Am Vorabend der Terres et Vins de Champagne organisierten die rührigen Winzer eine Minirundreise durch die Champagne. Da der Schwarzriesling eine immer noch unterschätzte Rolle in der Champagne spielt, lag es nahe, sich bei der Tour an dessen Wurzeln zu heften. Der erste Teil des Ausflugs drehte sich deshalb um Pinot Meunier, seine Eigenheiten und bevorzugten Standorte.
1. Laherte, Pinot Meunier 2011
Gepflanzt 2001 in Chavot, lieu-dit Les Vinages, rechts vor der berühmten und vielphotographierten Kirche von Chavot. Im alten Holz mit BSA vinifiziert. Mild, aber nicht lasch, finessereich und nussig, leicht, mit Birne und Litschi.
2. Laherte, Pinot Meunier 2011
Gepflanzt Mitte der Siebziger in Chavot, nur wenige Meter von der Kirche entfernt, auf der anderen Straßenseite, wo der Boden eine dickere, dunklere Deckschicht hat; identische Vinifikation, aber intensivere, strengere, konzentriertere Aromatik.
3. Bérèche, Pinot Meunier 2011
Leuvrigny, Barrique, Bâtonnage, kein BSA. Wenn man von Chavot aus nicht in die Côte des Blancs fährt, sondern über St. Martin d'Ablois durch den Wald in Richtung Marne, dann landet man in der zweiten Reihe hinter den direkten Marneanliegern. Dort fühlt sich der Schwarzriesling säuisch wohl, bleibt schlank, wird aber rassiger und gewinnt dezent Muskelmasse.
4. Bérèche, Champagne Rive Gauche
100PM, 2008er lieu-dit Les Misy, mehr als vierzig Jahre alte Reben.
Orangenmarzipan, kandierte Rosenblüte und kandierte Mango/Papaya/Ananas, Cashewkerne, sanfter Druck wie bei einer schnellen Kurvenfahrt im fahrdynamischen Multikontursitz der neueren S-Klasse Modelle.
5. Tarlant, La Vigne d'Or Brut Nature 2002 dég. à la volée sur place
100PM aus der Lage La Pierre de Bellevue. Eisenhart und stahlig, mit etwas Fenchel und Honig; für einen reinsortigen Pinot Meunier sehr unkommunikativ, ein regelrechter Einzelkämpfer. Das dürfte der Grund dafür sein, dass Benoit ihn solo vinifiziert hat, für eine Cuvée ist der nicht nichts. Wird sich mit etwas Dosage und Flaschenreife sicher genauso liebenswert zeigen, wie der Jungfernjahrgang.
6. Tarlant, La Vigne d'Or Extra Brut 1999
100PM aus der Lage La Pierre de Bellevue. Kräuter sind drin, viele Kräuter. Und Heidelbeeren. Wie das schmeckt (nicht wie Echt Stonsdorfer jedenfalls)! Mit viel Luft entwickelt sich der Champagner in eine medizinische, thymian-rosmarinige Richtung.
Mit den drei folgenden Champagnern wurde dann das Präabendessengrillen eingeleitet.
7. Marie-Courtin, Efflorescence Extra Brut (Brut Nature)
100PN in gebrauchten Barriques mit weinbergseigenen Hefen vinifiziert und zur zweiten Gärung gebracht.
Seit 2005 ist Dominique Moreau, jüngster Neuzugang im Club der Terres et Vins de Champagne Winzer, Herrin über 35 bis 40 Jahre alte Reben aus Massenselektion, seit 2007 arbeitet sie biodynamisch. Darüber kann man schmunzeln und streiten, über die Champagner nicht. Die sind schlank bis drahtig, rotfruchtig, etwas apfelig, mit einer Mischung aus gtrockneter Aronia, Acaibeere, Kumqat und Sauce Griottine. Dabei gestählt wie klassischer Chablis; wenn er aus dem Fruchtfleisch in den nächsten drei bis fünf Jahren etwas macht, könnte das ein richtig großer Champagner werden.
8. Francis Boulard Extra Brut 2005, dég. 9. Dezember 2011
50CH 30PN 20PM, 30 Jahre alte Reben, spontan mit weinbergseigenen Hefen vergoren, im kleinen Eichenfass vinifiziert, dosiert mit 3 g/l.
Gesalzene Mandeln, Früchtebrot, Feigen, Datteln, Backpflaumen; wenig Säure. Da hatte sich noch nicht alles an seinem Platz befunden, in einem Jahr wissen wir mehr.
9. Jeaunaux-Robin, Rosé de Saignée Brut
100PM aus Talus-St.-Prix, durchschnittlich ca. 30 Jahre alt, 2008er, im 228-Liter Fass vinifiziertmit 8 g/l dosiert. Mandelgebäck, Nektarine, frisches, warmes Apfelmus. Macht Freude.