die schnelle Gangart, der mondäne, aber nicht beliebige, weichgespülte touch und hier sehe ich auch eine deutliche Absetzbewegung gegenüber den beiden Réserves. Der Epinettes ist klarer darüber angesiedelt als sein Geschwisterchen aus den Fervins.
3. Réserve Grand Cru Extra Brut
2/3PN 1/3CH aus Verzy und Verzenay, Basisjahr 2004, 3 g/l.
Sehr fein war der Extra Brut, eine so niedrige Dosage würde man blind nicht vermutet haben, so reif und ausgeprägt waren seine klassisch fruchtig-röstigen, von Zitrusnoten aufgelockerten Aromen.
4. Grande Réserve Grand Cru Brut Nature
2/3PN 1/3CH hauptsächlich aus Verzy, Basisjahr 2004
Besonders stark war diesmal der Brut Nature, der die Geschmacksknospen magnetisierte. Hier macht sich das Holz etwas deutlicher bemerkbar, wobei es mir schwierig vorkäme, bei den charmant röstigen Noten eine Unterscheidung nach Holzeinfluss, Autolyse und innewohnender Reife vorzunehmen.
5. Cuvée Diane-Claire Grand Cru Brut Nature 2002
Das ist die Spitzencuvée des Hauses, ein reiner Verzenay-Champagner. Der Honig- und Briocheton täuscht nur kurz darüber hinweg, dass dieser Champagner ein Brut Zéro ist. Aromatische Grundlage könnte ebensogut ein sehr herbes Tonic Water sein. Die für den Jahrgang realtiv strenge Formgebung kam mir für die sonst zwar nicht verspielten, aber immer irgendwie fröhlich wirkenden Chamnpagner von Penet-Chardonnet etwas ungewohnt vor. Mein neuer Favorit ist die Cuvée Diane-Claire deshalb bis auf Weiteres nicht, dafür muss sie erst die Epinettes überwinden.
II. Maurice Vesselle
Die Pinots von Maurice Vesselle stammen komplett aus Bouzy Grand Cru. BSA gibts keinen, dafür wird mit 7 bis 9 g/l dosiert. Das Degorgierdatum hat die Form LXXYZ. Y gibt die Zahl des Degorgements im laufenden Jahr an, Z die letzte Ziffer des Jahres, in dem die Degorgements stattfinden. Also LXX31 = 3. Dégorgement des Jahres 2011. Angestaunt habe ich von Maurice Vesselle zuletzt den 2002er Jahrgang, auf den 2000er war ich deshalb sehr gespannt, denn dieses eher mäßig gute Jahr ist so manchem Winzer doch sehr wohlgeraten. Schon ziemlich entwickelt meist, in den besten Fällen richtig g'schmackig, mit einer selten anzutreffenden Mischung aus voller Aromenanlage und gesunder Jugend. Die Vins Clairs versprachen viel, von Tulpe über Veilchen und Lavendel bis auch hin zum gefährlichen, hier aber sicher nicht von übertriebenem BSA herrührendem Blumenerde- und Geranienduft gab es eine Palette pflanzlicher Noten, die frische Kräuter nicht ausschließt. Buchenholzrauch, süßliche Akzente und eine bei allen Vins Clairs hinzutretende Mischung aus säuerlicher Noisettecrème und gerbenden Komponenten bildeten die ersten An- und Ausbaustufen.
1. Brut Cuvée Réservée Grand Cru
80PN 20CH, 2006er Basis, 2005 und 2004 als Reserve.
Vollmundig, von mittlerer Komplexität und Länge, pikanter, aber nicht vorwitziger Säure und einem sauberen Mundgefühl ohne klebrige oder lakritzige Reste.
2. Grand Cru Millesime 2000
85PN 15CH.
Honig und Weizen, eine kleine Schale Cerealienfrühstück, eingeweichte Knuspertaschen mit getrockneten Beeren und zischelnder Säure. Gefiel mir sehr gut.
3. Rosé Brut Grand Cru
100PN, 2008.
Der Rosé war lebhaft und schlank, mit genügend Körper um fraglos als weinig durchzugehen, vor allem mit viel Pinot-Potential in der Hinterhand, um nicht von anspruchsvollen Speisen überrumpelt und als überfordertes Schäumerchen bloßgestellt zu werden.