Franciacorta kennt man hinlänglich als renommierte Schaumweingegend, deren Gebietsspitzen sich mit ernstzunehmendem Champagner messen können. Das habe ich mehrfach am eigenen Gaumen erlebt. Eine andere italienische Schaumweinecke liegt – nein, nicht in/um Conegliano/Valdobbiadene, bzw. da vielleicht auch, aber darum geht es nicht; nein, ein anderer Herkunftsausweis, auf den zu achten sich mehr und mehr lohnen könnte, ist Trento DOC mit seinen ca. 10 Mio. Flaschen Schaumweins pro Jahr, hauptsächlich von Rotari, Ferrari, Cesarini Sforza etc., aber zunehmend auch von bemerkenswerten kleineren Erzeugern. 

Den Schaumwein von Endrizzi habe ich erstmals 2011 probiert und war nicht begeistert. Zeit also, für einen zweiten Versuch. 

Paolo und Christine Endrici produzieren ihren Dolomiten-Wein seit 1987 umweltschonend und nachhaltig. Die beim Schaumwein verwendeten Trauben sind Chardonnay und Pinot-Noir, was auf dem kalkigen Boden und den klimatischen Bedingungen, unter denen der TrentoDOC entsteht, naheliegend, sinnvoll und ungleich begrüßenswerter erscheint, als z.B. die Verwendung von Weißburgunder oder anderen Rebsorten. Der auf Klarheit und gleichzeitige Leichtigkeit angelegte Stil wirkt gelungen. Die Alkoholgrade liegen sämtlich unter 13%, die Süße allerdings könnte für meinen Geschmack gegenüber der bei allen Endrizzi-Schäumern weniger selbstbewussten Säure etwas zurückgenommen werden. Das wäre stilistisch konsequent, würde aber wahrscheinlich Kunden vergraulen, die den schmackhaft-süffigen, aber nicht kopflosen Stil von Endrizzi zu schätzen wissen. Den aktuellen Jahrgängen von Endrizzi traue ich mehr als die empfohlenen zwei Jahre optimaler Genusszeit zu, nach drei oder fünf Jahren könnte insbesondere der Rosé eine Entwicklung hinter sich gebracht haben, die ihn noch einmal begehrenswerter erscheinen ließe.

 

Brut

85CH 15PN

Angebaut gute 600 Meter über dem Meeresspiegel im Valle di Cembra, also ganz und gar mittig. Gute dreißig Monate Hefelager.

Leicht kräuterig; mit Trockenblumen unterlegter Apfelmix nicht nur aus grünen Äpfeln. Der kleine Pinotanteil zahlt sich aus und rundet den Brut schmackhaft ab.

 

Brut Riserva Pian Castello

60CH 40PN

Etwas niedriger als der normale Brut werden die Reben für den Reserva in der Lage Pian Castello ca. 350 bis 420 Meter über dem Meer angebaut. Lag 42 Monate auf der Hefe.

Auch dieser Schäumer ist deutlich vom – reifen – Chardonnay geprägt, mit Apfel, geklärter Butter, etwas Nuss und Hefe; dazu kommen weinige, schon recht entwickelte Aromen, die ich dem Pinot zuschreibe und die dem Wein seinen Riservacharakter verleihen. Trinkt sich angenehm, mit sauberem Mundeindruck, der zwar nicht irre lang anhält, dafür aber eine peinliche Abschiedsszene vermeidet. In dieser Gewichtsklasse ist das viel wert.

 

Brut Rosé Pian Castello

100PN

Trauben aus Pian Castello und dem Valle di Cembra. Fünf Jahre auf der Hefe.

Angenehmer Geselle, kraftvoll, nicht unburschikos, mit eleganten Anwandlungen. Mit genügender Reife kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Schäumer an Weltläufigkeit zulegt, ohne sein markantes Profil ganz durch Abschliff zu verlieren. Bei der geringen Menge von nur 3000 Flaschen wird es aber wohl nur wenige Möglichkeiten eines Wiedersehens mit mehr Flaschenreife geben.

 

Fazit:

In den letzten zwei Jahren hat sich merklich was getan. Mein Erwartungshorizont für die kommenden Jahre ist geweitet.